Im Überblick: Die Aktiven der Anti-AKW-Proteste

Da wir Euch trotz dreier Artikel zu den Protesten gegen den 12. Castortransport ins Wendland keine chronologische Übersicht der Ereignisse liefern, findet Ihr hier zumin­dest alle wesentliche Akteure und ihre Aktionen kurz vorgestellt.

Aktionsbündnis Südblockade

Es ist wohl der allgemeinen Proteststimmung im Schwabenländle zu verdanken, dass es bei diesem Castortransport schon an der deutsch-französischen Grenze zu einer großangelegten Sitzblockade auf der Schiene kam. Das relativ spontan zusammengetretene Aktionsbündnis Südblockade schaffte es am Samstag, den 06.11. bereits bei Berg (Pfalz) zeitweilig mehr als 1.500 Menschen zu einer geschlossenen Gleisblockade zu bewegen. Der Castor­zug mußte deshalb auf eine Ersatzroute aus­wei­chen und einen Umweg nehmen. Die Räumung erfolgte weitestgehend friedlich, von Übergriffen, gleich welcher Seite, ist nichts bekannt. Das Bündnis konnte durch die erfolgreiche Aktion unterstreichen, dass es nicht nur möglich, sondern auch taktisch wertvoll sein kann, den Castorzug bereits zu blockieren, bevor er das Wendland erreicht.

www.castor-suedblockade.de

Castor? Schottern!

Die Kampagne der Initiative Castor?Schottern! war neu und einzigartig. Bereits im Vorfeld der Aktionen wurde öffentlich ausgesprochen, dass die AktivistIn­nen einen kollektiven Rechts­bruch begehen werden. Unter Mißach­tung der Bannmeile und polizeilicher Anordnungen wollte die Initiative zur Schiene zwischen Lüneburg und Dannenberg vordringen und diese durch das Entfernen der Schotter­steine vorübergehend unbefahrbar machen. Der aus vielen kleineren Gruppen bestehende Initiative gelang es dadurch, ca. 3.000-4.000 Menschen zu mobilisieren und deren Kräfte zu bündeln. Während des gesamten Sonntags (07.11.) versuchten sie, in kleineren und größeren Bezugsgruppen immer wie­der auf die Gleise zu kommen und waren da­bei polizeilicher Repression ausgesetzt. Die hatte nicht nur versucht, die Initiative zu kriminalisieren, sondern setzte an diesem Tag auch ausschließlich auf Gewalt gegen die AktivistInnen, die sich jedoch nicht provozieren ließen und ihrer gewaltfreien Linie treu blieben. Verhaftungen konnte die Polizei nicht vorweisen, stattdessen über tausend verletzte DemonstrantInnen – ein Armutszeugnis. Die Initiative konnte als Erfolg verbuchen, zwar weniger Gleisbett beschädigt zu haben, als erhofft, dafür aber um so mehr Polizeikräfte verwickelt und damit den großen Sitzblockaden den notwendigen Aktionsschatten verschafft zu haben.

 

www.castor-schottern.org

Aktionsbündnis WiderSetzen

Das wendländische Aktionsbündnis WiderSetzen engagiert sich bereits seit 2001 in der Anti-AKW-Bewegung und hat sich seitdem aus der engen Zusammenarbeit mit X-tausendmal quer zu einem eigenständigen Bündnis weiterentwickelt. WiderSetzen etablierte im Schatten der SchotterInnen am Sonntagmittag (07.11.) eine Sitzblockade mit zuerst 600 Menschen auf den Gleisen vor Harlingen. Die Stelle war gut gewählt. Bis in den Abend wuchs diese Sitzblockade bis auf zeitweilig 5.000 BlockiererInnen an. Die InitiatorInnen sprachen darauf von der „Un­räumbarkeit“ der Blockade. Erst tief in der Nacht gelang es der Polizei durch Verhandlungen das Aktionsbündnis zum Aufgeben zu bewegen. Die „friedliche“ Räumung verlief weitestgehend verhältnismäßig, allerdings auch wesentlich schneller, als erhofft.

 

www.widersetzen.de

Greenpeace und Robin Wood

Spektakuläre Aktionen – das ist vielleicht der kleinste gemeinsame Nenner dieses David-Goliath-Paares der Umweltbewe­gung. Beide Gruppen sind seit langem auch in der Anti-AKW-Bewegung aktiv. Während Robin-Wood-AktivistInnen entlang der gesamten Strecke durch mehrere Abseilaktionen auf sich aufmerksam machten, gelang Greenpeace diesmal der ganz große Coup. Ein als Biertransporter getarnter LKW konnte am Montagabend (08.11.) von Akti­vistInnen derart präzise vor den Toren des Verladekrans platziert werden, dass die Castoren weder auf der Nord- noch auf der Südroute den Bahnhof verlassen konnten. Drei AktivistInnen verankerten sich in Windeseile in dem präparierten Inneren des LKWs derart, dass dieser ohne lebensbedrohliche Verletzungen selbiger nicht mehr bewegt wer­den konnte. Die Räumung dauerte bei­nahe die ganze Nacht.

 

www.greenpeace.org

www.robinwood.de

X-tausendmal quer

Die AktivistInnen von X-tausendmal quer zählen zu den erfahren­sten der Bewegung. Seit vielen Jahren organisieren sie schon erfolgreiche Sitzblockaden gegen die Castor­züge. Es war auch diesmal wichtig und richtig, schon frühzeitig, also am Sonntag (07.11.) zeitgleich mit den SchotterInnen und WiderSetzen, aktiv zu werden. Die von der Initiative auf der Straße direkt vor dem Lager in Gorleben etablierte Sitzblockade konnte so bis Dienstagmorgen (09.11.) ausharren und war zeitweilig über 4.000 Menschen stark. (Weiteres hierzu auf Seite 20)

www.x-tausendmalquer.de

BI Lüchow-Dannenberg & bäuerliche Notgemeinsamschaft

Ohne den Rückhalt in der Bürgerschaft und bei den Bauern, wäre der gewachsene Widerstand im Wendland so nicht möglich. Auch diesmal leistete die Bürgerinitiative tolle Koordinierungsarbeit. Die Bauern der Notgemeinschaft dagegen versorgten die Akti­vistInnen nicht nur rund um die Uhr mit Essen, Trinken, Decken und vielem mehr, es gelang ihnen vor allen Dingen mit einer verbesserten Taktik äußerst effektiv, die Lo­gistik der Polizei durch das „Abstellen“ ihrer Traktoren während der gesamten Aktionstage zu stören. Außerdem ketteten sich Bauern bei Laase und bei Gorleben mit Betonpyramiden an. www.bi-luechow-dannenberg.de

www.baeuerliche-notgemeinschaft.de

Andere

Der Widerstand ist breit und viele kleinere Gruppen und Einzelpersonen engagieren sich für ihn. Stellvertretend sei hier noch GANVA (Groupe d’actions non-violentes anti-nucléaires) aus Frankreich benannt, die durch das Anketten von drei AktivistInnen, den Castorzug erstmalig auch schon auf französischem Gebiet für 3 Stunden stoppen konnte, und der Republikanische Anwaltsverein (RAV).

ganva.blogspot.com
www.rav.de

 

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