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outside the box #3: „Gebären“

Zum dritten Mal erschien nunmehr die outside the box – Zeitschrift für feministische Gesellschaftskritik, die seit ihrer ersten Ausgabe im November 2009 versucht, linke, feministische Kritik präsenter zu machen. Sie hat den Anspruch feministische Gesellschaftskritik aus den Fußnoten linker Werke in den Mittelpunkt des Gesprächs zu rücken und den entsprechenden Themen ein Forum zu bieten.

Nachdem sich die letzten beiden Nummern mit Emanzipation bzw. Form beschäftigten, geht es dieses Mal um ein Thema das wie kaum ein anderes mit Natürlichkeit und Fremdzuschreibungen verbunden ist: Gebären.

Während viele andere (queer-)feministische Magazine lockerflockig daher kommen, nicht schwer im Magen liegen und sich durchaus auf dem Klo schmökern lassen, würde die outside als Klolektüre Hämorriden begünstigen. Kürzere und leichtere Texte gibt es auch, die meisten längeren Texte haben es aber in sich und wollen sowohl gründlich als auch gern mehrfach gelesen werden. Die Unterscheidung längerer Theorietexte von eher praktisch orientierten Textformen schlägt sich auch im Layout nieder, die Differenz fällt schon beim Durchblättern der Ausgabe auf. Interviewteil, lebensnahe Texte und Theoriebeiträge haben verschiedene Schriftarten und -größen. Die outside the box kommt gut gepolstert daher: 103 Din-A4-Seiten, dazu noch eine Einlage in A3.

Quer durch das Heft schlängelt sich der Interviewteil, der mich von allen Beiträgen am meisten ansprach. In vier Blöcken tauschen sich vier Personen über die Gebärensaspekte „Geburt/Schmerz“, „Aufklärung/Natursehnsucht“, ein „solidarisches Umfeld“ und „Anforderungen an Mütter, Väter und Andere“ aus. Drei der Personen haben selbst Kinder geboren, die vierte möchte nie selbst Kinder gebären und scheiterte mit dem Versuch als dritte Bezugsperson für ein Kind von Freund_innen da zu sein. Aus vielfältigen Perspektiven sprechen die vier auch Themen an, die sich sonst weder in den üblichen Schwangerschaftsratgebern finden lassen, noch Eingang in gängige feministische Texte finden: z.B. das Gefühl, als Frau versagt zu haben, weil das Kind per Kaiserschnitt geboren wurde und nicht ganz „natürlich“. Die scheinbar undenkbare Situation, als Mutter direkt nach der Geburt nicht sofort vor Mutterliebe zu vergehen, sondern sich erst einmal an das neue Wesen gewöhnen zu müssen und paternalistisches Verhalten aus dem Freund_innenkreis sind nur ein paar der Themen, die bewusst machen, wie viel über Schwangerschaft noch nicht gesagt wurde. Ich hätte gerne noch viele, viele Seiten mehr von diesem nachdenklich machenden Gespräch gelesen. Leider reichte der Platz im Heft nicht aus, um noch mehr Interview abzudrucken, was die Herausgeberinnen mit einer Liste an Themen kommentieren, die sie gerne noch angesprochen hätten, wie beispielsweise Sexualität und Schwangerschaft und die Entfremdung vom eigenen Körper.

Das Verhältnis zum eigenen Körper ist in zwei biografischen Texten präsent, in denen die Autor_innen darüber sprechen, wie sie ihre Abtreibungen empfanden, wie behördliche Fristen, ihre Selbstbestimmung über den eigenen Körper einschränkten und mangelnde ärztliche Begleitung sie verletzte. In diesen Beiträgen wird ein Thema präsent, das bei den „Betroffenen“ oft die Sehnsucht nach Gedankenaustausch weckt, in dieser Gesellschaft jedoch tabuisiert ist, weshalb viele mit ihren Gefühlen auf sich allein gestellt waren.

Die Außensicht auf das Gebären (lassen) ist das Thema zweier von Vätern verfasster Texte. Beide berichten vom Aufeinanderprallen alternativer Lebens- und Erziehungsmodelle und normalisierender Außenwelt. Es wird thematisiert wie schnell sich Unzufriedenheit breit macht und die Beziehung ebenso wie den eigenen Alltag bedroht, wenn mensch den ganzen Tag nur von Lohnarbeit und/oder Kind umgeben ist und keine Zeit mehr für die eigenen Interessen und Bedürfnisse hat.

Ein dritter Text aus männlicher Perspektive behandelt das Unaussprechliche – „die männliche Angst“. Die Angst, die eintreten kann, wenn der_die Sex­part­ner_in schwanger geworden ist/sein könnte – und man selbst ab dem Zeitpunkt die Entscheidung, wie es weiter geht, allein der potentiell schwangeren Person überlassen und das Ergebnis akzeptieren muss. Dieser Beitrag ist ein Hybrid, inhaltlich eher theoretisch teilt er das Layout und den leicht verständlichen Inhalt mit den anderen „Praxistexten“.

Die theorielastigeren Beiträge unterscheiden sich inhaltlich stark von­einander, den größten gemeinsamen Nenner weisen vier Artikel auf, die sich allesamt mit historischen Persönlichkeiten bzw. Persönlichkeitsmythen beschäftigen, die stets in identitären Spannungsfeldern standen. Die mexikanische La Malinche, die deutsche Bettina von Arnim und der polnische Mythos der Matka Polka. Die vierte im Bunde ist Maria Theotokos, Maria die Gottesgebärende, deren bild­licher Inszenierung auf den Grund gegangen wird.

Schnell wird deutlich, dass „Gebären“ von vielen Autor_innen durchaus sehr weit gefasst wurde, nicht immer geht es um das Zur-Welt-Bringen von Kindern, auch die Schöpfung von Ideen und die Produktion nationaler Identität wird behandelt.

Nah am körperlichen Thema sind beis­pielsweise noch die Kulturgeschichte der Gebärmutter und der Beitrag über das Wiener Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch.

Wie es sich für eine linke, sich kritisch-antideutsch verortende Zeitschrift gehört gibt es natürlich auch Texte mit NS-Bezug: Es werden die Geburtenpolitik im Nationalsozialismus – und deren heutige Interpretation behandelt und das Modell der „neuen Frau“ reflektiert, das nach und nach nationalsozialistisch geprägt und schließlich bedeutungslos wurde.

Wesentlich abstrakter kommt z.B. ein Text mit dem Titel „‘Nicht ohne Sträuben.‘ Libido und Fortpflanzungsfunktionen“ daher, der das Problem der Zuweisung von Frauen zur Natur sowie Männer zur Kultur mit Psychoanalyse zu widerlegen versucht, dabei jedoch auf reichlich krude Theorien Freuds zurückgreift.

Das Thema des Hefts erweckt bei manchen Texten den Eindruck eines Alibis, wenn ein Bezug zum Themenkomplex „Gebären“ kaum noch zu erkennen ist und der entsprechende Text an eine Haus- oder Abschlussarbeit erinnert, die sich in die Ausgabe geschlichen hat.

Mitunter liegt die Vermutung nahe, der_die ein_e oder andere Autor_in versuchte durch verklausulierte Formulierungen, übermäßigen Fachwortegebrauch und unzählige Referenzen über inhaltliche Schwächen hinwegzutäuschen bzw. einen besonders kompetenten Eindruck zu erzeugen. Zwar ist Stil Geschmackssache, doch leider besteht bei elitärem Sprachgebrauch die Gefahr, einen Teil der Le­ser_inn­enschaft auszuschließen.

Leichter verdaulich ist die Photostrecke, in der verschiedene Marienbilder – ohne Kind – nachgestellt wurden und auch die liebevollen Illustrationen, die sich quer durch das Heft ziehen, sollen nicht verschwiegen werden. Schade, dass es dieses Mal keinen Comic gibt, dafür liegt der Ausgabe als Geschenk ein Din A3 großer Extrabogen bei, der vom Layout her zur zweiten outside the box passt und zwei Texte beinhaltet.

Genau in der Mitte des Magazins findet sich das Editorial, das mit seiner ungewöhnlichen Lage wohl das queerste Element in dieser Ausgabe ist. Auch wenn sich die Redaktion in Interviews teilweise queer verortete und für eine ganzheitliche Sichtweise auf feministische Themen eintreten möchte, empfinde ich in #3 queere Perspektiven als unterrepräsentiert.

Die einzige Position zu nicht-monogamen Beziehungsformen findet sich im Interviewteil, in einem der „Vätertexte“ wird das Thema queer kurz touchiert.

Nachdem im Jahr 2008 der schwangere Transmann Thomas Beatie die Presse in Aufruhr versetzte und im Erscheinungsjahr der neuen outside das Bundesverfassungsgericht die Zwangssterilisierung von Trans*personen als Voraussetzung für die Personenstandsänderung abschaffte, habe ich beim Thema „Gebären“ mehr erwartet.

Zugegeben, im call for papers, der der dritten outside voraus ging, wurde zumindest die Schwangerschaft von Trans*personen erwähnt – in die Texte hat das Thema jedoch keinen Eingang gefunden. Es gibt auch tatsächlich nur einen einzigen Beitrag (und das Editorial), in dem das Gender_Gap verwendet wird und damit einen Hinweis darauf, dass zumindest in einem Text nicht-binärgeschlechtlichen Identitäten mitgedacht wurden. Explizit genannt werden sie in keinem Beitrag. Wenn von schwangeren Personen die Rede ist, sind allein Cisfrauen (1) gemeint, den väterlichen Part übernehmen stets Männer. Es scheint, als sei die outside the box der Natürlichkeit auf den Leim gegangen, die sie doch mit dieser Ausgabe in Frage stellen wollte.

Alles in allem kann ich die outside the box sehr empfehlen, da sie mit ihrem Mix aus niederschwelligen und schwerer zugänglichen Texten für fast alle Leser_innen interessante Aspekte zu bieten hat. Für 4,50 Euro hat mensch eine Menge Lesestoff (103+2² Seiten) – und wer gar nicht damit warm werden kann hat immer noch ein schickes, frühlingsgrünes Mitbringsel aus Leipzig für die Bekannten im tristen Restdeutschland.

Website mit Bezugsmöglichkeiten: outside.blogsport.de

gundel

(1) „Cis“ ist das Pendant zu „trans*“ und meint Personen, bei denen das nach der Geburt zugewiesene Geschlecht mit dem gelebten und gefühlten Geschlecht übereinstimmt.

Rezension

Queer-feministische Kneipenkultur (Teil 1)

Dass gerade die zwei Feierabend!-Autor_innen mit der kleinsten Trink- und Rauchpraxis in die Tiefen Lindenauer Schankwirtschaften eintauchten, passt zu den scheinbaren Widersprüchen einer dort aufblühenden antisexistischen Kneipenkultur. Zwei Betreiber_innen luden zum Gespräch und so entstanden im Abstand von drei Monaten folgende Gespräche zu den zwei jungen, vielversprechenden Projekten – der queer-feministischen Wochenkneipe joseph_ine und der Kneipe Skorbut. Anfang Dezember nahmen wir im entstehenden Leseraum des Hausprojekts Casablanca Platz und fragten drauf los …

FA!: Könnt Ihr Euch mal kurz mit Buchstaben vorstellen und erklären, was Ihr so bei der joseph_ine macht?

M.: Ich bin M. und so richtig so was wie Arbeitsgruppen oder so gibt es bei der joseph_ine nicht. Irgendwie wird beim Treffen soweit es geht besprochen wer gerade Kapazitäten wofür hat, ob irgendwelche Sachen organisiert werden müssen, ob irgendwelche Veranstaltungen gemacht werden oder so, zum Beispiel ‘ne Barschicht oder was auch immer. Das wird immer ganz spontan entschieden, je nachdem, wer gerade wofür Kapazitäten hat.

A.: Ich bin A. und mach’ vor allem den Kontakt zum Haus, weil ich selber drin wohne, so als die Schnittstelle und für Getränkebestellung und so Zeug.

FA!: Was ist die joseph_ine eigentlich? Wie würdet Ihr das definieren?

M.: Ich glaub‘ ganz zu Beginn war es schon wie so ‘ne Kneipe angedacht, im queer-feministischen Kontext. Und wo ab und an mal ‘ne Veranstaltung ist, aber so ganz zu Beginn war es einfach nur als Treffpunkt, Treffort angedacht. So nach und nach hat sich ein Programm entwickelt. Dann gab es natürlich irgendwie den Anspruch, einen Politsalon zu machen, dann gab’s noch die Idee, einmal im Monat einen Film zu zeigen. Das alles mit so einem queer-feministischen Anspruch. Was vielleicht noch wichtig zu sagen ist, dass es ‘ne Kneipe ist, die von den Leuten, die dort mitmachen wollen, lebt. Sprich, wer kommt und welche Kapazitäten hat, das kann man dann darin verarbeiten.

A.: Ja, und entstanden ist es aus dem großen, queer-feministischen Vernetzungstreffen, was Anfang Mai 2010 war; wo so 60, 70 Leute aus Leipzig da waren, die in verschiedenen Projekten aktiv sind. Und da gab es dann fünf Arbeitsgruppen, von denen glaube ich keine andere mehr existiert außer die Ladyfestgruppe, die ja dann auch das Ladyfest gemacht hat. Und eine Gruppe war die Raumgruppe, mit diesem Anspruch: „Wir brauchen Räume für uns – und am liebsten gleich mit ‘nem Infoladen, der jeden Tag geöffnet hat und mit Kneipe dran und so. Aber bis wir das schaffen, nehmen wir erstmal einen anderen Raum, um den zu besetzen, um sich einmal die Woche zu treffen und Kneipe zu machen.“

FA!: Wann war dann der Startschuss?

A.: Einen Monat später hat die joseph_ine dann angefangen. Das war ganz gut weil wir mit dem Haus gerade so weit waren, dass die Räume nutzbar waren und es jetzt auch nicht Räume waren, die so vorbelastet sind, die schon zehn Jahre in der linken Szene existieren und wo verschiedene Sachen scheiße gelaufen sind oder so. Und dann war die joseph_ine auch die erste Gruppe, die das Casablanca richtig genutzt und gerockt hat, ganz viel mit gebaut hat. War gut.

FA!: Wie war so die Resonanz am Anfang? Wie hat sich das entwickelt? Wer waren die Leute, die kamen, und die, die mitgemacht haben?

A.: Am Anfang war ‘ne ganz schöne Dynamik. Also so Juni/Juli, dann bis November Pause und dann ging’s quasi so richtig los. Es war schon voll – und es kamen sogar Leute aus Connewitz.

FA!: *lach*

M.: Das ist ja ‘n ganz schöner Weg, den man da zurücklegen muss… Ja, es wurde zu Beginn ganz schön gut angenommen und wahrgenommen – was aber damals schon immer ein bisschen schwierig war und immer noch schwierig ist, sind so Leute, ich glaube die haben so’n bisschen das Gefühl, dass wir als geschlossene Gruppe funktionieren. Und dann kamen immer mal wieder so welche an und meinten „Na… ich würd‘ ja auch gern‘ mal ‘ne Barschicht machen…“ Und wir waren alle immer total froh, wenn jemand ankam, aber so diese Idee dahinter, dass hier halt alle, die irgendwie eine Idee haben, mitmachen können, kam jetzt nicht so deutlich rüber.

FA!: Ist das dann weniger oder mehr geworden, gleich geblieben?

A: Also ja, es wird weniger gerade. Aber das liegt vielleicht auch daran, dass das Programm gerade manchmal so unklar ist oder dass es auch einfach mal spontan ausfällt. Dass halt nicht mehr diese verbindliche Struktur ist: „Mittwochs kann man da hingehen.“ Manchmal ist, wenn keine_r Bock hat, dann halt auch um Zehn oder Elf schon zu, das passiert auch. Über’n Sommer war’s immer ziemlich voll.

FA!: Mal eine praktische Frage: Wenn jetzt kein Programm war, sondern nur Bar – wie kann ich mir das vorstellen? Was ist queer an einer Bar?

M.: Also für mich persönlich ging es gar nicht darum, dass jetzt irgendetwas so ganz besonders ist, sondern darum, dass es ein Gedankengut gibt, das in dem Raum geteilt wird. Gewisse Standards, die für mich nicht erst diskutiert werden müssen. Grad hier im Westen ist die joseph_ine einfach ein super Ort zum Ausgehen.

FA!: Was war denn so die Laufkundschaft? Konntet Ihr die einordnen? Kam die aus dem queer-feministischen Kontext?

A.: Am Anfang war das schon ganz schön viel die Zielgruppe, die dann auch direkt gekommen ist. Jetzt wird es zunehmend zu so einer Kiezveranstaltung – klar, weil Leute aus Connewitz ja auch nicht jede Woche hier herkommen. Dann waren es viel Leute aus Lindenau, die Mittwochabend ein Bier trinken wollen und vielleicht gar nicht so viel mit queer zu tun haben. Es kommen relativ wenig Leute zufällig vorbei. Von der Straße direkt rein, das passiert eigentlich nicht.

FA!: Ihr hattet vorher gesagt, dass es irgendwelche Standards gibt, derer man sich sicher sein kann. Hattet Ihr innerhalb der Gründungsgruppe mal drüber gesprochen, was für euch queer ist, oder was denn so das Mindeste ist, der kleinste gemeinsame Nenner von Euch?

M.: Es ist bei uns immer schon ganz schön fraglich, wer die Kerngruppe ist und mit wem trifft man sich, um darüber zu sprechen? Wir haben das zu Beginn bei uns gemacht, in der Orgagruppe – und dann hatten wir irgendwann auch einen Salon dazu, wo wir mit den Leuten, die hier herkommen/sind, darüber gesprochen haben. Es gab auch mehrere Theorieveranstaltungen dazu.

A.: Wir sind halt nicht so eine inhaltliche Gruppe, sondern mehr eine Orgagruppe. Wir managen irgendwie diese Kneipe und stellen das bereit und wer Bock hat, mal einen Film zu zeigen oder so, kann halt herkommen und das machen. Das ist aber leider nicht so gut rübergekommen – offensichtlich.

A.: Am Anfang war es wirklich auch mehr Kneipe. Oder so gedacht. Als Raum, wo man hinkommen und sich treffen kann und nicht immer ‘ne Veranstaltung ist oder immer irgendwas oder wo man immer zuhören oder gucken muss.

FA!: Wie lange gibt es Euch jetzt ungefähr? Ein Jahr und ein bisschen, oder?

A.: Ja. Bis zum Sommer lief’s ganz gut – dann war Sommerpause und danach ist es nicht mehr so richtig in die Gänge gekommen.

FA!: Und das habt Ihr dann versucht wiederzubeleben mit den festen Terminen?

A.: Joa. Dann diese akute Schwierigkeit, dass viele von uns gerade ‘ne andere Kneipe aufmachen. Das zieht dann halt auch Kapazitäten ab – ganz massiv. Da bleiben dann halt nur noch drei Leute übrig in der joseph_ine – und die können das dann natürlich nicht schmeißen.

FA!: Wie groß ist denn eure Kerngruppe?

A.: Sieben, acht Leute?

M.: Maximal. Vielleicht kann man das gerade bei der Gelegenheit nochmal sagen: Wir hatten mittlerweile so’n bisschen die Überlegung, ob wir es nicht einfach sein lassen. Da gibt es Stimmen, die sagen: „Einfach sein lassen“, so aus einem Frust heraus. Dann gibt es aber auch Stimmen, die sagen: „Nein eigentlich nicht so, auch wenn es gerade nicht so gut angenommen wird, aber es ist einfach ein Ort.“ Ich glaube aber, um das weiterhin irgendwie stemmen zu können brauchen wir mehr Leute. Wer da Lust hat, soll gerne dazu stoßen, oder neue Energie und Inputs bringen. Wir sind da sehr dankbar.

FA!: Wie können sich dann die Leute bei Euch melden? Wann ist das Plenum? Während der joseph_ine oder am Nachmittag?

M.: Das ist schon an einem Mittwoch, wann genau, das kann auf unserer Homepage nachgelesen werden. Ansonsten kann man auch einfach zur joseph_ine vorbeikommen.

FA!: Wie viele Leute kommen denn durchschnittlich?

A.: Das ist total verschieden, auch ganz schön wetterabhängig.

M.: Das ist überhaupt nicht abzusehen. Neulich war ich hier, da saßen ganz viele Leute hier, die habe ich noch niemals vorher gesehen. Das freut mich natürlich, aber das war überhaupt nicht zu erklären, es war total voll – und gerade sonst ist das nicht so.

A.: Vorletzte Woche waren wir zu zweit bis um Elf rum und dann kamen plötzlich 20 Leute. Manchmal ist es auch total voll.

M.: Wie kamt Ihr eigentlich dazu, uns zu interviewen?

FA!: Das kam – glaube ich – über mich, weil ich jetzt neu zum Feierabend! kam, da ich mein Studium endlich soweit fertig habe, dass ich dafür Kapazitäten frei habe. Und ja, mir war der Feierabend! ein bisschen zu wenig queer und außerdem gehört es zu den wenigen Themen, über die ich schreiben kann. Ich fand das Konzept sehr interessant, aber finde, dass man viel zu wenig darüber stolpert, wenn man sich in Leipzig bewegt. Da es meines Wissens nach nicht sonderlich viele queere Veranstaltungen gibt in Leipzig – wenn man mal schwullesbische Diskotheken, die sich queer nennen, ausschließt – fänd‘ ich es schön, wenn es die joseph_ine länger gäbe und sie mehr Leute kennen lernen würden. Queere Örtlichkeiten in und um Leipzig – was fällt Euch denn dazu noch ein? Mir fällt halt nicht so viel ein, was noch bestünde.

M.: Ich denke gerade an tipkin.

FA!: Das ist die queere Radiosendung auf Radio Blau?

M.: Genau.

A.: Dann gibt es halt schon noch viel so Partysachen. Queerparties gibt es schon immer mal wieder. Und es gab dieses Paranoid Paradise – das queere Filmfestival. Wenn man’s mit Berlin vergleicht, ist es ein Witz – aber wenn man es mit Halle vergleicht, ist’s schon viel.

M.: Ich wollte drauf hinaus, dass es immer schon Querverbindungen gab, dass es wohl schon so etwas wie eine Gruppe gibt, die so etwas regelmäßig macht.

A.: Es gibt immer mal wieder solche Veranstaltungen, ne? Es gibt diese „Gender Kritik“-Reihe von der Uni, dann gibt es immer wieder mal Veranstaltungen vom Institut für Frauen- und Geschlechterforschung.

M.: Es gab‘ irgendwann mal von der Do-It-Herself-Gruppe diese Visual-Crew, die sich queer-feministisch tituliert hatte, dann allerdings ein bisschen Schwierigkeiten hatte, das über Visuals in die Praxis umzusetzen. Aber ich glaube, die haben zumindest so eine Denke dahinter.

A.: Wir hatten ein queeres Fußballteam beim Ataricup!

M.: Oh yeah! Wir waren das bestgelaunteste Team.

FA!: Ihr wollt also sagen Ihr habt haushoch verloren?

M.: Ja. (lacht)

A.: Wir hatten viel Spaß.

M.: Noch mehr Fragen?

FA!: Ja, ich hatte noch irgendwo eine… genau! Ich würde gerne noch mal was zur Zukunft fragen. Es scheint ja gerade so, als wäre die Zukunft der joseph_ine fragwürdig… Gibt es irgendwelche großen Konzepte, was Ihr euch für die Zukunft vorstellen könntet?

M.: Ich glaube, das ist ganz schön abhängig davon, wen du gerade fragst. Also für mich zum Beispiel steht es überhaupt nicht zur Diskussion, dass die joseph_ine schließt. Große Konzepte gibt es nicht, aber Fakt ist, dass es irgendwie weitergeht. Und wenn man es auch einfach erst mal so macht, dass es nur alle zwei Wochen öffnet oder so. Also große Zukunftskonzepte nicht, Schließen aber auch nicht!

FA!: Okay, und wie sieht es bei Dir aus, A., wie würdest Du das Ganze einschätzen?

A.: Ich weiß es nicht, ich kann’s gerade nicht so einschätzen. Ich glaube, es sind schon alle total gewillt, da weiterzumachen, aber dann ist es halt so wie gestern, wo dann plötzlich niemand kommt, keine Tresenschicht kommt und dann fällt es einfach aus. Klar, dann machen viele von uns jetzt die andere Kneipe da drüben auf, was eine kommerzielle Kneipe ist.

FA!: Welche Kneipe? Wo?

A.: Skorbut am Lindenauer Markt. Im ehemaligen „Schotten“.

FA!: Es heißt noch „Schotte“?

M.: Nein! Es heißt Skorbut! Heute hat die Frau von unserer Müllabfuhr angerufen und meinte: „Ich würde Euch nächste Woche Dienstag mal die Mülltonne vorbeibringen, was soll ich’n da drauf schreiben?“ Und dann meinte ich: „Na, da steht Skorbut drauf!“ Also die Kneipe heißt schon Skorbut, „Schotte“ muss gestrichen werden!

A: Es kennen halt alle noch als den „alten Schotten“. Das machen schon die meisten Leute aus dem joseph_ine-Spektrum und das merkt man schon, wie sich das gegenseitig ein bisschen behindert. Aber ich fänd‘ es schade, wenn die kommerziellen Strukturen die nichtkommerziellen fressen würden – wie so oft. Das fänd‘ ich ganz schön scheiße.

M.: Ja.

FA!: Das heißt also: Die joseph_ine braucht dringend noch Unterstützung, weil von Euch jetzt ‘n bisschen Kräfte abgezogen werden. Wo können sich die Leute jetzt direkt melden, wie sollte man am besten vorgehen, wenn man helfen möchte?

M.: Ich würde sagen: Bei Bedarf einfach mal vorbeikommen!

A.: Oder beim Plenum mal vorbeikommen. Oder Mittwochabends einfach mal die Tresenleute ansprechen.

FA!: Hmm, also irgendwie fehlt mir noch Tiefe.

A.: Tiefe.

FA!: Hättet ihr eine Anekdote, so aus dem Stegreif?

A.: Vielleicht diese Queerparty, wo wir diese paar Leute rausgeschmissen haben? [Gelächter]

FA!: Ooh, jetzt wird’s interessant. Wen habt ihr rausgeschmissen?

M.: Ziemlich viele. [Klingt wie ein abgeklärtes Cowgirl] Harte Tür. Gute Tür.

A.: Naja, wir haben zwei Leute rausgeschmissen oder so. Den mit dem Deutschlandtrikot und den, der die ganze Zeit Leute angefasst hat auf der Tanzfläche. Beides war nicht schön.

M.: Nee.

A.: Es verirren sich schon, gerade bei den Tanzveranstaltungen, doch mal Leute hierher, die denken es wäre eine ganz normale Disko und sie könnten sich benehmen wie in einer ganz normalen Disko. Und das ist dann wahrscheinlich der Unterschied – dass wir da ein bisschen aufmerksamer sind. Und dann relativ zügig auch Leute rausschmeißen. Na klar, erst ansprechen und diskutieren, aber dann irgendwann auch aufhören mit Sprechen und rauswerfen.

M.: Jetzt überleg‘ ich die ganze Zeit wegen einer Anekdote.

A.: Es ist jetzt auch alles einfach nicht so spektakulär. Rumsitzen, Bier trinken, ein bisschen Kickern …

FA!: … und dabei nicht blöd von der Seite angemacht werden.

A.: Manchmal kommt ein Film… total langweilig das Konzept. Aber eigentlich auch ganz gut so. Manchmal gibt es dann auch Themen und Diskussionsrunden.

M.: Und da hatte ich in diesem Rahmen auch schon echt nette Unterhaltungen. Die so in einem anderen Kontext einfach nicht stattgefunden hätten. Ich habe jetzt gerade an diesen einen Politsalon gedacht, wo wir gar nicht so groß und breit über so einen theoretischen Rahmen gesprochen haben, sondern darüber, was wir unter queer-feministisch verstehen und wie wir so zueinander stehen und das war irgendwie ziemlich gut. Ich brauch immer diese vertraute Atmosphäre dafür, um einfach so ein bisschen Tiefgang zu haben und dafür ist die joseph_ine – also für mich zumindest – schon ganz schön gut.

… an dieser Stelle blenden wir aus und bedanken uns herzlich für das Gespräch. Eine Fortsetzung war abzusehen und folgte Monate später. Blättert einfach um …

Die joseph_ine im Netz: josephine.blogsport.de/
Und (fast) jeden Mittwoch ab 20 Uhr in der Josephstraße 12.

Lokales

Queer-feministische Kneipenkultur (Teil 2)

Anfang März 2012 im gemütlichen Hinterzimmerchen einer Eckkneipe am Lindenauer Markt. Wir freuten uns auf ein Wiedersehen mit den zwei redseligen Kneipenmacher_innen und wurden nicht enttäuscht …

FA!: Es sind seit unseren Interview jetzt drei Monate vergangen. Wie hat sich das entwickelt mit der joseph_ine?

M.: Es hat eine Transformation stattgefunden, wir haben noch nicht zugemacht. Dadurch, dass die Gruppe relativ verkleinert ist, war das Problem, dass so etwas wie eine Kerngruppe nie so wirklich vorhanden war. Und jetzt haben sich nochmal ein paar Leute zusammengesetzt und es ist relativ klar, dass es schon irgendwie weitergeht, allerdings nicht mit regelmäßigem Jeden-Mittwoch-Betrieb. Sondern immer nur wenn Veranstaltungen sind, werden die gemacht. Im Moment werden immer so Veranstaltungen gemacht, so wie gerade Bedarf, Ideen da sind. Was jetzt nicht jeden Mittwoch ist, aber der März war schon ganz gut gefüllt. Und immer nur bis zwölf; wenn Kneipenbetrieb gewünscht ist, dann können die ja einfach nebenan in’s Skorbut kommen. Aber aufgelöst noch nicht. Noch nicht!

A.: Aber es war schon kurz davor. Die letzten Treffen, wo wir dann zu dritt waren; gemerkt haben, dass es einfach nicht mehr geht. Haben wir auch gedacht, machen wir jetzt nur noch bei Bedarf und Veranstaltungen und setzten nochmal einen Hilferuf aus. Und es sind ja jetzt plötzlich auch vier, fünf neue Leute aufgetaucht, die Bock haben, da auch verbindlich regelmäßig Tresen zu machen oder irgendwas. Und damit läuft das jetzt wieder.

FA!: Zumindest Du warst beim letzten Mal nicht so gut drauf, bist Du jetzt besser gelaunt?

A.: Ich hab’ mich einfach ein bisschen rausgezogen, ne? Also ich bin da selten, mache nächste Woche da ‘ne Veranstaltung, ok. Also ich find’s super, wenn neue Leute kommen. Gucken, wie’s wird ….

M.: Und ich mag’s auch sehr. Grade in so ‘nem Kontrastprogramm zu einem Skorbut-Kneipenabend finde ich joseph_ine immer sehr warm und sehr leicht. Kann ruhig noch weiter geh’n.

FA!: Ich frage mich, wie’s kommt, dass die joseph_ine nicht ganz so gut besucht ist, im Gegensatz zum Skorbut. Liegt das am Angebot – hier ist ‘ne richtige Kneipe und dort ist mehr so … naja, nicht so ‘ne richtige Kneipe? Also wollen die Leute sowas hier?

M.: Also ich glaube, das zieht nochmal ganz andere Zielgruppen an. Joseph_ine war ja schon immer ziemlich so Szenepublikum. Also wenn’s jetzt um so Hausprojekte ging oder halt wirklich um diesen queer-feministischen Anspruch, der dahinter steht. Und hier sind halt einfach auch so ziemlich viele, die halt nicht unbedingt sich in solchen Szenen bewegen, sondern eher hier in der Kuhturmstraße aktiv sind und so Ausstellungen machen oder viele aus dem Theater der jungen Welt, viele junge Schauspielende sind da und so. Ist einfach nochmal ein ganz anderer Anreiz.

A.: Normale Leute einfach aus dem Kiez. Die mal gucken kommen, was hier so in ihrer alten Stammkneipe wieder los ist. Was ich auch glaube, ist jetzt nur ‘ne Vermutung, es ist einfacher hierher zu kommen, weil es hier so klar ist – hier bezahl’ ich Geld und krieg’ dafür was. Das ist so ‘ne klare Aufgabenverteilung. Und in der Bäckerei [Anm.: Synonym für Casablanca] ist es ja schon immer so, eigentlich soll ich dann auch noch da was mithelfen. Und am Ende mit aufräumen und dann soll ich noch mein Geld selber einschätzen, ist schon anstrengender. Da wird von den Leuten einfach mehr erwartet. Mich verantwortlich zu fühlen für den Raum – das ist hier überhaupt nicht.

M.: Ich weiß noch grad zu Beginn, dass viele Leute so ein bisschen ängstlich, unsicher waren, ob sie jetzt einfach so reinkommen dürfen in diese Kneipe da unten, also in die joseph_ine. Ist halt einfach einfacher, in eine Kneipe zu gehen.

A.: Hier machen wir auch größere Veranstaltungen, da kommen auch viel mehr Leute. ‘Ne Kneipe, die sechs Tage offen hat, ist auch einfacher hinzugehen als … mittwochs und dann vielleicht auch nicht jeden Mittwoch. Und dann regnet’s und dann geht man doch nur einmal im Monat hin.

FA!: Ich wüsste gerne zur „Türpolitik“ was. Ihr hattet ja beim letzten Mal so schön davon erzählt, dass es hier anders sein soll als in anderen alternativen Kneipen und Ihr selbst bei der joseph_ine schon Leute vor die Tür setzen musstet. Wie hat sich das hier ergeben?

A.: Ist schon auch passiert, aber wenig. Der Typ mit dem Deutschlandtrikot, den ich bei der joseph_ine rausgeschmissen hab’, der war hier und redete nur Scheiße.

FA!: Aber diesmal war er ohne Deutschlandtrikot da?

A.: Ja, aber ich hab’ ihm trotzdem gleich gesagt, er soll gehn. Hatt’ ich kein Bock. Nee ach … was haben wir für ‘ne Tür? Erstmal isses offen und Leute können erstmal kommen und wenn sie anfangen, sich daneben zu benehmen, dann fliegen sie halt raus oder dann passiert irgendwas. Hier herrscht so ‘ne höhere Sensibilität dafür, was passiert hier grad im Raum und wie gehen Leute grad miteinander um.

M.: Wir haben nicht in der Gruppe so eine Art Checkliste, die erfüllt werden muss, bevor man rausschmeißt.

A.: Das andere ist halt auch, wenn Leute besoffen sind, grad am Wochenende und zu später Stunde, dann reden die halt auch einfach Müll. Ich nehm’ das mittlerweile auch alles nicht mehr so ernst, aber da kommt schon immer mal irgendso ein blöder rassistischer Spruch. Klar, dann kann ich hingehen und sagen: Hey, reiß Dich mal zusammen! oder so, aber dann fange ich nicht mehr irgendwelche Diskussionen an. Aber da gehe ich davon aus, die sind betrunken und am nächsten Tag ist es ihnen peinlich und dann ist auch wieder gut so.

FA!: Die unglückliche Zukunftsfrage …

A.: Aktuell ist, wir sind bis Ende Mai auf jeden Fall hier und danach ist es total unklar, was passiert. Es kann sein, dass wir in irgendeiner Form hier bleiben. Es kann sein, dass wir woanders hingehen. Und es kann sein, dass wir überhaupt nicht mehr existieren danach …

M.: Das glaube ich aber nicht! Also für mich ist das überhaupt kein Ende. Es gibt mal wieder ‘ne Transformation und vielleicht sowas wie: Wer ist eigentlich Skorbut, bitteschön? Und das mit noch ein bisschen mehr Verantwortung.

FA!: Nochmal zum Selbstverständnis: Ihr findet’s nicht wichtig zu postulieren, was die Kneipe für einen Anspruch hat, oder?!

A.: Ich glaube, es wurde schon ziemlich schnell durch die Eröffnung, durch ganz viel Hörensagen ziemlich klar, wie wir ticken und aus welchen Kontexten wir kommen. Ist ja auch nicht so, dass das alles gänzlich unbekannte Leute hier hinter dem Tresen sind. Dadurch ist schon ein bisschen klar, in welche Richtung das geht und welchen Anspruch wir haben. Vielleicht muss man auch seinen Gäst_innen manchmal ein so bisschen Eigenverantwortung zutrauen und muss die nicht die ganze Zeit mit irgendwelchen Verboten oder Ansprüchen in irgendwelche Richtung weisen. Wenn’s Probleme gibt, sind wir schon da und haben schon eine Meinung, für die wir einstehen können und die auch argumentieren können.

FA!: Seht Ihr da die Gefahr, dass es sich durch die alltägliche Praxis, den Trott, den Alltag doch einschleicht, dass Ihr weniger sensibel werdet?

A.: Ich denk’ jetzt nicht in Jahren, nicht? Ich glaub’s eigentlich nicht, weil wir alle schon ziemlich klar haben, was so unsere politischen Vorstellungen und Ansprüche sind. Und dann gibt’s vielleicht Momente, wo’s mir zu anstrengend ist, dazwischen zu gehen oder sowas. Allein auch durch die Auswahl der Veranstaltungen und was da für Plakate drinhängen oder die Bierdeckel oder so … es zieht sich ja durch, ohne dass es jetzt total plakativ überall dran steht.

FA!: Was unterscheidet die Veranstaltungen zu den Veranstaltungen, die in anderen alternativen Kneipen sind?

M.: Ich glaub’, wir haben schon intern so ganz viel auf dem Schirm, dass wir versuchen, so ein Geschlechterverhältnis zu halten. Dass einfach nicht so Typenbands die ganze Zeit auftreten, sondern auch gerne mal ein Abend, wo zwei Frauenbands spielen. Gibt solche Diskussionen innerhalb, kriegt man nach außen gar nicht so mit.

A.: Auch was wir für Musik spielen, die ganze Zeit. Fällt vielleicht gar nicht so auf, aber da haben wir uns auch viel drüber unterhalten, dass es nicht nur quotiert ist, also paritätisch, sondern dass eher mehr Frauenbands spielen. Und dann gibt’s so Polit­veranstaltungen, wie diese Buchvorstellung zum Beispiel, zur Knastkritik. Das sind halt so linke Sachen, demnächst gibt’s wahrscheinlich so ‘ne Trans*-Buchvorstellung … halt so Zeug.

M.: Morgen ist zum Beispiel ‘ne Veranstaltung, wo einfach klar war, dass das irgendwie unterstützt wird. Vom Ladyfest, die einfach einen Raumausweich brauchten. Margret Steenblock, die vorher irgendwo im Süden auftreten wollte und da ging’s dann spontan nicht und bei solchen Sachen ist dann klar, dass das irgendwie unterstützt wird, auch ohne großartig erstmal durch’s Plenum sprechen oder so.

FA!: Wie ist eigentlich Eure ökonomische Situation gerade? Wo geht’s finanziell hin? Immerhin habt Ihr auch ganz moderate Preise.

A.: Da müssen wir eventuell auch nochmal was dran drehen, an den Preisen. Wir zahlen uns bisher keine Löhne aus, weil wir ja noch die Schulden zurückbezahlen. Ist also quasi ehrenamtlich grade, was eigentlich auch ein bisschen krass ist.

FA!: Aber in absehbarer Zeit soll’s mal …

A.: Also vielleicht nicht, dass zehn Leute davon komplett leben können. Aber irgendwie … nach Bedarf.

FA!: Aber dass der Stundenlohn schon ein adäquater ist. Also wenn man hier 30, 40 Stunden arbeiten würde, dass man dann davon leben könnte …

M.: Wenn man wöllte, ja. Ich glaube, hier will niemand 40 Stunden die Woche arbeiten. Das ist ja die ganze Sache, deswegen …

A.: Ist schon kein Wunder, warum hier überall fünf Euro Stundenlohn gezahlt wird. Also die Gewinnspannen sind einfach ziemlich niedrig. Und die Nebenkosten sind enorm hoch. Und dann bezahlen wir noch die ganzen Steuern und das ganze Zeug und da bleibt echt nicht viel übrig.

M.: Ey, habt Ihr jetzt noch irgendwas wichtiges? Ich hab’ nämlich total Hunger.

FA!: Ja … wir auch, dann mal los. Vielen Dank, daß Ihr das heute noch einrichten konntet, und lasst Euch nicht unterkriegen!

shy & gundel

Lokales

Queere Radikalität – eine kurze Einführung

Warum queer nicht lesbischwul und auch keine akademisches Gedankenspiel ist, sondern radikale Praxis, die nicht immer mit Sex (1) und Gender (2) zu tun hat.

Bevor in den kommenden FA!-Ausgaben der queeren Szene Leipzigs auf den Grund gegangen werden soll, möchte dieser Artikel den Versuch wagen, das kritisch-radikale Potential von queer vorzustellen. Da queer vieles ist, nur nicht abschließend definierbar, kann dieser Text selbstverständlich nicht alle Facetten des Themas abdecken oder jede Interpretation des Begriffs berücksichtigen.

Beiträge zu queer strotzen oft nur so von Fremdworten und Fachvokabular – und schließen damit von vorneherein Leser_innen aus, die sich nicht bereits mit dem Thema beschäftigt haben. Unsolidarisch soll dieser Artikel nicht sein, weshalb das Ziel ist, möglichst wenig Fachvokabular zu nutzen, bzw. dieses wenigstens zu erklären.

Geschichtliches

Die Bezeichnung queer findet sich oftmals auf Flyern von diversen Partys und Clubs – gemeint ist in diesem Zusammenhang meistens schwul-lesbisch, wobei queer kürzer, schnittiger und moderner wirkt als die altbackene Sammel­bezeichnung. Der Ursprungs des Wortes ist jedoch alles andere als aktuell: im 16. Jahrhundert entwickelte es sich im englischen Sprachraum – wenig überraschend – aus dem deutschen Wort „quer“. Queer wurde wesentlich abwertender genutzt als das deutsche Pendant, bezeichnet wurden damit alle möglichen Querulant_innen, die nicht in gängige Normen passten, unter anderem Schwule, Lesben und andere „Perverse“.

In den 1960er Jahren etablierte sich die Lesben- und Schwulenbewegung, die Ende der 60er, Anfang der 70er einige Erfolge erzielte und zu einem liberaleren Klima gegenüber Homo- und Bisexuellen beitrug. In den 80er Jahren begann in den USA, mitbedingt durch die AIDS-Krise, eine konservative, christliche und homofeindliche Politik zu erstarken. AIDS wurde als Strafe Gottes bezeichnet, Schwule als Seuchenherde gebrandmarkt und Analverkehr als ausschließlich schwule und tödliche Sexpraktik gesehen. In dieser feindlichen Atmosphäre rückte die LGBT-Community näher zusammen.

Gleichzeitig wurden auch Teile der LGBT-Community (Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*-Gemeinschaft (3)) auf Normen aufmerksam, die in der Szene herrschten. Die Community war nach außen schon immer mehr schwul als lesbisch, eher homo als trans* – nach und nach wurden auch vermehrt diese Kategorien in Frage gestellt. Welche Normen mussten erfüllt sein, um bspw. als „richtige“ Lesbe zu gelten? Durften Lesben lange Haare haben? Sex mit Männern, Trans*personen, etc. (gehabt) haben? Transfrauen(4) sein? BDSM (5) oder gar Pornographie mögen?

Queer Movement gegen den Homo-Mainstream

Es begannen Menschen nach Sichtbarkeit und Solidarität zu streben, die sich in der LGBT-Community nicht zu Hause fühlten. Zu diesen zählten jene, die sich nicht als LGBT definierten, aber trotzdem von der Mehrheitsgesellschaft geächtet wurden: bspw. Heteros mit polyamorösen (6) Beziehungen, Asexuelle (7) oder BDSMler_innen.

Andere waren zwar schwul, lesbisch, bi und/oder trans*, wurden von der Mehrheit der Szene aber nicht angenommen. Gründe für eine solche Ablehnung waren bspw. Hautfarbe, Alter, Behinderungen oder positiver HIV-Status.

Der LGBT-Mainstream war größtenteils weiß und kam aus der Mittelschicht, was sich auch in den politischen Forderungen und dem Ignorieren von Mehrfachdis­kri­mi­nie­run­gen zeigte. Die Forderung der Mainstream-LGBTs nach „Gleichstellung“ mit Heteros zog von Teilen der Szene die Frage nach sich, wer denn mit wem gleichgestellt werden sollte. Während bspw. weiße Männer es gewohnt waren, dass sie der Standard waren und ihnen allein aufgrund ihrer Homosexualität die üblichen Privilegien verwehrt blieben, war eine schwarze Lesbe in einer ganz anderen Situation. Sie musste nicht nur die Hürde der Homofeind­lichkeit überwinden, sondern auch noch gegen Sexismus (8) und Rassismus kämpfen – nicht nur im Alltagsleben, sondern auch innerhalb der Szene! Die Vielschichtigkeit der Wünsche und Ausgangspunkte der unter „LGBT“ zusammengefassten Menschen wurde unter dem Sammelbegriff unsicht­bar, es schien als sei Homofeindlichkeit das einzige Hindernis, das alle LGBT von der Teilnahme am schönen Leben der „Normalbürger“ trennte. Die Probleme der nicht privilegierten Menschen und ihre Unzufriedenheit mit dem herrschenden System, das neben Heterosexualität und dem Zwei-Geschlechter-Modell auch weiße Hautfarbe, „normales“ Sexualverhalten, Monogamie, gesunde, nichtbehinderte Körper, Vermögen, usw. als Norm voraussetzte, wurden kein Teil der medial wahrgenommenen Äußerungen und Forderungen der LGBT-Community.

Den Kampf für jene vernachlässigten Gruppen nahmen Bewegungen wie „ACT UP“ auf, die sich vor allem für die Belange von HIV-positiven Menschen einsetzten und der Ächtung von selbstbestimmten Lebensweisen und lustvollem Sex ebenso entgegentraten wie geldgierigen Pharmakonzernen, die von der AIDS-Krise profitierten. In diesem Umfeld wurde wiederholt auch queer als Gruppenname oder als positive Selbstbezeichnung genutzt, mit der sich auf kritische Weise vom heterosexuellen wie auch mitunter vom LGBT-Mainstream abgegrenzt wurde.

Queer wurde immer häufiger zur Beschreibung von Handlungen und Personen genutzt. Zudem entwickelten sich im akademischen Bereich zu Beginn der 1980er aus den „Gay and Lesbian Studies“ die „Queer Studies“ als fächerübergreifende Disziplin. Anfang der 90er kam das Theorienbündel „Queer Theory“ hinzu, das sich aus der queer-feministischen Kritik an der Gleichsetzung von biologischem und sozialem Geschlecht entwickelte.

Und heute?

Heute ist der Begriff queer ebenso umstritten wie vielfältig interpretiert. Die Bedeutungsspanne reicht von lesbischwul bis zum Hinterfragen jeder vermeintlichen Gewissheit.

Einen Einblick aus der queeren Praxis, der zeigen kann, dass queer nicht gleich queer ist, fand sich im 35. heiter-scheitern-Podcast.

Im diesem queeren Podcast stellten die Podcaster_innen, die sich vornehmlich in der Hamburger Queerszene bewegen, sogar lokale Unterschiede im Verständnis von queer fest. Bei einer queeren Performance, auf einer dezidiert queeren Veranstaltung in Bremen, wurden sie vom Publikum schlichtweg nicht verstanden, obgleich ihre Auftritte im ähnlichen Rahmen in Hamburg großen Anklang fanden. Sie führten den Unterschied in der Wahrnehmung auf die Zusammensetzung und Einflüsse der lokalen queeren Gruppen zurück. Während es in Hamburg unter anderem einen großen Einfluss der akademischen Queers auf die Szene und Veranstaltungen gäbe, sei das Publikum der Bremer Veranstaltung vor allem aus dem lesbischwulen Bereich gekommen.

Die Soziolog_innen Hieber und Villa beschreiben die kom­plizier­te Beziehung von queer zu „lesbischwul“: „Queer steht nicht für die schlichte Binde-strich-Zusammenführung von „schwul-lesbisch“, obwohl auch dies eine Dimension queerer Praxis darstellt, sondern für eine vielfältige, herrschafts-kritische, um prozessuale Reflexivität bemühte Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken moderner Identitätslogiken und ihrer historischen Materialisierung vor allem im Bereich von Sexualitäten und Geschlechtern.“ (9) (Hieber, Villa (2007) S.8)

Ihrer Meinung nach gehört zu queer also immer auch die Auseinandersetzung mit der Herstellung von Identitäten und die Frage, in welche Machtstrukturen diese Identitäten eingebettet sind. Lesbischwul kann ihrer Meinung nach also sowohl queer als auch dezidiert unqueer sein.

Wenn Bisexuelle, Lesben und Schwule heterosexuelle Normen in Frage stellen, wenn bspw. lesbische Pärchen zusammen eine (primär heterosexuelle) Tanzstunde besuchen, so kann dies als queere Praxis bezeichnet werden, Normen („der Herr führt“…) werden in Frage gestellt.

Gleichzeitig kann die Zuschreibung „schwul“ oder „lesbisch“ auch vor­herr­schen­­de Normen stärken, wenn bei­spielsweise durch das Festlegen der eigenen Geschlechtsidentität und dem Begehren einer einzigen anderen Geschlechtsidentität das System der Zwei­ge­schlecht­lichkeit und die Annahme des unveränderlichen, angeborenen Geschlechts untermauert wird. Die Praxis, Homosexualität und Heterosexualität als angeboren und unveränderlich darzustellen, führt dazu, dass Menschen ausgegrenzt und in ihrer Entfaltung eingeschränkt werden, bei denen die Lage nicht so eindeutig ist. Wer sich folglich nicht nur zu einem bestimmten Geschlecht hingezogen fühlt, wer schwul ist und auch gerne Sex mit Genderqueeren10, Tunten, Frauen und Heterokerlen hat, läuft Gefahr kein „richtiges“ Mitglied der Szene zu gelten und mit der Forderung konfrontiert zu werden, sich endlich mal zu entscheiden.

Zur Auseinandersetzung mit Identität gehören im queeren Kontext auch das Hinterfragen der Verbindung von bei der Geburt zugewiesenem und gelebtem/n Geschlecht/ern, sowie die Verquickung von Geschlecht und Begehren. Während Schwule Frauen (GirlFags) und Lesbische Männer (GuyDykes) in lesbischwulen Zusammenhängen oft nicht verstanden werden, wenn dort bestenfalls Transgender bekannt sind, können sie in queeren Räumen darauf hoffen, niemanden durch ihre Existenz zu verängstigen und daraus resultierende Diskriminierung zu erleben. Sicher ist aber auch dies nicht, da jede_r ein eigenes Verständnis von queer hat.

In dem Artikel „Lieber ein Fähnchen im Wind“ in der Zeitschrift Phase 2 beschreibt die Autorin Katrin Köppert das ständige Hinterfragen jeder Norm, das Nichtakzeptieren von „Natürlichkeiten“ (wie bspw. Geschlechtsidentität) und das Sichtbarmachen von Macht und Privilegien als wichtigste Teile von queer. Queer könne nicht greifbar sein, da es sich selbst immer wieder verändere, die queeren Aktivist_innen zur andauernden Reflexion der eigenen Position zwänge. Sie vertritt die Ansicht, dass queer auf diese Weise nie so konsumierbar werden könne wie es lesbischwul teilweise sei, was sich auf teuren Parties und kommerziellen Chris­topher Street Days zeige. Queer könne nie zu einer starren Identität verkommen, die man mit Normen und Annahmen füllt. Queer bleibe stets das Infragestellen jeder Norm – und auch das Hinterfragen der eigenen Positionen, das Analysieren der eigenen Verstrickung in Machtver­hältnisse. Sie fordert dazu auf, sich nicht an überholte Positionen und Identitäten zu klammern und lieber ein „Fähnchen im Wind“ zu sein, sich neuen Erkenntnissen anzupassen. Auch das Verweigern einer festen Identität könne eine queere Handlung sein, vielleicht die pro­vo­zierendste von allen.

Ferner äußert sie Kritik an der Homo­normativität der LGBT-Community, also die in der Szene herrschenden Normen und die Annahme, dass alle die gleichen Forderungen hätten. Sie lenkt das Augenmerk auf das aus den 1980ern bekannte Problem der Unsichtbarkeit vieler Bisexueller, Lesben und Schwuler, die nicht die gleichen Privilegien genießen wie ein Großteil der Szene. Wenn homonormative Personen die Gleichstellung von Homos und Heteros forderten, so würde der zweite Schritt vor dem ersten gegangen. Die Herrschaftsverhältnisse und die Ausschlüsse der (weißen, heterosexuellen, „gesunden“, wohlhabenden,…) Mehrheitsgesellschaft würden einmal mehr als Ideal gesetzt und reproduziert, mehrfach diskriminierte Menschen sich selbst überlassen. Von queerer Seite aus könne so nicht gehandelt werden, vielmehr sei eine Kritik an den bestehenden Machtverhältnissen (und ihrer angeblichen Natürlichkeit) notwendig, um die Situation aller Menschen zu verbessern. Solches Hinterfragen beschränkt sich nicht auf die Kategorien Geschlecht und sexuelles Begehren, sondern kann auch die Natürlichkeit von Lohnarbeit, Landesgrenzen usw. betreffen. Für Köppert steht fest, „dass queer sich niemals auf gegebene, natürliche, selbstverständliche Verhältnisse bezieht, sondern auf konstruierte und produzierte Verhältnisse im Gewand des Natürlichen.“ (Köppert, 2009)

Obgleich queer also nichts Unumstößliches kennt, setzen Queere sich nicht dafür ein, alle Menschen ihrer Identität/en zu be­­rau­ben. Die heiter-scheitern-Podc­aster_innen betonen, dass Identitäten von queerer Seite zwar hinterfragt und analysiert werden, aber nicht abgeschafft. Allein das Fremdzuweisen von Eigenschaften anhand von Identitätsmerkmalen (bspw. die Idee, alle Schwule wären einerseits Männer mit normierten, männlichen Körpern und interessierten sich ausschließlich für ihresgleichen und hätten keine sonstigen Identitäten neben der des Schwulen) und die damit einhergehende Unsichtbarkeit von anderen Identitätsfacetten wird abgelehnt. Gleichzeitig möchte queer nicht Gefahr laufen, ebenfalls eine Identität zu sein. Im heiter-scheitern-Podcast wird argumentiert, dass queer Handlung ist, nicht Sein. Wenn queer doch als Identität genutzt wird, so ist zu befürchten, dass der_die Queere sich in dieser Identität ausruht, das kritische Betrachten der eigenen Position und damit einhergehender Normierungen, Ausschlüsse und Machtstrukturen einschläft.

Fazit

Bei aller Kritik an lesbischwul sollte noch erwähnt werden, dass Homosexualität weiterhin eine wichtige und eigenständige Kategorie bleibt, da queer oftmals zu niedlich, zu ungefährlich ist, als zu unpolitisch wahrgenommen wird – irgendwie hip, aber doch nichts, was die heterosexuelle Norm und den Status quo gefährden würde. Sowohl queer als auch „lesbisch“, „schwul“ und „bisexuell“ werden weiterhin gebraucht, sind keineswegs deckungsgleich.

Die queere Community zieht sich teilweise zu häufig in universitäre Schutzräume zurück, anstatt ihr kritisches Potential auszuspielen. Außerdem beschäftigt sie sich vorrangig mit weißen Mittelschichtspositionen und wenig mit marginalisierten Positionen, die nicht alle in der Community gleichermaßen betreffen.

Queer ist also radikaler als es oftmals gelebt wird – das muss nicht so bleiben. Denn queer ist keine Identität – sondern die Praxis des immerwährenden Hinterfragens und Dekonstruierens.

Und auch dieses Fazit ist, wie zu Beginn des Textes bereits angekündigt, nur eine Möglichkeit queer zu verstehen.

gundel

Verwendete Texte und Podcasts:
· heiter scheitern (2011): 35 – antiqueer, scheitern.org/?p=265.
· Köppert, Katrin (2009): Lieber ein Fähnchen im Wind, phase2.nadir.org/rechts.php?artikel=677.
· Hieber, Lutz; Villa, Paula-Irene (2007): Images von Gewicht. Soziale Bewegungen, Queer Theory und Kunst in den USA. Bielefeld: Transcript.
· Voß, Heinz-Jürgen (2011): Weg mit dem Queer Ding. Ansätze für eine queere Kapital­ismus­kritik, leipziger-kritiken.de/2011/01/queer-ding.
(1) Englisch für „körperliches Geschlecht“.
(2) Englisch für „soziales Geschlecht“, je nach Zusammenhang ist damit gefühltes Geschlecht und/oder von anderen wahrgenommenes Geschlecht gemeint.
(3) Seit Bestehen dieser Bezeichnung wird kritisiert, dass die Szene das „T“ für Transgender oftmals nur als schmückendes Beiwerk benutze. Transgender würden letztlich häufig in Forderungen nicht mitgedacht und innerhalb der Szene diskriminiert.
(4) Frauen, die bei der Geburt dem männlichen Geschlecht zugeordnet wurden.
(5) BDSM ist die Abkürzung der Begriffspaare „Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“ und dient als Überbegriff für vielfältiges sexuelles Begehren, das sich unter anderem mit Machtgefällen und Schmerz beschäftigt
(6) Polyamory steht für das Begehren oder die Praxis, Beziehungen zu mehreren Menschen gleichzeitig zu haben/haben zu können.
(7) Als asexuell bezeichnen sich Menschen, die kein Interesse an Sexualität mit anderen Menschen haben, wobei es verschiedene Abstufungen und Ausprägungen des Sexualtriebes und der emotionalen Zuneigung zu anderen Menschen gibt.
(8) Die Ungleichbehandlung von Menschen aufgrund von Geschlecht.
(9) Hieber, Lutz; Villa, Paula-Irene (2007): Images von Gewicht. Soziale Bewegungen, Queer Theory und Kunst in den USA. Bielefeld: Transcript.
(10) Menschen, die sich im rigiden Zweigeschlechtermodell nicht wiederfinden.

Theorie & Praxis