Nazi-Opfer!
Die Opferberatungsvereine in Sachsen (www.RAA-sachsen.de und www.AMAL-sachsen.de) erhielten im letzten Jahr Kenntnis von 208 Übergriffen (2005: 168) – sicher nur ein Bruchteil der gewaltvollen Realität individueller und struktureller Diskriminierungen. RAA/AMAL: „wöchentlich ereigneten sich in Sachsen etwa vier rechtsextrem motivierte Übergriffe. Das ist die höchste Anzahl an rechtsextremen Gewalttaten, von der wir in unserer bisherigen Arbeit je Kenntnis erhielten.“ In Leipzig sind die Hälfte der Opfer MigrantInnen: „Wobei hier auffällig ist, dass die Täter nicht nur dem rechtsextremen Rand, sondern in einer sehr hohen Zahl auch der Mitte der Gesellschaft zuzuordnen sind“, so die Mitarbeiterin Diana Eichhorn (0341/2618647).
Vor sieben Jahren war z.B. ein gebürtiger Iraner vor einer Leipziger Diskothek von der „Black-Rainbow“-Security derart am Zutritt gehindert worden, dass er nach OP und Reha bis heute Schmerzen hat. Die Verantwortlichen wurden kürzlich freigesprochen und die vierstelligen Gerichtskosten muss das Opfer tragen. Sein Konto wurde gepfändet und ein Pflichtlohnteil seines Arbeitgebers wird nicht ausgezahlt!
Am 05.02.07 wurden im Cineding vom Bürgerverein Plagwitz/Lindenau diverse TV-Reportagen zur rechtsextremen Szene im Leipziger Westen gezeigt. Während dessen und danach gab es vor dem Programmkino handfeste Auseinandersetzungen, provoziert von einem ca. 20-köpfigem Nazimob, der gekommen war, um zu drohen und zu stören; es gab mehrere Verletzte. Außer dem bürgerlichen Engagement gibt es daher inzwischen u.a. eine Sammeladresse für Vorfälle ähnlicher Art: zeitzumkennenlernen@web.de.
Übrigens hat sich in Leipzig vor kurzem auch eine Antifa-Jugendgruppe gegründet (ajl-leipzig@gmx.net).
Opfer-Nazis?
Mit einem Flugblatt wurde auf die derzeitige Ausstellung „Flucht, Vertreibung, Integration“ im Zeitgeschichtlichen Forum reagiert: „Sie ist ein Teil der neuen deutschen Erinnerungspolitik, die als zentrales Element die Selbstpräsentation der Deutschen als Opfer der Geschichte enthält… Mit einer ausführlichen Kritik dieser Ausstellung, des geschichtspolitischen Diskurses in der BRD und der Rolle der sog. Vertriebenenverbände“ werden sich von Ende März bis April durch Leipziger AntifaschistInnen (Lea) geladene ReferentInnen beschäftigen (www.left-action.de).
Geschichtsrevisionismus in Reinform konnte am 13. Februar in Potsdam, Borna, Aulendorf, Krefeld, München und natürlich Dresden von zwischen 50 und 1500 Nazis (Dresden) auf so genannten Gedenk-Aufmärschen wegen der Bombardierung Dresdens zum Ende des NS vertreten werden – mit tatkräftigen antifaschistischen „Behinderungen“.
Mobilisiert wird nun zu einer „von NPD und parteifreien Kräften gemeinsam geplanten mitteldeutschen 1.-Mai-Demonstration“ (C. Worch) in Erfurt. „Globalismus“-feindliche, antisemitische und rassistische Positionen sind dort erwartbar, ist doch am Samstag vorm G8-Gipfel ein weiterer Nazi-Auflauf in Schwerin angemeldet. … am Ball bleiben!
rabe
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