Schneebälle gegen Nazis

Über die diesjährigen Dresdner Aktionen zum 13. Februar

Alle Jahre wieder mobilisieren die Neonazis zu ihrem Gedenkaufmarsch am 13. Februar. Dieses Jahr ist es engagierten Antifaschist_innen und dem Bündnis Dresden Nazifrei erneut gelungen, sie aufzuhalten.

Seit es am 13. Februar 2010 einem breiten Bündnis das erste Mal gelang, den „Trauermarsch“ zu stoppen, wendet sich das Blatt zu Ungunsten des einst größten Naziaufmarschs Europas. Immer weniger der Braunen haben Lust, sich in Dresden blockieren zu lassen. Anders als sonst verhielt sich die Polizei in diesem Jahr verhältnismäßig friedlich, was wohl nicht zuletzt mit dem Aufruf des Bündnisses zusammenhing, Gewalttaten und unverhältnismäßiges Eingreifen, z.B. mit Handykameras, zu dokumentieren. Oder mehren sich bei den Stadtoberen die Bedenken darüber, welches Licht polizeilich durchgeboxte Naziaufmärsche auf die Stadt werfen?

Ein Bild des wichtigen und notwendigen Siegs: Abends um halb neun stehen um die 200 Nazis abgelegen zwischen Hauptbahnhof und Stadtpark, mit Fackeln und Fahnen, sie sind traurig und wütend. Sie wollen durch die Stadt, aber können nicht. Vor ihnen und um sie steht die Polizei, dahinter um die 3000 Antifaschist_innen und engagierte Bürger_innen mit dem Mut, Regeln zu brechen. Die Sprecher an den Lautis, die Samba-Trommler von Rhythms of Resistance, eine Brass-Bläserband und viele weitere bunte Aktionen trugen zu einer wirkungsvollen Protestkultur bei. Hier fröhliche Musik, bunte Plakate und Tanz, auf der anderen Seite bitterer Ernst und hasserfüllte Anschuldigungen, die Antifas seien die wahren Faschos. Zwischen beiden Seiten fliegen Schneebälle über die mehreren Reihen vollgepanzerter Beamter.

Am selben Tag um 13 Uhr hatte der sogenannte Täterspurenmahngang bereits dazu beigetragen, das Bild einer unschuldigen Stadt, die unfairerweise am 13. Februar 1945 von den Alliierten bombardiert wurde, gründlich zu widerlegen. An verschiedensten Punkten in der Stadt wurde erklärt, wie Dresdner Bürger_innen halfen, Juden, politische Gegner, Homosexuelle und „Asoziale“ auszubeuten und zu töten. So war das Deutsche Hygiene-Museum Dresden eifrig dabei, durch Ausstellungen, Zeitungen und sogar Schulmaterial ganz Deutschland in rassistischer und antisemitischer „Rassenhygiene“ zu unterrichten. Selbst an der Frauenkirche, dem bekanntesten der zerstörten Gebäude, war der nationalsozialistischer Pfarrer Friedrich Coch tätig, der bei den Versuchen half, die evangelische Kirche gleichzuschalten.

Deshalb ist es nicht akzeptabel, wenn Dresdner_innen einseitig der Bombentoten gedenken, ohne die Rolle Dresdens im Nationalsozialismus zu erwähnen. Kaum verwunderlich, dass die Nazis seit 1998 ungehindert marschieren und ihr „Gedenken“ mit immer größeren Personenzahlen durchführen konnten. 2002 begannen erste Versuche, die Nazi-Demos zu verhindern, 2009 gründete sich schließlich das Bündnis Dresden Nazifrei aus dem bereits vorher bestehenden No-Pasaran!-Bündnis. Es bleibt zu hoffen, dass die erfolgreiche Blockade dieses Jahr weitere „Trauerversuche“ der Faschos schwächen oder sogar völlig zum Erliegen bringen kann.

g.

NazisNixHier

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