Die Redaktion … sucht

… Balance zwischen der inneren und äußeren Zeit

Es ist ein ewiges Dilemma: Bin ich mit mir allein, fühl ich mich ganz fix unendlich einsam. Bin ich hingegen unter Menschen, fehlt es mir schnell an innerer Ruhe für mich und meinen Kram. Mit, in und durch Gemeinschaft empfinde ich Freude, sie ist für mich Lebenselixier und Quelle des Glücks. Zeitgleich ist die (reflexive) Zeit mit mir selbst unendlich wichtig, um zu verstehen was ich warum fühle und brauche, welcher Weg für mich richtig ist. Ohne Selbst kein Kompass – ohne die Anderen keine Landschaft.

Meistens vermiss ich gerade das, was ich nicht habe. Meistens fühle ich (abwechselnd) ein Ungleichgewicht zwischen der Zeit, die mir für mich selbst bleibt und der Zeit, die ich mit Anderen bin. Am allermeisten aber schimpfe ich auf die fehlende Zeit an sich. Suche sie dann in meinem Kalender – um sie im Anschluss gleich wieder zu verplanen.

Denn es gibt noch eine dritte Kategorie an Zeit, die meine Zeit frisst: die Arbeitszeit. Intuitiv schlage ich sie wohl der Selbst-Zeit zu, aber da gehört sie im Grunde gar nicht hin. Denn auch wenn ich mich als Schreibtischtäterin im homeoffice schnell einsam fühle, komme ich leider kaum in den Genuss von Selbstreflexion und innerer Ruhe.

Zusammenfassend könnte man also sagen, dass ich Zeit suche, die mir ermöglicht eine Balance zwischen meinem Innen und Außen herzustellen? Ja, das stimmt. Und ich glaube, ich bin damit nicht allein auf dieser Welt. Das aber ist kein Grund zur Verzweiflung, denn das Erbauliche an diesem Problem ist, dass bis zum Tode die Zeit in berechenbaren Intervallen immer wieder zur Verfügung steht. Sie also nicht verschwunden ist. Jedes Jahr kaufe ich einen neuen leeren Kalender. Jedes Jahr wird er von mir selbst gefüllt. Ich hab es also in der Hand. Ich kann sie also finden, die Balance zwischen innerer und äußerer Zeit. Und du kannst das auch.

momo

 

…Hoffnung!

Wer braucht sie nicht? Schon Kant meinte, der Schlaf, das Lachen und die Hoffnung helfen, das Leben erträglicher zu machen. Zugegeben, würde er heute noch leben, müsste er noch ein paar Dinge wie Bier, Facebook und Katzenbilder auf seine Liste setzen. Nur worauf soll man heute noch hoffen? An Gott, Nachleben und Paradies glaub ich auch eh nicht. Und selbst wenn es stimmte, wäre es doch ziemlich langweilig oder anstrengend. Eine Ewigkeit im Garten Eden? Habe eigentlich nur noch zwei Seasons von Battlestar Galactica, die ich schauen wollte. Und Dutzende von Jungfrauen finde ich dann auch irgendwie anstrengend. Fühle mich da auch, um ehrlich zu sein, nicht potent genug dafür. Wie machen diese Märtyrer das nur? Ich würde mir da ziemlich den Kopf drüber zerbrechen. Lasse ich mal lieber die Finger von.

Hoffnung im Diesseits zu finden ist aber auch irgendwie knifflig. Unterm Kühlschrank und zwischen den Sofakissen hab ich schon nachgeschaut. Und die Weltrevolution wird auch nicht mehr viel wahrscheinlicher. Oder dass Hollywood-Filme mal gut werden. Liebe klingt eigentlich ganz gut! Die altmodische, ohne Peitschen, Fesseln und Buttplugs und so (muss übrigens noch 50 Shades of Grey sehen). Ist aber auch ein wenig unfair. Ich würde auch nicht wollen, dass jemand von mir sein komplettes Seelenheil erwartet. Aber vielleicht geh ich da ja auch ganz falsch ran. Hoffnung darf man nicht nur suchen und erwarten, sondern muss sie selber in die Welt bringen.

Finde das ist eine gute Idee!! Fange ich aber erst morgen damit an. Wollte mir heute noch ein paar hundert Bilder auf LolCats.com anschauen.

alphard

 

…Hausschuhe und Glück

Suchen, suchen. Was suche ich? Ganz klar: meine Hausschuhe. Fast täglich. Sie liegen immer woanders. Manchmal suche ich auch das Glück. Nur das kleine versteht sich. Nach dem Sinn des Lebens suche ich noch nicht. Das kommt sicher noch. Zurzeit habe ich einfach zu viel zu tun dafür. Ab und zu suche ich schöne Orte. Orte, die ich noch nicht kenne, die geheimnisvoll sind, unberührt oder zumindest ziemlich lange nicht mehr berührt wurden. Alte leerstehende Häuser, verlassene Fabrikgelände, stillgelegte Bahnhöfe. Vielleicht suche ich dort auch manchmal nach dem Sinn. Vielleicht nicht gleich des ganzen Lebens.

mv

 

… mein geklautes Fahrrad

Ich teile wirklich gerne und versuche auch, mich nicht zu sehr an materiellen Besitz zu binden. Aber mein Fahrrad ist mein Fahrrad ist mein Fahrrad. Denn wir teilen Geschichte. Meine mittlerweile verstorbene Oma hatte damit in den 1960igern auf dem Dorf einen fast tragischen Unfall, bevor zwei weitere Generationen mit ihm über Leipzigs Pflaster rollten. Meine Mutti noch zu DDR-Zeiten und ich seit über 10 Jahren. Aber nun ist es weg. Gestohlen, wahrscheinlich im Suff und dann lieblos irgendwo abgestellt.

Schon einmal hätte ich meinen Diamantengel fast verloren. Damals hatten besoffene Hoolschränke den grünen Liebling in den Kanal geworfen. Eine gute Woche lang klagte ich überall mein Leid, bis an einem feuchttraurigen Abend die Idee erwuchs, meinen zweirädrigen besten Freund wieder raus zu angeln. Nach Ortungsversuchen mit Lautsprechermagneten in 5 Meter Tiefe (missglückt: waren nur Kronkorken dran), besorgte ich Schlauchboot, Eisenhaken, Seil und Freunde. Und wer hätte es gedacht … eine Stunde später hatten wir den kleinen Schatz tatsächlich am Haken.

Nun sind schon einige Wochen ohne ein Lebenszeichen vergangen. Aber ich suche weiter. Denn du, mein geliebtes grünes Diamant-Damenrad, hast es einfach nicht verdient, durch besoffener Diebe Hände deiner Geschichte und deines Fahrers beraubt, achtlos in einem fremden Hinterhof zu Tode zu rosten.

wanst

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