Trittbrett KAMERA

Von einem Spaziergang durch die Leipziger City

[Freitag, 16.Juli 2004] Nach den Demonstrationen 2000 ist es in Leipzig sehr ruhig geworden um das Thema der Überwachung öffentlicher Räume durch neue Technologien, wie beispielsweise mit Hilfe automatischer Kameras. Hat es deshalb keine Relevanz? Wer ernsthaft glaubt, die Problematik der Überwachung wäre zu vernachlässigen, der/die hätte sich am Freitagabend zum Stadtrundrundgang, zu dem die Gesellschaft für eine lustigere Gegenwart (gflg, siehe Interview in diesem Heft) einlud, davon überzeugen können, daß die verschiedensten Überwachungstechnologien nicht nur ein teures Spielzeug der Polizei darstellen, sondern vielmehr auch von anderer Seite, nämlich vom Privaten ins Öffentliche reichen.

…Kaufhäuser und Passagen mit eigenen Hausordnungen, um Freiheitsrechte außer Kraft zu setzen, Payback-Systeme zur Datenanalyse und Kontrolle, bunkerartig verkabelte Läden wie „Miss Liberty“, videoüberwachte Durchgänge (Fahrrad abstellen verboten!) und Süßwarenläden, die zwar nur mit Attrappen operieren, aber dafür überhaupt keine Ahnung haben – gerade dieser Punkt erweckt Unbehagen! Was viele private Hausbesitzer, Einzelhändler und Unternehmensketten als ihr gutes Recht verstehen, findet oftmals fernab der allgemeinen Datenschutzverordnungen statt, greift in den öffentlichen Raum und in die Persönlichkeiten der darin agierenden Menschen ein, ohne darüber aufzuklären…

Viele Fragen wurden auf diesem Stadtrundgang aufgeworfen, der eine gute Mischung aus direkter Aktion, Demonstration und Öffentlichkeitsarbeit darstellte. Die eine, warum eigentlich beinahe mehr Presse als Publikum die Gelegenheit wahrnahm und der Einladung der gflg folgte, schob ich von mir und grübelte derweil lieber der Erkenntnis nach, daß Überwachungstechnologien auf dem Vormarsch sind und privater und öffentlicher Gebrauch sich dabei wechselseitig legitimieren und vorantreiben.

clov

Tipp: leipziger-kamera.cjb.net

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