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Editorial FA! #48

Das Wichtigste vornweg: Nach einigem unschönen Hin und Her haben wir nun eine neue Homepage-Adresse. Künftig findet Ihr all unsere Texte und Ausgaben unter www.feierabend-le.net.

Das entschädigt hoffentlich auch für das längere Warten auf unsere 48. Ausgabe, die sich recht schwer tat, das trübe Sommerlicht zu erblicken. Kein Wunder. Und irgendwie ist es nicht nur eine dicke, sondern auch ziemlich internationale Ausgabe geworden, die von Tunesien bis Weißrussland, von Italien bis nach Schottland schweift.

Demnächst begeht auch unser heimliches Stammlokal, die Libelle, ihren zehnjährigen Geburtstag. Wir finden das super und rufen: Weiter so! Hoch die Gläser! Und was mensch eben noch so sagt in solch berührenden Momenten. Am 15. Juni wird daher gefeiert! Natürlich werden wir mit einem Info-Stand vor Ort sein, wo auch unsere brandneuen Shirts und Beutel erworben werden können. Eine gute Gelegenheit, gemeinsam zu feiern und im Pool zu planschen 😉

Noch was? Ach ja! Unsere diesmalige – temporäre – Verkaufsstelle: Die Ausstellung „Europa im Cluster“. Sie ist noch bis zum 15. Juni in der Merseburger Str. 84 zu sehen und bietet auch allerlei Veranstaltungsprogramm (mehr im Heft oder unter: europa-cluster.net/).

Die FA!-Redaktion

Editorial FA! #49

Für Euch vielleicht das erste, für uns diesmal das allerletzte: Das obligatorische Editorial. Von Magen-Darm-Infekten und anderen unschönen Unwägbarkeiten des Lebens gestraft sitzt die einköpfig verbliebene Restredaktion nun vor dem fast fertigen Heft und saugt sich mit letzter Kraft diese Zeilen aus den wunden Fingern. Was hat uns dieses Heft schon wieder an Mühe bereitet, aber auch an ebensolcher Freude.

Wir haben unsere sommerlichen Demoerlebnisse dokumentiert, waren unter gemeinen Deutschen, gewannen wieder neue Schreiberlinge, die bspw. aus Kosovo berichten, bauten unsere Fußball-Sparte aus und ließen auch die Theorie & Praxis nicht zu kurz kommen. Ein – vergleichsweise – schmales Heft ist es geworden, die #49. Der Anlauf, den wir für die große Jubiläumsnummer #50 nehmen, macht sich schon bemerkbar. Und so wünschen wir Euch bis dahin eine angenehme Lektüre und nutzt die Wartezeit, pflegt Eure Zimmerpflanzen und backt Euren Nachbarn mal wieder einen Apfelkuchen!

Eure Feierabend!-Restredax

FußballFANS & SPIELER gegen Homophobie

Das Coming Out von Thomas Hitzelsperger ist in aller Munde. Was fällt mir so ein, wenn ich an Thomas Hitzelsperger denke? Ein guter Fußballer, der den Höhepunkt seiner Karriere 2007 mit dem VFB Stuttgart erlebte, als dieser Deutscher Meister wurde. Ein Spieler der mir durch sein Engagement gegen Rechtsextremismus sehr sympathisch war, bis er einen Vertrag bei dem vielleicht widerlichsten Verein überhaupt unterschrieb: Lazio Rom. Soviel zur Person. Aber was bewirkt sein Coming Out? Unbestritten ist es ein positiver Schritt in die richtige Richtung, allerdings wird er das Grundproblem sicher nicht beheben. Der Deutsche Fußballbund (DFB) engagiert sich glücklicherweise sehr stark gegen Homophobie. Das Grundübel liegt allerdings innerhalb der Fanszenen und in den Mannschaften selber. Werden Profis durch die Positionierung des DFB zumindest vorsichtiger in ihrer Wortwahl, so lassen sich „Amateurmannschaften“ und Fanszenen vom Verband kaum beeinflussen. Es ist ein Unding, dass homosexuelle Spieler_innen Angst haben müssen, sich zu outen, wegen Dingen, die sich außerhalb der medialen Öffentlichkeit abspielen, dummen Sprüchen in der Kabine oder weil sie im Stadion als „Schwuchtel“ beschimpft werden. Es ist lächerlich die Qualität eines Spielers anhand seiner Sexualität bestimmen zu wollen! Auch Homosexuelle können körperlichen Sport betreiben. Was für uns als Fans und Spieler_innen bedeuten muss: Homophobie ist Scheiße, immer und überall!

(Klaus Canzely)

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Einfach einen Brief fertigmachen, die eigene Postadresse und E-Mail angeben, den Umschlag ausreichend frankieren, Bargeld beilegen und an folgende Postadresse schicken:

Feierabend!
Kolonnadenstraße 19
04109 Leipzig

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6 Ausgaben dementsprechend 10 Euro.

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Wilder Streik bei Opel in Bochum

Sieben Tage lang, vom 14. bis zum 20. Oktober, haben die ArbeiterInnen der Bochumer Opel-Werke die Produktion lahmgelegt. Mit ihren Aktionen haben sie auch die Teileauslieferung für vier weitere europäische Opel-Werke verhindert und damit die Produktionsketten völlig durcheinander gebracht. Im größten "wilden Streik" seit dreißig Jahren haben die ArbeiterInnen tagelang dem Dauerfeuer und den Einschüchterungen von Bossen, Politik, IG Metall und Betriebsrat widerstanden, die sie mit allen Tricks unbedingt dazu bringen wollten, die Produktion wieder aufzunehmen. Letztlich haben sich die erfahrenen und professionellen Abwiegeler und Abwickler aus den Reihen des DGB mit ihren Manipulationen erst einmal durchgesetzt. Trotzdem aber haben die ArbeiterInnen in Bochum mit ihren Aktionen gezeigt: es geht was und es geht so, dass es richtig weh tut!
Die Stimmung am Wochenende
Leute aus mehreren Gruppen der FAU waren in den letzten Tagen bei Opel in Bochum vor Ort, um Solidarität zu zeigen, mit den ArbeiterInnen zu diskutieren und zu erfahren, wie wir den Kampf unterstützen können. Dabei hat sich immer wieder gezeigt, dass bei vielen ArbeiterInnen ein tiefes Mißtrauen nicht nur gegen die Politiker sondern auch gegen die Gewerkschaft und den Betriebsrat besteht, die zwar vordergründig den dicken Heinz markieren aber gleichzeitig versuchen, mit allen Mitteln auf ein Ende des Produktionsstopps hinzuwirken. Gerüchte und offensichtlich ganz gezielt gestreuten Falschinformationen von Seiten der Meister und der Funktionäre gaben sich die Hand.
Trotzdem war die Entschlossenheit groß, sich nicht auf irgendwelche nichtssagenden Versprechungen einzulassen und stattdessen das einzige Druckmittel, die De-Facto-Blockade der Teileauslieferung u.a. für Antwerpen und Rüsselsheim, in der Hand zu behalten. Auf der anderen Seite war aber auch durchaus eine steigende Unsicherheit spürbar, wie es weitergehen soll, wenn man nicht nur die Geschäftsleitung sondern auch den Betriebsrat und die Gewerkschaft gegen sich hat.
Dienstag – Die Inszenierung sickert durch
Gegen Abend sickerte durch, wie Betriebsrat und Gewerkschaft die Belegschaftsversammlung am nächsten Tag organisieren wollen. Weitab vom Werk, mit lediglich zwei Redebeiträgen, in denen Stimmung für die Wiederaufnahme der Produktion gemacht werden soll und ohne jede Möglichkeit der Diskussion. Stattdessen: Geheime Abstimmung über das Ende der Kampfmassnahmen. Einige haben Tränen in den Augen vor Wut und Enttäuschung, andere lachen und wollen diesem Gerücht nicht glauben. "Das war es dann wohl!" meint jemand.
Mittwoch – Alles unter Kontrolle
Schnell zeigt sich, dass die Informationen vom Vorabend kein Gerücht sondern Fakten waren. In der viel zu kleinen Halle auf dem Podium sitzen der BR-Vorsitzende Hahn und der IG Metall-Funktionär Hinse. Um das Podium Trauben von Werkschutz und Security. Security auch am Eingang. Sie machen rigide Kontrollen, wer raus geht rauchen, kommt nicht wieder rein. In den vorderen Reihen hauptsächlich Gefolgsleute des Betriebsrats. Reden dürfen nur die beiden Funktionäre. Danach wird sofort der vorbereitete Antrag den sie zur Abstimmung vorgelegt. Der läuft auf eine glatte Erpressung der Belegschaft hinaus: "Soll der Betriebsrat die Verhandlungen weiterführen und die Arbeit wieder aufgenommen werden? Ja oder nein?" Viele müssen drei mal überlegen, bis sie verstanden haben, was passiert. Weitere Verhandlungen nur, wenn die Belegschaft vor Gewerkschaft, Betriebsrat und Bossen kuscht und ihr einziges Druckmittel aus der Hand gibt.
Die Abstimmung ergibt eine Mehrheit für die Wiederaufnahme der Produktion. Rund 4.600 ArbeiterInnen sind dafür, knapp 1.800 dagegen. Ausserdem gibt es eine Menge Enthaltungen und ungültig gemachte Stimmzettel. Viele sind erst gar nicht zu dieser Farce erschienen. Die IG Metall wird später am Tag die Falschinformation verbreiten, es hätten sich 6.400 Arbeiter für die Wiederaufnahme der Produktion ausgesprochen, die dann auch sofort von eingen Nachrichtenagenturen aufgegriffen und verbreitet wird. Scheinbar ist den hauptamtlichen Abwicklern nicht so recht geheuer, dass trotzdem immer noch rund ein Drittel der ArbeiterInnen die Aktionen fortsetzen wollten. Obwohl sie dann keinen Pfennig Kohle gesehen hätten und mit Sicherheit die Repressalien eingesetzt hätten.
Und jetzt?
Über das, was jetzt kommt, herrscht absolute Unsicherheit. Die Stimmung ist mies, die Belegschaft gespalten. Also genau das, was die professionellen Verhandler brauchen, um Belegschaften halbwegs ungestört abwickeln zu können. Es kann aber auch sein, dass es bei einem absehbaren miesen Verhandlungsergebnis wieder zu spontanen Aktionen kommen wird. Dass sie das können, haben die ArbeiterInnen ja gerade gezeigt. Beim nächsten Mal wird allerdings die Werksleitung besser vorbereitet sein. Nachdem sie davon überrascht worden ist, wie schnell ihre "atmende Fertigung" auf europäischer Ebene soeben den Keuchhusten bekommen hat, wird man versuchen, in den nächsten Wochen Lager anzulegen, um einen erneuten Produktionsstillstand ins Leere laufen zu lassen. Manche Chancen bekommt man nur einmal und dann so schnell nicht wieder.
Das hat gesessen!
Eines jedenfalls haben die 7 Tage von Bochum gezeigt. Die Angst vor einem Wilden Streik, vor einem eventuellen Kontrollverlust der Befriedungsagenturen Betriebsräte und sozialpartnerschaftlicher Gewerkschaft sitzt tief bei Wirtschaft, Politik und veröffentlichter Meinung. Jede Regung hinter und vor den Toren der Bochumer Fabriken war tagelang Topthema in den Medien, Gegenstand von Eilmeldungen, wütendem Gekeife der Arbeit"geber"verbände, Erklärungen von Ministern und Parlamenten. Die Bochumer Opel-ArbeiterInnen haben mit ihrer Aktion ans Licht gebracht, was tatsächlich wehtut und wovor das System Angst hat. Direkte Aktionen mit konkreten Störungen des reibungslosen Betriebes. Nicht zuletzt deswegen haben viele Leute voller Hoffnung nach Bochum geschaut und tun es immer noch. Weil noch nicht aller Tage Abend ist.

Hinweis: Den Text haben wir von www.fau.org gezogen, er wurde von FAUistas aus dem Ruhrgebiet verfasst.