„Sagt mal – geht‘s noch?!“

… war meine erste Reaktion, als ich von der Selbstjustiz-Aktion einiger Wagenplätzler im April diesen Jahres erfuhr. Die behandelten laut L-IZ zwei mutmaßliche Diebe schlimmer als die Polizei, die herbeizurufen eines alternativen Projekts anscheinend nicht würdig ist. So wurden die Crystal-Junkies alternativ verhört, erkennungsdienstlich behandelt, bei der nachfolgenden Razzia um vermeintliches Diebesgut gebracht und zu guter letzt in einem größeren Email-Verteiler an den Pranger gestellt. Samt Fotos und genauer Wohnortsbeschreibung, versteht sich. Unrecht mit Unrecht zu begegnen kann aus moralischer Sicht nur falsch sein. Es stellen sich spannende Fragen: Ob die Prangernden wiederum an den Pranger zu stellen ebenso falsch wäre, ob Wagenplatzbewohner_innen ob ihrer alternativen Lebensform dennoch Solidarität verdient hätten und ob die Selbstjustiz nur Ausdruck der letztendlichen Bürgerlichkeit, des fehlenden emanzipatorischen Charakters von (Leipziger) Wagenplätzen ist. Was in jedem Fall bleibt ist ein fader Geschmack und die Erkenntnis, dass alternative Wohnformen nicht per se zu besserem Verhalten führen.

[shy]

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