Archiv der Kategorie: Feierabend! #30

Antreten zum Zapfenstreich

Das Problem ist bekannt: Eigentlich steht die Linkspartei ja für alles Gute und Schöne ein – beim ersten Anzeichen von Erfolg jedoch werden die eigenen Ideale schnurstracks über Bord geworfen. Auch der Leipziger Ordnungs­bürger­meister Heiko Rosenthal (Die Linke.) hat seine Lektion in Sachen staatstragendes Ja-Sagen gelernt. Ob es um den Kampf gegen Grafitti-Sprayer geht, oder darum, Neonazi-Demonstrationen möglichst reibungslos über die Bühne zu bringen (siehe FA! #28), Sach­zwangs­ver­walter Rosenthal ist mit dabei. Was muss, das muss halt. Wie dieses Prinzip sich in der Praxis äußert, konnte mensch nun beim Leip­ziger Bürgerfest beo­bachten. Bei diesem war auch die Bun­deswehr vor Ort, um für ihren Ver­ein die Werbetrommel zu rühren und der ört­lichen Jugend zu erklären, dass der Tod für´s Vaterland vielleicht doch eine ernsthafte Alter­na­tive zu einer Existenz als Hartz-IV-Empfänger wäre. Einige junge Menschen, die dagegen protes­tier­ten, wurden von Feldjägern und Security gewaltsam des Platzes verwiesen. Heiko Rosen­thal hingegen ließ es sich nicht nehmen, zusammen mit Ge­neral­­major Reinhard Kammerer ein Bierfass anzu­zapfen. Muss ja. Auch der Standort Leipzig wird schließlich am Hindukusch ver­teidigt. Hirn aus­schalten, gerade halten, in die Ka­meras der lokalen Presse grinsen und ver­suchen, dabei möglichst staats­män­nisch auszu­schauen: So klappt´s auch mit der SPD.

(nils)

Editorial FA! #30

Endlich ist die #30 von der Werkbank auf die Straße gerollt. Aufgepimpt mit CD-Beilage, poppt und punkt es in der Kiste mit „Geräuschen aus dem Postfordimus“. Für die Jubiläums­ausgabe haben unsere Musikredakteure in nervenaufreibender Kleinstarbeit 16 politisch-subversive Bands und Inter­pre­ten aus der Region für ein musikalisches Schmankerl gewonnen. Ergänzend dazu haben wir diesen Schwerpunkt (Seite 18-25) mit historischen Hintergründen „tiefergelegt“.

Auffällig und „untypisch“ für den Feier­abend! ist diesmal sowohl das Themen­gebiet, als auch die prallen 36 Seiten dieser Jubiläumsausgabe.

Weil Freude an subvisionärer Musik und Abwehr von Überwachungswahn aber oftmals Hand in Hand gehen, findet Ihr diesmal auch einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen zum Daten­schutz (Seite 1,13-17) sowie praktische Tipps zur Sicherheit im Netz (Seite 28f).

Diesmal leider zu kurz gekommen ist trotz langwierigem Diskussionsprozess die Pro/Contra-Rubrik. Wir arbeiten aber weiter an unseren Widersprüchen ;). Alte Muster und Rubriken finden sich im vorliegenden Heft kaum und auch der Produktions­prozess war der bisher (ungewollt) längste, was diese Ausgabe in mehrfacher Hinsicht special macht. Zumindest sind wir in unserem Bemühen, die Länge der einzel­nen Beiträge nicht allzu auszudehnen, erfolgreicher gewesen. So ist hoffentlich anhaltender Genuss mindestens bis zum nächsten Feierabend! garantiert. Auch wenn´s mal wieder länger dauert.

P.S. Unsere Verkaufsstelle „Shahia“ feiert übrigens demnächst ebenfalls Jubiläum und ist uns nun auch schon über fünf Jahre treu. Grund genug, sie wie schon damals in Heft #4 zur Verkaufsstelle des Monats zu küren. Weiter so!

Viel Spaß beim Lesen,

Eure Feierabend!-Redaktion