Der politische Druck auf die selbst verwalteten Wohnprojekten wächst
Nach der Befriedung der Häuserkämpfe, dem Umbau von Innenstädten und Bahnhöfen zu Einkaufspassagen und der Totsanierung der Altbauten, geraten nun die Bauwagenplätze zunehmend ins Visier der Stadtplaner. Dabei unterscheiden sich die jeweiligen Städte natürlich in Bezug auf den Repressionsgrad:
In Hamburg beispielsweise läuft seit Anfang 2002 die bisher größte Anti-Wagenplatz-Kampagne der rechtsgerichteten Landesregierung, die im Konflikt um den Platz Bambule ihren bisherigen Höhepunkt fand (bambule-hamburg.org) und deren erklärtes Ziel die Räumung sämtlicher Wagenplätze bis 2006 ist.
Während an der Elbe der neoliberale Umbau brutal durchgreift und aufflammender Protest mit gigantischen Polizeikräften erstickt wird, nimmt sich die Lage in anderen Städten wie Leipzig entspannter aus. Die SPD hat sich hier mit einem ambivalent-moderaten Kurs gegenüber alternativen Projekten angefreundet, gelegentlich angereichert mit Aktionen wie im Frühjahr dieses Jahres als 50 Beamte samt Hubschrauber zur Räumung eines Gemüsebeets in der Fockestraße anrückten. Während sich die hiesigen PlatzbewohnerInnen also entspannen und sich auf Volxküchen und Ähnliches konzentrieren können, befinden sich andere in juristischen Querelen: Die „Pünktlich Sein – Aktion“ am 24. April 2004, in der die Hamburger Hafenstraße von 100 LKW besetzt und anschließend mit Brachialgewalt geräumt wurde, zieht weiter ihre Kreise von Instanz zu Instanz. Das Plenum in Frankfurt kann dank Solispenden und dem gemeinsamen „Krötenkonto“ der Bauwagenplätze verkünden: „Wir geben nicht auf!“ Die letzten Prozesstermine in Hamburg waren das ganze Jahr über von Demos und Happenings begleitet, die auch das skandalöse Verhalten der Polizei öffentlich machten und die Forderung nach Akzeptanz von Bauwagenplätzen in den Vordergrund stellten.
Um die Bauwagenplätze als einmalige kreativ-kollektiv-autonome Freiräume wird es also nicht so schnell ruhig werden. Der Kampf geht weiter – und die Party sowieso.
soja