Radioball

Politische Choreographie im „öffentlichen“ Raum

Am Leipziger Augustusplatz nach dem Achtelfinale (24. Juni). Inmitten der Schwarz-Rot-Gold gekleideten Men­schenmassen befinden sich verstreut ca. 50 Personen, die zeitgleich verschiedene Ges­ten machen. Sie winken, spielen Ball, setzen sich hin und betrachten ihren aus­ge­zogenen Schuh, strecken die Finger in den Himmel. Die Radio-Ball-Spieler demonstrieren nicht, sie machen durch kreative Aktionen auf Missstände aufmerksam, durchbrechen die Norm und Kontrolle im geregelten Bereich der zunehmend privatisierten Sicherheitszone. Was sie verbindet, sind Kopfhörer und die Sendung auf Radio-Blau, wo neben Vorschlägen für diese Gesten auch verschiedene Beiträge gesendet werden. Das Ziel ist Aufmerksamkeit für Themen, die in der WM-Hysterie leicht vergessen werden, wie die Arbeitsbedingungen in der Fußball- und Turnschuhproduktion (siehe S. 20/21), Menschenhandel im Fuß­baller­geschäft aber auch die Macht der Wer­bung und Rassismus.

„Nicht bestimmungsgemäßes Verweilen“ im öffentlichen Raum, das für Aufsehen sorgt. Die Bandbreite der Reaktionen von außen ist groß: zwischen Interesse, Irritation, Ignoranz und Pöbelei ist alles dabei. Ver­anstalter und Initiatoren des Projektes sind das ENS (Entwicklungspolitisches Netzwerk Sachsen), INKOTA, Eine Welt e.V. Leipzig und Radio Blau. Das notwendige know-how bekamen sie von der Gruppe LIGNA, die 2003 selbst ein Ra­dioballett im Hauptbahnhof organisierte.

(momo)

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