Rezension: Gai Dáo #44

Seit gut drei Jahren erscheint nun schon die Gai Dáo, die Zeitschrift der Föderation deutschsprachiger AnarchistInnen, und zwar mit schöner Regelmäßigkeit monatlich. Da könnten wir von der FA!-Redaktion fast neidisch werden, auch wenn´s natürlich albern wäre – Zeitschriftenmachen ist schließlich kein Wettbewerb. Aber es nötigt schon Respekt ab, weil die Gai Dáo sich zugleich auf inhaltlich konsequent hohem Niveau bewegt.

Schön auch, dass in der Zeitschrift viel Platz für Debatten und Polemiken ist (das ist in der hiesigen anarchistischen Szene ja sonst eher unüblich). So wird hier ein Artikel über Waldbesetzungen aus dem vorigen Heft für seine überbordende Naturromantik kritisiert – nicht zu unrecht, wie es scheint. Und auch über „christlichen Anarchismus“ wird diskutiert (wie bei uns, siehe S. 33 hier im Heft). Der Buchautor Sebastian Kalicha antwortet hier auf eine Kritik aus der letzten Ausgabe, wobei dann freilich eher technische Details und weniger die tiefgreifenden philosophischen Fragen geklärt werden.

Was gibt es noch? Ein paar Rezensionen natürlich, ein Nachbericht zum diesjährigen Erich-Mühsam-Gedenktag in Ludwigsburg sowie ein Statement kurdischer Anarchist_innen zur derzeitigen Krise im Irak.

Des weiteren wird das Projekt „Gepflegte Stümperei“ vorgestellt, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, klassische anarchistische Texte als Hörbücher zu vertonen. In dem Text „Das staatliche Strafen“ wird die bürgerliche Rechtsordnung kritisiert, die natürlich – oh Wunder! – keineswegs neutral, sondern mit Herrschafts- und Verwertungsinteressen untrennbar verbunden ist. Last but not least findet sich hier der dritte Teil einer Artikelreihe über „Wanderarbeiter und italienische Anarchisten im Osmanischen Reich (1870-1912)“.

Viel Stoff zum Lesen und drüber Nachdenken also… Unter http://fda-ifa.org/category/gai-dao/ können übrigens alle bisherigen Ausgaben (kostenlos!) heruntergeladen werden. Es lohnt sich!

justus

Schreibe einen Kommentar