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Arbeit macht Spass!

… doch wer kann schon immer Spass vertragen?

Wahlzeit ist Propagandazeit. Und ein Thema steht immer im Vordergrund. Die Arbeitslosigkeit. Doch wenn man sich die Debatten so anschaut, stellt sich die Frage, wo liegt das Problem? Gibt es zu wenig Arbeit oder sind die Arbeitslosen zu faul? Der Herr Schröder sagt, es gibt kein Recht auf Faulheit. Warum eigentlich nicht? Arbeiten wir deshalb, weil wir befürchten, dass es sonst morgen nichts zu kaufen gäbe? Natürlich nicht. Es wird ja allerorten gejammert, das die Leute zu wenig konsumieren, das die Auftragsbücher leer sind und die Umsätze der Konzerne zurückgehen. Es ist eher umgekehrt: wir konsumieren, damit wir arbeiten können! Wo anderenorts die Menschen verrecken weil sie zu wenig zu essen haben, sterben sie in unseren Breiten weil sie sich überfressen. Wozu also arbeiten? Die Sache ist einfach: damit die Miete bezahlt werden kann, damit einem zu Hause die Decke nicht auf den Kopf fällt, damit man nicht als faul und Schmarotzer verachtet wird.

Und irgendwie will man schon einen Teil von der schönen bunten Welt. Es ist doch klar: die Unternehmen wollen, ja sie müssen Profit machen. Es werden nur Leute eingestellt, wenn sie profitabel sind. Und am besten zum Nulltarif! Es ist nie die richtige Zeit für eine Lohnforderung. In der Konjunktur, so wird gejammert, droht sie die Konjunktur abzuwürgen. Und in einer Krise sind Lohnforderungen gleich gar nicht angebracht. Schaut man auf die Börse, so bewirkt eine Lohnerhöhung den Fall einer Aktie. Werden Leute rausgeschmissen so steigt die Aktie. Wohlstand für alle ist ein Witz. Wenn es den Konzernen gut geht, geht es der Mehrheit, die arbeitet keinesfalls gut. Doch woher kommt der Reichtum der Unternehmen? Woher ihre Macht? Aus der Verwertung unserer Arbeit. Je besser und effektiver die Fähigkeit zu arbeiten ausgenutzt wird um so profitabler ist es für das Unternehmen. Die Arbeitspropaganda läuft genau darauf hinaus: länger arbeiten, mehr arbeiten, flexibler arbeiten, für weniger Lohn arbeiten. Möglichst jedes Quentchen Arbeit soll genutzt werden. Denn anscheinend geht es ja um eine gemeinsame Sache: die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Das Renteneintrittsalter soll erhöht werden und die Arbeitszeit soll verlängert werden.

Irgendetwas haut da nicht hin. Es geht darum, unter den Menschen die Bereitschaft zu erzeugen, selbst noch den beschissensten Job für ‘nen Appel und ‘n Ei zu machen. Es geht darum, die Wirtschaft anzukurbeln. Und wer nicht will wird bestraft. Das verlangt die Hartz-Kommision. Und wie der nächste Kanzler auch heißen mag, diesen Vorschlag wird er gern aufnehmen. Es gibt kein Recht auf Faulheit! Und wer hofft schon durch Arbeit je aus dieser Mühle herauszukommen? Wer kann den Montag leiden, wer freut sich nicht auf den Freitag? Nein, Arbeit macht keinen Spaß. Spaß macht es mit Freunden am Strand zu liegen. Doch der Weg zur Arbeit führt nicht zum Strand.

Wie funktioniert der ganze Laden eigentlich? Als Kapital. Das heißt, es wird Geld eingesetzt, um Produktionsmittel und Arbeitskräfte zu kaufen. Die Arbeitskräfte wendet man auf die Produktionsmittel an, läßt sie also arbeiten. Dabei werden sowohl Produktionsmittel als auch Arbeitskräfte verbraucht. Im Ergebnis entstehen neue Produktionsmittel oder Konsumtionsmittel. Diese werden wieder in Geld verflüssigt, also verkauft. Dann kann der Prozess von neuem beginnen. Nun entsteht beim Arbeiten mehr, als für die Wiederherstellung der Produktionsvoraussetzungen vonnöten ist. Also wird die Produktion mit diesem Mehr ausgedehnt. Das heißt es werden mehr Produktionsmittel gekauft und mehr Arbeitskräfte eingestellt und so weiter. So entsteht eine immer größere Warenmasse. Das geht so lange gut, solange jeder der drei Teilprozesse, also Ankauf, Produktion und Verkauf funktioniert. Wenn die lokalen Märkte gesättigt sind, drängt das Kapital über die Grenzen hinaus. Das Kapital breitet sich über die ganze Welt aus. Der Verkauf ist innerhalb des Kapitalprozesses der kritischste Punkt. Wenn die Märkte gesättigt sind kann nichts mehr verkauft werden und der ganze Prozess gerät ins stocken. Produktionsmittel liegen brach, Arbeitskräfte werden rausgeschmissen etc. pp. Das kennen wir ja. Die Arbeiter/innen selbst haben keine Möglichkeit sich ihre Grundlagen fürs Leben selbst zu produzieren, da sie keinen freien Zugang zu den Produktionsmitteln und Ressourcen haben. Sie sind als Produzent/innen von den Produktionsmitteln getrennt. Deshalb sind sie gezwungen, die einzige Ressource zu verkaufen, die sie besitzen und reproduzieren können: ihre Fähigkeit zu arbeiten. Also verkaufen sie diese Fähigkeit und arbeiten. Sie kaufen sich mit dem Geld Konsumtionsmittel und reproduzieren ihre Arbeitskraft um sie wieder verkaufen zu können, etc pp. Das kennen wir ja auch. Was bei der Arbeit tätsächlich konkret gemacht wird ist im Grunde gleichgültig. Wer in einer Panzerfabrik arbeitet, will ebenso wenig auf der Straße landen, wie jemand der/die in einer Schokoladenfabrik oder irgendwo anders arbeitet. Im Kapitalismus haben die Arbeiter/innen ihren Bezug zu ihrem Produkt verloren, ihre Arbeitskraft ist für sie in erster Linie nur insofern von Interesse, als sie verkaufbar – Tauschwert – ist. Möglichst viel Kohle für möglichst wenig Arbeit.

Welchen Sinn hat nun das Ganze? Gar keinen! Es ist ein sich selbst vorwärtstreibender Prozess, der dadurch funktioniert, dass die einzelnen Menschen den Möglichkeiten und Zwängen nachgehen, die sie unmittelbar für sich selbst erkennen. Der Kapitalprozess in seiner Gesamtheit hat nicht mehr Sinn, als das Heranwachsen eines Baumes. Die Folgen sind bekannt: massenhaft sinnlose Schufterei, die krank macht. Eine Schufterei die die Sinne abstumpft und die Muse tötet, die Menschen in gehetzte Tiere verwandelt. Die Zerstörung der Umwelt, Hunger und Kriege erscheinen dagegen als relativ harmlose Nebenwirkung.

Die hier gegebene Darstellung ist natürlich nur eine sehr grobe Skizze. Feierabend! will sich mit dem Thema Arbeit auf eine andere Weise beschäftigen, als es die Politiker aller Parteien tun. Es wird uns darum gehen Zusammenhänge aufzuzeigen; zu schauen, was Leute gegen den Arbeitsirrsinn tun; wo und wie sich Leute wehren. Macht Feierabend!

v.sc.d

Arbeit

Arbeitgeber, Arbeitnehmer…

Ein Verständnisproblem

Manchmal erklären Worte mehr als diejenigen bezwecken, welche sie in den Mund nehmen. Um welche Worte es im folgenden gehen soll, kann man in der Überschrift erkennen. Keine Tageszeitung, keine Nachrichtensendung und kaum ein längeres Gespräch über das als Hauptübel der Menschheit verkannte „Problem“ der Arbeitslosigkeit kommt ohne Kommentare zu Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite aus. Zwischen diesen beiden Parteien werden Verhandlungen geführt, es gibt diesen und jenen Streitpunkt, die einen möchten mehr Rechte, die anderen hingegen würden ihrem Widerpart gerne (zugespitzt!) jegliche Rechte aberkennen. Zum Gipfel nennt sich die ganze Chose dann auch noch Sozialpartnerschaft…

Tröstlich allein stimmt es, dass sogar hier im gesellschaftlichen Normalgeplänkel Rivalitäten und Unterschiede vorausgesetzt werden, die man doch eigentlich zusammen mit Karl Marx aus der öffentlichen Diskussion entsorgt hat. Jedoch soll das hier nicht das Thema sein.

Vielmehr ist es das Anliegen dieser Zeilen, auf eine zugegebenermaßen recht banale Absurdität hinzuweisen: Wer gibt denn hier wem Arbeit? Und wer nimmt dieselbe im eigenen Interesse an?

Richtig! Der Mensch, welcher auf Geld angewiesen, Tätigkeiten ausübt, die garantiert nicht immer seinem Geschmack entsprechen, gibt „Arbeit“! Er hat ja auch nichts anderes zu bieten, um seine Existenzberechtigung nachzuweisen; kreativ als Ich-AG umschrieben. Wahrscheinlich ist es äußerst trivial anzumerken, dass zu dieser Gruppe von Menschen Fließbandmalocher, Handwerker, Angestellte in Bank, Werbeagentur und Unterhaltungsindustrie, etc. gehören. Normalerweise „Arbeitnehmer“ genannt, sind sie alle Woche für Woche damit beschäftigt, ihre Arbeit gegen Lohn zu tauschen. Waschechte Arbeitgeber sozusagen!

Wer hingegen ist nun der wahre Arbeitnehmer ? Vielleicht sind es die Selbstständigen (1), die ja wirklich furchtbar selbstständig im ökonomisch und politisch vorgegebenen Rahmen umherwirbeln dürfen, da sie neben ihrer Arbeitskraft auch noch das nötige Geld haben oder es sich leihen, um eine Firma zu gründen, bzw. am Laufen zu halten. Wenn diesen Selbstständigen dann alles nach Wunsch gerät, holen sie aus eigener (ja, auch das) und „genommener“ Arbeit wieder hübsche Sümmchen heraus.

Leider ist es oftmals nicht so einfach, in einem komplexen Wirtschaftssystem, wie es der Kapitalismus nun einmal ist, die Frage nach den Arbeitnehmern zu beantworten. Konzerne, Kapitalgesellschaften und auch der Staat, die unsere Arbeit nehmen, zeichnen sich durch die groteske Struktur aus, die ganz im Sinne der vorherrschenden Ordnung, zunehmend anonymisiert und atomisiert. Vielleicht ist es ja ein Nachbar, ein neben mir in der Straßenbahn sitzender Mensch, eine sympathische, flüchtige Kneipenbekanntschaft, die Aktien an der Firma halten, die mich am kalten Morgen aus dem warmen Bett zwingt.

Als beliebter Sonderfall sei auch der Eigenanteil eines Angestellten an „seiner“ Firma erwähnt: Eine treffliche Einrichtung, um sich selbst maximal auszubeuten und Fragen nach Sinn und Zweck der eigenen Tätigkeit hinten anzustellen. Problematisch wird es nur dann, wenn die Firma den Bach heruntergeht und die Aktienanteile plötzlich nichts mehr wert sind. Die baldige Auflösung des Neuen Marktes und etliche ruinierte „Ich-AGs“ sprechen Bände!

Das verwickelt die Sache ungemein und macht deutlich, wie schwer es ist, einen Angriffspunkt zu finden, von dem aus diesem ganzen Unsinn Einhalt geboten wird.

Daß sich die Gesellschaft bereitwillig und unreflektiert in Arbeitnehmer- und Arbeitgeberhaufen einteilen lässt, wenn auch völlig falsch verstanden, hilft zumindest Interessenskonflikte auszumachen, die zu Widerstand führen könnten.

Doch sogar hier ist Verschleierung im Gange, wenn ein „Bündnis für Arbeit“ oder eine Standortdebatte die Aufmerksamkeit nur noch auf Probleme richtet, die streng genommen keine sind. „Arbeitslosigkeit“ sollte in diesem Sinne auch mehr als Segen denn Problem aufgefasst werden: Zumindest teilweise von der Kette der Arbeit „los“gelassen zu werden, solange das noch möglich ist, klingt doch nicht so schlecht.

Die demnächst umgesetzten Vorschläge der Hartz-Kommission werden jedoch auch damit bald Schluß machen . Alles kann man sich wirklich nicht gefallen lassen.

kao

(1) Selbstständige können sicherlich nicht nur als kleine Krämerseelen gesehen werden, stoßen sie doch auch oft genug auf die Grenzen ihrer „Freiheit“ !

Arbeit

Lohn und Arbeitsplatz

Moderne Märchen

[Einführung]

Viel ist in letzter Zeit über den Tarifstreit gestritten worden. In den Medien und folgerichtig auf der Straße, wurde von den überzogenen Forderungen der Gewerkschaften gesprochen, von der Überholt- und Überflüssigkeit dieser Institutionen mit ihren für die Konjunktur und Wettbewerbsfähigkeit schädlichen und bezüglich der Arbeitslosen unsolidarischen Verhalten. Dies erklärt sich letztendlich nicht nur aus dem kleinen Schock, den die durchgesetzten Lohnerhöhung der Pilotengewerkschaft Cockpit hervorgerufen hat. Aber niemand von uns hat doch ehrlich daran geglaubt, das dies wirklich eine Vorbildwirkung für die Massengewerkschaften sein würde. Warum aber eigentlich nicht ? Was zum Teufel verbirgt sich hinter dieser auf Erfahrung gestützten Sicherheit? Warum fahren Lohnabhängige einen Kurs gegen die sie doch eigentlich vertretenden Gewerkschaften? Also auch wenn jeder es schon weiß:

[Grundlegende Banalitäten]

Um sich diesem Thema zu nähern wollen wir erst einmal ganz einfach von unten anfangen.

Was will ein Unternehmer? Die Frage scheint klar zu beantworten und doch scheuen sich viele vor den daraus erwachsenden Konsequenzen. Er will Gewinn machen, d.h. Profit, mehr Kapital in einem Zeitabschnitt herausholen, als er hinein gesteckt hat. Dass dies Geldform hat, interessiert uns erst einmal nicht. Jeder, der sich in seine Situation versetzt, würde das gleiche wollen. Nicht nur das, er würde Profit „erwirtschaften“ müssen, weil ihn sonst die Konkurrenz auffrisst und plattmacht. Er will also nicht nur, sondern er muß mit geringstem Aufwand das maximalste Ergebnis erzielen, also ein Mehr an Masse an ihm gehörenden, zufließendem Kapital, sei es in den Formen Geld, Waren oder sonst etwas.

Was will nun der Lohnabhängige, ganz abgesehen davon, ob er Arbeiter, Angestellter, Hilfsarbeiter, Müllfahrer oder Programmierer ist? Er möchte ebenfalls mit möglichst geringem Aufwand ein maximales Ergebnis. Für ihn heißt das, mit wenig Arbeitsstunden und ohne Stress viel Lohn zu verdienen.

Hier haben wir also den Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit, wie es so schön heißt, ausgedrückt. Das sind natürlich verschiedene Interessen, die sich nicht nur kreuzen, sondern einander entgegengesetzt sind. Man kann natürlich auch jetzt hingehen, und diese Interessengruppen zusammenfassen und sie benennen. Z.B. könnte man zu ihnen Klassen sagen und zu ihren Auseinandersetzungen,… Aber solches muß jeder selber entscheiden.

Was ist nun der Zusammenhang zwischen dem Unternehmer und dem Lohnabhängigen. Klar, der Unternehmer braucht den Lohnabhängigen, damit er jemanden hat, der für ihn arbeitet. Wer will es ihm verübeln? Ist der Unternehmer nicht sogar Wohltäter, der uns alles gibt, damit wir (für ihn ) arbeiten können? Zugegeben, ein Märchen aus einer früheren Zeit, wir haben heute unsere eigenen, zeitgemäßen. Festzuhalten ist, der Unternehmer oder klassisch Kapitalist braucht den Lohnabhängigen oder klassisch Arbeiter/Proletarier. Er ist absolut notwendig, während umgekehrt die Sache etwas anders aussieht. Sei’s drum. Der Lohnabhängige ist für den Unternehmer zuallererst ein Kostenfaktor, im Jargon „Personalkosten“. Er gehört zu der in Bewegung gesetzten Maschinerie genauso, wie der Dienstwagen, die Heizung der Werkhallen, Computer und Bohrmaschine. Alles notwendige Kostenfaktoren für die Produktion, die Menschen als Arbeiter sind davon nur einer.

Diese Kosten sind auf Seiten des Arbeiters nun aber dessen Lebensgrundlage, der Lohn, der seine Existenz sichert, von Brötchen bis Urlaub & Renten, alles was er hat. Dabei ist es abhängig vom Land, in dem wir uns befinden, was zum durchschnittlichen Auskommen des Arbeitenden gehört, ob Auto oder Mallorca dazugehören, ist z.B. in Peru oder den USA fraglich.

Also für Unternehmer in den USA leben wir in der BRD schon im Sozialismus. Denn was geht es den Unternehmer an, wenn sein Arbeiter krank wird (Lohnfortzahlung im Krankheitsfall)? Oder was interessiert ihn der Urlaub seines Humankapitals (Urlaubsgeld)? Alles schädliche Kosten, die vom Gewinn abgehen. Noch haben wir in der BRD gegenüber anderen Ländern als Arbeiter relativ gute Bedingungen als Ergebnis langer Auseinandersetzungen zwischen Kapital & Arbeit, aber es ist schon zum Jagen geblasen. Also das Ziel unseres Unternehmers war möglichst viel Profit. Dazu muss er erstens die Kosten soweit drücken, soweit es möglich ist und zweitens alle Faktoren der Produktion möglichst effizient ausnutzen. Das bezieht sich natürlich auf auf den Faktor Mensch und bedeutet, da es weit billiger ist die vorhandenen Arbeiter versteckt oder offen länger arbeiten zu lassen als neue einzustellen, dass sich auf der einen Seite Stress und Überstunden häufen und andererseits die Arbeitslosen arbeitslos bleiben.

Auf der anderen Seite ist ebenso klar, das jedes Unternehmen einer ständigen Rationalisierung unterliegt. Also wird ständig die Arbeitsproduktivität erhöht und mit weniger Arbeitern mehr produziert. Jeder weiß das. Bis hierhin haben wir also Betriebswirtschaftslehre I. Das bedeutet aber auch, dass das Interesse des Arbeiters immer störend ist & er das Geldverdienen doch lieber den anderen überlassen sollte. Es ist vernünftig niedrige Tarifabschlüsse zu machen, fragt sich nur wessen Vernunft hier gefragt ist.

Nun aber setzt eine merkwürdige Trübung der Sicht und Beurteilung ein. Wenn es nicht so schmerzhaft offensichtlich wäre, würde ich den Leser nicht mit den anfänglichen Banalitäten gequält haben.

[Die modernen Märchen]

Das Märchen von den zusätzlichen Arbeitsplätzen, welches die Gewerkschaften und Kapitalistenverbände immer wieder gerne aufwärmen klingt ja eigentlich logisch, wäre da nicht ein kleiner aber entscheidender Fehler, es ist volkswirtschaftlicher Unsinn. Nach seinen Zielen schafft der Unternehmer Arbeitsplätze wenn sie rentabel sind, also Profit versprechen und sonst gar nicht. Dies bedeutet aber, daß man das ganze Gelaber darüber vergessen kann. Genauso baut er Arbeitsplätze ab, wenn dies nötig wird. Er hat keiner Moral oder Wünschen zu folgen, sondern folgt klar dem Gesetz des Marktes. So existiert kein dem Aufbau neuer Arbeitsplätze reservierter Lohnzurückhaltungsfond, sondern er fließt als Gewinn in die Taschen der Unternehmer. Das hat sogar die IG Metall erkannt und ist nun beleidigt. »Schluß mit der Debatte, Lohnverzicht schaffe Arbeitsplätze! Mehr Kaufkraft bedeutet höhere Nachfrage, und das wiederum kurbelt die Produktivität und somit auch den Arbeitsmarkt an.« (Peters)

»Die lahmende Binnenkonjunktur muß angekurbelt werden. Dazu müssen und wollen wir mit unserer Tarifpolitik einen Beitrag leisten.« (Zwickel in IG Metall-Pressedienste 146/2001)

Kommen wir zur ergänzenden Mähr der Ankurbelung der Binnenkonjunktur durch Stärkung der Kaufkraft. Auch das entpuppt sich wieder als eingängiger, aber in der Wirklichkeit purer Schwachsinn. Wenn man es sich ansieht (Handelsblatt), dann sind zur Zeit die industriellen Ressourcen zu rund 80% ausgelastet. Ein Mehr an Kaufkraft heißt da nur, das man unwesentlich die Maschinerie ankurbeln muß, um den neuen Bedarf zu decken. Erst ab einem erheblichen Maß an mehr Geld im Konsumtionsfond würden mehr Arbeitsplätze entstehen, die ja eigentlich nur ein unliebsamer Kostenfaktor sind. Nun haben wir hier wiederum ein Märchen und keine ökonomische Gesetzmäßigkeit. Aber nicht nur das, ich möchte mehr Lohn und nicht die Binnenkonjunktur ankurbeln, genauso wenig der Unternehmer meine Arbeitskraft will und nicht mein Freund sein. Lustigerweise müsste man also im Sinne der Konjunktur, damit es so richtig brummt 100% mehr Lohn fordern.

Das Märchen von den Hohen Lohnkosten. Mal ehrlich, würden wir als Unternehmer nicht auch bitterlich weinen, wenn diese undankbaren Arbeiter nicht damit zufrieden sind, was sie haben und dass sie noch nicht der sozialen Hängematte übergeben worden sind? Lohnerhöhungsforderungen sind doch nun wirklich out. Da hat man mal früher drüber geredet, aber das waren andere Zeiten, an die man sich nicht gerne erinnert. Das schadet dem Unternehmen und damit letztendlich den Arbeitern selbst. Ist das die Wahrheit? Ich würde mich nicht auf den Standpunkt der anderen Klasse stellen, da ihre Ziele einfach nicht die meinen sind. Dann kann mich das Geschwätz auch nicht beirren, sondern macht mich eher etwas böse.

So ist es nur logisch, wenn moderate Lohnabschlüsse gefordert werden, damit man der Konjunktur nicht schadet und ebenso, damit man in einer Rezession nicht noch mehr Schaden für die Wirtschaft (also die Kapitalisten) anrichtet. Folgerichtig ist es nie Zeit Lohnkämpfe zu führen, da sie immer schädlich sind. Das dazu. »Die Forderungsempfehlung setzt sich zusammen aus einer Preissteigerungsrate von bis zu zwei Prozent im Jahr 2002 und einer gesamtwirtschaftlichen Produktivitätssteigerung von bis zu zwei Prozent. Es besteht also ein kostenneutraler Verteilungsspielraum von etwa vier Prozent. Der Rest sind Umverteilung und Nachholbedarf.« (IGM-Vorsitzender Klaus Zwickel in IG Metall-Pressedienste 146/2001)

[Zu den Argumenten]

Kommen wir also nun zu den naheliegenden Schlussfolgerungen aus der Betrachtung und überlassen das weitergehende dem Denken des Lesers.

1. Lohnzurückhaltung ist dumm. Wie wir gesehen haben, ist die Rationalisierung ein ständig laufender, aufgrund der Konkurrenz notwendiger Prozess, hat z.B. bei VW denn Namen KVP (kontinuierlicher Verbesserungsprozess). Ein Resultat davon ist, das tendenziell Arbeiter entlassen werden. Früher oder später werden sie also eh entlassen. Fragt sich dann konkret nur, wen es wann trifft. Also bringt Lohnzurückhaltung wenig bis gar nichts. Es führt nur dazu, das der Arbeiter weniger Lohn hat, am Risiko des Unternehmens direkter beteiligt wird und das was hintenüber bleibt, also der Profit, wird zwischen Staat (Steuern) und Unternehmer aufgeteilt, fließt in dessen Taschen. Wer wollte es ihm verübeln? Im Zweifelsfalle hat der Arbeiter nichts und guckt in die Röhre, populäres Beispiel Holzmann. Am Ende Arbeitsamt und der Lohnverzicht beim Teufel. Man sollte sich mit den Zielen des Unternehmers halt nicht gemein machen, es sind nicht unsere Ziele. Vielmehr haben wir völlig entgegengesetzte Ziele, nämlich konkret mehr Lohn, also mehr Kosten, also weniger Profit.

2. Lohnzurückhaltung ist nicht nur dumm, sondern unsolidarisch. Was passiert denn, wenn wir für weniger Geld arbeiten. Es werden die gleichen Waren hergestellt wie vorher, aber sie kosten den Kapitalisten weniger. D.h. er macht mehr Profit, also wird seine Ausgangslage gegenüber den anderen Konkurrenten, denen die Waren immer noch so teuer sind wie vorher, besser. Die anderen werden in eine neue Runde der Rationalisierung gezwungen, sie müssen ihre Kosten mindestens bis auf seine drücken um die gleichen Profite zu halten. Man sieht, Lohnsenkung von Seiten der Lohnabhängigen belohnt den entsprechenden Unternehmer. Das bedeutet ferner, daß das allgemeine Lohnniveau in diesem Zweig der Produktion sinkt und, da dies überall passiert, tendenziell gesamtgesellschaftlich sinkt. Also übt sie über kurz oder lang Druck auf die anderen Lohnabhängigen aus.

3. Überstunden sind dumm und unsolidarisch. Überstunden sind nichts anderes als eigen verschuldete Lohnsenkung. Man arbeitet mehr Zeit für das gleiche oder unwesentlich mehr Geld. Keiner braucht dann mit Zuschlägen oder so kommen. In Wirklichkeit – und das wissen wir alle – wird wenn auch oft versteckt für Nullohn gearbeitet. „Das muss ich schnell noch fertig machen“, und diese ganzen Sprüche auch vor uns selber. „Ich nehme die Arbeit mit nach Hause“. Das ganze Managementarsenal wird auf uns abgefeuert, management by stress, best case management, outsourcing, Projektgeschäft… Alles das gleiche, um uns im Sinne des Unternehmens effizienter auszunutzen und am Risiko des Marktes der von uns erstellten Waren zu beteiligen. Aber sicher nicht an den erhöhten Profiten. Warum auch? Unsere Freizeit soll auch Arbeitszeit werden.

[Was ist zu tun?]

Die Gewerkschaftsführungen sind gezwungen worden zu ihren Forderungen, die in den Medien so schlecht wegkommen. Viele Arbeiter wollten keinen „Operettenstreik“, sondern wären viel weiter gegangen in den Auseinandersetzungen. Die Gewerkschaften sind kapitalverpflichtet. Ihre Rechnung und die Argumente gingen von der Kostenneutralität der Lohnerhöhungen aus. Das ist doch unglaublich.

Betriebsrat und Gewerkschaften sind Institutionen in diesem Staat und wie sich jetzt gestaltet sind, stabilisieren sie das System. Der Betriebsrat z.B. ist dem Gesetz nach für den Betriebsfrieden zuständig. Das alles und die Bonzen in den Vorständen sollten uns aber nicht davon abhalten, aus den Institutionen herauszuholen, was möglich ist.

Es sind nicht unsere Instrumente, aber wir können sie nutzen. Wir beziehen uns immerhin auf Körperschaften, die in langen Klassenauseinandersetzungen entstanden sind und für die Leute verprügelt, in den Knast und erschossen worden sind und werden. Z.B. in Kolumbien wird jeden Monaten mal wieder ein Gewerkschaftler abgeknallt. Warum wohl? Wenn wir mehr wollen, dann müssen wir wohl oder übel das Ding in die eigene Hand nehmen. Aber man kann selbstverständlich darauf vertrauen, das die Unternehmer unsere Nullrunden und moderaten Tarifabschlüsse honorieren und ihre Ziele nicht ganz so hart verfolgen. Aber selbst wenn es solch einen wundervollen Unternehmer geben sollte: Wie lange kann er sich seine Menschlichkeit auf dem Weltmarkt wohl leisten? Unser Fehler ist, dass wir unsere Ziele nicht kennen und wenn, dann sie nicht organisiert zusammen in Angriff nehmen. So haben z.B. die Arbeiter bei VW in Brasilien gestreikt, damit der Streik in der BRD nicht an Kraft verliert, weil die Teile als internationaler Streikbruch von dort kommen. Das ist ein Anfang. Last uns doch mal sehen, was passiert, wenn wir auf einmal keine Überstunden mehr machen, den Betriebsrat auffordern für Neueinstellungen diesbezüglich einzutreten, Dienst nach Vorschrift machen, keine Arbeit mehr nach Hause zu nehmen. Man muss ja nicht gleich in die Gewerkschaft eintreten, aber daraus erwachsen auch neue Freiheitsgrade in der Aktion. Nicht binden lassen, sondern die Sachen ausnutzen. Ich fände mindestens 25% mehr Lohn ist eine gutes Ding und ein vernünftiger Anfang, ja wenn, ja wenn genug Leute mitziehen. Bei Cockpit hat es geklappt und wir können das auch. Und was danach noch kommen könnte, darüber ließe sich reden.

hX

Arbeit

Das sogenannte Normalarbeitsverhältnis heute

Noch immer sind 60-65 Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse Normalarbeitsverhältnisse, definiert als unbefristete und sozial- wie arbeitsrechtlich abgesicherte Vollzeitbeschäftigung. Doch wer denkt, bereits die Form Normalarbeitsverhältnis biete Schutz vor Verarmung und Niedriglohn, sollte sich die unterschiedlichen Branchen und Regionen anschauen.

„Die Köchin, die Putzfrau und der Wachmann“: In dieser ZDF-Sendung wurden am 2. September 2003 drei entsprechende ArbeiterInnen aus Berlin vorgestellt, unter dem Motto "Viel Arbeit für wenig Geld". Sie verdienen zwischen 6 und 8 Euro in der Stunde, machen Schicht- und Wochenendarbeit und kommen mit diversen „Nebenjobs“ auf eine 60h-Woche. Ihre Hauptjobs sind Vollzeitbeschäftigungen, bezahlt nach Tarif, mit Kündigungsschutz. Dass eine Vollzeitbeschäftigung zu Tariflohn nicht nur in Ausnahmefällen keine Existenzsicherung bietet, zeigen folgende Zahlen: 1999 verdienten 36 Prozent aller Beschäftigten weniger als 75 Prozent des Durchschnittslohns (…), 12 Prozent bekamen weniger als 50 Prozent des Durchschnittslohns (das sind dann 800-900 Euro netto). Etwa ein Drittel aller ganzjährig Vollzeitbeschäftigten aus den Kernbereichen des tarifvertraglich abgesicherten Normalarbeitsverhältnisses gehören zum sogenannten Niedriglohnsektor: Verkäuferinnen, Putzfrauen, Wachleute, LandarbeiterInnen, Beschäftigte in Kleinstbetrieben.

Im Jahr 2002 betrug das durchschnittliche Arbeitslosengeld 737 Euro, ca. ein Drittel der ALG-BezieherInnen hatte weniger als 600 Euro. Die durchschnittliche Arbeitslosenhilfe lag bei 522 Euro: diese Zahlen weisen auf das frühere Lohnniveau der heutigen Arbeitslosen hin (…). „Das geltende Tarifvertragssystem ist äußerst flexibel … Die Gewerkschaften haben … Abweichungen von bestehenden Tarifverträgen vielfach zugestimmt, wenn dadurch Beschäftigung gesichert und Unternehmen in wirtschaftlicher Not geholfen werden konnte.“ (aus einer Anzeige von „Betriebs- & Personalräten für den Erhalt der Tarifautonomie“, September 2003). Circa 35 Prozent aller Betriebe haben bisher Öffnungsklauseln der Flächentarifverträge genutzt: variable/verlängerte/verkürzte Arbeitszeiten, niedrigere Einstiegslöhne, Kürzung von Weihnachts- und Urlaubsgeld.

Jenseits der Löhne haben sich auch die anderen Rahmenbedingungen des Normalarbeitsverhältnisses verändert: nur noch 65 Prozent aller Beschäftigten waren im Jahr 2001 tarifgebunden, 1996 waren es noch 70 Prozent. 58 Prozent hatten keine festen Arbeitszeiten mehr, sondern waren mit Arbeitszeitkonten oder Ähnlichem konfrontiert. Fast jede/r zweite Beschäftigte (47 Prozent; 1991 waren es 42 Prozent) muss inzwischen Wochenend-, Schicht- oder Nacharbeit leisten. Der Kündigungsschutz spielt in der öffentlichen Diskussion eine wichtige Rolle. (Gerade eben wurde die Mindestbeschäftigtenzahl der Betriebe, für die er gilt, wieder auf über zehn verdoppelt). Er gilt grundsätzlich nach sechs Monaten im unbefristeten Arbeitsverhältnis. Selten wird ein Entlassener wieder eingestellt, sondern der Beschäftigungsanspruch wird mit Geld abgegolten. Der Unternehmer muss, wenn er aus betrieblichen Gründen entlassen will, eine soziale Auswahl unter den Beschäftigten treffen. Existiert ein Betriebsrat, werden Massenentlassungen ausgehandelt. Je älter, je mehr Unterhaltspflichten und je länger im Betrieb, desto teurer wird eine Entlassung. Dabei ist in Deutschland keine Abfindung vorgeschrieben; Entlassene müssen vor dem Arbeitsgericht auf Wiedereinstellung klagen. War die Kündigung nicht gerechtfertigt, erhalten sie eine Abfindungszahlung, andernfalls nicht.

aus: Wildcat, Nr. 68, Januar 2004, S. 47

P.S.: Wer eine Abfindung einklagen will, muss dies innerhalb von drei Wochen nach Erhalt der Kündigung tun. Nach Ablauf der Frist wird die Klage nicht mehr zugelassen. Also, lieber vorsorglich klagen. Kommt doch eine Abfindung, kann man die Klage, bei den langen Bearbeitungsfristen der Gerichte, ohne Kosten zurückziehen.

Bewegung

Augen auf beim Ein-Euro-Jobben!

Alle, die eine „Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung“, auch bekannt als „Ein-Euro-Job“, von der Arbeitsagentur zugewiesen bekommen, sollten sich das entsprechende Schreiben vorher ganz genau ansehen.

Es könnte nämlich sein, dass die Zu­weisung rechtswidrig ist. Und wer will sich den schon in den illegalen Arbeitsmarkt vermitteln lassen?

Unverzichtbare Voraussetzung für die Legalität ist die vorherige genaue Fest­legung des zeitlichen Umfangs, der zeitlichen Verteilung, Art der Tätigkeit, sowie Höhe der Aufwandsentschädigung durch das Jobcenter.

Zu unbestimmt ist in der Rechtsprechung nach dem Bundessozialgerichtshof (BS­GH) bspw. die Aufforderung, „sich stundenweise in der Hausaufgabenhilfe zur Verfügung zu stellen“ oder die bloße Festlegung einer Höchstgrenze „bis zu x Stunden die Woche“.

Der BSGH meinte weiterhin, dass die Ein-Euro-Jobber in spe bei der genauen Bestimmung des Wie, Wann und Wo ein Wörtchen mitzureden haben. Das heißt, es muß für die Betroffenen erkennbar und einschätzbar sein, ob das Angebot als zusätzliche Arbeit im öffentlichen Interes­se angemessen, erforderlich und geeignet ist, um die Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt erreichen zu können. Eine nachträgliche Regelung ist unzulässig.

Das Ganze soll außerdem noch auf die spezifischen Fähigkeiten des Betroffenen bezogen sein: ob die Arbeitsgelegenheit „angemessen, erforderlich und geeignet ist, um die Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt erreichen zu können“ sollte darum erst nach Profiling und genauer Eingliederungsvereinbarung entschieden werden.

Sind diese Punkte nicht erfüllt, dürfen solche rechtswidrigen Beschäftigungen sofort abgebrochen werden, ohne dass daraus Leistungskürzungen erwachsen dürfen.

So sehr sich mancher unter uns auch Arbeitsgelegenheiten wünschen mag, es sei daran erinnert, dass diese Jobs reguläre Arbeitsverhältnisse nicht verdrängen oder zu Wettbewerbs­nachteilen für die Wirt­schaft führen sollen. Also: nicht sofort zugreifen, es könnte den Aufschwung blockieren und der erste Schritt in die Illegalität sein.

hannah

[AZ. L 5 B 161/05 ER AS – LSG Hamburg – Beschluss v. 11.07.2005 so auch: S 37 AS 4801/05 ER – SG Berlin – Beschluss v. 18.07.2005 – aufgrund von AZ. 5 C 35.88 – BVerwG-Urteil v. 4.6.1992]