Leben in der Bude

Wagenplatz-Demonstration. Zwischenkundgebung Höhe Thomaskirche, Samstag, den 15.03.03: „Deshalb fordern wir endlich ein dauerhaftes und akzeptables Platzangebot von der Stadt Leipzig.“

So oder ähnlich lautet die Kernforderung des kleinen Grüppchens, das bis jetzt noch auf dem ungenutzten Gelände der Fockestraße eine provisorische Bleibe hat. Die Stadt ist nur bedingt gesprächsbereit – die Antwort bereits gefunden: Umzug in die Raschwitzer Straße – unter Hoch- und Umspannung, zwischen Schiene und Bundesstraße. Schöne neue Welt. Diese Lösung ist unakzeptabel. Darüber sind sich die bunt gemischten Demonstranten einig. Deshalb ist seit Mittwochabend reger Verkehr auf dem Gelände der Fockestraße 80 zu beobachten. Aus Solidarität treffen Menschen ein. Kochen, singen, spielen, bereiten Workshops, Demo und Party vor. Mancher Wagen, der da durchs Tor rollt, kommt von weit her. Leben auf Rädern. Kein Vermieter, kein alltäglicher Straßenlärm. Mobil und selbständig. Die Wagenplätze sind die sozialen Knotenpunkte dieser Lebensform, das fällt bei diesen Wagentagen auf. Und schon allein deshalb gehören sie geschützt und verteidigt.

Als dann der lange Schwanz rollender Wohnräume langsam auf den Augustusplatz einbiegt, sich zur runden Burg formiert, ein Seil zum Tanzen gespannt wird, die Küche Suppe verteilt, die Pink-Silver-Tanzgruppe einen letzten flotten Schritt wagt, die fürchterlich gepanzerten Demoordner den letzten Demonstranten symbolisch verhaften, die Bühne endlich lärmt, zwei überdimensionale Puppen über den Platz toben, wagen sich auch einzelne Passanten in den inneren Kreis der Wagen… …und staunen nicht schlecht über dieses bunt schrill lebensfrohe Häuflein Menschen, das da für ein Stückchen Lebensglück demonstriert. Und wer wollte ihnen das verwehren?!

clov

P.S.: Die Party war trotz der „außergewöhnlichen“ Musikwahl ein echter Fetz!

Lokales

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