Auftauchen zum Freistilschwimmen!
Seit über einem Jahr laufen nun schon Initiativen, Bündnisbildungen und angestrengte Wochenenden, um sich beim diesjährigen Treffen der acht selbst ernannten mächtigsten Länder der Welt im Ostseebadeort Heiligendamm vom 6. bis 8. Juni globalisierungskritisch zu äußern. Gründe dafür gibt es wie Sand am Meer. Aber wo kann ich mich dann an Protest und Widerstand beteiligen? Grobe Schätzungen über die Zahl der MitarbeiterInnen am Gipfel, am Protest und an der polizeilichen Absicherung bewegen sich jeweils im 10 000er Bereich. Zunächst einmal muss also geklärt werden, wo ich nicht mitmachen will. Wenn z.B. die Rede von „gierigen Kapitalisten“ und „jüdischer Weltherrschaft“ ist oder nationalistische Argumentationen fallen. Die GlobalisierungsgegnerInnen von NPD und „Kameradschaften“ wollen am Samstag vor dem Gipfel in Schwerin marschieren, während in Rostock eine Großdemonstration aller GlobalisierungskritierInnen stattfindet. Aber auch bei anbiedernden Forderungen und Verbesserungsvorschlägen durch einige NGO´s wird im Trüben gefischt, weil auf die Art „ganz friedlich und seriös“ zum Ansehen der nicht demokratisch legitimierten „Gruppe der Acht“ beigetragen wird, für die Pseudo-Schuldenerlässe und ähnliches Blendwerk inzwischen zum Programm gehören, wie das gemeinsame Abschlussphoto.
Initiativen und Aktionen
Empfehlenswert sind frühzeitig gebildete „Bezugsgruppen“, die gemeinsam campen und koordiniert an Entscheidungen und Aktionen teilnehmen können. Auch in Sachsen und Leipzig gibt es inzwischen eine breite Anti-G8-Vernetzung (g8-leipzig@gmx.de, siehe Termine). Für den notwendigen Widerstand wird es neben juristischen, medizinischen und psychologischen auch Anlaufstellen für weit gereiste und rückzugsbedürftige AktivistInnen in Form von Convergence-Centern in Rostock, Hamburg und Berlin (als ganze „Convergence-Zone“) sowie einen Grenzpunkt in Dresden geben.
Block G8 – Unter breiter Beteiligung, Respektierung individueller Grenzen und transparenten Entscheidungsstrukturen (dazu gibt es kontroverse Äußerungen) sollen Massenblockaden als kalkulierbare Situationen organisiert werden, die symbolisch und praktisch wirksam sind, indem sie etwa das Gipfelhotel infrastrukturell isolieren. Beteiligt an den Planungen sind bisher viele größere linke Gruppen, die ihrerseits viel Erfahrung aus Castor-Protesten, Nazi-Blockaden und Gipfelprotesten mitbringen. Außerdem ruft die P.A.U.L.A. „(überregionales Plenum – antiautoritär – unversöhnlich – libertär – autonom“) zu dezentralen Blockadeaktionen um die „Rote Zone“ auf. Zu den antimilitaristischen Aktivitäten siehe S.8. Gentechnik, Supermarktketten und anderes steht am Aktionstag Landwirtschaft (3.Juni) auf dem Programm. Von migrationspolitischen und anderen Gruppen werden Karawanen vorbereitet, die (auch mit dem Fahrrad von Budapest und Brügge) an Asyl-Lagern und Atomkraftwerken Station machen werden, um spätestens am 2.Juni zur Großdemonstration in Rostock anzukommen Für die meisten MigrantInnen ist politische Betätigung schwer leistbar bzw. verboten, weswegen ein kraftvoller gemeinsamer Auftritt sehr wichtig ist. Ein migrationspolitischer Aktionstag am 4. Juni wird weitere Interventionen ermöglichen. Auch kreative Protestformen wie z.B. die Clowns-Armee sind dabei, neben dem Grönemeyer-Konzert am 07.06. wird hoffentlich noch mehr künstlerische Ausdruck möglich sein.
Reclaim The Media
International verbundene freie Radios, VideoaktivistInnen und andere Medieninteressierte rufen zur alternativen G8-Berichterstattung auf: Unkommerziell und emanzipatorisch, also auch kritisch, soll im Vorfeld und während der Protestzeit möglichst vielsprachig produziert und gesendet werden, sowohl von einem geplanten unabhängigen Medienzentrum in Rostock, als auch von mobilen Standorten aus. Trotz einiger Vorbehalte im Dissent-Spektrum gegenüber autorisierten PressesprecherInnen hat sich dort eine Arte Pressegruppe gebildet, die transparent und offen arbeiten will, indem sie Infrastruktur und Hilfestellungen liefert. Das Sammeln, Strukturieren, Prüfen und Zugänglichmachen von Informationen über laufende Aktionen wird ihrer Ansicht nach gerade notwendig sein, wie auch die Teilnahme an Pressekonferenzen, um überhaupt wahrgenommen zu werden.
clara
Weitere Infos und Unterstützungsmöglichkeiten gibt´s z.B. bei:
www.dissentnetzwerk.org.
Soziale Bewegung