Neues Altes aus Berlin – die Rigaer 94

„Sei optimistisch und halte das Unmögliche für machbar.“ So das Lebensmotto der Friedrichshainer Bezirksbürgermeisterin Reinauer, die allerdings die HausbesetzerInnen der Rigaer Straße 94 als „Kindergarten“ bezeichnet und deshalb weg haben will. Dies versuchen die Behörden zwar schon seit einigen Jahren, doch so nah dran wie heute waren sie dabei nie, seit der Besetzung 1990. Damals, in Zeiten autonomer Aufbruchstimmung, wurde auch die berühmte Kneipe „Kadterschmiede“ eingerichtet, die zum Label der Rigaer 94 avancierte. 1992 einigten sich Behörden und BewohnerInnen auf einen der vielen „Rahmenverträge“ zum „Instandbesetzen“.

Im Großen und Ganzen ging das auch solange gut, bis ein gewisser Suitbert Beulker im Jahr 2000 das Gebäude erwarb und ziemlich unverblümt bekannt gab, dass er die jetzigen BewohnerInnen „raus haben“ wolle. An Verhandlungen war anscheinend nicht mehr zu denken – es folgten Mietkündigungen wegen Bagatellen wie „lauter Musik“ und „illegaler Untervermietung“, die juristisch allerdings kaum haltbar waren. Trotzdem häuften sich Polizeieinsätze bei denen es zu Sachbeschädigungen und Verhaftungen kam. Im Sommer `02 erfolgte die teilweise Räumung der Kadterschmiede – Fenster wurden zugemauert, Stühle und Tische geklaut.

Der monatelange Hickhack mit Teilräumungen und Wiederbesetzungen gipfelte am 7. Mai dieses Jahres in einem Großangriff der SEK‚s (Sondereinsatzkommandos), in dem fünf Wohnungen geräumt und anschließend von einem axtschwingenden Suitbert Beulker (!) und einem angeheuerten Schlägertrupp unter den Augen der Beamten komplett zerstört wurden. Seitdem werden die BewohnerInnen rund um die Uhr von einem Wachschutz drangsaliert, der niemanden außer ihnen ins Haus lässt, während Beulkers Schläger weiter möglichst viel kaputtmachen und die freundliche Berliner Polizei aufpasst dass das alles auch so passieren kann.

Es fällt schwer, angesichts dieses Dramas noch Optimismus aufzubringen, doch die Rigaer Leute zitieren weiter Bürgermeisterin Reinauer und „halten das Unmögliche für machbar“: Entschädigungslose Enteignung von S. Beulker und freien Wohnraum für alle!

soja

mehr Infos: rigaer94.squat.net

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