10 Jahre AWC – Treffen zu alternativen Wohn- und Lebensformen
Ende der 80er Jahre wollten die Stadtplaner der DDR den Leipziger Stadtteil Connewitz in eine PlattenNeubauSiedlung verwandeln. Bis zum Baubeginn, der auf Anfang der 90iger gelegt wurde, sollten die Häuser dort nicht mehr vermietet werden. Das hatte einmal den von oben gewollten Leerstand zur Folge und natürlich wurde auch nichts mehr instand gesetzt, was eh bald der Abrissbirne zum Opfer fallen würde. Da aber noch immer Wohnraummangel herrschte, nutzten vor allem auch junge Leute die leeren Räume für sich. In dieser Situation brach 1989 die politische Wende herein, die für eine kurze „Staatenlosigkeit“, ein ungekanntes Gefühl der Freiheit und Unklarheiten der Eigentumsverhältnisse und der rechtlichen Lage sorgte. So wurden weiter Häuser besetzt und der so gewonnene Wohn- und Freiraum gegen Stadtverwaltung, Polizei und manchmal auch Rechtsradikale verteidigt. Teile der BesetzerInnen versuchten mit der Stadt zu verhandeln, um die Häuser in Selbstverwaltung zu übernehmen.
1992 kam es dann erstmals zu Gesprächen zwischen der Stadt und einigen BesetzerInnen, denen eine Legalisierung der Wohnverhältnisse in Form befristeter Mietverträge bis 1997 folgte. Es war klar, dass das keine endgültige Lösung war und so kam es zu Diskussionen, wie die Projekte und die Wohnweise auch in Zukunft in Connewitz erhalten bleiben könnten. Die Überlegungen führten zur Idee, eine Genossenschaft zu gründen, die 1996 als „Alternative Wohngenossenschaft Connewitz“ (AWC) eingetragen wurde. Nach einiger Überzeugungsarbeit bei der Stadt wurde die zweite Grundlage für die AWC gelegt. Der Stadtrat fällte am 21.08.1996 einen Beschluss zur Unterstützung alternativer Projekte in Connewitz. Demnach sollte die Stadt 14 Häuser kaufen, und diese der AWC nach der entsprechenden Frist des Erbbaurechts zu übergeben.
Das Ziel der AWC ist es, Wohn- und Projektflächen zu schaffen, sichern und zu verwalten und soziales Wohnen in Selbstverwaltung zu ermöglichen. Nach 10 Jahren hat sie 200 Mitglieder und bewirtschaftet zur Zeit 15 Häuser. Die Genossenschaft dient dabei als Plattform, für die Hausgemeinschaften, die die größtmögliche Autonomie haben: „Zweck der Genossenschaft ist die Förderung ihrer Mitglieder vorrangig durch eine gute, sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung unter Einbeziehung von Selbsthilfe…Bei der Bewirtschaftung werden Formen der Selbstverwaltung realisiert…Die Genossenschaft soll Teile ihres Eigentums an Hausgemeinschaften in Selbstverwaltung veräußern, wenn diese es Wollen und Rechtsformen gemeinschaftlichen Eigentums ohne private Gewinnmöglichkeiten wählen…“ (aus der Satzung der AWC).
Praktisch sieht die Arbeit der AWC so aus. Sie übernimmt per Erbbaurecht zunächst die Verwaltung eines Hauses, dessen Besitzer sie nun ist (während die Stadt der Eigentümer bleibt). Das Haus wird dann einer NutzerInnengruppe übergeben, die es v. a. durch Eigenleistungen und preiswerte Baumaterialien, um die sich die Genossenschaft bemüht, saniert. Durch die bereits eingehende (günstige) Miete wird der Grundstückspreis über einen längeren Zeitraum (oft 30 Jahre) abbezahlt (Erbbaurechtsvertrag). Eine weitere Finanzierungsstütze sind die Förderprogramme des Amtes für Stadtsanierung und Wohnungsbauförderung (ASW).
Leider haben sich die Fördermittelbedingungen in den letzten Jahren drastisch verschlechtert, so dass der der Genossenschaft zugesprochene Gelder nicht mehr zur Verfügung stehen. Auch sind an die Fördermittelvergabe oft Bedingungen geknüpft, die ihren Vorstellungen von einer Instandsetzung / Sanierung zuwider laufen (Komplettsanierung / Fernwärme / Eigenkapitalanteil), so dass ein Bauvorhaben sehr teuer wird. Info:
wanst
www.awc-eg.org