Olympia 2012 nicht essbar und gegen Meinungsfreiheit

Wenn selbst die LVZ das olympische Feuer in der Leipziger Bevölkerung in Gefahr wähnt, dann muß es an der Pro-Olympischen-Front schon bröckeln. Kein Wunder, schließlich wurden kurz zuvor die Kürzungspläne der Stadtverwaltung bekannt und am Lesertelefon Beschwerden laut.

Neben der Schließung von Schwimmbädern, dem Wegfall der Förderung der Schulspeisung und mehr (siehe Kurzartikel) gibt es allerdings noch weitere Hiobsbotschaften: die Kita-Nutzung soll eingeschränkt werden und bei BMW klappt das doch leider nicht so schnell mit den Arbeitsplätzen, wie man sich das gedacht hatte. Dazu kommt noch die Verteuerung der Bahnpreise für den Nahverkehr, die Bezugsdauer des Arbeitslosengelds wird eingeschränkt und der Arztbesuch kostet bald auch Geld. Den Ehemann um die Ecke zu bringen, lohnt sich auch nicht mehr, weil es kein Sterbegeld mehr gibt. Und so könnte man es fortführen und das ganze Heft füllen. Der gemeinsame Nenner: Es kostet Geld und zwar Dir und mir und ihr. Und ihm natürlich auch. Und das fehlt dann, weil die BMW-Zulieferer nicht zwingend in Leipzig ansiedeln müssen und damit der Arbeitsplatz wegfällt, an dem Du oder ich oder sie oder er die Arbeitskraft verkaufen muß, um all das bezahlen zu können, was sich die Regierungsbürokratien so ausdenken um ihre Haushaltslöcher zu stopfen, die entstehen weil im Konkurrenzkampf der Standorte den Investoren schon Anreize gemacht werden müssen, damit sie sich ansiedeln. Puh! Das macht einen ganz schwindelig. Aber es hört noch nicht auf…

Mit Olympia 2012 kann man nichts zu essen kaufen, keine neue Hose, weil die alte schon seit drei Jahren abgetragen ist, die Miete lässt sich damit auch nicht bezahlen, im Gegenteil ist ein Anstieg der Mietpreise zu erwarten. Soll Olympia die Ersatzbefriedigung sein, um dieses ganze Horrorszenario, dass seit einigen Monaten verstärkt über uns hereinbricht und dessen Ende nicht absehbar ist, vergessen zu machen?

Ganz zu schweigen, von den repressiven Effekten der „Spiele der kurzen Wege“, was auch eine Konzentration der Überwachung und allerhand anderer „Sicherheitsmaßnahmen“ mit sich bringt. Auch hier hat die LVZ schon Weitblick gezeigt, denn „Olympische Spiele der Neuzeit benötigen Festung, die keiner spürt“, so Andreas Friedrich in der LVZ vom 18.7.. „Also wird sich (…) auch hier die Maschinerie in Gang setzen, die Sydney und Salt Lake City sicher machte: Geheimdienste, Anti-Terroreinheiten, Sprengstoffhunde, Grenzschützer, Zivilfahnder, Polizisten, Videoüberwachung – und alles hört auf ein Kommando. Kein Gast wird sich unbemerkt nähern oder entkommen“. „Alle Befehle laufen in einer nationalen Kommandostelle zusammen. Vom IOC wissen nur Präsident, Generalsekretär und Sicherheitsbeauftragter Bescheid.“, so Tröger, Mitglied des Internationalen und Ehrenvorsitzender des Nationalen Olympischen Kommitees (IOC und NOK). „Außerdem“, so Friedrich,“sind politische Meinungsäußerungen in der Olympiastadt verboten.“

Und wie soll das keiner spüren? Ein Rätsel mit gordischem Knoten. Das werden sich die MontagsdemonstrantInnen aber nicht bieten lassen, oder? Und Du hoffentlich auch nicht!

kater francis murr

Lokales

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