Um es gleich vorweg zu sagen: Nicht jeder Lokfan ist ein Neonazi. Und nicht jeder akzeptiert die rechte Gesinnung von so manchem Anhänger. Es gibt, gerade in den Diskursen innerhalb der Ultraszene bei Lok, Entwicklungen, die durchaus Anlass zu Hoffnung geben. Was nicht heißen soll, dass alles gut ist.
Der 1. FC Lokomotive hat ein ernsthaftes Problem. Weit schwerwiegender als die finanzielle und sportliche Misere der letzten Jahre ist die enge Verknüpfung von Leipzigs Neonaziszene und der Hooliganszene beim Traditionsverein aus Probstheida. Dies zeigt ein alarmierendes Beispiel aus dem letzten Jahr.
Anfang Dezember, genauer gesagt am 8.12. 2007, fand im Clubhaus des FC Sachsen die Weihnachtsfeier der in Fankreisen als links angesehenen Ultragruppierung „Diablos“ ein jähes Ende, als etwa 70 Vermummte die Räume stürmten. Da diese mit Baseballschlägern, Messern, Rauchgranaten und einer Gaspistole bewaffnet waren, kann dieser Vorfall nicht als „normale“ Schlägerei unter Fußballfans angesehen werden. Nachforschungen in Kreisen von Lok haben außerdem ergeben, dass viele ältere Schläger nicht dabei waren und diese Aktion auch nicht gut heißen. Einige waren sofort zu Spenden für den „Wiederaufbau“ bereit. Woher kommt also diese Masse an Leuten?
Fakt ist, dass am Abend des Überfalls etwa 15 Leute der berüchtigten rechten Hallenser Fangruppe „Saalefront“ ihre eigene Weihnachtsfeier mit unbestimmtem Ziel verließen. Fakt ist auch, dass die Polizei mittlerweile recht genau weiß, wer an jenem Abend mit von der Partie war, da einige der Angreifer schwere Verletzungen von den Stühlen und Tischen, die auf ihnen zerschlagen wurden, davongetragen haben. So was lässt sich dann doch nicht so leicht verbergen.
Und auch aus dem Umfeld von Lok kamen Hinweise zu möglichen Tätern. Gerüchteweise ist zu hören, dass Ricardo Sturm, einer der führenden Köpfe der Leipziger Neonaziszene, an der Organisation des Angriffs beteiligt gewesen sein soll. Außerdem ist immer wieder von den „Blue Caps“ die Rede, einer Gruppierung von Lokfans, die im Februar 2006 ein menschliches Hakenkreuz im Stadion formierte.
Ein Gutes hat dieser Vorfall dennoch: In Leipzig rutschte Lok ins Kreuzfeuer der Kritik und die Diskussionen in der Fanszene dürften für die rechte Szene ungünstig sein. Die Zukunft wird zeigen, ob es hierdurch zu Selbstreinigungsprozessen kommt.
(tim)