Flüchtlingslager Bernburg

Kakerlaken, Urin und vieles mehr…

In der von der AWO betriebenen Flüchtlingsunterkunft im Teichweg in Bernburg leben 177 Menschen auf engstem Raum. Am Rand der Stadt in einem Industriegebiet, mehr als 30 Gehminuten entfernt zur nächsten Einkaufsmöglichkeit, zum Sozialamt, einer Schule, Kindergarten oder auch eine/r Ärzt/in.

Aber noch unwürdiger sind die Zustände, unter denen die Menschen dort leben müssen: Es gibt keine Gemeinschaftsräume oder ein Spielzimmer für Familien mit Kindern. Fallrohre von Sanitäranlagen verlaufen teilweise durch Schlafräume. Für Männer und Frauen gibt es nur gemeinsam zu nutzende Sanitärräume und Duschen – ohne Vorhänge. Nach Angaben der Heimleitung beschäftigt die AWO zudem BewohnerInnen des Hauses für einen Stundenlohn von 1 Euro als Billig-Putzkräfte. Auch nach dem Einsatz eines Kammerjägers kriechen Unmengen Kakerlaken durch die Zimmer, unter den Kühlschränken und in jedem Kleiderspind herum.

Erst öffentliches Interesse und Medienberichte konnten den AWO-Ortsverband bewegen, die Zustände in der Unterkunft einzugestehen. Inzwischen gibt es zwar getrennte Duschräume für Frauen und Männer, allerdings ohne Duschvorhänge oder Sichtschutz. Die grundlegenden Missstände, besonders der massive Ungezieferbefall, sind unverändert. Besonders unerträglich ist das für Mütter, die fürchten müssen, dass ihren Säuglingen im Schlaf die Kakerlaken über den Körper laufen. Statt einer intensiven Beseitigung teilt die Heimleitung Kakerlakenfallen aus, die angesichts des Ausmaßes der Plage unwirksam sind. Zudem sollen die BewohnerInnen Kakerlakenspray in den Wohn- und Schlafräumen verwenden, dessen gesundheitliche Nebenwirkungen mindestens fragwürdig sind. Auch ein sogenannter Gemeinschaftsraum wurde der Presse vorgeführt, aber mittlerweile wieder verschlossen. Darüber hinaus wurden BewohnerInnen von der Heimleitung unter Druck gesetzt, weil sie sich über die Zustände beklagt hatten und zu Pressegesprächen bereit gewesen waren. Gleichzeitig behaupteten Betreiber und Verwaltung wiederholt, dass die Misere in Bernburg von den Flüchtlingen selbst verursacht wurde. Das lenkt von der Verantwortung der Heimbetreiber und des Landkreises ab, schürt aber Vorurteile und trägt zur Ausgrenzung der BewohnerInnen bei.

Es bleibt zu sagen: Es ist an der Zeit, aktiv zu werden und diese Zustände zu skandalisieren – damit die Sammelunterkünfte in Bernburg und anderswo bald der Vergangenheit angehören!

mona

Übrigens

Schreibe einen Kommentar