Die Angst macht sich breit in Sachsen. Eilig werden die Schaufenster von Geschäften mit Brettern vernagelt, an den Kassen der Supermärkten drängen sich die Leute, um noch rasch die letzten Hamsterkäufe zu tätigen. Alte Menschen wagen sich gar nicht mehr auf die Straße. Der Grund: Am 21. Dezember ist das Schengener Abkommen auch für die neuen EU-Staaten in Kraft getreten, die Grenzkontrollen an der polnischen und tschechischen Grenze sind damit Vergangenheit.
Das macht den Leuten Angst – vor allem davor, dass osteuropäische Kriminelle bei uns künftig noch viel leichter rauben und morden können. Oder wenigstens sollte es den Leuten Angst machen, wenn es nach Sachsens Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) ginge. Er nimmt „die Befürchtungen der Bürgerinnen und Bürger“ auf jeden Fall „sehr ernst.“ Darum hat er auch „Maßnahmen der sächsischen Polizei veranlasst“, damit sich die Leute „auch weiter sicher im Freistaat Sachsen fühlen können.“
Als erste Maßnahme hat er die Broschüre drucken lassen, der diese Zitate entnommen sind. Diese wurde Anfang Dezember an sächsische Haushalte verteilt, um den potentiell schon ziemlich verängstigten Bürgerinnen und Bürgern zu erklären, wie die Polizei sie vor der drohenden Gefahr schützen will.
Zunächst mal werden die „Kontrollen im grenznahen Raum“ verstärkt – statt der stationären gibt es nun dreimal so viele mobile Kontrollen. „Gemeinsam mit der Bundespolizei und dem Zoll“ soll so ein „Fahndungsschleier im grenznahen Raum“ errichtet und so der „Verfolgungsdruck auf Straftäter“ erhöht werden insbesondere durch verstärkte „Kontrolltätigkeit auf den Bundesautobahnen“. Und nicht nur das: Mit Hilfe „aufeinander abgestimmter Lagebilder für ein zeitnahes Erkennen der Kriminalitätsentwicklung“ hofft man, diese „bereits in den Ansätzen“ bekämpfen zu können.
„Bereits in den Ansätzen bekämpfen“ klingt ja schon gut – fast wie „im Keim ersticken“. Aber ein bisschen aufpassen müssen die Bürgerinnen und Bürger auch selber. Denn die Polizei kann zwar hart durchgreifen, aber nicht zaubern. Darum will sie sich zusätzlich um die Beratung kümmern und „Präventionsveranstaltungen“ organisieren, bei denen erklärt wird, wie man sich schützen kann. Okay, der gute Wille zählt. Aber insgeheim fragt man sich schon: Prävention gegen Polen – geht das denn?
Für ältere Leute, die nicht mehr so gut zu Fuß sind und deshalb nicht zu diesen Veranstaltungen kommen können, gibt es noch ein paar Verhaltenstipps auf den Weg. Zum Beispiel: „Notieren Sie sich die Einzelheiten, falls Sie verdächtige Personen feststellen oder andere verdächtige Wahrnehmungen machen“. Wenn sich also zum Beispiel fremdländisch ausschauende Personen in Ihrer Wohngegend herumtreiben, gilt: „Haben Sie keine Bedenken, im Zweifelsfall die Polizei anzurufen.“
Fragt sich nur, ob die im Ernstfall wirklich helfen kann. Denn auch den tapferen Polizeibeamten macht die zu erwartende Invasion osteuropäischer Krimineller offenbar Angst. Mehr noch: Sie haben die Hosen gestrichen voll. Rund 1000 von ihnen gingen deshalb am 22. November in Frankfurt/Oder auf die Straße, um gegen den Wegfall der Grenzkontrollen zu demonstrieren. Das Motto der Demo lautete: „Offene Grenzen ja – KEINE Freifahrt für Terrorismus und Kriminalität“.
„Polnische Superkriminelle sind uns überlegen!“ wäre vielleicht ein noch besseres Motto gewesen. Aber auch so kann einem Angst und Bange werden, wenn da von „Terrorismus und Kriminalität“ die Rede ist. Nicht genug, dass die fiesen Osteuropäer unsere Autos klauen – müssen wir uns künftig auch noch vor polnischen Selbstmordattentätern fürchten?! Und selbst die Polizei ist offenbar machtlos angesichts des drohenden Ansturms von Kriminellen und Terroristen.
Und wenn nicht die Polizei, wer kann uns denn dann noch helfen? Vermutlich nur die Bundeswehr. Frau Kanzlerin: Handeln Sie JETZT!
(justus)