Schulen vom Netz?! Fickt das System!

Veranstaltungsreihe der AG tollWUT zur Bildungskritik

„Schule ist Scheiße“ – dieser Ausspruch spricht sicherlich jeder und jedem von Euch aus dem Herzen…. Lange, nicht endende Schulstunden, genervte und überreizte LehrerInnen, die tägliche Qual zu unmenschlichen Zeiten aufstehen zu müssen, das zwanghafte Auswendiglernen für die nächste Leistungskontrolle. Seitenweise könnte dieses Abkotzen wohl weitergeführt werden. Aber sind Bildung und Lernen wirklich „Scheiße“? Ist es nicht spannend und faszinierend, Dinge selbstbestimmt erforschen und untersuchen zu können? Stundenlanges Basteln am Computer, das Ergründen von historischen Zusammenhängen etc. Mit der Veranstaltungsreihe „Schulen vom Netz?! Fickt das System!“ nimmt sich die Jugendgruppe tollWUT die (staatliche) Schule kritisch vor. Anknüpfend an das angerissene „Null-Bock-auf-Schule-Gefühl“ soll das Schulsystem fundiert analysiert und kritisiert werden.

Klarstellen will tollWUT damit: Lernen ist keineswegs „Scheiße“, ebenso wenig wie Bildungseinrichtungen „Scheiße“ sind. Unerträglich ist die Art und Weise, wie Schule funktioniert und welchen ausschließlichen Zweck Schule besitzt. Schule formt Menschen für die nachschulische Arbeitswelt und unterstützt nicht die Möglichkeit der selbstbestimmten Entwicklung jedes einzelnen Menschen, seiner Interessen und möglichen Begabungen.

Für tollWUT ist es nicht akzeptabel, dass Bildung diesem einen gesellschaftlich festgelegten und ein Menschenleben ausmachenden Zweck, nämlich die eigene Arbeitskraft zu verkaufen, den Weg ebnet. Die Reihe soll verdeutlichen, dass Schulkritik Gesellschaftskritik ist und sein muss, denn Schule ist ein wesentlicher Bestandteil der herrschenden kapitalistischen Verhältnisse, in denen wir leben (müssen); ein Gesellschaftsverhältnis, in dem Menschen nur als Humankapital gelten, das ständig Gewinn erwirtschaften muss.

Ausgehend von dieser Kritik werden zur staatlichen Schule alternative Schulkonzepte vorgestellt und diskutiert. Diese Schulkonzepte werden vor allem danach befragt, ob sie die Perspektive einer emanzipatorischen Organisation von Gesellschaft eröffnen können.

Sind die vorgestellten Schulkonzepte frei von den kritisierten schulischen Zwangsmechanismen? Bieten diese Schulkonzepte Voraussetzungen für eine bedingt freie Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und/oder für eine radikale Veränderung von Gesellschaft, ohne die den Kapitalismus prägenden Dogmen wie Arbeit, Tauschverhältnisse und das gängige Tauschmittel Geld, Profitfixiertheit, sowie Konkurrenz- und Leistungsdenken? Existieren Schulkonzepte, die einer solchen Vorstellung entsprechen? Kann Schule allein einen relevanten Beitrag zur Emanzipation von Menschen leisten, wo doch der Zwangscharakter der gesellschaftlichen Normen schon den familiären Sozialisationsprozess beeinflusst und darüber hinaus jeden Lebensbereich?

tollWUT hofft, Euer Interesse geweckt zu haben und Euch bei den Veranstaltungen zu treffen. Es wird auch Reader geben, in denen schulkritische Standpunkte und Texte zu den vorgestellten Schulkonzepten nachzulesen sind.

(Oktober 2002)

mehr Infos/Texte: www.ag-tollwut.de

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