Frag nicht, was Du für Dein Land tun kannst!

Er hat‘s geschafft! Er ist in der Presse! Halleluja! Die Gebete wurden erhört!

Montagsdemonstrationen. Immer wieder einen Besuch wert! Nicht nur um gegen Sozialabbau zu demonstrieren, sondern auch um populistische Propaganda zu hören. Schuldzuwei­sungen nach oben, Neidbe­kundungen und "Wir sind das Volk"-Tiraden sind halt nicht genug für eine soziale Be­wegung. Da fehlt die positive Vision, die sich nicht in den Ketten der Realpolitik verfängt, und eine fundierte Analyse der Gesellschaft!

Den Vogel schießt da der Pfarrer Führer ab. Er hätte gut daran getan, seine Ankün­digung sich zurückzuziehen, wahr­zu­machen, anstatt nationale Platt­heiten zu verkünden. Schon seltsam: die einstige Wende-Ikone Pfarrer Führer rechter Rand der Montagsdemo?

Sein Grundproblem ist die Verwechslung von Nächstenliebe und menschlichen Zusammen­halts mit natio­naler Einheit! Wenn er meint, daß oben und unten gemeinsame Sache machen sollen und dies mit dem Volksbegriff kombiniert, dann kann da nur eine "Volks­gemeinschaft" bei rauskommen. Der mit der Nazisprache (z.B. "Völkischer Beobachter") belastete Volks­begriff ist wohl für den wider­ständigen und emanzipativen Ge­brauch un­­wie­der­bringbar verloren, die ursprüng­liche Bedeutung als Sammel­bezeichnung für untere Schichten nicht wieder­herzu­stellen. Wie einfach es ist, von der einen auf die andere Bedeutung umzu­schwen­ken, zeigten die Montag­demos 1989, wo sich der emanzipative "Wir sind das Volk" mühelos in das nationale "Wir sind ein Volk" trans­formieren ließ. Wen wundert es da noch, daß der Pfarrer versucht mit der abgelatsch­ten Frage "Was kann ich für mein Land tun?" in die bürgerliche Presse zu kommen, die im Namen des Landes, des Standorts und der Nation den Sozialabbau forciert. Nicht nur die Religion auch der Nationalismus ist „Opium des Volks“!

kater francis murr

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