Spielen erlaubt!

KIWEST Bau- und Aktivspielplatz Leipzig e.V.

Stellen wir uns vor, wir sind in diesem spannenden Alter zwischen 6 und 13. Wir haben Energie und dauernd Lust alles Mögliche zu entdecken und auszuprobieren. Die Hälfte unserer Zeit müssen wir leider in der Schule rumsitzen und langweilige Sachen aufschreiben und auswendig lernen, aber das ist eine andere Geschichte. Jetzt ist Nachmittag und wir haben frei, Zeit also… aber wohin gehen wir eigentlich? Auf den Spielplatz wo die Jugendlichen rumhängen und die Kleinkinder im Sandkasten sitzen? Spielen auf der Brachfläche? Wurde gerade eingezäunt. Sportverein oder Musikschule? Schon wieder Leistung für Erwachsene erbringen, kostenpflichtig sogar. Auf dem Bürgersteig hin- und herlatschen? Play­station? Fernsehen?

Wenn für Kinder Welt und Sozialisation so aussehen, ist es höchste Zeit für einen Bau- und Aktivspielplatz! Hier ist alles ganz anders als in der leistungsorientierten Schulwelt oder der kommerzorien­tierten Medienwelt. Ein Bau- und Aktivspielplatz ist ein (pädagogisch betreuter) Freiraum, wo Kinder selbstbestimmt spielen, basteln, bauen, gärtnern, Tiere umsorgen, kochen, backen, diskutieren, chillen und nebenbei lernen können, was das Zeug hält. Ausgegangen wird dabei vom Ansatz der demokratischen Bildung, dass das Interesse des Kindes an Eigenverantwortung und kreativer Entfaltung auch das einer demokratischen Gesellschaft sein sollte. Das klingt utopisch, ist aber an vielen Orten Realität: So gibt es etwa in Dresden acht Jugendfarmen (Schwerpunkt Tierhaltung) und Aktivspielplätze, in Stuttgart 22, in Berlin 53 und in Leipzig Einen.

Daher gründeten wir im Januar 2008 den KIWEST Bau- und Aktivspielplatz Leipzig e.V. (was soviel heißen sollte wie Kinderwerkstatt aber besser klang). Unser Ziel ist es seitdem, einen Bau- und Ak­tiv­spielplatz im strukturschwachen Leip­ziger Stadtteil Plagwitz aufzubauen und die Lokalpolitik davon zu überzeugen, dass solch ein Angebot, wie in anderen Kommunen auch, finanziert werden muss. Einige Finanzierungsmöglichkeiten entpuppten sich zwar als Seifenblasen, aber immerhin liegt dem Jugendhilfeausschuss in Zusammenarbeit mit dem RAA Leipzig (Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie) nun ein Antrag auf kommunale Förderung vor, über den Ende des Jahres abgestimmt wird.

Seit dem 1.10.2009 haben wir das Gelände auf der Klingenstraße 10 in Plagwitz von der LWB gepachtet. Hier läuft bis zum Beginn der kommunalen Förderung ein ehrenamtliches Vorläuferprojekt. Nach der langwierigen Vor­­arbeit, einer Informa­tions­ver­an­stal­tung, Infoständen, einer Unterschriftensammlung, dem Ausbau eines Bauwagens, Verhandlungen mit dem Jugendamt, dem Amt für Stadtent­wicklung und der LWB kann es also endlich losgehen!

Seitdem ist jeden Samstag von 10 bis 17 Uhr euer freier, pädagogisch betreuter Bauspielplatz im Leipziger Westen geöffnet. Momentan bieten wir hauptsächlich Holzbau an. Es soll nach und nach um Lehm- und Weidenbau, Garten, Werkstätten und zwei niedliche Kaninchen ergänzt werden. Kleinere Kinder können gerne kommen, sollten aber ihre Eltern mitbringen. Gebastelt wird natürlich bei jedem Wetter, draußen oder im warmen Bauwagen bei Tee und Keksen.

(jo)

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