DANCE THE MOVEMENT

Ein Parade-Aufruf zur Global Space Odyssey

Die “Global Space Odyssey” wird am 29. Juli zum nunmehr sechsten Mal stattfinden. Start ist um 12 (Mittags!) am Conne­witzer Kreuz, danach geht es über die Karl-Liebknecht-Strasse zur Zwischenkundgebung auf den Au­gustusplatz. Weiter über Haupt­­bahn­hof und Waldplatz in den Richard-Wagner-Hein, wo wieder bis zwölf ausgeruht bzw. weiter Spaß gehabt werden kann. Ab Mitternacht werden diverse Crews im Partydreieck Plagwitz (G16-Super­kronik-Handschuh­fabrik) bis Sonnenaufgang eure Tanzkraft ausreizen wollen.

2001 tanzten zum ersten Mal junge Leute durch Leipzigs Strassen, begleitet von bunten LKW, die die Parade mit unterschiedlichster Musik, von Hip Hop bis Techno, Livemusik, Psytrance, D&B usw. beschallten. Aus dem „reclaim the streets“-Gedanken heraus die Straßen zu besetzen und mehr daraus zu machen, als eine „buy and go area“, hielten wir es für eine gute Idee, uns mit anderen Städten aus aller Welt zu solidarisieren und gemeinsam an einem Tag auf die Straße zu gehen und zu feiern. Genau das war der Gedanke des „Million Marihuana March“, ein internationaler Aktionstag für die Legalisierung von Marihuana, in dessen Verlauf in über 140 Städten Menschen für ihr Recht zu kiffen auf die Straße gingen. Dabei war es uns von Anfang an wichtig, den Undergroundgedanken zu vermitteln, dessen gegenkulturellen Ansatz wir darin sehen, uns gegen die Rationalität des Marktes, Sexismus, Rassismus sowie autoritäre Strukturen zu wehren und zu versuchen, unsere Freiräume – z.B. unkommerzielle Parties – so zu gestalten, dass niemensch wegen Kohle, Drogen, Aussehen oder ähnlichem ausgegrenzt wird, wo aber nazistisches, sexistisches und gewaltchauvinistisches Gedankengut keinen Zugang finden dürfen. Zusätzlich wollen wir auf konkrete Probleme unserer unmittelbaren Alltagswelt aufmerksam machen. Aus diesen Gründen stellten wir Forderungen auf, die über die Legali­sierung von Marihuana hinausgehen. Abgesehen davon, dass wir den „Million Marihuana March“ für eine schöne Sache halten, ist uns der inhaltliche Bezugsrahmen einfach zu klein, als dass wir uns in diesem Zusammenhang organisieren wollten.

Nachhaltige Lösungsansätze für die mannigfaltigen und oftmals gravierenden Probleme unserer Gesellschaft scheitern immer wieder an den marktwirt­schaft­lichen Vorbedingungen. Men­sch­liches Miteinander ist geprägt von Konkurrenz- und Leistungsdenken, sowie von einer Marktrationalität, in der selbst das eigene Sein als Ware wahrgenommen wird.

Der Staat als autoritäre Machtstruktur kann und will innerhalb der waren­förmigen Ge­sellschaft gar nicht anders, als die Ver­wertungs­be­ding­­ung­en auf­rechtzuerhalten um sich zu finanzieren.

Was wollen wir nun eigentlich? Na klar – das komplett andere eben. Eine Gesellschaft, in der die Freiheit des Einzelnen die Grundbedingung für die Freiheit aller ist. Eben weil wir uns nicht auf eine Insel des Glücks zurückziehen können, ohne dass diese mehr wäre als eine Illusion, muss unser politischer Ansatz seine Entsprechung in der Realität finden und sich nicht in theoretischen Debatten verlieren. Dieses politische Selbstverständnis, welches auf Basisdemokratie, Selbstorganisation, Selbstbestimmung und freier Entfaltung des Individuums aufbaut, ist im kapitalistischen System nicht zu leben.

Daher halten wir es für sinnvoll, dass sich aus möglichst vielen gesellschaftlichen Teilbereichen (kulturell, politisch, sozial, wirtschaftlich) anhand konkreter Probleme und dem Bedürfnis diese nachhaltig zu überwinden, ein gesellschaftskritischer Ansatz entwickelt. Sobald wir die Frage nach der Überwindung des Kapitalismus und rassistischem, sexistischem sowie autoritärem Denken stellen, stellen wir die Frage ums Ganze. Diese Unterdrückungsmechanismen wirken in allen Teilbereichen unserer Gesellschaft, egal ob an den EU-Außengrenzen Menschen gejagt und erschossen, DrogenuserInnen kriminalisiert, Frauen diskriminiert oder Millionen von sogenannten Nutztieren entrechtet und getötet werden. Nur eine soziale Bewegung, die in breiten Schichten wirkt und die Verbesserung der Situation des einzelnen Individuums zum Ziel hat, kann dieses System als Ganzes begreifen und nur dann auch nachhaltig verändern.

Wir haben uns im Rahmen der GSO 2006 entschlossen Forderungen aufzustellen, die sich mit Themen wie Repression, Tierrechten, Drogenpolitik, Antifaschismus und Schulpolitik befassen, um ausführlicher auf diese eingehen und Kritik- und Handlungsperspektiven besser entwickeln zu können. Aus diesem Grund haben wir einen Reader gestaltet, welcher in diversen politischen und kulturellen Zentren, wie z.B. dem Linxxnet, der Libelle, aber auch auf einigen Parties ausgelegt wird – haltet Augen und Ohren offen und bewegt euch. In diesem Sinne: Smash the state – abolish capitalism – fight authority – dance the movement!

(Vorbereitungsgruppe GSO)

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