AntiG8-Netzwerkkoordinierung in der G16

Irgendwie war die Stimmung und konstruktive Zusammenarbeit in Leipzig deutlich besser, als bei den bisherigen Treffen“ (ein Teilnehmer aus Bremen).

Dass Konsensdemokratie bzw. hierarchiefreies, konsensorientiertes Diskutieren und Arbeiten nicht zwingend zu Ergebnis­losigkeit und Stillstand führen muss, bewiesen die TeilnehmerInnen des AntiG8- Netzwerktreffens vom 31. März bis 2. April in der Leipziger Gieszerstraße 16. Das zu Beginn ausgearbeitete Entscheidungsmodell mit kurzen Plena und drei- bis fünfminütigen „Tuschelrunden“, die ein druckfreies Diskutieren in Kleinstrunden ermöglichten, brachte den Erfolg.

Doch vielleicht erst mal von vorn: Eine Gruppe Leipziger entschloss sich nach der Teilnahme am Netzwerktreffen Ende Januar in den Berliner Mehringhöfen, die nächste Auflage nach Leipzig zu holen. Für die handvoll Einzelpersonen schien es schnell klar, dass das Projekt Gieszerstraße 16 der passende Ort sein könnte. Das bestätigte sich mit dem Eintreffen und Einleben der knapp 100 Teilnehmer dann auch praktisch. Denn durch die Vorfeldarbeit der Leipziger Vorbereitungsgruppe waren genug Räume zum Diskurs und Pla­nungs­pro­zess umgebaut.

Fast alle Arbeitsgruppen der vorhergegangenen Treffen in Berlin und Hamburg konnten ihre Diskussionen zur Campvorbereitung 2006 und 2007, zur drohenden Repression und zu unterschiedlichen Blockadeformen fortsetzen. Viele Vorschläge und Ideen der AGs wurden in den Gesamtplena vorgestellt, diskutiert und oftmals angenommen, so dass aus dem Abschlussplenum am Sonntag auch Ergebnisse mit nach Hamburg, München oder Berlin genommen werden konnten.

Eines der Ergebnisse ist auch der Name des Netzwerkes: „Dissent + X“. Ganz so neu ist aber die Bezeichnung „Dissent!“ auch nicht, wurde sie doch schon von dem Alternativnetzwerk 2005 in Schottland gewählt, das sich zu G8 Gegenaktivitäten zusammenschloss. Das „X“ im Namen lässt nun noch Platz für einen Untertitel oder Zusatz, für den Ideen gesammelt werden. Außerdem können sich unter dem „X“ auch all jene treffen, die eine (durch Namensgebung geförderte) Gruppenidentität kritisch sehen. Endlich einen Namen zu finden wünschten sich besonders die Reisenden der G8 Info-Tour, war es doch bisher in Städten der BRD, Polens oder Österreichs schwer von sich zu sprechen und zu werben, wenn nichts konkret benannt werden konnte.

Diese Zeiten sind jetzt aber genauso vorbei wie das Fehlen einer Pressestimme. Die zu gründende Pressegruppe soll dies in Zukunft zentral übernehmen und versuchen, eine Konsensmeinung nach Außen zu transportieren. Um hier das Entstehen von „Dissent + X“-KönigInnen zu verhindern, soll die Gruppe rotieren und versuchen, das Meinungsbild der jeweils versammelten Einzelpersonen wiederzugeben. Nach innen soll sie die Netzwerkstrukturen zur Verfügung stellen und die Einzelgruppen informieren.

Insgesamt wurden bei dem Treffen viele Struktur- und Inhaltsfragen geklärt und für die weitere Zukunft geplant. Die bisherigen TeilnehmerInnen versichern, dass eine Mitarbeit von noch nicht eingebundenen Gruppen und Einzelpersonen jederzeit möglich ist, denn das Netzwerk soll offen für Alle sein. Der Konsens ist wohl hier, dass G8-Protest nur durch die Mitarbeit und Unterstützung Vieler ein Erfolg werden kann. Zum nächsten Treffen geht es wieder nach Berlin, vom 25. bis 28.Mai, im Rahmen des BUKO- Arbeitstreffens in den Räumen der Freien Universität. Zeiten und genaue Ortsangaben folgen demnächst im Netz.

RiRo

Die G8-Infotour: www.de.dissent.org.uk Die G8-Campagne: www.gipfelsoli.org
G8-Camp 2006: www.camp06.org
Bundeskoord. Internat: www.buko.info

Die Peoples Global Action (PGA) Eckpunkte des Dissent-Netzwerkes:

* Eine klare Ablehnung von Kapitalismus, Imperialismus & Feudalismus; aller Handelsabkommen, Institutionen & Regierungen, die zerstörerische Globalisierung vorantreiben

* Wir lehnen alle Formen & Systeme von Herrschaft und Diskriminierung ab, einschließlich, aber nicht beschränkt auf Patriarchat, Rassismus und religiösen Fundamentalismus aller Art. Wir anerkennen die vollständige Würde aller Menschen.

* Eine konfrontative Haltung, da wir nicht glauben, dass Lobbyarbeit einen nennenswerten Einfluss haben kann auf undemokratische Organisationen, die maßgeblich vom transnationalen Kapital beeinflusst sind.

* Ein Aufruf zu direkter Aktion & zivilem Ungehorsam, Unterstützung für die Kämpfe sozialer Bewegungen, die Respekt für das Leben & die Rechte der unterdrückten Menschen maximieren, wie auch den Aufbau von lokalen Alternativen zum Kapitalismus.

* Eine Organisationsphilosophie, die auf Dezentralisierung, Autonomie aufgebaut ist.

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