Facebook muss sterben, damit ich leben kann!

Ich bin ja nicht bei Facebook. Ich besitze auch keinen Facebook-Account. Und nein, ich mache auch nicht mit bei diesem Facebook. Dennoch bestimmt Facebook mein Leben, denn dieses Facebook begegnet mir einfach überall. Ich kann ja kaum eine Webseite mehr besuchen, ohne Facebook-Buttons betrachten und vorsichtig umgehen zu müssen. Facebook auszuweichen ist schwierig geworden heutzutage. Ist ja auch in aller Munde, dieses Facebook. Da reden die Medien jetzt schon von Facebook-Revolutionen. Auf Facebook sei mal wieder zu Aktionen aufgerufen worden. Und Facebook ist ja auch sooo praktisch, wenn’s um Mobilisierung geht, meint ein Genosse. Nur bekomme ich das meiste ja gar nicht mehr mit, wenn ich nicht bei Facebook bin. Otze feiert Geburtstag im Clara-Park und ich hätte es fast verpasst, weil ich’s nicht bei Facebook las. Ich müsste doch einfach nur bei Facebook sein, sagte er. Ich müsse ja auch keine persönlichen Informationen bei Facebook lassen. Aber ich würde eben teilhaben können und immer up-to-date sein, erst recht wenn ich die Facebook-App auf dem Smartphone hätte.

Ich hab’ nichtmal so ein scheiß Smartphone, Du verkackter Facebook-Primitivist!!!

Gut, ich sollte mich vielleicht doch nicht so über Facebook aufregen. Im Grunde ist Facebook doch nur ein Mittel zum Zweck, ein Kommunikationsmittel. Dort kommunizieren dann alle, die bei Facebook sind. Die, die nicht bei Facebook sind, kommunizieren ja auch noch. Nur eben nicht mehr mit denen von Facebook. Naja, vielleicht ist das auch die wahre Facebook-Revolution. So wie die Neandertaler damals den evolutionären Nachteil gegenüber dem Homo Sapiens hatten, so habe ich wohl einen Nachteil gegenüber den Facebooker_innen. Facebook sortiert, vielleicht ist das der Lauf der Dinge. Aber warum komme ich mir dann ausgeschlossen vor, weil ich den Facebook-Quatsch nicht mitmache? Momentchen … doch wohl, weil ich qua Facebook tatsächlich ausgeschlossen werde! OK, vor Facebook war ich auch einer der letzten, die so ein „Handy“ hatten. Aber die Informationen erreichten mich noch, es gab keinen erbarmungslosen Facebook-Filter!

Schlimmer als die DDR, dieses Facebook!!!

Was soll’s, Facebook hat sicher auch gute Seiten für die, die sich davon fernhalten, oder? Mit dem Facebook-Text hier darf ich immerhin mal wieder mehr schreiben als Justus. Junge Frauen üben sich neuerdings im Facebook-Ausdruckstanz, um mich zu inspirieren. Facebook könnte also durchaus was abzugewinnen sein. Aber wem mache ich was vor, ich hasse Facebook! Wo Hass ist, muss immer auch Liebe sein, schrieb sicher mal jemand in seinem Facebook-Status. Aber warum sollte überhaupt irgendjemand mit Restvernunft einen Fick auf etwas geben, was bei Facebook steht?! Ist Facebook nicht der globale Mülleimer menschlicher Kommunikation? Woher ich überhaupt weiß, was bei Facebook geschrieben wird? Na jeder zweite Facebook-Depp lässt doch seinen Account offen stehen, egal an welchem Rechner er sich befindet. Da komme ich gar nicht drum herum, auf Facebook-Seiten zu gucken. So blöd und blind kann eben auch nur Facebook machen. Facebook als Gradmesser für die soziale Degeneration einer Gesellschaft. Vom facebookschen Verfall der Gesellschaft … wobei, ich will Facebook mal nicht überbewerten. Facebook stinkt einfach nur. Facebook sozialpsychologisch zu betrachten hieße, sich mit dem intellektuellen Bodensatz einer eh schon abgestumpften medialen Gesellschaft zu beschäftigen. Da können Politniks noch so sehr den angeblichen Graswurzelcharakter von Facebook und Twitter beschwören, ich werde diesen Gestank einfach nicht mehr los. Facebook klebt wie eine elende Klette am mir, ist überall, Facebook nervt immer. Sich Facebook ganz zu entziehen würde bedeuten, alles hinter sich zu lassen. Eine Option, die Facebook nicht zulässt. Facebook versaut mir nicht nur das Internet; auch das Essen, Musik, Freundschaften und meine Lieblingsserie vermiest mir Facebook immer mehr!

Ja sogar der letzte Sex wäre ohne Facebook ganz OK gewesen!!!

Ach … ich bin müde, Facebook schafft mich. Warum kann nicht einfach mal irgendwo irgendetwas ohne Facebook sein?! Habe ich Facebook am Ende gar verdient? Facebook als postmoderne Erbsünde, oder was? Ich ahne schon, wodurch das Paradies sich definiert – durch die pure Abwesenheit von Facebook. Aber Träumen hilft auch nicht, das Facebook-Trauma ist zu real. Um mich herum: Facebook. In meinem Kopf: Facebook. Überall nur: Facebook!

Facebook, Facebook, Facebook.

shy

Soziale Bewegung

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