Archiv der Kategorie: Feierabend! #45

Zur Diskussion über Facebook und Co.

Soziale Netzwerke, auch social media genannt, können vieles sein – Nachrichtenmedium, Kontaktbörse, Visitenkarte oder einfach eine Suchmaschine, um verlorene Freund_innen wiederzufinden. Auch in politischen Zusammenhängen sind sie längst nicht mehr wegzudenken. Das liegt zum Einen sicherlich an der recht einfachen Benutzung von Chats, Blogs, Newsgroups etc. – es lassen sich schnell und unkompliziert eine Menge interessierte Menschen erreichen. Dies ist zwar für die Mobilisierung der nächsten Demo von Vorteil. Aber genau hier stellt sich für uns ein Problem: Um sich bei zahlreichen Online­portalen anzumelden, ist oft die Abgabe deiner persönlichen Daten von Nöten. Hier ist es zwar noch möglich zu tricksen, aber spätestens über deine IP-Adresse bist du dann doch zu orten. Prinzipiell gibt es zu politischen Zusammenhängen und Aktionen keine unpolitischen oder harmlosen Kommentare. In jeder Aussage stecken Informationen über einzelne Personen oder über Zusammenhänge linker Strukturen, an denen die Ermitt­lungs­behörden brennend interessiert sind.

Und selbst wenn du nichts bei Facebook und Co. über deine politischen Aktivitäten geschrieben hast, dann vielleicht deine Freund_innen, von denen dann auf dich indirekt verwiesen und damit auch über dich Auskunft gegeben wird. Und so lassen die auf den sozialen Medien kreierten Netzwerke häufig Rückschlüsse auf reale Polit­zu­sam­menhänge zu. Dazu sagt zum Beispiel Jonathan Chang, seines Zeichens Mitarbeiter der Datenfor­schungsabteilung bei Facebook: „Ist es nicht cool, dass wir die politischen Neigungen jedes Einzelnen in unserem Datensatz von 500 Millionen Personen kennen?“ Das, wofür der Verfassungsschutz sonst einige Mit­ar­bei­ter_innen benötigt, wird ihm somit auf dem goldenen Tablett serviert.

Auch die entsprechenden Fotos werden manchmal von den Nutzer_innen gleich mitgeliefert, auf denen die ganze Bande dann bei der letzten Demo zu sehen ist. In den seltensten Fällen wird sich die Mühe gemacht, diese dann zu verpixeln oder nur so rudimentär, dass es kein Computergenie braucht, um an die realen Daten heranzukommen. Viele von ihnen finden ihren Weg auch unverpixelt ins Netz. Das ist eine klare Missachtung des Schutzes der abgebildeten Personen und endet zuweilen in Strafanzeigen und Gerichtsverfahren gegen Einzelne. In Berlin wurde zum Beispiel am 10. Juni 2009 eine Person zu 15 Monaten Haft verurteilt, auf Grundlage eines bei Youtube eingestellten Videos.

Sicherlich ist ein Argument für das Filmen und Fotografieren, Übergriffe der Polizei zu dokumentieren. Doch die Bilder haben danach nichts im Netz zu suchen, sondern sollten an Soli- oder Antirepressionsgruppen weitergegeben werden, die sie sicher aufbewahren und für politische Arbeit verwenden können.

Aber auch „private“ Fotos oder Videos geben mehr über dich preis, als dir lieb sein sollte. Sie zeigen, wo du mit wem rumhängst, wie es da aussieht, wie du dich so kleidest und mit wem du vielleicht auch gemeinsam politische Aktionen machst. Möglicherweise finden sich auch Fotos von il­legalisierten Personen, die erkannt und so gefunden werden können. Die Facetten der Informationsfreigabe sind vielfältig und sehr unübersichtlich. Sind diese In­formationen aber erst einmal im Inter­net, ist es wirklich schwer beziehungsweise unmöglich, das Ganze rückgängig zu machen. Das Netz vergisst so schnell nicht.

Von diesen wahren Datenschätzen profitieren auch die Verfolgungsbehörden: So hat Facebook eine eigene Anwendung namens „Neoprint“ entwickelt, die den Behörden auf Anfrage ein handliches Informationspaket über Konten­in­ha­ber_innen zusammenstellt, das neben sämtlichen Profil- und Kontaktinfor­mationen unter anderem Mini-Feed, Notizen, Freund_innenlisten (mit sämtlichen Facebook-IDs), Gruppenlisten und Nachrichten enthält. Auch Fotos – private wie öffentliche – werden Behörden zur Verfügung gestellt.

Und so bilden insbesondere Indymedia, Facebook und Co. wahre Fundgruben für Fahndungszwecke. Bei den nächsten Vorkommnissen haben die Ermittlungsbehörden so eine hervorragende Recher­che­grundlage, um bei den „bekannten“ Leuten mal genauer nachzuschauen.

Soziale Netzwerke können hilfreich sein und auch im politischen Alltag nicht mehr wegzudenken. Umso wichtiger ist es, sich der möglichen Gefahren dieser Plattformen bewusst zu werden und gewissenhaft und sensibel mit seinen eigenen und den Daten anderer umzugehen. Das heißt konkret: Je weniger (wahre) Daten, desto besser! Machen wir es den Verfolgungsbehörden nicht unbedingt leichter als nötig!

Euer EA

Rote Hilfe

Facebook muss sterben, damit ich leben kann!

Ich bin ja nicht bei Facebook. Ich besitze auch keinen Facebook-Account. Und nein, ich mache auch nicht mit bei diesem Facebook. Dennoch bestimmt Facebook mein Leben, denn dieses Facebook begegnet mir einfach überall. Ich kann ja kaum eine Webseite mehr besuchen, ohne Facebook-Buttons betrachten und vorsichtig umgehen zu müssen. Facebook auszuweichen ist schwierig geworden heutzutage. Ist ja auch in aller Munde, dieses Facebook. Da reden die Medien jetzt schon von Facebook-Revolutionen. Auf Facebook sei mal wieder zu Aktionen aufgerufen worden. Und Facebook ist ja auch sooo praktisch, wenn’s um Mobilisierung geht, meint ein Genosse. Nur bekomme ich das meiste ja gar nicht mehr mit, wenn ich nicht bei Facebook bin. Otze feiert Geburtstag im Clara-Park und ich hätte es fast verpasst, weil ich’s nicht bei Facebook las. Ich müsste doch einfach nur bei Facebook sein, sagte er. Ich müsse ja auch keine persönlichen Informationen bei Facebook lassen. Aber ich würde eben teilhaben können und immer up-to-date sein, erst recht wenn ich die Facebook-App auf dem Smartphone hätte.

Ich hab’ nichtmal so ein scheiß Smartphone, Du verkackter Facebook-Primitivist!!!

Gut, ich sollte mich vielleicht doch nicht so über Facebook aufregen. Im Grunde ist Facebook doch nur ein Mittel zum Zweck, ein Kommunikationsmittel. Dort kommunizieren dann alle, die bei Facebook sind. Die, die nicht bei Facebook sind, kommunizieren ja auch noch. Nur eben nicht mehr mit denen von Facebook. Naja, vielleicht ist das auch die wahre Facebook-Revolution. So wie die Neandertaler damals den evolutionären Nachteil gegenüber dem Homo Sapiens hatten, so habe ich wohl einen Nachteil gegenüber den Facebooker_innen. Facebook sortiert, vielleicht ist das der Lauf der Dinge. Aber warum komme ich mir dann ausgeschlossen vor, weil ich den Facebook-Quatsch nicht mitmache? Momentchen … doch wohl, weil ich qua Facebook tatsächlich ausgeschlossen werde! OK, vor Facebook war ich auch einer der letzten, die so ein „Handy“ hatten. Aber die Informationen erreichten mich noch, es gab keinen erbarmungslosen Facebook-Filter!

Schlimmer als die DDR, dieses Facebook!!!

Was soll’s, Facebook hat sicher auch gute Seiten für die, die sich davon fernhalten, oder? Mit dem Facebook-Text hier darf ich immerhin mal wieder mehr schreiben als Justus. Junge Frauen üben sich neuerdings im Facebook-Ausdruckstanz, um mich zu inspirieren. Facebook könnte also durchaus was abzugewinnen sein. Aber wem mache ich was vor, ich hasse Facebook! Wo Hass ist, muss immer auch Liebe sein, schrieb sicher mal jemand in seinem Facebook-Status. Aber warum sollte überhaupt irgendjemand mit Restvernunft einen Fick auf etwas geben, was bei Facebook steht?! Ist Facebook nicht der globale Mülleimer menschlicher Kommunikation? Woher ich überhaupt weiß, was bei Facebook geschrieben wird? Na jeder zweite Facebook-Depp lässt doch seinen Account offen stehen, egal an welchem Rechner er sich befindet. Da komme ich gar nicht drum herum, auf Facebook-Seiten zu gucken. So blöd und blind kann eben auch nur Facebook machen. Facebook als Gradmesser für die soziale Degeneration einer Gesellschaft. Vom facebookschen Verfall der Gesellschaft … wobei, ich will Facebook mal nicht überbewerten. Facebook stinkt einfach nur. Facebook sozialpsychologisch zu betrachten hieße, sich mit dem intellektuellen Bodensatz einer eh schon abgestumpften medialen Gesellschaft zu beschäftigen. Da können Politniks noch so sehr den angeblichen Graswurzelcharakter von Facebook und Twitter beschwören, ich werde diesen Gestank einfach nicht mehr los. Facebook klebt wie eine elende Klette am mir, ist überall, Facebook nervt immer. Sich Facebook ganz zu entziehen würde bedeuten, alles hinter sich zu lassen. Eine Option, die Facebook nicht zulässt. Facebook versaut mir nicht nur das Internet; auch das Essen, Musik, Freundschaften und meine Lieblingsserie vermiest mir Facebook immer mehr!

Ja sogar der letzte Sex wäre ohne Facebook ganz OK gewesen!!!

Ach … ich bin müde, Facebook schafft mich. Warum kann nicht einfach mal irgendwo irgendetwas ohne Facebook sein?! Habe ich Facebook am Ende gar verdient? Facebook als postmoderne Erbsünde, oder was? Ich ahne schon, wodurch das Paradies sich definiert – durch die pure Abwesenheit von Facebook. Aber Träumen hilft auch nicht, das Facebook-Trauma ist zu real. Um mich herum: Facebook. In meinem Kopf: Facebook. Überall nur: Facebook!

Facebook, Facebook, Facebook.

shy

Soziale Bewegung

… leave our kids alone!

Notizen zur Schulkritik

Jede/r von uns hat 10 bis 13 Jahre lang ähnliches erlebt: Der Tag begann zwischen sechs und sieben Uhr mit einem durchdringenden Wecksignal. Einem schlechtgelaunten Frühstück folgte der hektische Aufbruch in eine Institution, in der wir bis nachmittags mit 25 Gleichaltrigen den Vorträgen älterer Mitmenschen zuhören mussten. Jeden verdammten Tag die Lehrplan-Endlosschleife aus Stoffdarbietung, Einübung und Lernzielkontrollen. Jeden Tag dem Minutenzeiger zusehen und hoffen, dass die Zeit irgend­wie vorbei geht. Eeeendloooooos dehnten sich die Stunden, Tage, Wochen… Bis auf einmal alles vorbei war.

Wir rieben uns verdutzt die Augen und stellten fest, dass wir unser Leben nun, mit 13 Jahren Verspätung, tatsächlich vor uns hatten. Und in der Tat waren wir für dieses Leben ausgesprochen qualifiziert. Wir hatten nicht nur passives Rumsitzen gelernt, wir konnten auch Präpositionsformen, Integralrechnung und die Definition der innertropischen Konvergenzzone auswendig aufsagen!

Aber der Mensch ist anpassungsfähig, und so haben wir uns alle irgendwie im „echten Leben“ eingerichtet. Nun konnten wir uns selbständig Bildung aneignen, manch­mal sogar gesellschaftskritische Literatur, dicke Bücher, die das geheiligte politisch-ökonomische System als das enttarnten, was es ist: ein autoritäres Machtgefüge, das für sein Fortbestehen vor allem den Glauben, die Angst und die Bequemlichkeit seiner InsassInnen benötigt.

Erhellend sind z.B. die Ausführungen, die Michel Foucault in seinem Buch „Überwachen und Strafen“ zur Entstehung der Institution Schule macht. Mit der Verfeinerung des staatlichen Herrschaftssystems legten die Herrscher des 18. Jahrhunderts zunehmend Wert auf die Nutz­barmachung der Untertanen als Menschenmaterial. Dass es dabei höchstens sekundär um deren Alphabetisierung ging, wird aus den damaligen Dokumenten deutlich. Mit der jahrelangen Halbtagskasernierung der Kinder und Jugendlichen in der Volksschule sollten vielmehr brave, und nach 1800 auch patriotische Unter­tanInnen gezüchtet werden, wie sie sich die Staatsoberhäupter für ihre imperialistische Politik wünschten.

Natürlich ist die Schule von heute nicht mehr die von damals. Die Prügelei wurde beendet, der Umgangston verbessert, die Inhalte modifiziert, die didaktische Methodik verfeinert, die Wände neu gestrichen und sogar Computer eingeführt. Das sind Fortschritte, die hart erkämpft werden mussten. Generationen von Päda­gogInnen und ReformerInnen haben daran gearbeitet, die Institution Schule „vom Kinde aus“ zu humanisieren. (Die bekanntesten unter ihnen, wie Leo Tolstoi, Maria Montessori oder A.S. Neill, hielten dabei die autoritären Staats- und Kirchenschulen für nicht reformierbar und versuchten, alternative Systeme aufzubauen, die den staatlichen Schulen teils bis heute erfolgreich Konkurrenz machen.)

Die entscheidenden Grundsätze der Schule sind von diesen Reformversuchen aber größtenteils unberührt geblieben: Der Anwesenheitszwang, das Prinzip von Befehl und Gehorsam, die verbindlichen Lehrplaninhalte, die Leistungsbewertun­gen, die Selektion in „starke“ und „schwache“ SchülerInnen usw.

Dabei mangelt es natürlich nicht an Begründungen für das Pflichtschulsystem (jedes autoritäre System versteht sich selbst bekanntlich als alternativlos). Dass wir junge Leute zwingen, zehn ihrer für die Sozialisation entscheidenden Jahre in einer weitgehend geschlossenen Anstalt zu verbringen, wird so etwa mit der Notwendigkeit begründet, sie einerseits für den Arbeitsmarkt „fit zu machen“ und sie andererseits vor dessen frühzeitigem Zugriff zu bewahren. Als ob es heute kein Jugend­schutzgesetz gäbe und die Kinder die Gemeinheiten des Kapitalismus nicht auch innerhalb der Schule abbekämen…

Die Schule gibt es nicht aus humanistischen Erwägungen, diese wurden erst nachträglich erfunden. Die Pflichtschule ist einfach ein notwendiges Teilsystem im autoritären Staat. Die logische Konsequenz aus dieser Einsicht wäre die Forderung nach ihrer Abschaffung.

Denkbar wäre es etwa, die Schulpflicht der SchülerInnen durch eine Bildungspflicht des Staates zu ersetzen: Alle jungen Menschen würden diesem Modell nach das Recht genießen, staatlich finanzierte, aber unabhängige Bildungseinrichtungen aufzusuchen und dort Angebote wahrzunehmen, um selbstmotiviert zu lernen, Abschlüsse zu erwerben etc. Die Freiwilligkeit des Schulbesuchs würde auch den Wettbewerb zwischen den Bildungseinrichtungen fördern. Schlechten Unterricht dürfte es in diesem System nicht mehr geben, durch die Abstimmung mit den Füßen würde vielmehr interessante und kreative Bildungsarbeit honoriert.

Dagegen ließe sich natürlich einwenden, dass eine solche Entwicklung doch eher unrealistisch ist. Stattdessen solle mensch lieber den Reformprozess an den Schulen vorantreiben, freie demokratische Schulen unterstützen, Lehrplaninhalte und Fach­didaktiken weiter verbessern, um so die Schule zu dem zu machen, was sie sein könnte: kein Fluch, sondern ein Geschenk für die Menschheit.

Alles Quatsch, würden nun die Anar­chistInnen sagen: An den Staat zu appellieren, doch bitte seine Machtbasis aufzugeben, ist absurd. Und die Reformen im Bildungssystem haben noch nie was Grundsätzliches verbessert. Sie suggerieren nur Veränderbarkeit und modernisieren den Machtapparat. Die einzig mögliche Perspektive bleibt eben die Verweigerung und Emanzipation von den autoritären Systemen. Wenn möglich nicht allein, sondern gemeinsam.

Aber ob wir uns die Realität nun eher sozialdemokratisch, anarchistisch oder doch lieber nach postmodernem Muster erklären, ob wir als SchülerInnen, Eltern oder gar als PädagogInnen mit dem autoritären Bildungssystem konfrontiert sind, grundsätzlich gilt: Wenn wir dieses als alternativlos verteidigen, entsolidarisieren wir uns nicht nur mit den Kindern von heute und uns selber als Kindern. Wir stellen uns auch auf die Seite der Macht, die früher Menschenmaterial für Arbeiter- und Soldatenheere brauchte und heute Hu­man­kapital für den Standort benötigt.

Was wir dagegen immer brauchen, ist der Blick von unten, die empathische Perspektive der Unterdrückten, die Solidarität mit denen, die in der Hierarchie ganz unten stehen – also Menschen, die jetzt an demselben Punkt sind wie wir vor 20 Jahren. Auch beim Erziehungssystem heiligt der Zweck nicht die Mittel. Und auch wenn es für den konkreten Umgang mit dem autoritären System leider kein Patentrezept gibt, gilt auch hier: Geht nicht gibt‘s nicht!

soja

Bildung

Michael Seidman: „Gegen die Arbeit“

Seidmans Buch ist ein Phänomen – dass eine 30 Jahre alte Dissertation heute noch größere Debatten auslöst, ist zumindestens ungewöhnlich.

Und ungewöhnlich umständlich gestaltete sich auch die Veröffentlichung dieser deutschsprachigen Ausgabe: Schon vor etwa zehn Jahren erarbeiteten FAU– und Wildcat-Aktivist_innen eine Rohübersetzung, die dann, mit einigen Jahren Verzögerung, von dem FAU-Mitglied Andreas Foerster nochmals überarbeitet und zu einem durchgängig lesbaren Text umgeformt wurde.

Dass das Buch nun so viel später im anarchistischen Graswurzelrevolutions-Verlag erschien, ist ebenso mutig wie begrüßenswert. Denn obwohl Seidmans Forschungsarbeit schon 1982 entstand, ist sie auch heute noch geeignet, einige liebgewonnene Legenden der anarchistischen Geschichtsschreibung ins Wanken zu bringen.

Dabei verfolgt Seidman den vordergründig recht unspektakulären Ansatz einer vergleichenden Sozialgeschichte. Das Buch gliedert sich entsprechend in zwei Teile, wobei der erste die Konflikte in den kollektivierten Betrieben während der spanischen Revolution ab 1936 behandelt. Im zweiten Teil werden die Ereignisse in Frankreich untersucht, wo nach dem Wahlsieg der linken ‚Volksfront’-Regierung im Mai 1936 eine Welle von Streiks und Fabrikbesetzungen begann.

Hier wie dort gilt Seidmans Interesse dem Arbeiter_innenwiderstand ‚von unten’, der sich immer wieder der Kontrolle der Parteien und Gewerkschaften (auch der ‚revolutionären’) entzog. Sein Anliegen, so erklärt Seidman mit Bezug auf die spanische Revolution, war es dabei, „eine ausschließlich politische oder ökonomische Bewertung zu vermeiden und stattdessen die sozialen Beziehungen in den kollektivierten Fabriken und Werkstätten zu erkunden“ [S. 245].

Revolte in der Revolution?

Genau an diesem Punkt beginnt die Verunsicherung, die das Buch in anarchistischen und anarchosyndikalistischen Kreisen hervorgerufen hat. Immerhin ist die spanische Revolution für heutige Anarcho­syndikalist_innen immer noch das historische Vorbild schlechthin – im revolutionären Katalonien wurde tatsächlich in großem Maßstab versucht, das anarchistische Organisationsmodell, die kollektive Selbstverwaltung der Wirtschaft umzusetzen.

Aber wie Seidman zeigt, stieß dieses von der spanischen anarchistischen Gewerkschaft CNT verfochtene Konzept der Selbstverwaltung (also die Übernahme der Fabriken und deren Verwaltung durch die Arbeiter_innen selbst) bald auf Schwierigkeiten. So sahen sich die Aktiven der CNT rasch mit den gleichen Formen der Verweigerung konfrontiert, die sich zuvor gegen die Bosse gerichtet hatten – „Sabotage, Diebstahl, Absentismus, Zuspätkommen, Krankfeiern und anderen Formen des Arbeiterwiderstandes gegen die Arbeit und den Arbeitsplatz“ [S. 236]. Trotz höherer Löhne, höherer Sozialleistungen, verlängerter Wochenarbeitszeit und vermehrter Zahl an Arbeiter_innen sank in vielen Betrieben die Produktivität.

Demgegenüber gingen die Gewerkschafts-Aktiven nun selbst mit Zwangsmethoden gegen solche ‚Disziplinlosigkeit’ und ‚mangelnde Arbeitsmoral’ vor. Nachdem die Akkordarbeit zu Beginn der Revolution abgeschafft worden war, wurde sie schnell wieder eingeführt. Ausgeklügelte Anreizsysteme sollten die Arbeiter_innen zu höherer Produktivität bewegen. Mit verschärften Kontrollen wurde gegen jene vorgegangen, die unbefugt der Arbeit fernblieben.

Zugleich wurde vielerorts dem technischen Personal unbeschränkte Weisungsbefugnis gegenüber den einfachen Arbeiter_innen erteilt, etwa was die Produktionsziele betraf. Die CNT vollzog also einen deutlichen Bruch mit ihren eigenen egalitären Ansprüchen – wobei dieser Bruch scheinbar in keiner Weise problematisiert, sondern vielmehr als in der Natur der Sache liegend gerechtfertigt wurde.

Dies zeigt etwa ein (von der CNT-Gewerkschaft der Seeleute stammendes) Zitat, dass die Vorrangstellung des technischen Personals wie folgt begründet: „Kann ein Ingenieur wie ein ungelernter Arbeiter angesehen werden? Der Ingenieur steht für kreatives Denken, und der ungelernte Arbeiter [ist] das Objekt dieses Denkens.“ Auch in der sozialen Revolution gebe es eben Ingenieure und Ungelernte [S. 192].

Dabei betont Seidman immer wieder, dass diese Entwicklung nicht nur den Zwängen und Notwendigkeiten der Kriegswirtschaft geschuldet war. Die durch den Bürgerkrieg verursachten Schwierigkeiten (Blockaden, Zerstörungen durch Luftangriffe, Mangel an Devisen, Rohstoffen, Ersatzteilen, fehlende Absatzmärkte usw.) beschreibt Seidman zwar sehr ausführlich. Die Konflikte in den kollektivierten Betrieben sieht er allerdings anderswo begründet – nämlich im ‚produktivistischen’ Programm, das die CNT schon lange vor Beginn des Krieges vertreten hatte.

Henry Ford für Anarchisten

In ihrer wirtschaftlichen Zielsetzung unterschied sich die CNT kaum von z.B. den russischen Bolschewiki: Mit der Übernahme der Produktionsmittel sollte die Abschöpfung des Mehrwerts durch die ‚parasitäre’ bürgerliche Klasse beendet werden. Ansonsten sollten die Arbeiter_innen wie bisher weiterarbeiten – nur jetzt eben selbstbestimmt. Diego Abad de Santillán, ein wichtiger Aktivist und Theoretiker der CNT, drückte das so aus: „Das Heil liegt in der Arbeit und der Tag wird kommen, da die Arbeiter es wollen. Die Anarchisten, die einzige Strömung, die nicht versucht auf Kosten anderer zu leben, kämpft für diesen Tag“ [S. 83].

Die Produktion sollte im Wesentlichen unverändert weiterlaufen. Santillán dazu: „Es ist nicht nötig, die derzeitige technische Organisation der kapitalistischen Gesellschaft zu zerstören, sondern wir müssen sie nutzen. Die Revolution wird der Fabrik als Privateigentum ein Ende bereiten. Aber wenn die Fabrik bestehen und, unserer Meinung nach, verbessert werden muss, dann muss man wissen, wie sie funktioniert. Die Tatsache, dass sie gesellschaftliches Eigentum wird, ändert das Wesen der Produktion oder die Produktionsmethoden nicht“ [S. 82].

Die Fabrik sollte also nur ‚verbessert’, d.h. modernisiert und effizienter gestaltet werden. Als Modell schwebte den CNT-Aktiven dabei die vom amerikanischen Ingenieur Frederick W. Taylor um 1900 entwickelte ‚wissenschaftliche Betriebsführung’ und die standardisierte for­distische Massenproduktion vor.

Santillán: „Wir bevorzugen die Ford-Fabrik, in der es keine Spekulation mehr gibt, in der die Gesundheit der Belegschaft gewahrt ist und die Löhne steigen. Das Ergebnis ist besser als ein winziger Betrieb in Barcelona“ [S. 89].

Der Vergleich mit dem „winzigen Betrieb in Barcelona“ ist wichtig – die Begeisterung der CNT-Aktiven für die fordistische Fließbandproduktion erklärt sich vor allem aus den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, denen sie sich gegenüber sahen. Die spanische Industrie war derart rückständig und ineffizient, dass sie sich in der Weltwirtschaft nur dank der hohen Schutzzölle halten konnte. Soweit es moderne Betriebe gab, gehörten diese meist ausländischen Firmen. Das heimische Bürgertum dagegen hatte wenig Interesse an einer Modernisierung gleich welcher Art. So war die spanische Industrie in unzählige kleine und kleinste Unternehmen zersplittert, die Maschinerie veraltet, die Arbeit hart und die Löhne niedrig.

So verwundert es nicht, dass mit diesem Zustand verglichen den CNT-Aktiven die „Ford-Fabrik“ als fortschrittliches Gegenmodell erschien – ein rationales Mittel, um hochwertiger, schneller und müheloser zu produzieren und den Arbei­ter_innen zugleich höhere Löhne und bessere Versorgung mit Konsumgütern zu sichern.

Der Alptraum der Industriellen

Der Vergleich zu den Fabrikbesetzungen in Frankreich 1936, den Seidman im zweiten Teil seines Buches unternimmt, trägt sehr dazu bei, das Problem klarer zu machen, weil sich dort (anders als in Spanien) die fordistisch-tayloristische Produktionsweise bereits durchgesetzt hatte. [Abgesehen davon bietet dieser Teil eine präzise und materialreiche Untersuchung, aber wenig Anlass zu großen Kontroversen. Ich werde hier also auf diesen zweiten Abschnitt des Buches nur soweit eingehen, wie er zum besseren Verständnis des ersten beiträgt.]

Denn anders als die spanischen Anar­chist_innen meinten, war die fordistische Fabrik keineswegs nur ein neutrales Mittel, um besser und leichter zu produzieren, oder Ausdruck einer ‚reinen’ Eigenlogik der technischen Rationalität. Vielmehr drückte sich in ihrer ganzen Struktur ein spezifisches Klasseninteresse aus. Das fing schon bei der Architektur der Fabrikhallen an, die so angelegt waren, dass jede_r Arbeiter_in leicht überwacht werden konnte. Ausführlich beschreibt Seidman das Bemühen der französischen Unternehmen, wirksame Kontrollen für Stückzahlen und Qualität der produzierten Teile zu installieren. Dies geschah durch an den Maschinen angebrachte Zähler, aber auch durch die Vorarbeiter und Inspektoren, die dann wiederum in ihrer Überwachungsarbeit von Oberinspektoren überwacht werden mussten [S. 273ff].

Und nicht zuletzt war die Maschinerie selbst ein Mittel der Kontrolle, dass den Arbeitenden jede Bewegung und den Arbeitsrhythmus vorschrieb. Auch die ‚wissenschaftliche Betriebsführung’ F.W. Taylors zielte in eine ähnliche Richtung: Nicht nur das Werkzeug, sondern auch die Bewegungsabläufe der Arbeiter_innen sollten standardisiert und sämtliche überflüssigen Handgriffe ausgeschaltet werden.

Hier liegt der harte Kern von Seidmans Kritik*, die auch die spanischen Anar­chosyndikalist_innen trifft: Denn während die CNT in ihrer inneren Gewerkschaftsorganisation Hierarchien und Bürokratie immer zu vermeiden suchte, befürwortete sie zugleich in ihrem Wirtschaftspro­gramm eine Form der industriellen Produktion, die auf Bürokratie, zentrale Lenkung und Planung der Pro­duktionsprozesse zwingend angewiesen war – eine Form der Organisation, die darauf abzielte, jede unreg­lementierte Kooperation zwischen den Arbei­ter_innen zu unterbinden.

Aus dieser Grundsatzentscheidung für die ‚Ford-Fabrik’ ergaben sich dann entsprechende ‚Sachzwänge’, die für die CNT-Aktiven als nicht mehr verhandelbar erschienen, und ebenso entsprechende Widerstände seitens der Arbeiter_innen.

Es ist Seidmans großer Verdienst, dass er diesen alltäglichen Widerstand ins Blickfeld rückt, wie er die kapitalistische Arbeitswelt seit Anbeginn prägt. Die Formen der Verweigerung waren, wie Seidman schreibt, „diffus, undeutlich und sowohl individuell als auch kollektiv“. Die Arbei­ter_innen schlugen „keine Alternative vor zur Partei, zur Gewerkschaft oder zur privaten Kontrolle der Produktionsmittel.“ Dennoch dürfe ihre Verweigerung, so Seidman, „nicht als falsches oder mangelndes Bewusstsein abgetan werden.“ [S. 257]

Es wäre also vermutlich auch zu kurz gegriffen, die renitenten Arbeiter_innen nun zum ‚eigentlichen’ revolutionären Subjekt erheben zu wollen. Auch in Frankreich beschränkten sie sich auf das nahe­liegendste Ziel: sich der Arbeit so weit wie möglich zu entziehen. Sie kamen zu spät, gingen früher, dehnten ihre Pausen aus, stoppten eigenmächtig die Maschinen, verlangsamten den Arbeitstakt… Sie handelten nicht heroisch, sie wollten kein Programm umsetzen.

Das wirft auch Fragen für eine wie auch immer geartete ‚revolutionäre’ Organi­sierung auf. Um Kurzschlüsse zu vermeiden: Die Vergesellschaftung der Produktionsmittel bleibt ein sinnvolles Ziel – solange diese sich in Privatbesitz befinden, wird sich der Arbeitszwang nicht beseitigen lassen. Und auch die anarchosyndi­kalistische Kritik an den hierarchischen Organisationsformen von Zentralge­werkschaften, Parteien usw. bleibt weiter­hin gültig.

Der Irrtum beginnt, wo man diese falschen Organisationsformen durch eine ‚richtige’ ersetzen will. Es gibt eben keine richtige Organisierung, die als solche schon revolutionär wäre. Es kann zweckmäßig sein, sich zu organisieren, aber der Zweck einer revolutionären Organisation besteht eben nicht in der Organisation als solcher. Es geht nicht darum, neue Mitglieder oder neue Einflussbereiche zu gewinnen (also die Praxis aus nicht-revolutionärer Zeit endlos in die Zukunft zu verlängern), sondern darum, neue gesellschaftliche Verhältnisse zwischen den Menschen zu schaffen – womit dann auch die Unterscheidung von ‚Aktiven’ und ‚Unorganisierten’ tendenziell bedeutungslos werden müsste. Denn welches Konzept einer herrschaftsfreien Gesellschaft mensch auch haben mag: Wenn die ‘Unorganisierten’ bei dessen praktischer Umsetzung nicht mitreden dürfen, ist es mit der Herrschaftsfreiheit nicht weit her. Und ob eine Fabrik nun Privat-, Staats- oder Kollektiveigentum ist, bleibt eine rein scholastische Unterscheidung, solange die Leute hier wie dort keinen Einfluss auf Zweck und Mittel der Produktion haben. In diesem Sinne wäre ‚Revolution’ nicht als Umsetzung einer Utopie (im Sinne eines vorher aufgestellten Programms) zu denken, sondern vielmehr als Beginn eines Verhandlungsprozesses, um die Verhältnisse den Bedürfnissen jedes und jeder Einzelnen entsprechend neu zu ordnen.

Seidmans Buch zeigt, an welchen Klippen die spanischen Anarchist_innen dabei gescheitert sind. Damit wirft es wichtige Fragen auf – es wäre Zeit, sich damit auseinander zu setzen.

justus

Michael Seidman, „Gegen die Arbeit – Über die Arbeiterkämpfe in Barcelona und Paris 1936-38“, Verlag Graswurzelrevolution, Heidelberg 2011

* während manche Leute offenbar meinen, Seidman hätte nur die CNT schlechtreden wollen – siehe z.B. die Kommentare unter wordpress.com/2011/11/05/gegen-die-arbeit-aufruf-zur-diskussion/

Ausgelesen

Blonde Bestien und antideutsche Kinnhaken

Bereits im letzten Jahr erschien beim „Archiv der Jugendkulturen“ in Berlin der Sammelband „Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in Comics“. Schon der Titel verweist auf den sehr breiten Ansatz und so handelt es sich bei dem Buch auch nicht um eine konkrete Studie zum benannten Phänomen, son­dern eher um einen Rundumschlag. Hier wird alles unter die Lupe genommen, von NPD-Wahlkampf-Comics der letzten Jahr­zehnte bis hin zu italienischer Kriegs­pro­­pa­gan­da der frühen 1940er Jahre, von „Super­man vs Hitler“-Strips zum bahnbrechenden „Maus“-Comic eines Art Spiegelmann. Hier wird die Reproduktion rassistischer Klischees in Mainstream-Comics wie „Tim und Struppi“ ebenso betrachtet wie die Schattenwelten antilinker Hasscomics in Skinhead-Fanzines oder die hier­zu­lande eher unbekannten Ab­gründe zum Beispiel der aktuellen anti­zi­ga­nis­tischen Hetze per Comic in Ungarn. Selbst Neben­schau­plätze der „Nazi­sploitation“ und die fragwürdige Darstellung von NS-Täterinnen in der Sparte der erotischen Comics finden Beachtung. Alles in allem, das lässt sich so vorwegnehmen, bietet der Sammelband einen reichen Fundus sowohl an ressentimentgeladenen Bildwelten als auch ihrer gezeichneten Kritik und bietet allein aufgrund der Fülle an Material einen bislang einzigartigen Zugang zu dem Themenspektrum. Zugrunde lag dem Werk eine Tagung, die im Vorjahr stattgefunden hatte. Neben den genannten Ansätzen spielte hier die Frage nach der Rolle von NS- und Holocaust-Comics im Schulunterricht eine zentrale Rolle, die auch im Buch breite Beachtung findet.

„Wir zeigen euch, wer hier die Fremden sind! Feuer!“ – Die Comic-Adaption der deutschen Science-Fiction-Schmonzette „Perry Rhodan“ aus den 1960er Jahren ist nur ein Beispiel von vielen dafür, wie faschistoide Züge, rassistische Stereotype und antisemitistische Weltbilder in einer ganzen Reihe von populären Comics vertreten sind – Comics, die einem breiten Pub­likum zugänglich waren und sind und weitestgehend als völlig unbedenklich angesehen werden. Ob es nun der zitierte futuristische Held Perry Rhodan ist, der hier mal wieder im Dienste der Zivilisation die Ver­nichtung einer gesamten außerirdischen Kultur anordnet oder sein US-amerikanisches Vorbild Flash Gordon, spielt kaum eine Rolle. Viele der Abenteuer, gerade auch jene aus dem Superhelden- und Science-Fiction-Milieu, lassen in Wort und Bild keinen Zweifel daran, mit welchen ideologischen Grundlagen sie hantieren.

Das ist aber natürlich längst kein Geheimnis mehr, eben­so­wenig wie im Fall der vom Kolonialherrenblick durchdrungenen „Tim und Struppi“-Alben, bei denen selbst der Autor und Zeichner Hergé zugegeben hat, zeitgenössische rassistische Klischees und Vorurteile doch sehr unhinterfragt wie­der­gegeben zu haben. Und über die Comicszene hinaus bekannt ist auch der re­vanchistische Geist von „Fix und Foxi“-Schöpfer Rolf Kauka. Dieser besorgte seinerzeit die „Asterix“-Erstver­öffentlichung in Deutschland mit seinen eigenen Abwandlungen: So deutet er das gallische Heldenduo zu den grimmigen Germanen Siggi und Babarras um, welche die Trutzburg Bonnhalla gegen anrennende Völkerstürme verteidigen und sich am leidigen Schuldkomplex (ja, es ist der Hinkelstein…) abarbeiten müssen. Dass viele Autoren und Zeichner bei aller Fan­tasie aus ihren eigenen beklemmenden Welt­bildern nicht herauskamen und -kommen, systematisiert und veranschaulicht der Herausgeber des Sammelbandes, Ralf Palandt, schon in der ausführlichen Einleitung des opulenten Werkes.

Natürlich kommt der Befund nicht überraschend: Denn wenn es Antisemitismus, Rassismus und andere Ideologien der Un­gleichwertigkeit in der „gesellschaftlichen Mitte“ gibt, warum sollten dann gerade Comics verschont davon sein? Tatsächlich herrscht aber Palandt zufolge in Deutschland die Lehrmeinung vor, es gebe gar keine Comics von rechts. Das wäre ja „undeutsch“. Das erklären dann aber Vorwort und einige der Beiträge anhand zahlreicher Bei­spiele zum offenkundigen Nonsens und widerlegen auch den Mythos, Comics habe es vor 1945 in Deutschland nicht gegeben. Keinesfalls war die Verbreitung von Comics im NS verboten: So gab es vor dem Krieg nicht nur US-Publikationen zu kaufen, sondern entstanden mit Reihen wie „Mucki’s lustige Streiche“ auch Sprech­bla­sen­ge­schichten aus deutscher Feder. Und Comics von extrem rechts sind in der BRD seit den 1980ern zu finden, auch jenseits der Nazi-Skin-Fanzines. Man ver­zichtet halt nur oft auf die englische Be­zeichnung und greift zur „Bildge­schichte“. So goss der Nationaldemo­kra­tische Hochschulbund Ende 1979 in einer Publi­ka­tion den Mauertod eines linken Journalisten in Comicform – nicht ohne den Hin­weis, dass mit Wilhelm Busch angeblich der erste Comic-Zeichner ein Deutscher war. Bundesweite Öffentlichkeit erlangten rechte Comics mit dem illustrierten Beileger der NPD-Schulhof-CD (2005) und dem NPD-Wahl­kampf­comic „Enten gegen Hühner“ (2009). In letzterem wird der rechtschaffende Schnabeltier-Staat vom artfremden, gackernden Federvieh heimgesucht. Und der FPÖ-Vorsitzende Heinz-Christian Strache ruft im Nach­barland als blassblauer Superheld in Strumpfhosen einen Jungen mit Zwille zur xenophoben Gewalt auf.

Bil­dergeschichten, so viel wird klar, eignen sich bestens zum Transport simpler Welt­bilder. Sie haben aber auch Potenzial zur Kritik, wie der Autor Ole Frahm argumentiert. In seiner kürzlich erschienen Comic-Theorie „Die Sprache der Comics“ geht er von der Grundthese aus, dass Comics im vergangenen Jahrhundert „eine parodistische Ästhetik“ etablierten, welche „die rassistischen, sexistischen und klassenbedingten Stereotypien reproduziert und zugleich aufgrund ihrer immanent erkenntniskritischen Anlage reflektiert“. Wenn immer wieder auch antisemitische Stereotype durch sogenannte Funnys und Fantastisches geistern – wie etwa Frahm im Sammelband schildert –, so können sie diese eben auch explizit aufs Korn nehmen.

Dabei zeigen sich ausgesprochen pädagogische Werke von staatlichen Institutionen nicht selten als peinlich-naiv wie „Ha­ni­sau­land“ der Bundeszentrale für Politische Bildung, wo „Hass-Hasen“ mit Möhrenklau die Demokratie untergraben. Oder eben unter nur spärlich verschleierter ideologischer Brille gezeichnet wie die „Andi“-Reihe, die vom nordrhein-westfälischen Innenministerium in Auftrag gegeben wurde und seither in diversen linken Kreisen als illustrierte Version der Extremismustheorie gilt.

„Andi“ dominiert dann auch das schmale Kapitel über Antirechts-Comics im Buch. So kommt der Erfinder des „Bildungs­comic für Demokratie und gegen Extremismus“ Thomas Grumke zu Wort. Der Referent in der Abteilung Verfassungsschutz im NRW-Innenministerium preist die „subversive Verunsicherung“ der Reihe, die als eine Art „Inspektor-Colombo-Pädagogik“ „extremistische“ Weltanschauungen hinterfragen soll. Warum das im Falle Andi auf so langweilige Weise geschieht, erklärt Grumke nicht. Immerhin scheint Herausgeber Ralf Palandt der Comic so sauer aufzustoßen, dass er ihn im Vorwort ausführlich kritisiert. Es wird zudem empfohlen, „Andi“ bes­tenfalls zusammen mit dem „Mandi“-Comic pädagogisch zu verwenden, einem Anti-“Andi“ von der Mar­burger Antifa-Gruppe 5

Interessanter und wohl auch in Sachen Information erfolgversprechender als staatlich bestellte Bildgeschichten sind jene – zum Teil gegen den Mainstrich gebürstete –, die in anderen Beiträgen diskutiert werden. Dabei tritt ein ganzes Genre von Holocaust-Comics zu Tage, die hierzulande zu Unrecht im Schatten der gefeierten „Maus“-Geschichte von Art Spiegelmann stehen. So ist zu erfahren, dass die erste die Deportationen thematisierende Tierfabel („Die Bestie ist tot“) bereits 1944 zu Zeiten der Résistance in Frankreich erschien, in der Hitler als braune Bestie bildlich zum Leitwolf des deutschen mörderischen Rudels wird. Hellsichtig und im Struw­wel­petergewand attackierte die britische Hitler-Satire „Trüffel­esser“ schon 1933 den militanten Antisemitismus. Im Mi­ni­heft „Micky in Gurs“ wird der Mäuseprotagonist mit dem KZ-Grauen konfrontiert. Der Zeichner Horst Rosen­thal hielt 1942 im Internierungslager Gurs/Frankreich die Ver­hör- und De­mü­ti­gungs­praxis fest – kurz nach dessen Fertigstellung wurde er in Auschwitz ermordet.

Solche historischen Wertstücke einem breiteren Publikum vorzustellen macht den Sammelband allein schon zu einer lohnenden Lek­türe. Diese wird durch die Diskussion zeitgenössischer Comics und ihren Um­gang mit Shoah und Nationalsozialismus noch ergänzt, die auch das Risiko von Verklärung und Vereinfachung mit­einbeziehen. Demnach können sich Comics als Medien mit niedrig­schwelligem Zugang auszeichnen, denen im Mix aus Text und Bild eine differenziertere Erinnerungskultur gelingt als manch ritualisiertes Gedenken. Im Comic-Albumformat gedruckt, kommt im Band auch das Grafische gut zur Geltung. Denn mit den Unmengen an Bildmaterial ist er eine beispiellose Materialsammlung, die obendrein mit dem Komplettabdruck von Bernie Kriegsteins weitgehend unbekannt gebliebenem „Master Race“ (1955) aufwartet – einer dichten, virtuos erzählten Short Story über die NS-Vernichtungspolitik. Beim Durchstöbern dieses Fundus stößt man aber immer wieder auch auf komische Momente, die bei allem Ernst des Sujets eben zum Charakter des Comics gehören. So wie in einem Superman-Strip: Der Hüne packt Hitler am Schlafittchen und droht: »Ich würd’ dir liebend gern einen absolut nicht-arischen Kinnhaken verpassen«.

Bei aller Lobpreisung des Bandes sollen aber auch kritische Anmerkungen nicht unterlassen werden. Ein Problem stellt sich bei der Lektüre nämlich nicht trotz sondern wegen der Materialfülle und dem bewussten Verzicht auf Einschränkungen des Themas. Die Tour de Force durch das ganze Comic­uni­­ver­sum erscheint so mitunter un­ko­or­di­niert und zerfahren. Da wird mal chronologisch vorgegangen, dann wieder gar nicht; hier werden didaktische Fragen aufgeworfen, da ästhetische, dann diskutiert ein kurzer Absatz Aspekte der Zensur an, und schon fährt die Achterbahn weiter zur nächsten Fragestellung. Gerade die Einleitung erfüllt hier ihren Zweck nicht optimal, sie verwirrt mehr als zu klären und kann so gerade auf die im Comicgenre etwas unbedarften Leser_innen überfordernd und abschreckend wirken. Wer sich dieser Herausforderung jedoch stellt, wird eine Menge entdecken und erfahren.

waldschratt/teckla

Ralf Palandt (Hrsg.): »Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in Comics«, Archiv der Jugendkulturen, Berlin 2011, 450 S., 36 €

Ausgelesen

Der liebe Mitbewohner – eine Ode an die Euphorie

Im Zimmer herrschte eine wesentlich höhere Temperatur als im Sonnenschein draußen. Das führte dazu, dass die ohnehin verbrauchte Luft zum Kauen einlud. Das kulinarische Ereignis wurde allerdings dadurch gemindert, dass die betreffende Luft in solchem Maße nach verdunstetem Bier, Asche und kaltem Rauch roch, dass einem der Appetit verging – alleine schon deshalb, weil sich automatisch der Mund schloss, um nicht weiterhin dem giftigen, sauren Mief Einlass zu gewähren.

Im hinteren Teil des Zimmers stand sein Bett.

Der liebe Mitbewohner lag darin. Als ich eintrat, bemerkte ich eine ungesunde Färbung seines Gesichts… was für ein Gesicht! Der Mundwinkel war wie der Rücken vom vielen Liegen krumm und schien aus der üblichen, menschentypischen Konstellation gerutscht. Seine Wangenknochen standen hervor und verliehen ihm das Aussehen eines langjährigen Lagerinsassen. Dieser Eindruck wurde durch die tief in ihren Höhlen liegenden Augen und die weithin sichtbaren Rippenbögen bestärkt.

Selbst die Augenlider hatten Falten, die beinahe dazu führten, dass die kleinen Augenschlitze kaum wahrgenommen werden konnten. Sie waren wie die schiefen Mundwinkel von Schlaf und Trägheit in der verschwitzten Hitze des Zimmers völlig verklebt.

Als er zum Reden ansetzte, riss die Kruste seines linken Auges und ihm entströmten Tränen, wegen dem ungewöhnlichen Reiz von Tageslicht. Zwischen der Bewegung seines Kiefers und der Reaktion seiner Mundwinkel lagen einige Sekunden, es schien, als sei durch die tagelange Inaktivität und das bekiffte Vor-sich-hin-Siechen sein Gesicht im Begriff, von den stabilen Komponenten seines Kopfes zu fließen.

Als dann das unförmige Loch (Mund) endlich auf war und die tabakverschmierten Zähne freilegte, entfuhr ihm zuerst der Geruch einer Kneipe ohne Frischluftzufuhr und dann ein undefinierbarer Laut, ein „Guter Morgen“, über dessen Sonnenaufgang sich schnell wieder die wie Regenwolken verquollenen Lippen legten.

Er redete dann erstmal weiter, aber seine Worte entglitten meiner Aufmerksamkeit – stumm vor Staunen, was alles aus einem Menschen werden kann, stand ich vor seinem Bett und betrachtete das ganze Ausmaß seiner Degeneration: Er lag in einem Haufen Asche, der mit Zigarettenstummeln durchsetzt war. Der Aschenbecher an der Bettkante war fast leer. Die Fensterbank hinter ihm war gesäumt von leeren Bierflaschen, die auch Paludarien sein konnten – darin wuchs der Beginn einer neuen Evolution vom Urkeim an. Seine Decke war mehr ein entfärbter Drecklappen, der sich in die Müllhalde und in den Aschenhaufen verdreht hatte und seinen ausgemergelten Körper nur unvollständig bedeckte. Das komplette Zimmer, sein Inventar und er selbst waren von einem gelblichen Film Nikotin bedeckt, selbst das wenige einfallende Licht wurde von einer solchen Schicht gefiltert.

In diesem Licht, einem Heiligenschein aus Dunst, Rauch und Gestank, wälzte sich der liebe Mitbewohner nach seinem Tabakbeutel hin. Nach seinen ersten Worten brauchte er wieder eine Zigarette – einem üblichen exzessiven Kettenraucher hätte die Luft von gestern Nacht gereicht, um einen Nikotinrausch zu erleben. Nachdem die neue Zigarette gedreht war und der Tabak aus seinem schiefen Mundwinkel auf die Bettdecke rieselte, um dem ganzen Dreck dort Gesellschaft zu leisten, zitterte seine dürre Hand zu dem Feuerzeug.

Die Anstrengung für seinen Dau­men muss kaum erträglich gewesen sein, denn nach­dem die Flamme brannte, krampfte dieser bis die Knöchel weiß wurden und zitterte nur langsam in seine Ursprungs­po­si­tion zurück. Da­bei krach­ten seine Gelenke wie Knallfrösche zu Neu­jahr. Die dürren Ärm­chen sanken auf die Bettdecke und in den Aschenbecher. Ein saugendes Geräusch ertönte, und beim Aufglimmen der Zigarette stank es fürchterlicher denn je. Plötzlich wurde der Körper des lieben Mitbewohners von einem starken Husten geschüttelt. Aus der Teergrube seiner Lunge mussten einige Abgasfürze aufgestiegen sein, die nun an seinem Gerippe rüttelten.

Ich war sehr besorgt und fragte den Siechenden ob es ihm gut ginge – und aus seinem dreckverschmierten Lager tönte doch tatsächlich ein hilfloses, krächzendes „jaaaa..a….a.“

Ich musste nun zusehen, dass ich seinen morgendlichen Rauchattacken auswich. Die erste schwere Schwade Gestanks walzte sich bereits unheilsschwanger und das Zimmer verdunkelnd auf mich zu – ich drehte mich zügig zur Tür, und als ich sie öffnete, richtete ich noch mal einen Blick zurück… „Naja, alles was Spaß macht, nech!?“

Marcel Faust

Uebrigens

Neues aus der Bewegung: Mit Kommunikationsmethodik gegen kapitalistische Krise

Es soll nicht die Aufgabe dieses Artikels sein, am neuesten Beispiel einer Bewegung durchzuexerzieren, was an Gerechtigkeitsidealen oder Appellen an den Staat kritikabel ist. Es soll an dieser Stelle nur ein Aspekt unter die Lupe genommen werden, der wirklich als ein Novum der Occupy-Bewegung reklamiert wird: die neue Art der Kommunikation. Die Bedeutung dieses Aspekts für die Occu­py-Bewegung sollte nicht unterschätzt werden. Inhalte der „Occu­­panten“ können schließlich von Land zu Land, von Staat zu Staat recht stark variieren. Na klar, irgend­wie findet man Banken schon fies – aber ein US-ameri­kanischer linker Kritiker der Zentralbank hat in dem Punkt womöglich mit der dortigen Libertarian Party mehr gemeinsam, als mit der hiesigen attac oder dem DGB. Im Punkt des „Wie“ der Entscheidungsfindung scheint die Einigkeit viel größer zu sein – mit Stolz und Begeisterung wird auf die Erfahrung der spanischen „Asambleas“, also eine Art offene Versammlung, als ein Beispiel von „echter Demokratie“ verwiesen.

Das Dokument aus den spanischen 15M-Protesten mit dem Titel „Kurzanleitung: Gruppendynamiken in Bürgerversamm­lungen“ (1), auf das sich auch deutsche Occupy- bzw. „Echte Demokratie Jetzt“-Aktivisten berufen, ist zwar als methodische Anleitung geschrieben, verrät aber eine ganze Menge über die Inhalte der Proteste.

Unserem Verständnis nach steht Kollektives Denken im völligen Gegensatz zu der Art zu denken, wie sie durch das gegenwärtige System angeregt wird. Dadurch ist es schwer zu integrieren und anzuwenden. Zeit ist nötig, da dies eines langen Prozesses bedarf. Wenn eine Entscheidung getroffen werden muss, neigt das normale Gesprächsverhalten zweier Menschen mit unterschiedlichen Meinungen dazu, konfrontativ zu sein. Jeder verteidigt seine Meinung mit dem Ziel, seinen Gegner zu überzeugen, und das solange, bis die eigene Meinung gewonnen hat, oder zumin­dest ein Kompromiss erreicht werden konnte.

Das Ziel von Kollektivem Denken hingegen ist es, Neues zu erschaffen. Das bedeutet, zwei Men­schen mit unterschiedlichen Ideen arbeiten zusammen um etwas Neues zu kreieren. Die Betonung liegt also nicht auf: meine Idee oder deine; man verpflichtet sich vielmehr der Auffassung, dass zwei Ideen zusammen etwas Neues entstehen lassen können, etwas, das keiner von uns vorher ahnen konnte.“

Die neue Bewegung grenzt sich vom Rest der Politik nicht durch Inhalte, sondern durch Methode ab – aus kontroversen Positionen soll etwas Gemeinsames erarbeitet werden. Sicherlich, das gibt es, dass Diskussionen unnötig aggressiv und nicht mehr an der Sache entlang geführt werden. Soweit richtig. Aber daraus macht die Bewegung dann, dass es gar keinen Dissens geben könne, der in der Sache begründet ist. Weder die Verfasser des Papiers, noch ihre zahlreichen Anhänger und Nachahmer kommen auf die Idee, dass es Positionen geben mag, die sich wirklich gegenseitig ausschließen, dass es gute Gründe geben kann für einen handfesten Dissens.

Kollektives Denken entsteht, wenn wir verstehen, dass alle Meinungen, seien es unsere eigenen oder die anderer, berücksichtigt werden müssen um Konsens zu erzeugen, und dass eine Idee, wenn sie erst einmal erschaffen ist, uns verwandeln kann.“ Einen Dissens, der sich nicht mit geduldigem Zuhören in einen Konsens umbiegen lässt, gibt es einfach nicht. Dagegen wäre bspw. einzuwenden, dass ein Ablehnen einer Position gerade Folge aufmerksamen Zuhö­rens und Ernstnehmens des Kontrahenten sein kann (bzw. sollte). Doch auf die Frage, warum es überhaupt Dissens gibt, haben die Aktivisten der neuen Bewegung bereits eine eigentümliche Antwort gegeben:

Was ist eine Bürgerversammlung? Sie ist ein bürgerbeteiligendes Entscheidungsgremium, das Konsens anstrebt. Die Versammlung sucht nach den besten Argumenten um eine Entscheidung zu treffen, die jede Meinung widerspiegelt – nicht gegensätzliche Positionen, wie es bei Wahlen geschieht. Sie muss friedvoll ablaufen, mit Respekt für alle Meinungen: Vorurteile und Ideologien müssen zuhause gelassen werden. Eine Versammlung sollte sich nicht um einen ideologischen Diskurs drehen; vielmehr sollte sie sich mit praktischen Fragen beschäftigen: Was brauchen wir? Wie können wir es bekommen?“

Es soll also scharf zwischen „Ideologie“ (hier wohl als jedwede politische Einstellung gemeint, vermutlich auch abwertend für Menschen, die das beharrlich bzw. „penetrant“ vertreten) und praktischen Fragen (politisches Programm) unterschieden werden. Wie sich z.B. der Vorschlag „den Staat abzuschaffen“ von „anarchistischer Ideologie“ trennen lassen soll, wird zwar nicht klar – aber das neue Entscheidungsverfahren wird schon mal als eine Alternative zum Parlamentarismus präsentiert. Sonst haben die Autoren des Papiers übrigens kein Wort darüber gesagt, was sie an der bestehenden Ordnung auszusetzen haben, außer diesen einen Punkt: Bei Wahlen geht es um gegensätzliche Positionen und Ideologien.

Der Glaube an die grundsätzliche Kon­sens­fähigkeit aller Positionen kommt zustande, weil der Demokratieidealismus der neuen Bewegung völlig ohne den Begriff des „Interesses“ auskommt. Die parlamentarische Demokratie ist diesen Kritikern nicht „echt“ genug. Bei den Entscheidungen, die die per Gesetz dazu berechtigten politischen Organe treffen, fühlen sich die Teilnehmer diverser Zelt-Camps in Madrid und Frankfurt ziemlich übergangen – und das ist eine richtige Feststellung, ein wahres Moment der Forderung der Bewegung. Doch wenn es um die Benennung der Gründe dafür geht, fällt den Wutdemokraten vor allem ein, dass ja nicht alle mitentscheiden dürften und daher nicht alle vorhandenen Lösungsvorschläge für welche Probleme auch immer angehört würden. Dabei gibt es gar keine Übereinstimmung der Interessen etwa zwischen Protestlern und Regierenden in Deutschland in Sachen Hartz IV, ob die Verarmung der Arbeitslosen ein Problem darstellt oder doch vielmehr als Lösung eines Standortproblems daherkommt.

Die Stimmen aus der Bewegung verraten, dass für Occupy-Anhänger die Sache so aussieht, dass Parlamente, Parteien und Interessenverbände das Volk überhaupt erst spalten. Dass es verschiedene Parteien gibt, weil die Interessen nun mal verschieden sind, darauf werden die Verfasser folgender Zeilen wohl nicht gekommen sein:

In unserem zunehmend auseinanderfallenden Gesellschaftssystem haben wir uns an folgende Form sozialer Kommunikation gewöhnt: Berufspoliker und Vetreter von Lobby-, und Partikularinteressen nutzen die massenmediale Infrastruktur um die grundlegenden Eckpfeiler in gesellschaftspolitschen Themenbereichen abzustecken.“ (2)

Über das Auftauchen von Nazis auf ihren Demos sollten sie sich dann nicht wundern. Der Hass auf die bösen Partikularinteressen, die eine ansonsten ach so harmonische Gesellschaft (Gemeinschaft) auseinanderfallen lassen, ist ein Grundgedanke des Faschismus.

Die Occupy-Bewegung will, dass das Volk (also die „99%“) wirklich bestimmt, wo es lang geht. Der parlamentarische Weg schafft Gegensätze, in der Asamblea sei das Volk dagegen tatsächlich mal ei­ne Gemeinschaft mit gemeinsamen Interessen. „Volkswille“ ist für die Anhänger direkter Demokratie kein rhetorisches Konstrukt – den gäbe es wirklich, den unverfälschten Willen des Kollektivs, aber die egoistischen Partikularinteressen verfälschten ihn. „Findest du auch: […] dass wir nur noch von einer nicht einmal repräsentativen gesellschaftlichen Elite regiert werden?“ (3)

Wenn aber „Arbeitnehmer“ und „Arbeitgeber“ mal wieder sowas von gar keinen Konsens darüber finden, ob die Lohne erhöht oder gesenkt bzw. die Arbeitszeit gekürzt oder verlängert gehört, dann liegt es nicht daran, dass sie keine tollen „Gesten zum Ausdruck des gemeinsamen Befindens der Versammlung“ kennen! („Dein Beitrag nimmt zu viel Zeit in Anspruch“ = überkreuzte Arme. Die Unterarme kommen zusammen und bewegen sich voneinander weg, wie die Zeiger einer Uhr, so dass sich die Handflächen über dem Kopf berühren.“) In den Mitteln des individuellen Voran­kommens in der Marktwirtschaft sind nun mal ziemlich unversöhnliche Interessenwidersprüche angelegt. Die Konkurrenz der Kapitalisten um die Märkte und der Arbeiter um die Arbeitsplätze ist auch nicht gerade etwas, was sich so eben mit einer anderen Art des Kommunizierens lösen ließe. Von Konflikten zwischen den Staaten ganz zu schweigen.

In der Kommunikationsform der „Occu­panten“ kommt dagegen zum Ausdruck, dass hier Empörung mit Kritik verwechselt wird. Jeder kann aber mit seiner ganz persönlichen Betroffenheit als Betroffener vorstellig werden und mittels Demonstration seiner Empörung, die Versammlung bereichern. Es geht nicht darum, für bestimmte Interessen zu kämpfen – das würde andere ja ausschließen – sondern darum, mit der Versammlung und dem öffentlichen Campen zu zeigen, dass hier eine Mehrheit von Betroffenen versammelt ist.

Die neue Bewegung ist so offen für alles, dass sie gar nicht weiß, was überhaupt der gemeinsame Nenner zwischen all den Teilnehmern sein soll. Aber auch da sollen Kommunikationsforme(l)n helfen:

Es ist nützlich, eine Diskussion mit den Punkten zu eröffnen, die verbinden, bevor man sich den Punkten widmet, die entzweien. Beispiele:

1) „Fass diesen Hund nicht an oder er beißt dich!“ könnte formuliert werden als „Sei vorsichtig mit diesem Hund, weil er dich beißen könnte, und keiner von uns würde das gut finden.“

2) „Wenn wir hier keinen Konsens erreichen, werden alle Anstrengungen verschwendet gewesen sein!“ könnte formuliert werden als „Es ist wichtig, dass wir einen Konsens in diesem Punkt erreichen, oder es könnte uns passieren, dass wir als Gruppe an Kraft verlieren, und keiner möchte, dass das passiert.“

Jede Festlegung auf eine konkrete Analyse oder Programmatik würde der Bewegung das besondere Güterzeichen „für alles offen zu sein“ berauben – und keiner möchte, dass das passiert. Denn eine offene Bewegung zu sein scheint schon Programm genug.

Junge Linke – gegen Kapital und Nation

(1) Zit. nach: www.echte-demokratie-jetzt.de/material. Soweit nichts anderes angegeben, entstammen alle Zitate dieser Quelle.
(2) Debatte: Die Asamblea als Instrument basisdemokratischer Meinungsbildung. 06.09.2011. acampadaberlin.blogspot.com/2011/09/debatte-die-asamblea-als-instrument.html
(3) Flugblatt von „Echte Demokratie Jetzt“ – Bremen, verteilt am 15.01.2012.

Soziale Bewegung

Editorial FA! #45

Alle reden vom Wetter, wir schreiben drüber. Keine Angst, nur in diesem Editorial muss der Sommer als Einstieg herhalten. In der #45, die Du gerade in den Händen hältst und Dir über das Sommerloch helfen soll, geht es sonst recht inhaltlich zur Sache. Wir berichten über den sehr unterschiedlichen Umgang von Leipziger_innen mit „ihren“ Flüchtlingen, schauen auf den „Graffiti-Krieg“, der gerade tobt, beleuchten prekäre Arbeitsverhältnisse in Halle sowie das deutsche Streikrecht, widmen uns ausführlich der Occupy-Bewegung, stinken ein wenig gegen Facebook an, rezensieren fleißig und haben sogar noch schnell ein einseitiges Comic in diese Ausgabe gepinselt. Alles in allem trotz wiedermal abgespeckter Redaktion ein fettes Heft. Viel Vergnügen beim Schmökern!

Eure Feierabend!-Redax

PS: Unsere Verkaufsstelle des Monats ist das Skorbut in Lindenau, dessen Be­treiber_innen wir im letzten Heft interviewt haben.

No Name, No Fame, No Game?

Über den Leipziger Krieg der Farben

Leipzig hat einen neuen Aufreger – Graffiti. Jetzt werdet Ihr sagen: Aber das ist doch nicht neu! Graffiti gibt es in Leipzig schon ewig, jeder Hampelmann schmiert hier die Wände mit unverständlichen Kürzeln voll! Aber dann habt Ihr wahrscheinlich nicht mitbekommen, dass jetzt in Leipzig Krieg herrscht. Ein Graffiti-Krieg. Graue Wände zu bemalen war ja schon immer schlimm, aber nun zittert die ganze Stadt unter den rücksichtslosen Aktionen der Sprüher-Crews. Die neue Qualität zeichnet sich jedoch nicht durch Mord- und Totschlag aus, wie man es von einem Krieg erwarten könnte. Nein, schlimmer. Hier zählt doch tatsächlich, wer wo das extremste Bild macht. Die Größe und Lage der be­malten Flächen ist derart alarmierend, dass die üblichen Verdächtigen aus Stadt, Wirt­schaft und Medien panisch aufschreien.

Die sich laut SpiegelTV bekriegenden Crews sind die Radicals alias RCS und die ORG-Crew. Manch Witzbold behauptet ja, ORG – das stehe für „Organisierte Radicals Gegner“. Und die Radicals – das sind laut den Witzbolden von SpiegelTV ja wieder­um die Gegner der ORG-Crew im „Graffiti-Krieg“ Leipzigs. (1)

Seit Jahren bestimmen sie mehr und mehr das Stadtbild – die Bombings der sich battlenden Crews in Burner Chrom mit Bitumen-Black-Outlines aus den 600er Cans der Underground-Writer, die an den Walls der LE-City swaggen, ohne jedoch eine Message zu spreaden, die conscious wäre.

Oder für die Nicht-HGB-Student_innen unter Euch: Gemeint sind die übergroßen Kürzel der klandestinen Künstlerkollektive in meist minimalistischem Silberchrom mit pechschwarzen Außenlinien, aus den genau auf illegale Bedürfnisse abgestimmten Fabrikaten spezialisierter Sprühdosenhersteller, gesprüht auf den Wänden der Kulturstadt Leipzig mit der eindeutigen Botschaft: Ich hab’ den Größten.

Gemeint sind eben nicht die „Tags“, die kleinen Filzstiftschmierereien, die Szenekneipen ihren alternativen Charme verleihen, sondern die richtig großen, nicht einfach dahingeschmierten, eben „gebombten“ Kürzel. Wobei die laut SpiegelTV „sich bekriegenden Crews“ oft peinlich darauf achten, die Bilder der „Gegner“ nicht zu crossen, zu übersprühen. (2) Was für Außenstehende wie die Genfer Konventionen des Graffiti erscheinen mag, ist jedoch wichtiger Bestandteil des hochkriminellen Wettstreits um die Vorherrschaft auf Leipziger Straßen. Nach unzähligen Bombings an immer prominenteren Stellen eskalierte der Krieg vor einigen Wochen. Das mehrere Jahre eingerüstete Ring-Messehaus gegenüber der Blechbüchse sollte wieder im morbiden Charme seiner unsanierten Fassade erstrahlen. Zum Vorschein kamen jedoch drei riesige chromfarbene Buchstaben – RCS. (3) Darüber noch ein zweistöckiges SNOW. Gemalt über die Weihnachtszeit kam es nun plötzlich zum Vorschein. Die Entrüstung des Hauses führte so freilich zur größeren selbigen von Medien und städtischen Vertretern. Nur ORG nahmen die Radicals-Kriegserklärung wirklich ernst und schlugen erbarmungslos zurück – zwei Wochen später prangte am nicht weit entfernten und ebenso zentral gelegenen Robotron-Haus ein noch riesigeres ORG-Bombing. (4)

Damit nahm der „Krieg um das größte Graffiti“ in Leipzig sein vorerst schreckliches Ende. Die Kriegsparteien allerdings laufen weiter unbehelligt auf den Straßen herum und nutzen die Zeit zur Aufrüstung. Und so bleibt die Angst vor dem, was da kommen mag.

Historischer Exkurs

Dabei war es nicht immer so gefährlich auf Leipzigs Straßen. Noch in letzten Jahrtausend standen Sprüher_innen Schulter an Schulter bspw. in Plagwitz und malten im friedlichen Wettstreit. Nachdem im Oktober 2003 mit der „Streichung“ dieser größten geduldeten „Wall of Fame“ die neue harte Linie der Stadt gegen Graffiti begann, änderte sich einiges. Der Verlust der über 250 Meter langen Wand machte Leipzigs Sprüher_innen derart traurig, dass sich etwa 200 von ihnen knapp einen Monat später in einem Trauerzug am Ort des Geschehens einfanden und Blumen und Kränze niederlegten. Die Trauer jedoch wandelte sich schnell in Wut und die Stadt wurde in einer ersten Welle mit tausendfachen „Meine Wand?“-Schriftzügen zugebombt. Die Botschaft und der dahinterstehende Diskurs wurde unübersehbar – Wem gehören eigentlich die vielen Wände? Den Eigentümer_innen oder denen, die sich das Recht heraus nehmen, ihre Umwelt so zu gestalten, wie sie es wollen? Die Frage konnte nicht abschließend geklärt werden und so verbreitete sich der Slogan in den folgenden Monaten bis nach Halle und dank Zug-Kultur weit in die deutsche Graffitilandschaft.

Peter Sodann – Hallenser Theaterinten­dant, ehemaliger Tatort-Kommisar und Spießbürger erster Güte – ließ es sich damals nicht nehmen, die Graffitikultur als „ganz normalen Faschismus“ zu bezeichnen und wurde in der Folge mit Hitlerbärtchen per Schablonengraffiti selbst als Faschist verunglimpft. Auch sonst gab es allerlei kreative Aktionen der Sprüher_innen, die im Kontext der Leipziger Olympia-Bewerbung (siehe FA! #12) und der Fast-Aberkennung der Gemeinnützigkeit des Conne Island den Diskurs um illegale und alternative Jugendkultur vs. sauberes Stadtimage antrieben.

Flatrate für den Frieden

Treibende Kraft hinter den damaligen städtischen Säuberungen war ein „Zusammenschluss von Leipziger Unternehmen, Immobilieneigentümern, Stadtverwaltung, der Sparkasse, den Verkehrsbetrieben, Gebäudedienstleistern, Handwerkern, und zahlreichen Privatpersonen“, das im März 2003 gegründete Aktionsbündnis STATTbild e.V., oder auch „Das Bündnis gegen illegale Graffiti in Leipzig“. (5)

Der Verein hat mit Institutionen wie dem Bundesgrenzschutz Leipzig und der Bundespolizei höchst sympathische Partner, betreibt in Zusammenarbeit mit dem Regionalschulamt und der Bildungsagentur Leipzig „Aufklärungsarbeit“ unter Schüler_innen und veranstaltet allerlei Fachberatungen mit Immobilienfirmen und Gewerbetreibenden rund um das Thema illegale Graffiti.

Neuerdings bietet der STATTbild e.V. zusammen mit Graffiti-Reinigungsfirmen, die selbst Mitglieder des Vereins sind, eine selbstentwickelte „Graffiti-Flatrate“ an. Hausbesitzer_innen zahlen einen monatlichen Pauschalpreis für die stete Beseitigung ungewünschter Farbe. Dass das die Sprüher_innen eher weiter anstachelt, als im Zaum hält, könnten die Wächter der Reinheit dabei sehr wohl im Hinterkopf haben. Mehr Graffiti bedeutet schließlich auch mehr Reinigungsaufträge, Profilierungsmöglichkeiten und CDU-Wählerstimmen. Nach außen hin geben sie sich aber nach wie vor naiv. Dass bspw. die Zahl der illegalen Graffiti in Leipzig maßgeblich durch ihre Initiative in der Zeit seit 2003 über 50% anstieg, während sie in anderen ostdeutschen Städten teilweise stagnierte, davon lassen sich die Flitzpiepen nicht beirren.

Aber ob durch Kalkül oder bürgerliche Naivität befördert – der Krieg um Leipzigs Wände geht weiter. RCS, ORG, SNOW, und wie sie sonst noch alle heißen, werden sich mit ihren eigenen Graffiti-Flatrates am Stadtbild beteiligen. Und so bleibt wohl vorerst alles, wie es ist. Schwarz und Chrom. Und manchmal bunt.

(shy)

 

(1) youtube/HQ8MwlyVZ_c

(2) ilovegraffiti.de/blog/2010/09/17/determined/

(3) www.welikethat.de/2012/04/18/einfach-mal-800-quadratmeter-illegal-bemalen/

(4) streetfiles.org/photos/detail/1412367/

(5) www.stattbild.de/

Nach der Kampagne ist vor der Kampagne

Die antifaschistische Kampagne Fence Off gibt es nicht mehr. 16 Monate lang organisierten Leipziger Anti­fa­schist_innen den Widerstand gegen das sog. Nazizen­trum in der Odermannstraße. Das Lin­denauer Bürgerbüro der NPD existiert seit nun­mehr fast vier Jahren. Unzählige Störak­tionen, Kundgebungen und Demonstrationen konnten jedoch nicht verhindern, dass die Odermannstraße 8 wei­ter­hin als überregionalen Veranstaltungsort und Treffpunkt von Nazis genutzt wird.

Die Kampagne zieht also eine durchwachsene Bilanz. Obwohl sehr erfolgreich in der Mobilisierung und einzelnen Aktionen, wurde das versprochene Hauptziel leider verpasst.

Nach dem Tod des NPD-Landtagsabgeordneten Winfried Petzold, der die Odermann 8 als Bürgerbüro eröffnete, sah es Anfang des Jahres für einen Moment so aus, als würde sich das „Nationale Zentrum“ selbst abwickeln. Doch die NPD mochte ihren Sitz im Leipziger Westen nicht aufgeben, und so nutzen die beiden Leipziger Stadträte Rudi Gerhard und Klaus Ufer das Objekt jetzt of­fi­ziell als Stadt­ver­ord­ne­tenbüro. Wie es her­innen jedoch um die Kräf­te­verteilung aussieht, ist weiter­hin recht unklar. Dem Streit der straff organisierten NPD-Leute mit den Freien Kräften folgte angeblich ein Rauswurf der jungen autonomen Meute. Fakt jedoch ist, dass weiterhin Musik- und Vortragsveranstaltungen mit hochkarätigen Gästen stattfinden, zu denen die äußerst rechte Szene in der ganzen Bandbreite anrückt. Sänger wie Frank Rennicke, SS-Veteranen oder gestandene Holocaustleugner_innen wie Ursula Haverbeck-Wetzel ziehen Hooligans und NPD-Kader gleichermaßen an. Wobei letztere nicht zu ihrem Vortragstermin am diesjährigen Führergeburtstag erschien.

Das könnte durchaus an den massiven Störungen von Antifaschist_innen gelegen haben. Diese und anderes Aktionen werden nun ebenso wie das gesamte Kam­pag­nenkonzept von den Akteuren noch ein­mal näher unter’s Licht genommen. Es war neu in Leipzig, sich auf ein konkretes Ziel zu konzentrieren und so auch Leu­te einzubinden, die sonst eher faul sind, wenn es um antifaschistisches Engagement geht.

Die Reflexion soll neue Möglichkeiten eröffnen, wie Kritik an und Widerstand gegen die Nazis aussehen kann, soll und erfolgsorientiert auch sein muss. Denn das Nationale Zentrum gibt es immer noch.

(shy)