Nachdem im November 2004 bekannt gegeben wurde, dass das DHL-Kontinentaldrehkreuz in der Leipziger Region gebaut werden soll (siehe Feierabend! #16), mussten nur noch einige Hürden genommen werden. So geschehen am 20. Mai 2005, als das Bundesverwaltungsgericht Anträge auf Baustop von AnwohnerInnen des Flughafens ablehnte. Die Erweiterung der Landebahnen wird bereits vorbereitet, und im Januar 2006 sollen schließlich die Arbeiten für das Verteilzentrum und diverse Hangars beginnen.
Noch vor dem Gerichtsentscheid ließen sich Stadt und Wirtschaft die „riesigen Potentiale“ und „guten Chancen“ wissenschaftlich untermauern. Die Studie zu „Struktur und Entwicklungsperspektiven der Logistik in Leipzig und in der Region Mitteldeutschland“ kostete mit 15.000 Euro zwar nur halb soviel wie das neue Logo der Arbeitsagentur. Doch scheint das 31seitige Papier des „international renommierten Logistik-Experten“ Prof. Jünemann v.a. die Zukunftsmusik der Auftraggeber zu spielen. Runde Zahlen machen sich da immer gut: binnen 10 Jahren könnten in der Region 100.000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Was sich in der LVZ wie eine Null zuviel las – immerhin hatte man dort das Ausmaß der 1.-Mai-Demo auch mit 8.000 angegeben – meint der Experte durchaus ernst, wenn auch durch die DHL-Ansiedlung direkt und indirekt nur 10.000 Jobs entstehen sollen. Freilich müsste sich da noch einiges tun, so sehe etwa die Subventionslandschaft noch zu karg aus. Außerdem wird per Expertise empfohlen, eine public-private GmbH zu gründen, zur „gezielten Vermarktung Mitteldeutschlands als Logistikregion“.
Zumindest im „Entwicklungskern“ Leipzig scheint dieses Vorhaben geglückt: Die Zahl der eingegangenen Bewerbungen hat sich seit Anfang des Jahres auf 18.000 verdoppelt. Werden sich diese wachstumsökonomischen Blütenträume bald als Ikarus-Phantasien erweisen?
A.E.
Lokales