Menschenverachtende Äußerungen und Handlungen sind in diesem Land an der Tagesordnung. Das ist eine offensichtliche Tatsache.* Die so genannte „Integrationsdebatte“ gibt dem Alltagsrassismus in Deutschland jedoch eine ganz neue Dynamik.
Wut und Empörung über die Akzeptanz und Reproduktion von rassistischen und sozialdarwinistischen Thesen in Politik, Medienöffentlichkeit und Gesellschaft brachte uns zusammen. Wir, das Bündnis gegen die Integrationsdebatte, sind ein zusammengewürfelter Haufen engagierter Menschen, die vor der aktuellen öffentlichen Meinung die Augen nicht mehr verschließen können und wollen. Schnell war klar, dass wir uns gemeinsam gegen die aktuell stattfindende Ethnisierung sozialer Probleme und rassistisch ausgrenzende Stimmungsmache einsetzen wollen. Wir fordern alle Menschen dazu auf, sich kritisch mit dem Begriff der Integration zu beschäftigen. Was ist überhaupt Integration und welche Ziele hat sie? Mit welcher Bedeutung wird sie im Moment in der Politik verwendet? Wir glauben, dass es keine „richtige“ oder „falsche“ Lebensweise gibt, sondern vielmehr unzählige individuelle Lebenswege. Wir wenden uns gegen die so genannte „Integrationsdebatte“, die maßgeblich durch die Thesen Thilo Sarrazins ins Licht der Öffentlichkeit trat, weil ihre Argumentation deutlich von rassistischen und sozialdarwinistischen Ideen durchdrungen ist, die aber scheinbar nicht als solche erkannt werden. Aufgrund des allgemeinen Zuspruchs in breiten Bevölkerungskreisen streben wir an, das Thema nicht wie so oft in politisierten Szene-Kreisen zu diskutieren, sondern fordern unterschiedlichste Menschen aus verschiedenen Hintergründen, vom Grünen-Mitglied bis zur ALGII-Empfängerin, dazu auf, sich kritisch mit Formen von antimuslimischem Rassismus und gesellschaftlichen Verwertungslogiken auseinanderzusetzen. Besonders lokale Akteure sollen angesprochen werden. Eines unserer Ziele ist es daher, die tendenziöse Berichterstattung der Leipziger Volkszeitung als Monopolmedium in Leipzig und Umgebung zu thematisieren. Weitergehende Reflexionen sollen durch Veranstaltungen wie Podiumsdiskussionen, Vorträge, Aktionen und Demonstrationen, die Platz für Analysen und inhaltliche Auseinandersetzung mit den Hintergründen der Integrationsdebatte bieten, möglich gemacht werden. Als Bündnis fordern wir gleiche Rechte statt deutsche Rechte sowie mehr Selbst- und Mitbestimmung für alle Menschen. Einzelpersonen oder Gruppen, die sich für unsere Arbeit interessieren oder uns unterstützen möchten, sind herzlich eingeladen, sich mit uns in Verbindung zu setzen unter: initiativgruppe@gmx.de.
(Bündnis gegen die Integrationsdebatte)
* Siehe z.B. „Die Mitte in der Krise“, Studie im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung, 2010.