G16, was nu?

Seit Anfang September ist es endgültig: der gemeinnützige Verein Stadt­teil­förderung, Wohn- und Kultur e.V. wird nach über 10-jährigem Bestehen Eigentümer des ehemaligen Fabrikgeländes in der Gießerstraße 16 (G16). Eigentlich sollte der Kaufvertrag schon im Juli unterzeichnet werden, aber die Rechnung wurde ohne den Kassenwart der Stadt Leipzig gemacht. (siehe FA! #34) Für 190.000 Euro war das Gelände jahrelang ausgeschrieben und so schien das (anscheinend einzige) Kaufangebot des Vereins über 57.000 Euro wohl nicht lohnenswert. In letzter Sekunde änderte die Stadt ihren Verkaufswillen und knüpfte diesen an die Bedingung, dass erst wenn der Verein bereit ist, zusätzliche 9.000 Euro zu zahlen, es auch zum Verkauf kommen wird. Zurecht kann das als Erpressungsversuch gesehen werden, da ein Mietvertrag von den Be­wohner_in­nen nie unterschrieben wurde.

„Was soll’s, Geld hin oder her, Hauptsache die Gieszer gehört endlich uns“, meinten die Einen. Andere versuchten mit „Den Mist lassen wir uns nicht bieten, jeder Cent ist schon einer zuviel.“ Unterstützung zu finden.

Letztendlich aber war der Verein Anfang November die 66.000 Euro los und Veranstaltungen finden auch bis auf weiteres nicht statt. Während sich die G16 zuvor noch in einem geduldeten Status befand, mehr oder weniger in Ruhe gelassen wurde von Behörden und Co., ist der legalisierte Status heute eher geprägt von aufwendigen Bau­maß­nahmen und ver­waltungs­tech­nischen Auflagen. Eine große Hürde heute ist der Nutzungs­änder­ungs­antrag, da die G16 jetzt als ein privater und öffentlicher Raum angesehen wird, wo gefälligst auch Standards, Recht und Ordnung herrschen müssen. Ein Architekt und Rechtsanwalt müsste her, der mit dem Projekt Gieszer auch was anfangen kann und sich im Text der Vorschriften und Verbote sowie seiner Auslegung auskennt. Neben dem Stress mit den Ämtern sind dann auch die notwendig gewordenen Baumaßnahmen wie Wände verputzen, fliesen, alte Stromleitungen raus, neue rein, Entrümpelung, Brandschutzarbeiten uvm. nicht zu vergessen.

Viel Arbeit aber wofür? Lang erkämpfte Freiräume und linke, selbstorganisierte Projekte wie die Gieszer16 müssen auch weiterhin offen bleiben. Sie bieten unkommerzielle Alternativen sowie ein Spiel- und Experimentierfeld nicht nur für all die gescheiterten Existenzen, die auch Ende Dezember wieder den Weg nach Plagwitz finden werden.

(droff)

Ein Gedanke zu „G16, was nu?“

Schreibe einen Kommentar