Der AZ-Wagenplatz in Osnabrück

Geschichte & aktuelle Entwicklungen

Der AZ-Wagenplatz Osnabrück besteht seit nunmehr über 2 Jahren. Entstanden ist er aus der Hausbesetzung für ein Autonomes Zentrum (Koksche Strasse 1.Mai 2002). Nachdem das Haus geräumt wurde und mehrere Leute auf der Straße standen, bot die Stadt den Ex-BesetzerInnen ein kleines Areal in der Nähe eines städtischen Jugendzentrums übergangsweise an. Hier wurden die ersten Bauwagen aufgestellt, jedoch kam es dort im Juni 2002 zu einem brutalen Angriff von über 30 Nazis/rechten Hooligans, wobei nur durch entschlossene Gegenwehr der Bewoh­nerInnen (und FreundInnen) Zerstörungen verhindert werden konnten.

Aufgrund der Sorge der AnwohnerInnen ein Vorfall dieser Art könnte sich wiederholen musste die Wagenburg zum Fürste­nauer Weg umziehen. Der Fürstenauer Weg liegt am nördlichen Rande der Stadt, ohne Strom und Wasser, zwischen Müllkippe, Klärwerk und bald auch einer Müll­verbrennungsanlage.

Dennoch bildete sich hier bald ein buntes Leben heraus. Immer mehr Aktivis­tInnen verzichteten auf das Leben in einer Wohnung und entschieden sich fürs Bauwagenleben. Auch konnten einige Menschen hierdurch von der Obdach­lo­sig­keit bewahrt werden. Zeitweilig wohn­ten hier über 25 Personen.

Zu betonen ist, dass der AZ-Wagenplatz die Zwischenlösung für ein Autonomes Zentrum darstellt. In diesem Sinne wurde auch ein großes Zirkuszelt gekauft, in welchem seit 2 Jahren vielfältige Veranstaltungen stattfinden (Theater, Konzerte, Lesungen, Politprogramm). Höhe­punk­te waren ein großes Fußballturnier, das bundesweite Vorbereitungstreffen für die Anti-Lager-Action-Tour 2004 sowie verschiedene zum Teil hervorragend besuchte Konzerte. Auch stellt der AZ-Wa­gen­platz Plenumsgrundlage für mehrere autonome Gruppen dar.

Den ersten Räumungstitel erhielt der Wa­gen­platz bereits im Oktober 2003, öffentlich wurde dem etwas entgegengewirkt, indem kurz zuvor offizielle Wagentage mit einer einigermaßen großen, kraftvollen Demo durchgeführt wurden. Gegen den Räumungstitel wurde vor dem Verwal­tungs­gericht Klage eingereicht, diese hatte letztlich aufschiebende Wirkung.

Damit ist es jetzt wohl allerdings vorbei. Zum 31.10. muß der AZ-Wagenplatz, geht es nach der Meinung einiger Starrköpfe der lokalen CDU/FDP, gehen. Eine fundierte Begründung dafür gibt es nicht (lediglich Hinweise auf Baunutzungsver­or­dnung und Flächennutzungsplan), Argumente ob der Zerstörung der un­kom­mer­ziellen, alternativen Kultur, der sozialen Funktion des AZ-Wagenplatzes werden schlichtweg ignoriert. Alternativen sind noch völlig unklar, ein vernünftiges Autonomes Zentrum nicht in Sicht.

Aus diesem Grunde wurde in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober das Luther-Haus in der Jahnstraße besetzt. Die symbolische Aneignung des leerstehenden Hau­ses zu sozialen Zwecken wurde aller­dings nach kurzer Dauer beendet. Ein leider allzu aufmerksamer Bürger berichtete der Polizei „von einer größeren Gruppe Rucksäcke tragender Jugendlicher, wel­che ins Luther­haus eingestiegen seien“.

Annähernd 40 PolizistInnen ,welche aus dem gesamten Landkreis zusammengezogen wurden, beendeten die Besetzung gegen 5.30. Sie zerschlugen die Eingangstür und die 16 BesetzerInnen wurden zur ED-Behandlung auf die Polizeiwache am Kollegienwall gebracht. Anzeige wegen „schweren Hausfriedensbruches“ wurde gestellt.

Zeitgleich machten sich einige weitere emsige NachtaktivistInnen mit diversen Zugmaschinen und Bauwagen auf den Weg, um einen neuen Wagenplatz zu besetzen: ein sich unweit des AZ-Wagenplatzes befindliches neues Areal. Was nicht gewusst werden konnte, die Stadt (als Eigentümer) hatte dieses dem in Osnabrück stationierten britischen Militär verpachtet. Militärpolizei stattete den neuen Be­woh­nerInnen einen Besuch ab, nach 2 Tagen mussten die Bauwagen zurück zum Fürstenauer Weg. Die Neue Osnabrücker Zeitung titelte „Autonome gehen britischen Panzern aus dem Weg“. Einen Tag später gleich wieder eine neue symbolische Besetzung. Mehrere LKW und Bauwagen besetzten für einige Stunden das symbolträchtige, brachliegende Areal des ur­sprüng­lich okkupierten Hauses an der Kokschen Straße.

Der Räumungstermin rückt näher, es wird ernster. Achtet auf Ankündigungen.

(Ein Beitrag der befreundeten Redak­tion der alternativen Osnabrücker Zeitung Die Zwille)

mehr Infos unter:
www.azwp.de.vu

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