Archiv der Kategorie: Feierabend! #48

Mira und Mordechai

zu Eurem 70. Todestag

Unsicher wendet Mordechai seinen Blick ihr zu. Miras Augen antworten ihm. Und die Unsicherheit verlässt die beiden. Sie sehen wieder geradeaus zu Schlomo und machen einen gemeinsamen Schritt nach vorne. „Wir beide übernehmen das“, sagt Mira, während Mordechai mit kräftigem Druck nach ihrer Hand greift. „Wir werden ihnen an der Hauptstraße entgegen treten. Wenn wir genug Verwirrung erzeugen können, gelingt es den anderen vielleicht zu entkommen.“

Eben hatte Schlomo der Gruppe die bittere Lage erklärt. Etwa dreißig junge Menschen hatten sich versammelt, nachdem die HaShomer Boten durch die Häuser geschickt hatte, die zum Kampf aufrufen sollten. Mira, Mordechai, Schlomo und einige Freunde hatten sich schon lange darauf vorbereitet. Sie wussten seit Wochen, dass die „Liquidation“ kurz bevor stand, und hatten bei den Versammlungen der HaShomer beschlossen, nicht einfach aufzugeben.

Als ich Eure Geschichte zum ersten Mal gehört habe, hat sie mich überwältigt. Ich weiß nicht, Mordechai, ob ich Deinen Mut gehabt hätte. Ich habe meine Geliebte gefragt, ob sie so wie Du, Mira, meine Hand genommen hätte und mit mir vorgetreten wäre. Es wäre unehrlich gewesen, einfach „Ja“ zu sagen. Sie hat mir die Wahrheit gesagt. Die Wahrheit ist, dass wir, so sehr wir mit Euch fühlen, uns der Antwort doch niemals sicher sein können.

Sog nischt kejnmol as du gejst dem letstn weg,

wen himlen blajene farschteln bloje teg,

kumen wet noch undser ojsgebenkte schoh,

‘s wet a pojk ton undser trot – mir sejnen do!

„Danke, Mira, danke, Mordechai. Elisabeth wird auch dabei sein, genau wie Samuel. Sie sind gerade noch beim Treffen der Jüdischen Kampforganisation und werden später am Abend zu uns stoßen. Ich werde mit den beiden die rechte Seite der Stra­ße übernehmen. Die Gruppe von Tosia wird sich auf die Häuser links verteilen und den Bereich in Richtung ‚Umschlagplatz‘ abdecken. Alle anderen sind dafür zuständig, so viele wie möglich von der Zivilbevölkerung zu evakuieren. Wir haben Kontakte hinter der Mauer, die euch durch die Kanalisation helfen sollen.“

Schlomo öffnet die Kiste hinter sich und nimmt zwei Metalldosen heraus, an denen ein öliger Faden hängt. Er drückt sie Mordechai in die Hand, dann gibt er auch Mira zwei der Sprengsätze. „Seid vorsichtig damit! Die Leute in der Fabrik haben versucht, besseres Material zu bekommen, aber das war alles, was möglich war. Vermeidet starke Erschütterungen und lagert sie weit weg vom Feuer!“ Mira und Mordechai wickeln die Granaten vorsichtig in Tücher ein und verstauen sie in ihren Rucksäcken. „Wir werden morgen noch mehr davon erhalten. Wenn wir dann noch hier sind.“ „Lasst uns zum Abschied ein Lied singen, so wie früher, wenn wir zusammen auf Fahrt waren.“, schlägt Mordechai vor. „Das Lied, das Hirsh geschrieben hat“ bestärkt ihn Schlomo.

Eure Geschichte lässt mich für einen Moment fühlen, was der Verstand nicht fassen kann. Die Einzigartigkeit der industriellen Vernichtung von Millionen Menschen, von der wir wissen, aber die doch unser Verstehen übersteigt. Das Paradox, dass jeder Vergleich unmöglich ist, und wir doch ständig unsere Realität daran messen wollen – und müssen, damit nichts Vergleichbares je wieder passieren kann!

‘S wet di morgn-sun bagildn unds dem hajnt,

der schwarze nechtn wet farschwindn mitn fajnt,

nor ob farsajmen wet di sun un der kajor,

wi a parol sol gejn dos lid fun dor tsu dor.

Mira und Mordechai stehen hinter den Gauben von Haus Nummer 62. Von hier hat man freien Blick auf die Hauptstraße. Noch ist es dunkel unten auf der Straße, aber das Morgengrauen beginnt, Dächer und Himmel voneinander zu trennen. Bis hierhin, mitten in der Stadt, riecht es ein wenig nach Frühling. Mordechai erinnert sich, dass erst vor drei Wochen der Schnee weggeschmolzen ist, endlich, und wie ihm das wärmere Wetter Kraft und neuen Mut gegeben hat. Er glaubt, freudiges Kindergeschrei zu hören, doch auf der Straße ist es völlig ruhig. Als er die Augen schließt, sieht er zwei Kinder spielen. Seine Kinder, und Miras Kinder. Er öffnet die Augen wieder und dreht den Kopf nach rechts, verschwommen sieht er Mira. „Warum weinst du?“, fragt sie. „Ich habe gerade an Salomé und Efraim gedacht. Und dass wir sie nie haben werden.“ Für einen langen Augenblick schließen sie sich in die Arme. In einem der Hinterhöfe singt eine Nachtigall, während es langsam hell wird.

Mordechai lenkt ab, will sich und ihr Mut machen. „Ich habe gehört, dass sie auch in anderen Städten Vorbereitungen getroffen haben. In Lemberg und Tschenstochau wollen sie sich uns anschließen. Sogar in die Lager haben sie Waffen geschmuggelt, es soll Kampfgruppen in Treblinka und Sobibor geben.“ „Ja, Mordechai, wir sind nicht alleine. Und wenn wir fallen, werden andere unsere Gewehre aufheben und weiterkämpfen.“

Versteht mich nicht falsch: Ich weiß, Ihr wart gewöhnliche Menschen wie wir. Was Ihr getan habt, war nichts Übermenschliches. Und doch war es außergewöhnlich. Im Angesicht der Vernichtung von Menschen durch Menschen ist nur noch außergewöhnliches Handeln menschlich.

Fun grinen palmen-land bis wajtn land fun schnej,

mir kumen on mit undser pejn, mit undser wej,

un wu gefaln is a schprits fun undser blut,

schprotsn wet dort undser gwure, undser mut.

Dann Motorengeräusch, Kommandos auf Deutsch. Ein Trupp Soldaten marschiert um die Ecke am Ende der Straße. „Durchsucht die Häuser und legt Feuer!“, hören die beiden den Anführer schreien. Haus für Haus kommen die Soldaten näher. Mira beobachtet die jungen Männer in ihren SS-Uniformen. „Werden jetzt auch wir zu Mördern?“, fragt sie, mehr zu sich selbst. Doch Mordechai hört es und flüstert zurück „Es gibt keine Unschuld mehr in diesen Zeiten, Mira. Sie kommen, um uns alle zu töten, alle unsere Leute, die sich noch hier verstecken.“ „Aber wir wollten unser freies Land auf Frieden und Gerechtigkeit aufbauen. Wie soll das möglich sein, wenn es um uns nur noch Unrecht und Sterben gibt?“, hört er Mira verzweifeln. „Jeder Tag, den wir sie zurückschlagen können, ist ein gewonnener Tag.“ Wieder läuft eine Träne über seine linke Wange. Er wischt sie aus dem Auge und zündet seine Kerze an. Mira prüft ihre Pistole und richtet sie auf das Gesicht des ersten jungen Deutschen in der Reihe. Noch immer singt die Nachtigall zwischen den Häusern. „Ist es die Nachtigall oder die Lerche?“, fragt Mordechai. Über seinen Scherz vergisst er für einen kleinen Augenblick die Wirklichkeit. Auch Mira lächelt.

Von rechts blitzt Schlomos Signal auf. „Es war die Lerche.“ Mira wird wieder ernst. Mordechai hält den Ölfaden an die Kerze und schleudert die Granate, Mira zieht den Abzug des alten Revolvers.

Vorsicht vor der Frage, ob und wann es gerechtfertigt ist, sich selbst schuldig zu machen! Sie zu stellen ist legitim und verständlich, immer wieder. Aber wir heute dürfen sie nicht einfach beantworten. Das sind wir Euch schuldig: Für uns ist diese Frage hypothetisch, für Euch war sie real. Es gibt keine eindeutige Antwort darauf, die wir uns heute geben könnten. Jeder Vergleich mit eurer Situation hinkt, denn er relativiert, was ihr erlebt habt – zu Erleben gezwungen wart.

Dos lid geschribn is mit blut un nischt mit blej,

‘s nit kejn lidl fun a fojgl ojf der fraj,

dos hot a folk tswischn falndike went

dos lid gesungen mit naganes* in die hent.

Sie sitzen in einer Ecke des Kellers zusammengekauert, schüt­­­zen ihre Köpfe mit den Händen vor den von der Decke herabfallenden Brocken. Über ihnen das Knattern von Ma­schi­­­nengewehren, Schreie, das Krachen von einstürzenden Decken, das Tosen der Flammen. Rauch und Staub wehen durch die Ritzen der Kellerluke. Mira greift nach Mordechais Hand und blickt ihn im Dunkeln an. „Ich liebe dich, Morde­chai.“ Er zieht sie zu sich. „Ich liebe dich, Mira.“ Dann erstickt der Rauch ihre Stimmen.

Hattet Ihr keine Angst, Mordechai? Bestimmt hattet Ihr Angst. Ihr seid Menschen geblieben selbst in einer Zeit der Unmenschlichkeit. Und doch über einfaches Mensch-Sein hinausgewachsen. Ich will nicht zulassen, dass man Euch vergisst. Und ich wünsche mir, dass Andere eines Tages Eure Kinder großziehen, die Ihr nie haben konntet.

Mira Fuchrer, geboren 1920, und Mordechai Anielewicz, geboren 1919 in Wyszków, erstickten möglicherweise so wie hunderte andere Bewohnerinnen und Bewohner des Warschauer Ghettos in ihren Kellerverstecken. Anderen Quellen zufolge nahmen sie sich vor ihrer sicheren Niederlage selbst das Leben. Bei der Räumung des Ghettos in den Frühlingstagen des Jahres 1943 wurde ein Haus nach dem anderen von der SS in Brand gesteckt. Als Mordechai, Mira und andere sich entschieden, einem völlig übermächtigen Feind im Kampf entgegenzutreten, waren sie kaum mehr als zwanzig Jahre alt, mehr als fünf Jahre jünger, als ich es heute bin.

Zum Warschauer Ghetto und dem dortigen Aufstand 1943 gibt es zahlreiche historische Quellen, eine ausführliche Literaturliste findet sich z.B. auf Wikipedia. Dieser Text wurde unter anderem von dem Buch „Der Aufstand“ von Dan Kurzman inspiriert. Ich habe mich beim Schreiben eng an die historisch belegten Ereignisse gehalten und lediglich Details hinzugefügt, um der Geschichte eine Form zu geben.

Beim zitierten Liedtext handelt es sich um eine lateinische Transkription des jiddischen „Partizaner Lid“ von Hirsh Glik.

*naganes = Russischer Begriff für Revolver

Leserbrief

Dies ist ein Leserbrief. Ich beziehe mich auf den Artikel „Verdammt lang quer“ in Ausgabe Nr. 47. Adressiert ist dieser Brief an die Redaktion des Feierabend! und auch an die Verfasser des Artikels, in diesen Fall die Rote Hilfe Leipzig.

Liebe Freunde,

diesen oben genannten Artikel abzudrucken ist schon ein starkes Stück. Für mich wäre es das jedenfalls. Heute im Jahr 2013 zeigt sich immer noch, wie wenig Sensibilität für Selbstkritik in eurem (linken) Milieu vorhanden ist. Natürlich haben die letzten 20 Jahre Kampf in und zwischen linken Kreisen ihre Spuren hinterlassen. Aber zu unseren Genossen von der Anarcho-Postille und der Roten Hilfe Leipzig scheinen sie nicht durchgedrungen zu sein. Deswegen nochmal deutlich: Antisemitismus ist kein Irrweg. Antisemitismus ist ein Wahn. Er ist nicht der Irrweg, den „der Kapitalist erfindet um die Arbeiterklasse zu spalten“ (Lenin), er ist eine anti-moderne, pathologische Ideologie. Diese Ideologie ist, man mag es kaum glauben, sehr wandelbar und tritt in verschiedenen Derivaten und Ausformungen als Fundament/elementarer Bestandteil in verschiedenen politischen Strömungen mal mehr, mal weniger offen zu Tage. Es ist nicht meine Aufgabe hier ausführliche Kritik am Antiimperialismus zu betreiben, das solltet ihr selbst tun (www.comlink.de/cl-hh/m.blumentritt/agr248.htm).

Doch was hat das alles mit dem Artikel zu tun? Ich weiß, irgendetwas Bedeutungsschweres, im Gegensatz zu den sonstigen Kinkerlitzchen, muss die Rote Hilfe ja tun, um sich ihrer eigenen Existenz zu versichern. Aber Solidarität für Wahnsinnige, nichts anderes sind eure antiimperialistischen Geiselnehmer und Helfershelfer, einzufordern ist doch ein bisschen zu viel des Guten. Unabhängig davon, dass Sonja und Christian, wie ihr sie liebevoll nennt, keine Juden selektiert haben, haben sie doch zu den RZ gehört und ihnen auf die eine oder andere Art und Weise geholfen (und Waffenlieferung ist da kein Pappenstiel). Da reicht auch eure halbherzige Distanzierung zu Carlos und der Entebbe-Aktion nicht aus. Wer diese Mörder unterstützt macht sich mitschuldig, und das haben die Angeklagten getan. Und wenn ihr, liebe Genossen, sie unterstützt, dann seid ihr dabei zivilisiertes Terrain zu verlassen und euch zu Unterstützern von Wahnsinnigen zu machen. Natürlich sollte der Prozess gerecht und an das Recht gebunden sein, aber handelt es sich hier, wenn sich die Anklage bewahrheitet, nicht um eine an den Haaren herbeigezogene Behauptung.

Schöne Grüße!

+ + + + + +

Erst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, diesen Leserbrief zu schreiben – auch wenn uns der moralische Vorwurf, wir würden uns mit Geiselnehmern solidarisieren, etwas weit hergeholt scheint. Natürlich halten wir terroristische Aktionen und insbesondere Morde und Geiselnahmen weder für ein taugliches, noch ein vertretbares Mittel herrschaftskritischer und antikapitalistischer Politik. Und ebenso selbstverständlich meinen wir aus unserer politischen Überzeugung heraus, dass Antisemitismus kritisiert und bekämpft werden muss.

Zugleich halten wir aber auch die Arbeit der Roten Hilfe für enorm wichtig – und die besteht eben darin, linke Aktivist_innen gegenüber der Justiz zu unterstützen. Im Übrigen ist solche juristische Hilfe etwas anderes als z.B. Beihilfe zu einer Geiselnahme, und Solidarität mit den beiden Angeklagten beinhaltet keine Unterstützung für Leute wie „Carlos“.

Die beiden Angeklagten sind aus unserer Sicht sicher keine strahlenden Helden, auch keine „Wahnsinnigen“, sondern schlicht Menschen, die auch Fehler begangen haben – möglicherweise drastische Fehler. Aus politischer Sicht kann und sollte man diese gegebenenfalls kritisieren. Rechtlich wäre es Aufgabe des Verfahrens, das zu erweisen (von zivilisatorischen Errungenschaften wie der Unschuldsvermutung hast Du sicher auch schon gehört).

Was die Geiselnahme in Entebbe betrifft: der Sachverhalt wurde in dem Artikel klar benannt, und wir halten unsere Leser_innenschaft für intelligent genug, sich selbst ein paar richtige Gedanken dazu zu machen. Dass diese Aktion in keiner Weise zu rechtfertigen ist, sollte offensichtlich sein. In dem Text „Gerd Albartus ist tot“ (www.freilassung.de/div/texte/rz/zorn/Zorn04.htm) haben auch die Revolutionären Zellen selbst eine eingehende Selbstkritik dazu verfasst:

„Wir machten uns die Losungen des palästinensischen Befreiungskampfes zu eigen und setzten uns darüber hinweg, dass unsere Geschichte eine vorbehaltlose Parteinahme ausschloss. Wir interpretierten den Konflikt mit den Kategorien eines an Vietnam geschulten Antiimperialismus, mit denen er nicht zu ermessen war. […] Israel galt uns als Agent und Vorposten des westlichen Imperialismus mitten in der arabischen Welt, nicht aber als Ort der Zuflucht für die Überlebenden und Davongekommenen, der eine Notwendigkeit ist, solange eine neuerliche Massenvernichtung als Möglichkeit von niemandem ausgeschlossen werden kann, solange also der Antisemitismus als historisches und soziales Faktum fortlebt. […] Wo wir unter anderen Voraussetzungen auf der Unterscheidung zwischen oben und unten beharrten, sahen wir im Nahen Osten vor allem gute und schlechte Völker. Am Patriotismus der Palästinenser kritisierten wir ebenfalls dieses Pathos, obwohl uns nicht zuletzt die Geschichte Israels ein warnendes Beispiel hätte sein müssen, dass die Verwirklichung der palästinensischen Maximalforderungen nicht das Ende von Ausbeutung und Unterdrückung, sondern lediglich deren Verewigung unter anderen Vorzeichen bedeuten würde. Leid und durchlebte Verfolgung bieten keinen Schutz davor, dass Menschen zu Ungeheuern werden, sobald sie sich als Staatsvolk zusammenballen.“

Natürlich kann selbst die ernsthafteste und gründlichste Selbstkritik die Handlungen der Vergangenheit nicht ungeschehen machen. Aber es zeigt, dass auch antisemitischer „Wahnsinn“ als Irrweg erkannt und verlassen werden kann. In diesem Sinne,

die FA!-Redaktion

Die Redaktion … hört

Vinyl, best sound since 1930, your local record dealer

Knacksen und Knistern, Rauschen und Springen. Das schwarze Gold klingt nicht immer sauber, aber das macht es nur umso menschlicher. Die Tiefe der Bässe, das durch die physischen Übergänge der Klangspitzen entstehende Wärmegefühl, das von Vinylliebhaber_innen immer wieder gelobt wird, die prinzipielle Haptik und eine Umdrehungszahl, die dem menschlichen Auge gerecht wird. Und immer wieder Unsauberheiten, die eine Anziehung ausstrahlen wie das ewige Versprechen von Freiheit.

Empfohlen sei exemplarisch der von DJ Premier produzierte Beat „Statik“, auf den Jeru the Damaja rappen darf. Die knisternde klAuslaufrille geloopt und mit schlichten Drums und Bass hinterlegt, ist eines der eindrucksvollsten Beispiele dafür, wie gut Staub klingen kann. Auf Vinyl!

shy

Los Fastidios

Los Fastidios ist eine Streetpunkband aus Verona, die im Jahr 1991 gegründet wurde. Ihre Musik setzt sich aus kraftvollen Hardcore und Oi Punk zusammen, aber auch die melodischen Einflüsse aus Rock ‘n Roll und Ska sind deutlich herauszuhören. Durch diese musikalische Vielfältigkeit und durch Texte in italienischer und englischer Sprache entstehen abwechslungsreiche Alben und Konzerte. Die Band bezieht in ihren Texten eine eindeutig linke Stellung. Themenschwerpunkte, die sie dabei aufgreift, sind hauptsächlich sozialkritische politische Themen und Fußball. Eine Band, die vom politisch aktiven Ska-Tänzer bis zum antifaschistischen Fußballfan alles abdeckt und sich zu einer meiner Lieblingsbands entwickelt hat.

Klaus Cancely

Astrid Lindgren

Ob Karlsson vom Dach, Lotta aus der Krachmacherstraße, die Brüder Löwenherz oder Mio, mein Mio. Alle Geschichten von Astrid Lindgren sind mir, wie so vielen, bekannt. Und immer noch schaffen es diese Geschichten mich mitzunehmen auf eine Reise weit weg von hier, der Realität. Wenn ich die Zeit über Bord werfe und pfeife: „Faul sein ist wunderschön!“

Vogel

Kythibong 10th Anniversary Compilation – „Décennie: Couverture“

Kythibong, was´n das? Antwort: ein sympathisches kleines Label aus Frankreich, das ebenso wie unsere Postille vor Kurzem gerade sein zehnjähriges Bestehen feierte. Dazu gibt´s eine Compilation mit einem ebenso einfachen wie bestechenden Konzept: 18 Bands (die meisten ziemlich unbekannt, dafür aber gut) sind hier versammelt und covern sich gegenseitig. Das Ergebnis ist stilistisch gemischt, zwischen elektronischem Vier-Vierteltakt und instrumentalem Gitarrengefrickel, dazu Indierock, hippiesker Folk, Pop mit komischen Geräuschen drin und vieles mehr. Durchgehend hörenswert und von vorn bis hinten unterhaltsam. Gibt´s auch zum kostenlosen Download unter www.kythibong.org/KTB31/KTB31.html

justus

Weltsozialforum 2013 in Tunis

Mehr als ein internationales Politevent?

Das Weltsozialforum – ein Raum der besonderen Art. Menschenmassen, die (sich) bewegen. Ein riesiges Unigelände in Tunis, auf dem sich ca. 50.000 Menschen aus 130 verschiedenen Ländern tummeln. Rund 1.200 Veranstaltungen und Workshops, in denen sich Leute aus über 4.000 verschiedenen politischen Gruppen, Organisationen und sozialen Bewegungen begegnen. Ein Raum für Austausch und Ver­netzung linker Strömungen. Doch was bewegt sich wirklich dort? Welchen Nutzen hat das WSF für soziale Bewegungen? Nur noch ein Polit­event zur transnationalen Selbstinszenierung? Angereichert mit eigenen Eindrücken aus dem tunesischen Weltsozialforum, gehe ich der Frage im Folgenden nach.

Das Weltsozialforum hat inzwi­schen Tradition. Es wurde als alternativer, antikapitalistischer Raum für soziale Bewegungen und als Gegenveranstaltung zum alljährlichen Weltwirtschaftsforum in Davos 2001 ins Leben gerufen und fand zuerst im brasilianischen Porto Allegre (Brasilien) statt. Beinahe jährlich tagte es fortan an verschiedenen Orten (oft in Brasilien), wurde zwischenzeitlich dezentralisiert und multiplizierte sich auch Dank europäischer, asiatischer, afrikanischer und diverser lokaler Ableger/Foren, wie z.B. in Deutschland. Das elfte zentral ausgerichtete Weltsozialforum tagte nun Ende März 2013 in der tunesischen Hauptstadt – zum ersten Mal auf arabischem Territorium. Kein Zufall, denn die Revolutionen in den arabischen Ländern sind ein großes Thema linker Bewegungen, die sich global organisieren wollen. Und in Tunesien nahm der arabische Frühling 2011 seinen Anfang. Ebenso bewusst gewählt war das diesjährige Motto „Würde“, welches breit genug ist, politische Themen verschiedenster Art zu fassen, zugleich jedoch im Besonderen auf die Kämpfe um Frauenrechte verweist. Übrigens ein Thema, das beim tunesischen WSF, wie auch in den sozialen Bewegungen der Länder des arabischen Frühlings, großen Raum einnimmt.

Obgleich sich die Zahl der Teilnehmenden inzwischen mehr als halbiert hat, war das Themen- und Beteiligungsspektrum sehr breit aufgestellt. Die inhaltliche Ausrichtung wurde in 11 Themenschwerpunkte zusammengefasst. Diese umspannten sowohl revolutionäre Proteste und Alternativmodelle zum globalen Kapitalismus, als auch die Problematisierung von Rassismus und Diskriminierung, „geistiges Eigentum“ und die Freihandel- und Schuldenspolitik des Nordens sowie den Kampf für Bewegungsfreiheit, umfassende Demokratisie­rung, Naturschutz, Gemeingüter, Umweltgerechtigkeit und eine friedlichere Welt durch die Abschaffung militärischer Basen, Atomwaffen und besetzter Gebiete (1).

Ganz konkret gab es Podiumsdiskussionen, Vorträge, Workshops und Runde Tische, auf denen wahlweise theoretische, eher wissenschaftlich-politisch orientierte Diskurse stattfanden oder sich zu ganz praktischen Themen ausgetauscht wurde. Viele Veranstaltungen drehten sich um den arabischen Frühling, bspw. die Rolle des Islam in den arabischen Revolutionen oder die Kritik an der EU, die neoliberale und hegemoniale Herrschaftsverhältnisse unter dem Deckmantel der Entwicklungspolitik fördert. Oftmals stellten auch die verschiedenen Gruppen ihre Arbeit in den Vorträgen vor oder koppelten dies mit spezifischen Fragestellungen. So besuchte ich bspw. eine Veranstaltung, in der sich Gewerkschaften aus verschiedenen Ländern vorstellten und über die notwendige Unabhängigkeit zur Regierungspolitik für ihre gewerkschaftliche Durchsetzungsfähigkeit reflektierten. Ein von tunesischen Frauenbewegungen organisierter Runder Tisch war besonders bewegend, denn dort wurde konkret über gemeinsame Forderungen diskutiert, die in der künftigen Verfassung festgeschrieben werden sollen. Sprachlich waren jedoch gerade jene Veranstaltungen, bei denen heiß unter Basisaktivist_innen diskutiert wurde, oftmals eine Herausforderung. Zwar wurde sich stetig um arabische, französische, englische und spanische Übersetzung bemüht, doch war dies nicht immer möglich.

Neben den inhaltlichen Veranstaltungen fanden auch zwei Demonstrationen durch Tunis statt, zum Auftakt eine riesige und wortgewaltige Frauenversammlung, zudem Ausstellungen, Informationsstände und zahlreiche kulturelle Veranstaltungen. Auch spontan fanden immer wieder Menschen zusammen, die gemeinsam Musik machten, Kundgebungen und kurze Demonstrationen über den Unicampus veranstalteten.

Ansichten

Das Spektrum der beteiligten Organisationen und Menschen war sehr breit und reichte von systemerhaltenden sozialpartnerschaftlich orientierten Institutionen, über antikapitalistische Gruppierungen bis hin zu militanten und zum Teil auch nationalistischen Strömungen. Letzteres fiel mir vor allem im Hinblick auf den Israel-Konflikt negativ auf. Zwar gab es auch sehr konstruktive Veranstaltungen, in denen israelische und palästinensische Aktivist_innen Perspektiven für ein Zusammenleben ausloteten und sowohl die Besetzungs- und Siedlungspolitik Israels, als auch die militanten Gegenschläge der radikalen Palästinenser_innen kritisierten. Allerdings gab es eben auch Jene, die dem israelischen Staat keinen Platz auf der globalen Landkarte einräumen wollen, und ihrem Hass bspw. durch eine auf dem Boden liegende israelische Fahne, auf der jede_r rumtrampeln konnte, Ausdruck verliehen. Insgesamt schien mir, als sei der palästinensische Befreiungskampf ein Thema, unter dem sich die globale Linke gemeinsam sammelt – die meisten jedoch ohne den rassistischen Umkehrschluss, den Menschen in Israel ihr Existenzrecht abzusprechen. So z.B. fiel mir bei der riesigen Frauenversammlung auf, dass die (nicht wenigen) Sprechchöre, die sich gegen die hegemoniale Politik des Staates Israels richteten, dann zu vereinzelten Stimmen wurden, wenn sie antisemitische Inhalte implizierten.

Generell fiel auch auf, dass sich viele der Bewegungen im globalen Süden auf ihre Nation oder Ethnie beziehen, um für soziale und politische Rechte zu streiten. Zwar überrascht das nicht, da Diskriminierungen meist anhand jener Grenzziehungen stattfinden, allerdings besteht auch hier schnell die Gefahr des Umkehrschlusses, sprich der Überhöhung der eigenen „Volksgruppe“, mit diskriminierenden Auswirkungen für die jeweils Konkurrierende. Perspektiven einer Weltgesellschaft in der die Menschen als Gleiche gelten und keine Diskriminierung aufgrund ihrer „Kultur“ stattfindet, wurden zwar von den Veranstaltern formuliert, wirkten jedoch vor Ort angesichts der nationalen und ethnischen Selbstdefinierung der Gruppen manchmal wie ein verbaler Platzhalter ohne inhaltliche Füllung. Richtig antinationale Meinungen waren eher selten sichtbar. Mit Blick auf die Geschichte in den einzelnen Regionen ist dies nicht verwunderlich, zugleich offenbart es einmal mehr die Unterschiedlichkeit der jeweiligen linken Bewegungen. Dennoch, das WSF ist zwar unglaublich heterogen, wohl aber keine Ansammlung nationalistischer Bewegungen. Im Anspruch eint sie die Vision einer Weltgesellschaft ohne Unterdrückung; eine (antikapitalistische) Welt, in der soziale Gerechtigkeit, Menschenwürde, Solidarität und die Freiheit der Individuen gewährleistet sind.

Aussichten

Doch welchen Nutzen hat das WSF überhaupt – und vor allem für wen? Ist es heute noch ein Begegnungsraum zur Stärkung von sozialen Bewegungen oder lediglich ein Tummelplatz verschiedenster Gruppierungen, die mit ihrer Teilnahme nur noch Partikularinteressen verfolgen?

Gegenseitiger Austausch, sprich das voneinander Lernen sowie die Vernetzung zu anderen Aktivist_innen im globalen Raum – diese zwei Aspekte sind wesentlich für die am Sozialforum Beteiligten. Das ist einerseits nützlich für die eigenen lokalen Auseinandersetzungen und bietet andererseits die Möglichkeit, Visionen einer „besseren Welt“ im globalen Rahmen anzugehen. Angesichts global verbreiteter Ausbeutungs- und Diskriminierungspraktiken, die oftmals durch das geteilte kapitalistische Bezugssystem in Verbindung miteinander stehen, ist diese Perspektive auch wichtig, um Verbesserungen auf lokaler Ebene langfristig und nachhaltig durchsetzen zu können.

Gleichzeitig soll das WSF linke Kräfte nach innen und außen stärken. Die Wirkung nach innen ist zweifelsfrei feststellbar, denn jede_r Dagewesene war beeindruckt von den Menschenmassen. Ich und unsere kleine IG Metall Delegation inkusive. Einen Eindruck von ihren sozialen Kämpfen mitzubekommen, gibt neue Energie und macht Mut, dass sich der Einsatz für die eigenen Visionen lohnt, dass mensch damit nicht alleine steht. Und die Kraft, die der WSF-Raum dadurch bündelt, wirkt nach und strahlt weit.

Inwieweit diese Kraft auch nach außen strahlt, ist jedoch fraglich. Zum Einen liegt das daran, inwiefern auch die dort verhandelten Inhalte wieder in die lokalen Gruppen und Organisationen getragen werden – und das wiederum hängt stark von der jeweiligen (Basis-)Anbindung der Teilnehmenden ab. Zwar wurden auch viele der Veranstaltungen per Livestream ins Netz übertragen, doch eine weitreichende Wirkung kann durchaus (noch) bezweifelt werden. Zum anderen spielt die internationale mediale Aufmerksamkeit eine große Rolle, um sowohl die Daheimgebliebenen zu stärken, als auch jene zu erreichen, die bisher wenig Berührungspunkte zu alternativen Visionen einer gerechteren Wirtschafts- und Sozialpolitik hatten. Leider jedoch hat sich die allgemeine mediale Außenwirkung in den letzten zehn Jahren extrem verringert. Von einem Presserummel rund um das WSF kann kaum die Rede sein. Wer sich nicht für die Thematik interessiert und linke Seiten und Zeitungen liest, bekommt z.B. hier in Deutschland nichts mit – abgesehen von einem kurzen, inhaltsarmen Bericht in den Tagesthemen.

Das Weltsozialforum wurde zudem mit dem Anspruch ins Leben gerufen, ein Raum für soziale Bewegungen zu sein und ihren antikapitalistischen Kampf zu stärken. Diesen Anspruch kann es prinzipiell nur sehr bedingt erfüllen. Eben weil das WSF meist an einem zentralen Ort statt­fin­det, an den oft nur Jene reisen, deren Or­­ganisationen es finanziell unterstützen kön­nen, ist es kein Raum, in dem sich Gras­wurzelbewegungen vernetzen und direkt voneinander lernen können. Zunehmend ist es hingegen eine Zusam­men­kunft von Funktionsträgern, die ab­hän­gig von ihrer Organisation mehr oder weniger nah an und mit der Basis arbeiten.

Deshalb aber ist der Ort des Sozialforums ein wesentlicher Aspekt, denn die lokalen Basisbewegungen profitieren durchaus vom „WSF-Spirit“. Gerade in Tunis wurde dies sehr deutlich. Bis zu 80% der Teilnehmenden kamen aus Tunesien (2), auch deshalb stand die Zukunft des arabischen Frühlings vielfach im Zentrum der Veranstaltungen. Und im Gespräch mit einigen Tunesiern, die sich in ihrer Revolution 2011 engagierten, wurde besonders deutlich, wie wichtig das WSF für sie ist – nicht nur zur eigenen Stärkung, sondern auch, weil die lokale Bevölkerung mitbekommt, um welche Themen und Visionen es beim Sozialforum geht. Viele fürchten derzeit, dass die Ziele, für die sie vor zwei Jahren auf die Straße gingen – soziale Verbesserungen, Menschenrechte und politische Teilhabe – angesichts der aktuellen politischen Auseinandersetzungen zwischen konkurrierenden Parteien bzw. durch den Einfluss der islamischen regierungsbil­den­den Partei (Ennahda) gefährdet sind. Ihr Ringen um progressive Inhalte in einer neuen Verfassung, ihr Kampf um Frauenrechte und soziale Gerechtigkeit jenseits globaler kapitalistischer Abhängigkeitsverhältnisse braucht den globalen Rückenwind durch Foren wie dem WSF. Tunesische Aktivist_innen können diesen gut nutzen. Für konkrete Veränderungen basierend auf Menschenwürde. Gegen kapitalistische Ausbeutungsverhältnisse. Unter dieser Perspektive betrachtet ist das WSF vor allem für lokal verortete soziale Graswurzelbewegungen nützlich und wichtig. Und es sollte auch in Zukunft in jenen Zentren stattfinden, in denen sich gerade viel bewegt. Dort wird es am meisten gebraucht.

momo

(1) Die Themenschwerpunkte ausführlich: weltsozialforum.org/2013/2013.wsf.2/index.html
(2) weltsozialforum.org/2013/2013.wsf.presse.0/2013.wsf.presse.texte/news.wsf.2013.48/

Soziale Bewegung

„Die allerletzte Härte sind Oberlippenbärte!“

Gedanken zum Schnauzbart

Ich weiß ja nicht, ob es Euch schon aufgefallen ist – der Schnauzbart ist wieder da. Schon eine ganze Weile. Zuerst in Berliner Szeneclubs, aus denen alles Schlechte in die Welt hinausstrahlt, dann in Musikvideos, auf Studentenparties und letztlich von all diesen Devotionalien prangend: auf Jute-Beuteln, T-Shirts, Postkarten und sogar duftend an Rückspiegeln hängend.

Freilich kein deutsches Phänomen, auch Hollywood-Stars tragen ihn wieder, den Moustache. Brad Pitt und George Clooney dienen damit ebenso als Trendsetter wie trashige Kunstfiguren á la Icke & Er {1}. Angeblich als Zeichen der „neuen Männlichkeit“, mit kosmopolitischer Note und wahnsinnig viel Intellekt. Offen bleibt dabei, ob letzterer ironisch gemeint ist und sog. Hipster angetreten waren, ihre Oberlippenpracht im Kontrast zu all den glattrasierten Langweilern hervorzutun. Doch Retro ist es allemal, sei es als Hommage an Magnum und Schimanski oder ironisches Rekurrieren auf den „White Trash“, wie Kurt Cobain ihn sah.*

Immer wieder auftauchende Gemeinsamkeit ist dabei das Sinnbild autoritärer Männlichkeit. Wer kennt sie nicht, die US-amerikanischen Cops mit ihren vor [Autorität] strotzenden Schnurrbärten, den sogenannten Copstache Standards. In Polizeiserien wie [Chips] und später in Musikvideos von NWA oder den Beastie Boys sehen wir die Copstaches als klare Symbole staatlicher Gewalt und Autorität.

Bei weniger Informierten lässt diese Scheinkausalität gerade anhand von Beispielen wie Stalin, Hussein oder Charles Bronson {2} den Eindruck entstehen, Rotzbremsen wären die haargewordene Autorität, ihre Träger per se männlich dominant und Schnauzbärte an sich ein Unterdrückungsinstrument.

Im Rahmen meiner Forschung zeigte sich jedoch, dass Schnurrbärte einfach nur weniger mit Friedensbewegten wie Mahatma Gandhi, Albert Schweitzer oder Martin Luther King in Verbindung gebracht werden. Es zeigt sich hier allerdings eher die tendenziöse Wahrnehmung der meist unbehaarten Bevölkerungsmehrheit. Es liegt außerdem die Vermutung nahe, dass Friedensbewegte hierzulande bewusst auf diese Bärte verzichten, während sie in anderen Kulturkreisen unbeschwert getragen werden können. Und auf die vielen Unterschiede von Anker- bis Zwirbelbart, die dieser Autoritätstheorie ebenfalls widersprechen, möchte ich an dieser Stelle gar nicht eingehen.

Denn nicht Autorität ist in Wirklichkeit das Wesen des Schnurrbarts, sondern pure, ungehemmte Männlichkeit. 70er-Jahre-Pornogott John Holmes dürfte zurecht als derjenige gelten, der maßgeblich den Begriff Pornstache prägte, auch wenn Ron Jeremy vielen von Euch eher ein Begriff sein wird. Oberlippenbärte in der Pornoindustrie kamen auch nicht von ungefähr. In abgeschwächter Form wird bei Cunnilingus-Freunden auch Lovestache {zu deutsch etwas ordinärer Muschibürste} verwendet, welcher den Mythos Schnurrbart in sexueller Hinsicht weiter anfacht. So ist es hier die unbedingte Männlichkeit, die ebenso wie bei den Fußballern der 70er und 80er Jahre in den Vordergrund gerückt werden sollte. Genau diese Überbetonung des starken Geschlechts ließ den Pornobalken in Zeiten des aufkommenden Feminismus dann auch wieder schnell in Verruf geraten. Trugen 1985 ganze 162 Fußballspieler einen Oberlippenbart, so waren es drei Jahre später nur noch 125, 1996 lediglich vierzehn und ab 2001 gab es der Wochenzeitung Die Zeit zufolge keine einzige Rotzbremse mehr in der Bundesliga. Doch der Trend kehrt sich um. 30 Jahre später holt uns noch jede Retro-Welle ein und so lief vor einem halben Jahr der Schalke04-Profi Tranquillo Barnetta mit einem Schnauzbart auf’s Spielfeld, was für ein ordentliches mediales Echo sorgte. Das war bewusst kalkuliert, denn Tranquillo warb für die jährliche weltweite Spendenaktion Movember {3}, im Kampf gegen Prostatakrebs. Und er wurde so zum Teil des erkennbaren Trends, der den Schnurres wieder salonfähig macht. Wobei auch der trashig in Subkulturen getragene Moustache es in den Mainstream schaffte und mittlerweile Modemagazine ziert.

Schlecht finden muss man diesen Trend, der anhält und nicht aufzuhalten scheint, nicht allein aus Hipsterfeindlichkeit. Auch aus ästhetischer Sicht gilt es, diesem populären Gesichtswahn erbitterten Widerstand zu leisten. Zu harmlos erscheinen die Schnauzbärte heutzutage, wenn junge freiheitsliebende Menschen sie tragen, als dass sie noch den nötigen Respekt und die Angst hervorrufen, die zu empfinden einst der Selbstschutzmechanismus der Gesellschaft war.

shy

PS: Für alle, die meinem Beitrag nicht genügend Godwin-Punkte zugestehen, sei der Verweis auf den Hitlerbart freilich noch nachgeliefert. Wer wusste schon, dass diese Bartmimik als offizielles Brokerhandzeichen die Deutsche Bank (und früher auch die D-Mark) symbolisiert. {4}

{1} Richtig-geil-Video
{2} Großbritanniens berühmtester Häftling noch mehr als der Schauspieler
{3} Wortschöpfung aus Moustache und November
{4} tradingpithistory.com/gallery/20/participants/cme/152/brokerage_deutsche_bank

Uebrigens

Interview with Anarchist Black Cross Belarussia

The Interview was conducted by three activists from Leipzig and the one activist from Belarussia doing the “Belarus Info & Solitour” in April 2013. It was held in the style of an open discussion. I means Interviewers, A means Activist (Belarussian)

A: I would prefer not to speak about myself. I can tell you about the Anarchist Black Cross (ABC) though.

I: What is your personal opinion about your situation in Belarus right now? I mean, not as the ABC but as you, as an anarchist, who is seeing whats happening in your city.

What IS happening, what is not happening and what is your personal opinion?

A: In general in Belarus, the political situation and the situation of society is quite depressing.

People are not politically active at all. It’s not only about political actions or in anarchist case trying to boycott the action, it’s about everything. … A nuclear power plant is being built. No one likes it, but no one …

I: But people are gathering, they meet and talk about it? In a Bar, for example, they would talk about it, would they?

A: Sometimes, but also in everyday life a lot of people simply … when you start to speak about something political, they simply go away or say: „Please don’t put even more stress on us.“ In the Soviet Union times, people spoke about politics in the kitchen. Now, they prefer not to speak about it even in the kitchen.

I: Why do you think that is? Are they scared of repression?

A: Partly. They are scared of repression, surely, but many people are also disappointed by what had happened in the 90’s. It turned out that all these people, who were in power were corrupted of course and the ones not in power, they were sometimes really strange and what they were proposing as an alternative was not an alternative.

I: You were talking about the Opposition?

A: The problem of the opposition is not so much the indifference to the program of Lukaschenka, that’s maybe one of the points. I understand that people do not participate in party-politics, but I’m really frustrated that people will not participate in everyday politics, in the life of their street, fight against environmental rollbacks, they do not fight against privatization of commons. It’s still ongoing, like with water and electricity, there are some public enterprises which are to be privatized. It will be bad for workers. Private companies will cut their wages and fire people and so on.

But workers are also quite early – the workers are a kind of okay, because they tried to organise …

I: But you say you are frustrated about it, do you think that there are options, to do something about the situation?

A: I think there are quite a lot of options, but obviously not so many people are using these options.

I: So what kind of options are there?

A: Like, freedom of speech, in a very abridged version, is still existent. So you can talk about whatever, over the internet or in the streets, to people, or make or attend some public events. Sometimes police will attend these public events, will take passport data from people or secret service will call, authorities will call the organizers…

I: And will they record what you are doing?

A: Most often they will do everything they can to cancel the event. But still it’s possible to make some useful events, it’s possible to make some kind of independent media, or campaign. It’s possible to campaign for these or that cause, it’s possible still to go to court trying to get, not justice actually, but public attention for your case. And even some small legalistic stuff is working. Also what is working is street protest. In some cases, when it’s not organised by, what i’d call „traditional opposition“, but by some local communities, authorities are afraid to just dissolve it (the protest) in a moment. Also people can demand from local organizations, then local organizations have to deal somehow with it and normally it really changes that situation.

There are some changes, but they are not enough for me. There are different social movements but they are not so numerous.

I: So you speak about social movements, are there other social movements in Belarus, not Anarchist possibly?

A: I perceive quite positively the environmentalists, they are an environmental group, they are not militant, they are quite peaceful but they are very strict on defending what they see is right, what they think is right. Now we have for example a strong campaign to defend our peetlands. The peetlands are still half alive, like half of them are still there to this time and there are now plans to drill oil in the peetlands. Environmentalists are opposed to this and I wish them success.

They intend to dry these peetlands to…

I: To harvest the resources, right? German: Sie legen das Gebiet trocken um den Torf abzubauen und zerstören damit das Naturschutzgebiet (peetlands). So people are active against that kind of thing, I would like to ask: Are they organized, like in a group so they can publish things, so that people from different areas of Belarus can support that campaign?

A: Yeah, unfortunately, many petitions in Belarus are online. These are official online petitions which are really sent, with enough signatures these are sent to the authorities. And you will get some reaction from authorities at least. And also like we have workers industrialization in Belarus, we haven’t had that before, there are different ministries which have conflicting interests. Even conflicts for those who govern and sometimes it’s possible to rollback some older decisions. The ministry of energy wants to … but the ministry of environment, which is heavily sponsored by the European Union, with international and United Nations, they try to, at least officially, have a nice face. They try to hide their face and they are a governmental project that can help us and sometimes can stop the other. But for other social movements it’s … well, now we have a „right to the street“ movement. Some are groups of locals who fight for their local parks, for this or that, quite often they are able to defend the green ground right next to their homes or a playground for children.

I: Are there also leftwing places or squats or something?

A: Unfortunately, no. The most leftwing open place in Minsk is an office of green party. There is also an office of a left party but it is not so open.

I: Communist, huh?

A: Post-communist, yeah. They are also anti-Lukaschenka and present themselves as democratic but they are, Post-Bresnevists, not Bresnevists anymore

I: Do you believe that more people are getting organized or that the movements are growing?

A: Sighs We have to do it by ourselves. Not only stand by while others organize. There are some alternative ways that some alternatives can go. Youth Clubs or something like this, but they are not numerous in Minsk and they are quite strictly … or gallerys, private art gallerys, there are some examples of non-governmental organizations as well which are quite friendly and it’s possible to organize events in their premisses. But there are also these cultural places which are really open and kind of accessible people, distance themselves from many things political. It’s possible to have a guest, a festival with some Bands, right or left political, but if political bands are playing … it’s possible maybe to organize an official benefit concert without saying your gathering money in these places but not something really political.

I: But to ask again: You say that it’s not possible because the government or the officials would cause trouble?

A: Yes.

I: Maybe we can talk a little bit more about the Anarchist Black Cross? Can you tell us why you (ABC) were founded, or something like that, a little bit about your group, do you suffer from a lot of repression ?

A: Okay, I have to make an official statement: I’m a speaker with a mandate from ABC Belarus but I am not part of ABC Belarus. And because I am doing this on legislation, ABC Belarus is, as a group, strictly underground. What I can say about ABC is, it is closed, like you can not just apply to be a member of ABC.

I: But, I don’t know, we will have the presentation later and a lot of questions will be answered than I think, but it’s a really difficult question. A week ago there was a group of people here from „Partisan Minsk“ which stated that they are clearly Anti-Fascist, maybe you can tell us something about the Anti-Fascist Situation in Belarus. Maybe about Minsk?

A: There are some cities and towns with clearly Anti-Fascist Movements, there is one town with about 7.500 inhabitants, that is almost 100% Anti-Fascist

I: Exclamation: Really? Good to hear that.

A: and since the middle of the 90’s, late 90’s, I heard some stories like on the way from Minsk to Briersk either Dynamo Minsk or Dynamo Briersk Hooligans arriving in a regional train and the train stayed there for some minutes there were some rumours that locals had gathered to beat up the Hooligans in the train.

I: That is happening in Belarus? This is amazing

A: It was some years ago. And the Belarussian Antifa-capitol is Grodna. They also have some local Fan support for one the local Teams…

I: It’s mainly related to football, as I see?

A: Now it’s related to football in many aspects, but there are also many Anti-Fascists, not Street Anti-Fa, but like, Anti-Fascist people who are not really into football. But anyway, everyone knows something about football, and anyway people have to organize and I have to recognize when I see stickers in a subway or in the streets, I have to realize whether these people are just football Hooligans or Nazis. The Nazi-scene is quite strongly connected to the football Hooligan scene. Antifa scene also, but also more distanced. So in Grodna, Grodna as a Antifa-Capital, it’s (Antifascism) not so related to football but in Minsk „Partisan“ Club really do whith it’s Fans a lot of work. And around the southern streets a lot of youngsters from football came to the Antifa and it became really much safer in Minsk in the sense that Nazis stopped attacking Punk Concerts because they knew that they’d be beaten anyways.

I: Seriously? That’s good to hear though!

A: And it’s even that at some point Nazis were no longer attacking the squat itself but just moving around the area, fishing for single people but later even this stopped because they knew that they will be beaten if they waited around. I almost never got into fights but I feel much safer on the streets now thanks to this.

I: And how is the situation with the police? Do they support, more or less, the fascist movements? Or do they fight them in the same way that they fight the leftist movements?

A: The secret service takes down nazis and gathers dossiers on them and then uses this against the Nazis to make them collaborate. And secret service in Belarus makes sure that Nazis do not make extremely violent crimes, like bombings or even if some group of nazis severely beats some migrants, mainly students. Sometimes Nazis attack them. If they are beaten so severely that they have to go to a hospital for several weeks, then Secret Service will put these Nazis into prison. Of course secret service and police are using Nazis against leftist and Anti-Fascists, they maintain this nazi-stuff at a certain level. And in (intelligible) Town for example, maybe it was organized by a secret service, Nazis attacked Anarchists walking in the Demonstration and there were various sound events and it looked like it was organized by secret service and police because there was no protection. Normally police heavily controls a demonstration but at this moment there were no riot cops at all around, which never happens in Belarus and riot police arrived maybe 5 minutes after the fight began, which for sure was organized by them.

I: You know in Germany there is the situation that in political groups we are always worried that there might come new people that are spies. Is this also happening in leftwing groups in Belarus?

A: Unfortunately, we have too many people who are like, really activists but cooperate with police and secret service after they were approached by someone.

I: So they pass on names and news and stuff?

A: Yeah, and so we are more into excluding those people and the anarchist movement is now quite splitted into small groups in different locations, not so many people are organized, not so many new people are coming and if they are coming they are first coming to public groups, a lot of which are quite open and nobody knows what they are really about. And afterwards they might do other stuff which is not so open, less official.

Police comes quite a lot to some of the events to take passport data from people.

I: I met some students from Belarussia but they said they had been sighted in a demonstration and because of that they lost the privilege to study in Belarussia, they had to study in Great Britain. Is that still happening?

A: It’s happening, not for many, but some.

I: Ok, so groups that are not existing officially like the ABC or Anti-Fascist groups, or groups like „Food not Bombs“ or environmental groups, or the last one, „right for street“? Is there even one of them that’s official? Because you mentioned the green party for example.

A: For Anarchists there is no official organization, some people go and become members of some environmental NGOs, some people become members of green party, like to protect themselves from harm. Yeah, but most people do the things they do just on behalf of their own.

I: What about Stuff to inform yourself, books, magazines and stuff? Is it possible to get this kind of things? The internet is probably the primary source?

A: It’s possible to download stuff from the internet, normally books come from some town or city from the people. But it’s impossible to sell books in Belarus. Some times in the bookstores you find Kropotkin und Bakunin, but it’s not possible to find contemporary anarchist books which are published nowadays, for instance Crimethinc stuff, which was published in Moskow, even if it is published officially. Mainly because the market is very small and partly because allmost all bookstores are afraid to sell anything political.

I: Maybe one last question: Is there any way we can support ABC from Germany after the tour is over?

A: … Maybe you can participate in the next demonstration in front of the Belarussian embassy in Berlin. Support you local comrades. … well possibly if you have a local ABC group, than you participate generally in an international network. International ABC Network is in the process of building itself, join this for sure.

I: I really hope that the tour that you guys did and do will be successful!

Repression

Die Autodidaktische Initiative

Freie Bildung und kritische Wissenschaft im Leipziger Westen

Im Juli werden in der Georg-Schwarz-Straße 19 die Räume der Autodidaktischen Initiative eröffnen. Bildung für alle und zwar umsonst!

Das heutige Verständnis von „Bildung“ beschränkt sich oft auf ein reines Aneignen von Faktenwissen. Gebunden an feste Strukturen und offizielle Institutionen dient dieses dann dem Erwerben von Abschlüssen und Titeln. Diese Qualifikationen versprechen neben dem Zugang zu einem möglichst gut bezahlten Beruf auch noch gesellschaftliche Anerkennung. „Bildung“ wird somit zum „Lernen“ in einem rein funktional-technischen Sinne, weshalb von den „Bildungs-Institutionen“ ein hoher Erfolgsdruck ausgeht. Ihre didaktische Struktur ist auf das „Herantragen“ der Bildung von „außen“ ausgerichtet. Dadurch ist ein genormtes Vollzeitstudium ungeeignet für Menschen mit anderen Interessen und Fähigkeiten als sturem Auswendiglernen oder mangelnden institutionellen, zeitlichen und finanziellen Ressourcen. Außerhalb der Institutionen fehlen die strukturellen Möglichkeiten um sich gemeinsam mit Themen auseinanderzusetzen oder sich Fähigkeiten anzueignen und weiterzuentwickeln, die außerhalb dieser festen Anforderungen liegen.

Vor diesem Hintergrund ist das autodidaktische Selbststudium aus dem Blick geraten und wird selten gesellschaftlich anerkannt. Wir wollen einen Beitrag für dessen Aufwertung leisten und auch eine gemeinsame Umsetzung unterstützen. Dazu schafft die Autodidaktische Initiative (e.V.) einen Ort der Wissensaneignung, des Ideenaustauschs und der Ideenproduktion für Selbstlernende. Umfasste die Gruppe der InitiatorInnen zunächst fünf Personen zwischen 22 und 29 Jahre, ist mittlerweile ein engerer Kreis um die A.D.I. von etwa 15 Personen entstanden. Dieser heterogene Personenkreis setzt sich aus Studierenden, HochschulabsolventInnen, Auszubildenden und AutodidaktInnen aus unterschiedlichen Fachbereichen (Geistes- und Gesellschaftswissenschaften, Umweltwissenschaften, Informatik, Kunst und Psychologie) zusammen. Sie verbindet die Liebe zur Wissensaneignung, Bildung und Philosophie, der Drang sich zu organisieren, sowie der Wille, mit ihrer Arbeit und ihren Ideen die Kultur und das gesellschaftliche Leben in Leipzig positiv zu beeinflussen.

Die Autodidaktische Initiative wird einen Raum mit entsprechender Infrastruktur (Internet, Gruppenarbeitsplätze, Materialien) zur Verfügung stellen. Darüber hinaus versuchen wir auch ein Netzwerk von Selbstlernenden („Mitlerngelegenheit“) im Internet zu schaffen. Unser Anspruch ist es, einen neuen Typ von Wissenschaft zu fördern: integrativ, kollektiv, kritisch. Auf der Basis von Arbeitsgruppen, bisher hauptsächlich zu gesellschaftswissenschaftlichen Themen, später auch zu Kunst und Psychologie, soll eine inhaltliche und methodologische Weiterbildung erfolgen.

Als Raum dient ein bisher ungenutztes und frisch renoviertes Ladengeschäft in der Georg-Schwarz-Straße 19. In diesem Mietshäuser-Syndikats-Haus (1) KunterBunte 19 (KuBu), stehen neben den 60m² Ladenfläche noch 20m² Arbeitsraum im ersten Stock zur Verfügung. Die Räume bieten Platz für Lesekreise, Diskussionsrunden und individuelle Studien. Die Sanierung des Raumes ist in vollem Gange, die Eröffnung ist Anfang Juli geplant, im Anschluss an das erste größere Projekt der Initiative, der Ausstellung „Europa im Cluster“ (2) (siehe Kasten). Eine Kommunikationsplattform („Mitlerngelegenheit“) ist bisher auf Riseup (3) entstanden. Die Gruppe auf dieser aktivistischen Plattform dient als Ort der Materialsammlung der einzelnen Arbeitsgruppen, der Lesekreisvermittlung bzw. dem Verabreden zum gemeinsamen Lernen. Zu den ersten Arbeitsgemeinschaften der A.D.I. gehören die AG „Weltpolitik, Weltökonomie, Imperialismus“ sowie die AG „Anarchismus“. Eine AG, die Deutsch-Kurse anbieten möchte, befindet sich in der Entstehungsphase. Bereits anhand dieser Beispiele lassen sich die vielfältigen Möglichkeiten der A.D.I. erkennen.

Hintergrund

Unsere Herangehensweise beruht auf der Bedeutung, des Begriffs „Bildung“ – dies allerdings in einer kritischen Auseinandersetzung. Der Begriff der Bildung hat eine lange Geschichte und ist erst in jüngster Zeit so stark auf den reinen Wissenserwerb und die Aneignung von Fähigkeiten beschränkt worden. Wir beziehen uns mehr auf die ursprünglichere Bedeutung des „sich Bildens” im Sinne einer Arbeit an sich selbst. Aus einem christlichen Ursprung im 13. Jahrhundert entwickelte sich über Jahrhunderte das Ideal des wissenden Menschen. Die Aufklärung idealisierte die Logik und Rationalität und machte das Lernen des „richtigen“ Denkens sogar zum Maßstab der Kultur (4). Immer ging es dabei auch um die Veränderung, die Verbesserung des eigenen Selbst. Diese Ebene des Begriffs ist nur noch im breiteren Diskurs der Selbstoptimierung erkennbar. Die Verbesserung meines Selbst soll und muss einer Verwertbarkeit dienen, also mir helfen einen guten Arbeitsplatz zu finden. Dabei entsteht der Konkurrenzdruck, der dann auch in der Bildung die Menschen zu Einzelkämpfer macht.

Gemeinsam statt einsam

Dieser Erziehung zum isolierten Einzelnen wollen wir unser Verständnis von Bildung als sozialem Prozess entgegensetzen. Einer Erziehung von Oben nach Unten begegnen wir mit gemeinsamer intellektueller Arbeit. Anregungen, Auseinandersetzungen und ein kontinuierlicher Austausch sollen nicht nur einfach „motivieren”, sondern die eigene Veränderung rahmen und katalysieren. Anschließen wollen wir uns dem Begriff der Bildung also, indem wir versuchen „das zu werden, was wir noch nicht sind“ – und zwar ganz bewusst im Plural. In der Ich-Form führt der Gedanke einer Veränderung des Selbst gefährlich nahe an die bereits erwähnten Anforderungen von Selbstoptimierung und geistigem Wettbewerb. Es gilt die herrschende Sicht von Erkenntnissen als rein persönlicher Leistung aufzubrechen. Wir wollen dieses Verständnis ersetzen durch den Gedanken, der Positionen als Ausdruck gesellschaftlicher Selbst-Reflexion begreift. Es sind zwar die einzelnen Menschen die Meinungen und Theorien aussprechen, aber diese werden nicht von ihnen ursächlich hervorgebracht. Vielmehr sind Ideen und Gedanken die Frucht von unzähligen Anregungen in verschiedenster Form. Inspiration kommt aus der Kommunikation mit Menschen (oder anderen Lebewesen) und daher sollten auch ihre Folgen als der Verdienst vielerlei Einflüsse angesehen werden. Diese Ansicht soll Schluss machen mit dem Wettbewerb um das genialste Ego und uns eine Diskussions-Kultur ermöglichen, die weniger von persönlicher Eitelkeit getragen wird, als vielmehr von dem Bewusstsein der gemeinsamen kulturellen Produktion. Wir fassen diese Herangehensweise unter dem Konzept der „kollektiven Autodidaktik“.

Neben dem universitären Wissen, den sozialwissenschaftlichen Theorien, sollen in unserer Initiative marginalisierte Stimmen und Positionen Gehör finden. Im Anschluss an die Strömung der „peoples science“ (5) möchten wir einerseits mehr Menschen sozialwissenschaftliche Werkzeuge nahebringen und andererseits Auseinandersetzungen auch mit lokalem Wissen der „einfachen Bevölkerung“ bereichern.

Anspruch und Anstöße

Unsere Pläne sind ehrgeizig und es wird sich zeigen wie unsere Überlegungen sich in der Praxis verwirklichen lassen. Überhaupt eine dauerhafte Basis zu errichten ist eine große Leistung für gegen-hegemoniale Bildungsräume. Die Motivation zur freien Bildung reicht selten für einen kontinuierlichen Betrieb von Räumen, zu denen auch immer rein koordinierende und organisatorische Tätigkeiten gehören. Viele Initiativen zur freien und kritischen Bildung gehen auch schnell wieder ein. Deshalb ist der Betrieb eigener Räumlichkeiten ein zentraler Bestandteil des Konzepts. In dem Raum kann sich unser Bestreben auch wirklich materialisieren, kann ein sozialer Raum entstehen, in dem sich der Wunsch zu lernen mit der „Liebe zur Weisheit“ (Philo-sophia) verbindet. Schon der Glaube an die verändernde Macht der Philosophie und Theorien widerspricht ganz klar dem Zeitgeist. Quer durch die ideologischen Lager zieht sich eine Geringschätzung von nicht direkt „verwertbaren“ Gedanken. Aktionen scheinen der Theorie immer überlegen, da sie durch ihren unmittelbaren Charakter direkte Ergebnisse mit sich bringen. Diese Annahme, also die Idee, dass auch Gedanken und Theorien unmittelbar „zu etwas gut“, direkt benutzbar sein müssen, füttert allerdings einen gefährlichen Funktionalismus. Dieser brandmarkt abstrakte Gedankengänge als ineffizient und nutzlos. Dabei wird die grundlegende Rolle bestritten, die die Philosophie bei der Wahrnehmung und Einordnung der Realität hat. Jede Bewertung und jede Meinung beruht auf Weltbildern und Werturteilen. Diese grundlegenden Annahmen sind meist umso problematischer je natürlicher sie uns erscheinen. Der positivistische, bürgerliche Mythos einer neutralen Wahrnehmung und des nüchternen Urteils hat sich tief eingeschrieben – wird aber dadurch nicht „wahrer“.Diesen und anderen hegemonialen Mythen unserer Zeit werden wir in unserem gemeinsamen Arbeitsraum auf die Pelle rücken. Mit unserer theoretischen Arbeit wollen wir Denk-Räume öffnen. In den Räumen soll ein anderes Denken möglich werden, das dann nach Außen wirkt. Offen genug, um neue Menschen mit niedrigschwelligen Veranstaltungen einzuladen, aber auch organisiert genug, um einen gut organisierten Betrieb aufrechtzuerhalten.

AdI

(1) www.syndikat.org
(2) europa-cluster.net
(3) we.riseup.net
(4) Eine genauere Herleitung findet ihr auf unserer Homepage.
(5) Bewegung, die sich für die Überbrückung der Kluft zwischen Wissenschaft und „normalen Menschen“ einsetzt, z.B. www.thepeoplesscience.org

Lokales

„Anarchie ist machbar, Frau Nachbar.“

10 Jahre Libelle: Zwischen Klassik, Romantik und Politik

Vor zehn Jahren, das war 2003, bestand der Innenhof der Universität Leipzig noch aus zerbrochenen Steinplatten, war dekoriert mit DDR-Blumenkübeln aus Beton und bot, so munkelten Mensa-ArbeiterInnen, ganzen Rattenkolonien eine Heimstatt.

Damals gab es noch Disketten, 56k-Modems, indymedia war der Knotenpunkt im Netz und Seattle und Genua waren noch frische Erinnerungen. Die großen Proteste gegen Studiengebühren waren vorbei, die gegen Stellenkürzungen der SHEK (Sächsische Hochschul-Entwicklungs-Kommission) sollten noch kommen (oder war es umgekehrt?), und die gegen die Bologna-Reform (Bachelor-Master) kamen nie richtig in Gang. Das Leben damals war angefüllt mit Dingen, die viele von uns vorher noch nie gemacht hatten: Demos, politisch aktiv sein, heftige, endlose Diskussionen – Idealismus pur und jung. Natürlich würden wir was bewegen!

Als verschworener Kreis namens „unbequem nachfragend initiativ“ engagierten wir uns bei allen Protesten, besetzten das Hörsaalgebäude, kurzzeitig auch das Rektorat, demonstrierten gegen und für… Zu dieser Zeit – 2001, 2002 –  hatten wir uns manchmal in der Uni getroffen und oft auch bei jemandem zu Hause. Manko: Die Uni wurde um 21 Uhr geschlossen. Dennoch, irgendwer meinte, es gäbe da auf dem Augustusplatzcampus, gleich gegenüber des kleinen Mensa-Ablegers, einen ungenutzten Raum, den man als selbstorganisiertes Café nutzen könnte! Im Nachgang der Hörsaalbesetzung brachten wir eine Kaffeemaschine, ausrangierte Stühle und sonstigen Kram dorthin. Aber wir hatten keinen Schlachtplan, kein Dekor, keine Öffentlichkeit. Kurze Zeit später waren die Sachen weg. Ein altgedienter Hausmeister meinte, wir wären schön blöd gewesen, hätten wir das nicht so ohne jegliche Absprache oder Anfrage gemacht, hätten wir den Raum wohl sogar bekommen. Ach ja, die Jugend.

Aber die Idee eines Cafés als offener Treffpunkt, als Infrastruktur für allerlei freiheitlich-politische Gruppen, als Anlaufstelle für Interessierte und noch Desinteressierte, blieb in einigen Köpfen hängen. Eines war immer noch sicher: Wir würden was bewegen! Der Masterplan war einfach, aber einleuchtend. „Zur Erneuerung der Gesellschaft brauchen wir: Gewerkschaft, Zeitung, Lokal.“ Gewerkschaft und Zeitung, FAU Leipzig und Feierabend!, hatten wir seit 2002 (oder glaubten das). Nun fehlte noch ein Ort, der Schaufenster und Hauptquartier zugleich sein sollte. Ganz bewusst versuchten wir, uns vom linken Szenebetrieb und seinem Distinktionsbedürfnis, das seinerzeit die extravagantesten diskursiven Volten schlug, abzugrenzen. Denn klar war und ist, ohne die „normalen Leute“ ist kein Staat zu stürzen. Das Lokal, oder salopp gesagt: „der Laden“, sollte ohne große Worte, sondern allein durch seine Existenz, Struktur und Außenwirkung den alten Spucki-Spruch belegen: „Anarchie ist machbar, Frau Nachbar.“

Nicht zuletzt wäre er die erste explizit anarchistische, oder verschämt gesagt: libertäre, Anlaufstelle in Leipzig. Im Laden war Platz für die Redaktion des Feierabend! sowie für die Treffen der FAU, der linken studentInnen gruppe (lsg) und vielerlei sonstige Initiativen. Legendär sollten die „Kulturabende“ der BÜHNE und später die Theatervorführungen der Gruppe tag werden. Er sollte auch einen repräsentativen Charakter haben: Die Bibliothek sollte beweisen, dass da mehr ist als nur das A im Kreis. Und der vordere Bereich sollte – damals noch ohne Sofas, sondern mit nagelneuer Gastro-Garnitur! – tatsächlich auch als Café (mit Bedienung!) auf Spendenbasis dienen und auf PassantInnen einladend wirken.

Connewitz und Plagwitz schieden also aus. So führte ein Weg zu einer alten Metzgerei auf der Georg-Schumann-Str. Der dafür angedachte Name war Kachelstan. Geklappt hat’s dann letztlich, wo die „Libelle“ – Libertärer Laden Leipzig – noch heute sitzt: im schönen, innenstadtnahen Kolonnadenviertel. Beim ersten „Plenum“ nach Unterzeichnung der Mietverträge waren bestimmt 30, 40 Leute da. Die Hoffnung war groß, die Ambitionen mannigfaltig. Sehr elanvoll gestaltete sich die mühselige Renovierung, und zur Eröffnung im Frühsommer kamen tatsächlich auch viele Leute aus der Nachbarschaft. Ein guter Auftakt. Wie steht’s doch im Faust und in anarchistischen Broschüren: „Im Anfang war die Tat!“

Gelöst hat sich die „Libelle“ nicht aus der linken Szene, vielmehr hat sie dem Anarchismus ein Standing verschafft und darf wohl auch als Impulsgeber einiger libertärer Initiativen etwa in Plagwitz oder in der PDS/LINKE gelten. Trotz einiger zarter Anwandlungen über die politische Jugendsubkultur hinaus ist der anarchistische Funke nicht übergesprungen. Und manchmal hat man den Eindruck, nicht zuletzt dank der Sofas, es handele sich, sympathisch genug, um einen gewöhnlichen Jugendclub. Das Besondere ist und bleibt jedoch, dass der ohne jegliche Subventionen auskommt und vollkommen selbstorganisiert ist – und das ist naturgemäß, trotz allen Wollens, ergebnisoffen. Von daher blieb und bleibt sich die „Libelle“ auch in der zweiten oder dritten Generation treu.

wanst & AE

Lokales

10 Jahre Libelle: Und wie stehts heute?

10 Jahre wird die gute Libelle alt, und ich wurde angehalten, einen Text dazu zu schreiben. Ganz ehrlich gesagt wusste ich und weiß auch bis zum Verfassen dieses Textes gar nicht richtig, was ich dazu schreiben soll. Deshalb habe ich mir, frei nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“, gedacht: einfach drauflos tippen. Vor ca. 3 ½ Jahren bin ich das erste Mal hier aufgeschlagen, damals zum FAU-Plenum. Als unschuldiger Arbeiterjunge vom Dorf ließ ich also meine politische Abstinenz hinter mir und gastierte zu oben erwähntem Plenum. Ganze sechs Leute waren anwesend – mich inbegriffen. Ich kann mich noch genau an meinen Gedankengang zu diesem Zeitpunkt erinnern: „Naja, die anderen 20 Mädels und Jungs müssen bestimmt arbeiten.“ Nach ca. drei Plena stellte ich dann fest, dass sechs Personen so ungefähr der Durchschnitt ist. Kurze Zeit deprimiert und enttäuscht von der sogenannten revolutionären Arbeiterklasse, die man überall sieht, nur nicht beim Gewerkschaftsplenum, machte ich dann aber doch irgendwie weiter.

Somit waren meine ersten Erfahrungen eher enttäuschend, obwohl dieser schöne Laden gar nichts dafür konnte. Trotz beschränkter Kochkünste half ich dann auch bei den VoKüs und der Brunchorganisation mit, schnippeln kann ja schließlich fast jede_r. Obwohl wir hier ca. acht Gruppen im Laden haben, sind es doch immer wieder die gleichen Leute, die diese Arbeit auf sich nehmen. In diesem Rahmen einmal ein dickes Minus an die Leute, die den Laden nur als Treffpunkt benutzen und sich sonst nicht um ihn scheren. Aber vor allem ein großes „Dankeschön!“ an alle Leute, die immer wieder mithelfen. Ich denke da vor allem an unsere ASJ-Küchendiktatorin, vor der selbst ich Angst bekomme, wenn sie mal wieder ca. 70% der Brunchspeisen vorbereitet; an alte Männer mit Wrestling-Fetisch, die bei einem vierstündigen Brunch ca. 10 Stunden arbeiten; an Mütter, die trotz Kindern auch gleich einmal eine ganze VoKü alleine schmeißen und die Libelle danach so sauber ist wie sonst nie. Natürlich auch ein herzliches „Dankeschön“ an alle, für die mir keine lustige Metapher eingefallen ist. Einmal da­von abgesehen, dass es auch einige Leute gibt, die mich hier manchmal nerven – mit ihrer links-elitären moralischen Argumentationsweise – habe ich hier auch Freundschaften fürs Leben geschlossen. Zum Beispiel zwei Leute, die ich in der Libelle kennengelernt und auf die ich einen sehr schlechten Einfluss ausgeübt habe. Denn letztendlich sind sie zu unkultivierten, aggressiven Fußball-Fans mutiert. Aber selbst das konnten sie mir verzeihen, und ich kann mich nur schwer an Leute erinnern, auf die man sich so sehr verlassen kann. Eigentlich ist das schon eher Familie als Freunde.

Das politisch erfolgreichste Erlebnis war für mich bis jetzt die Gründung der ASJ. Eine Freundin und ich dachten zu Beginn: „Naja, lass es uns einfach mal versuchen.“ Heute hat sich die Gruppe, meiner Meinung nach, zu der aktivsten in der Libelle entwickelt. Hier auch nochmal ein „Dankeschön!“ an oben erwähnte Freundin, die nach anfänglich gemeinsamem Flyer- und Plakatentwurf die Gründungsveranstal­tung allein geschmissen hat, weil ich mich damals erst einmal von meiner politischen Aktivität zurückgezogen habe. Ja, jetzt habe ich nicht wirklich was zum Laden an sich geschrieben, sondern eher über meine Erfahrungen, die ich mit ihm hatte. Aber wahrscheinlich ist das dann doch genau der richtige Weg, diesen Laden zu beschreiben: mit persönlichen Erinnerungen und Emotionen. In diesem Sinne: „Ohne euch kein Laden, kein Laden ohne euch!“

Klaus Canzely

Lokales

150 Jahre SPD – ein Nachruf

Nicht nur das Völkerschlachtdenkmal, auch ein anderes Bollwerk deutscher Geschichte feiert dieses Jahr einen runden Geburtstag, und wieder mal ist Leipzig besonders betroffen. Gemeint ist die deutsche Sozialdemokratie, die es nun seit 150 Jahren gibt, obwohl man sie nach ihrem greisenhaften Auftreten für wesentlich älter halten könnte. Am 23. Mai 1863 gründete sich in Leipzig der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein unter dem Vorsitz Ferdinand Lassalles. Und weil es heute sonst nix zu feiern gibt, feiert man eben Jahrestag. Rund 1600 Gäste fanden sich dazu im Leipziger Gewandhaus ein, darunter auch Bundespräsident Gauck, der es sich nicht nehmen ließ, die historischen Leistungen der SPD in einer Rede zu würdigen: „Es war die SPD, die auf Reform statt auf Revolution setzte. Und es war die SPD, die den mühsamen und schließlich mehrheitsfähigen Weg beschritt, das Leben der Menschen konkret Stück für Stück zu verbessern, anstatt utopische Fernziele zu proklamieren.“

Tatsächlich hat die Partei viel für dieses Land getan – egal ob es um die Bewilligung von Kriegskrediten ging, oder darum, unliebsame Kommunist_innen wie Rosa Luxemburg ihrer mangelnden Reformwilligkeit wegen zu ermorden. Ihren Ruf als Verräterpartei hat sich die SPD tatsächlich mühsam erarbeitet. Neuere historische Schandtaten kamen kaum mehr überraschend. Verglichen mit dem 1. Weltkrieg war der Einsatz der Bundeswehr im Kosovo 1999 nur ein Klacks. Und mit den Hartz-Reformen hat die SPD zwar nicht das Leben „der Menschen“, aber immerhin der deutschen Unternehmer_innen tatsächlich Stück für Stück verbessert.

Das Jubiläums-Motto „Ein besseres Land kommt nicht von allein“ und das „150-Jahre“-Logo in staatstragendem Schwarz-Rot-Gold zeigen, dass die Sozialdemokratie diese Tradition auch künftig nahtlos fortsetzen will. Zwar soll es auch immer noch Menschen geben, die die SPD für eine Arbeiterpartei halten – aber im Zweifelsfall war der Partei das Interesse der Nation immer wichtiger als das der lohnabhängigen Klasse. Die deutsche Sozialdemokratie war stets vor allem eines: deutsch.

justus

Kommentar