Frischluft.event

Da traut mensch doch seinen Augen nicht! Meterlange Leinen, Hosen, Blusen, T-shirts. Überall wird getauscht und anprobiert. Und das ganze ohne Geld? Im Park?? Seit dem Sommer 2002 haben die VeranstalterInnnen schon mehrere dieser frischluft.events durchgeführt, mit wachsender Beteiligung. Warum Tauschen mehr Spaß machen kann als Kaufen. Hintergründe einer kreativen, politischen Idee und Aktion.

du bist die entwicklung.

frischluft.event ist anziehsachen mitbringen und oder wegnehmen. und mal wieder öffentliche plätze zu beleben, indem sie für eigene aktionen genutzt werden. daß fast überall nur auf dem weg des „tauschzwangs“(1) konsumiert werden kann, möchten wir nicht als selbstverständlich betrachten, daher organisieren wir selber schnittstellen, in denen die verteilung von gütern, in dem fall von anziehsachen ohne tauschzwang geschehen kann. (2) nach dem recyclingprinzip können kleidungstücke hier für andere menschen verwendung finden, für die ich selber keine verwendung mehr hab.

– p. hat schicke trainingsanzüge geschenkt bekommen. Diese gefallen p. Jedoch nicht. p. bringt sie hierher ohne geld dafür zu verlangen. und findet hier sogar ‘ne hose, die gefällt. – – a. hat sowieso kein geld und freut sich daß es hier trotzdem konsumieren kann. –

mit aktionen wie dieser ist es möglich, menschen, die nicht in dieser unserer leistungs- und profitorientierten gesellschaft mitmischen können oder wollen, rückhalt zu geben und ihnen ein konsumieren zu ermöglichen. wir wollen momente schaffen, in denen geld unwichtiger wird.

für die zukunft ist uns wichtig viele, viele menschen für diese idee sensibel zu machen. wir haben überlegt, ob wir eine art tour machen. mit vielen anziehsachen in die zentren anderer städte und diese dort zusammen mit flugblättern kostenlos verteilen. daß es vielleicht irgendwann ganz selbstverständlich in jeder stadt, in jedem stadtteil orte gibt, an denen eine solche art der umverteilung stattfindet.“

weniger geld in umlauf bringen. weniger geld selber nötig haben. weniger geld erarbeiten (müssen). dadurch mehr zeit gewinnen (die verwendet werden kann, um (sich selbst in) gesellschaftszustände(n) zu hinterfragen, alternativen zu suchen und diese umzusetzen). mit der idee vom frischluftevent versuchen wir strukturen zu etablieren, die nicht der kapitalistischen logik der profitorientiertheit unterliegen, die real ausbeutung und leid mit sich bringt. [auch wenn ersichtlich ist, daß viele der angebotenen produkte in einem mit geld als kapital und profit zusammenhängenden kreislauf entstanden sind und die ausbeutung von mensch und natur fortwährend in diesem auftaucht… und modelle wie frischluft.event vielleicht nur durch den kapitalismus möglich und innerhalb desselbigen umsetzbar sind… auch ist fraglich, inwiefern wir uns wirklich der kapitalistischen logik (glauben) entziehen (zu) können, solange wir in dieser leben…]

die grenze zwischen konsumierenden und anbietenden – wie sie bspw. im supermarkt gezogen ist – soll und kann hier verschwimmen. (doch soll hier auch reines konsumieren ebenso möglich sein wie reines anbieten.) das eigene konsumverhalten reflektierend und kritisch betrachtend wollen wir mit dem frischluftevent einem unreflektierten akkumulieren (welches sich gerade durch das wegfallen des tauschzwangs anbietet) ein bewußtes konsumverhalten entgegensetzen. auch wenn klar ist, dass das derzeitige system, in dem wir leben, ohne ausbeutung nicht auskommt, wäre es – aus ethischer sicht – klasse, keine produkte anzubieten, in denen stoffe aus tierbestandteilen/ aus billiglohnländern/ mittels kinderarbeit verarbeitet wurden. du bist die entwicklung.

ein teil der frischluft.event veranstalterinnen

p.s.:

1. die sachen, die du mitbringst, vorher nochmal waschen!

2. wir sind keine entsorgungsstelle. rantziges zu hause lassen!

(1) tauschzwang meint das tauschmoment, in dem 2 seiten einander gegenüberstehen und in handel treten. wobei eine seite etwas bietet um etwas zu bekommen was die andere seite hat. Meist funktioniert dies über (den umweg) geld als tauschmittel. oft kommt es auch gar nicht erst zum bieten, da es vielerorts festgelegte preise gibt.
(2) zukünftig soll in der gieszerstr.16 ein raum speziell für anziehsachen entstehen, in dem selbige nach der idee des frischluft.events jederzeit verteilt werden können. von vorteil wäre es, solche orte weiträumig – und nicht nur auf anziehsachen bezogen (z.b. essen, möbel, elektrogeräte) – überall da entstehen zu lassen, wo sich leute finden, die diese organisieren.

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