Kunst am Rande der Südvorstadt

Am Ende der Südvorstadt in Richtung Connewitz versteckt sich in der Kantstraße 18 ganz unauffällig das alte Gebäude einer ehemaligen Kunst und Bauschlosserei. Diesen verlassenen Ort nutzten die Mitglieder des Kulturvereins „artpa“, um dort eine Plattform für Kunst, Künstler und die die es werden wollen zu installieren. Seit dem Austellungsbeginn im Oktober 2004 können gerade junge Künstler, ihre Konzepte vorstellen und die verfügbaren Räume nach ihren er­ar­bei­te­ten Programmen ausgestalten und in die Öffentlichkeit tragen. Ziel soll es auch sein,neue Strömungen und Ideen zu fördern und diese ebenso breiten Schi­chten zu eröffnen. Die Mitglieder des Vereins wollen die Ausgestaltung und den Ent­schei­dungsprozess den Künstlern selbst­be­stimmt überlassen und lediglich unter­stützend zur Seite stehen. Das Projekt ist als allgemeinnütziger Verein organisiert und finanziert sich über Spenden, Miet­ein­nahmen für das Atelier und den Cafébetrieb. An der Aufstellung des Programms sind alle Mitglieder gleicher­maßen beteiligt.

Zu Beginn jeder Ausstellung gibt es eine Er­öffnungsfeier, wo neben der Ausstellung auch Livemusik undoder Theater gezeigt wird. Die Ausstellungen selber laufen im 6 Wochen Takt und können immer während der Cafézeiten zwischen 18 und 22 Uhr jeden Mittwoch bis Sonntag be­wundert oder kritisiert werden. Stellt auch die Malerei den derzeitigen Fokus dar, bleibt das Spektrum der Künste nicht da­rauf beschränkt, sondern beinhaltet Kunstformen von Musik, Theater, Photo­gra­phie und Tanz über Lesungen und Film bis Performance und Installation. Dafür gibt es eine Fläche von 680 Quadratmeter mit einem Hof und zwei Gebäudeteilen.

Ver­schiedene gelungene Ver­anstaltungen hat der Ver­ein bisher schon durch­­­­­­­geführt, darunter ei­ne interkulturelle Aus­stellung mit dem Namen Grenzen PassageHorizont, wo u.a. Künstler aus Kroatien oder der Ukraine vertreten waren, sowie Gastspiele von Theatergruppen aus den Connewitzer Kammerspielen oder dem Kulturhaus „Villa“, die im Rahmen des Sommertheaters in der Kantstraße auf­ge­tre­ten sind.

Derzeit präsentiert das Kunstprojekt Kant­straße einen einstündigen Film über das Le­ben und Wirken dreier Leipziger Künstler und einer Band aus Sachsen-An­halt im Rahmen der Veranstaltung „TU!“. Ini­tiiert und Gestaltet wurde das unab­hängige Projekt von hiesigen Filme­machern mit Unterstützung der HTWK Lei­pzig. Im Film werden einzelne In­ter­views mit den Künstlern in eine Rahmen­handlung eingebettet. Der Pro­tagonist ist auf einem Streifzug durch die Stadt und rich­tet seinen Blick auf die In­dus­trie­ro­man­tik Leipzigs. Die Hand­­­­­lung kommt da­­­bei auch ohne Spra­che aus und lässt allein die Bil­der spre­chen, wel­che das manch­­mal schwere Dasein zwischen Stein und Beton ein­fangen ohne im Molochkitsch zu lan­den. Mittendrin werden die ein­zelnen In­ter­viewsequenzen mit den hiesigen Künstlern collagenartig in dramaturgisch zu­gespitzter Form zwi­schen­geschaltet und ge­ben Einblicke in ihr Denken und Schaffen. Die Interviews enthalten Fragen über Gott und die Welt, das Wohin und Wo­her, das Wozu und Warum, eben alle großen Fragen des Menschen. Der Film ver­meidet es, vor­ge­kaute Antworten zu lie­fern die abgespickte Weisheiten ver­mitteln sollen. Darin steckt auch seine Stärke. Er ist ein me­lan­cholischer Blick auf eine Existenz, auf eine Stadt, auf das Leben, auf die Welt. Die mitunter scharfen Schnit­te und weit­läufigen Aufnahmen so­wie die satte musikalische Untermalung fü­gen sich zu einem dichten Gesamtbild, was sich die 60 Minuten Filmlänge auch durch­gängig trägt. Da kann mensch auch ge­­trost drüber hinweg­sehen, dass der Film sei­ne An­kündigung als „Mu­­sik­film“ ni­cht kon­sequent be­die­nen kann, da das Musikalische des Films eher im Hin­ter­­grund bleibt und damit eben „nur“ unter­stützend auftritt. Auch ist teilweise bei der Einarbeitung der Interviews in die Rahmenhandlung keine dramaturgische Fortführung zu sehen, sodass sich bestimmte Teile unnötig strecken. Fazit bleibt aber das der Film sehenswert ist, schon allein, weil mensch, sofern er Leipzig kennt, Stationen im Film wiedererkennt.

Gleich im Anschluss des Films gibt es die Möglichkeit die Werke der Künstler auch live in der Ausstellungshalle der Kant­straße zu begutachten. Die Aus­stellung läuft noch bis 4. 9. und der dazugehörige Film eventuell noch den ganzen Sep­tember über.

Des Weiteren gibt es von 9.9. bis 2.10. eine Ausstellung mit dem Namen „Intro–section“ mit Malereien von Antje Herold und Photographien von Kai Kovacs mit Live-Musik zu Ausstellungsbeginn. Wer am 30.9. die Kantraße besucht, bekommt eine Lesung von Kurt W. Fleming aus seinem Buch „Ein Schwejk in der NVA“ zu hören. Und schließlich findet am 22.9. in der Kantstraße ein Lifekonzert mit dem Sylke Peter Projekt aus Leipzig und den Deti Desti aus Prag statt. Die Kantstraße öffnet jeden Mitt­woch bis Sonntag ihre Tore und lädt zur Auseinandersetzung mit jeder Dimension von Kunst ein.

karotte

www.artpa.de

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