KommilitonInnen oder KollegInnen?

Billig-Lohn-ArbeiterInnen aller Herkunft vernetzt Euch

Den ganzen Tag schlafen, sich des Nachts auf Partys rumtreiben und über Geld nicht nachdenken müssen? Entgegen dem gängigen Vorurteil trifft dies auf StudentInnen leider oft genau so wenig zu, wie auf die meisten anderen Menschen auch. Immerhin zwei Drittel der Studierenden in der BRD müssen gelegentlich oder dauerhaft zusätzlich zum Studium arbeiten. Klassischerweise im Niedrig- und Billiglohnsektor, wo man Studierende besonders gern einstellt, da diese ihre Krankenversicherung schon mitbringen. Den Niedriglohnsektor findet man eigentlich überall, man muss sich nur etwas umschauen: Die junge Bedienung von der Tankstelle, der Bratwurststand auf zwei Beinen, der Rikschafahrer, die Kurierfahrerin, der Regaleinräumer, die Kassiererin oder auch die Bedienung in der Kneipe. So gesehen trifft man tatsächlich viele Studierende im Nachtleben, die einen hinter dem Tresen, die anderen davor.

Dass sich der Mythos vom entspannten Studentenleben dennoch hält, liegt nicht zuletzt daran, dass so wenig zu seiner Abschaffung getan wird. Dieser Mythos steht dem gemeinsamen Eintreten aller Betroffenen für Verbesserungen entgegen und dient dazu, Unterschiede zu betonen und Gemeinsamkeiten zu verdecken. An beiden Arbeitsplätzen, sowohl im Seminar als auch beim Lohnarbeiten wird der Zusammenhang zwischen diesen selten wahrgenommen. Weder von den arbeitenden StudentInnen, noch von deren KollegInnen.

Die studierenden ArbeiterInnen wechseln ihre Rolle je nach Tageszeit; morgens im Seminar ist man KonsumentIn von vorgefertigtem Wissen, mittags konsumiert man im Supermarkt oder der Mensa vorgefertigtes Essen und abends ist man DienstleisterIn oder ProduzentIn. Dazwischen liegen scheinbar Welten. Mehr noch als bei Festangestellten oder JobberInnen (1) haftet studentischen ArbeiterInnen die Annahme an, sie arbeiteten für ihre Sonderwünsche.

Weit davon entfernt sich diesen Luxus leisten zu können, beweist die Realität das Gegenteil. Strom- und Telefonabstellungen wegen unbezahlten Rechnungen werden häufiger, in den Supermärkten werden zunehmend Grundnahrungsmittel geklaut, die Leipziger Gefängnisse sind mit Leuten gefüllt, die keine Fahrkarte hatten und sich die 40 Euro Strafgebühr nicht leisten können und mit Taxifahren Geld zu verdienen wird auch immer härter.

Es gibt mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zwischen den Angestellten. Zwar bleibt der Unterschied bezüglich der Krankenkasse, dafür sind JobberInnen und studentische JobberInnen aber in der selben Lohnsteuerklasse, bewegen sich auf dem selben Arbeitsmarkt, haben kaum unbefristete Verträge, malochen für einen Niedriglohn (3-8 Euro pro Stunde), sind leicht zu feuern und werden immer mehr.

Um auf diese Umstände zu reagieren, ist es mehr als angebracht, sich zusammen zu finden und auszutauschen. Es ist irrig, davon auszugehen, man würde nur kurz (während des Studiums) jobben und anschließend in eine Festanstellung oder gut bezahlte Arbeitslosigkeit geraten.

Eine Möglichkeit, aus der Vereinzelung auszubrechen und sich nicht immer nur allein durchzubeißen, ist das Projekt „Jobalarm“ der FAU Leipzig und des Bildungssyndikats. „Jobalarm“ ist eine Email-Liste, in die alle eingeladen sind sich einzutragen, die sich austauschen und im Problemfall gegenseitig unterstützen wollen. Solidarität organisieren und wissen wo sie gefragt ist!

Die FAU Leipzig (Freie ArbeiterInnen-Union) ist eine Basisgewerkschafts-Initative, die nach föderalistischen und nicht-hierarchischen Prinzipien funktioniert und international vernetzt ist. Das Bildungssyndikat wird von denen gebildet, die sich basisgewerkschaftlich im Bildungsbereich organisieren.

Siehe auch www.fau.org, www.fau.org/ortsgruppen/leipzig, www.fau.org/bildungssyndikate
(1) JobberInnen – diejenigen, die sich entweder noch während ihrer Schulzeit oder gleich nach dem Schulabschluss oder Zivildienst, oder nach einer Zeit der (Jugend)Arbeitslosigkeit in unregelmäßigen meist befristeten oder ungeschützten Arbeitsverhältnissen verdingen, sowie diejenigen, die das Studium aus finanziellen Gründen aufgegeben haben.

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