Hurra, hurra, endlich ist die Kohle da! Nach langem Hin und Her hat sich der deutsche Bundestag doch noch dazu durchgerungen. Auch Leipzig soll neben Berlin ein „angemessenes und sichtbares“ Denkmal erhalten, um an die friedliche Wende von 1989 zu erinnern. Ganze 15 Millionen Euro sollen dafür aus der Steuerkasse springen. Klar, dass bei soviel Geld noch 4-5 Jahre ins Land gehen werden, ehe die Millionen rechtmäßig verschoben sind. Genug Zeit jedenfalls, um tolle Gestaltungsvorschläge zu sammeln. Wie den von Michael Arnold, seinerzeit ein Mitbegründer des Neuen Forums. Ihm schwebt ein ,walk of fame’ nach dem Muster Los Angeles’ vor. Alle damals an den Demonstrationen Beteiligten sollen ihre Namen auf den Leipziger Ring schreiben. Super Idee und der Einfachheit halber wäre es noch besser, eine komplette Namen- und Adressenliste beim Verfassungsschutz Sachsen zu hinterlegen. Nur für den Fall, dass Vandalen versuchen sollten, einige Namen auszutauschen oder dergleichen, versteht sich. Andererseits ist das doch zu kompliziert und ineffektiv gedacht. Wie wäre es stattdessen, wenn man den Leipziger Citytunnel einfach zum Denkmal umetikettieren würde. Ein dunkler Tunnel durch den Untergrund als Symbol für die Freiheitsbedürfnisse des Einzelnen und die Stationen sozusagen als Lichtpunkte, an denen das nationale Einheitsbewußtsein zum Himmel schnellt. Aus dem Steuersäckel des Bundes könnte man so den Schuldenberg für das größenwahnsinnige Bauprojekt zumindest etwas verringern und für ein paar tausend Euronen würde man noch einige Gedenktafeln anbringen. Pragmatisch, ökonomisch, überzeugend – aber vielleicht doch etwas zu bürgerfern. Andere Idee: An die Stelle der weggesprengten Asbest-Hochhäuser am Brühl kommt kein Einkaufszentrum sondern ein riesiger Lehmklumpen, und die Stadtbevölkerung könnte in eigenverantwortlicher Detailarbeit selbst ein „angemessenes“ Denkmal modellieren. Klar, man bräuchte etwas Geld für Zäune und Sicherheitspersonal, um etwaige Streitigkeiten zu unterbinden, aber der Rest würde noch reichen für ein weithin „sichtbares“ Lehm-Monument. Ok, die Sache wäre dann ästhetisch ziemlich beliebig, aber der Mitmacheffekt würde sicher den Lokalpatriotismus und überhaupt das Nationalbewußtsein der Bevölkerung stärken, ein „Wahrzeichen“ des Volkes sozusagen. Dritter Vorschlag: Für einen Teil des Geldes erwirbt die Stadt, sagen wir, 50km neusten Stacheldraht, mit dem anderen Teil werden einige altgediente Grenzschützer aus Ost und West reaktiviert. Dann zäunt man mit dem Draht die Stadtteile Schönefeld, Reudnitz und Lindenau ein und positioniert an den zentralen Ausfallstraßen Schlagbäume nach alten Mustern und die neugemischte Grenzschutzgruppe. Neben spürbaren Sicherheitseffekten würde man so auch die Leipziger Stadtentwicklung als zukunftsorientiert ausweisen und gleichzeitig mit den Checkpoints echte Orte der Begegnung für Touristen und die bildungsfernen Schichten der Bevölkerung schaffen. Orte, an denen die Ängste und Hoffnungen der Vergangenheit mit denen der Zukunft zusammentreffen.
Aber vielleicht ist diese Idee doch ein wenig zu visionär. Hat jemand bessere? Der Feierabend! sammelt Eure Vorschläge und übergibt sie im Rahmen der diesjährigen Montagsgespräche in der Runden Ecke den Stadtoberen. Schickt Eure Ideen einfach an: feierabendLE@web.de. Unter allen Einsendungen verlosen wir ein Jahres-ABO. Also lasst Euren Gedanken freien Lauf!
(clov)