Impressionen einer Reise
Wenn eine eine Reise tut, dann kann sie was erzählen… Doch was lässt sich aus gut drei Monaten Delhi-Erfahrung, gekoppelt mit ein paar Reiseeindrücken aus dem nördlichen Indien, berichten? Ich war zu lange da, um lediglich Eindrücke zu beschreiben – ganz abgesehen davon, dass diese Gefahr laufen zu langweilen und Oberflächenklischees zu bedienen. Allerdings war ich auch zu kurz da, um mit viel Hintergrundwissen analytisch über die indische Gesellschaft zu resümieren. Vor allem aber habe ich heute mehr Fragen als Antworten im Kopf. Die zum Alltag gewordenen Eindrücke und Wahrnehmungen mischen sich wild mit unausgegorenen Analysen und meiner ganz subjektiven Brille. Aber deshalb schweigen? Nein – denn mein Blick über den Tellerrand, kann auch für euch an der Welt interessierte Menschen interessant sein, kann zum Nachdenken über Kapitalismus und Kaste, Tradition und Moderne, transkulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede, subjektive Wahrnehmung und objektive Realität anregen. Das ist es auch, was diesen Text vielleicht lesenswert macht – egal ob ihr Indien und Delhi schon mal selbst erlebt habt oder nur vom Hörensagen kennt.
Die Arm-Reich-Bandbreite
Was mich vor allem an der indischen Gesellschaft bewegt und mir ins Auge sticht, ist die Spanne zwischen armen und reichen Menschen. Denn sie scheint mit europäischen Verhältnissen verglichen sowohl offensichtlicher, als auch größer zu sein. Auf den Hauptstraßen in Delhi hat man die seltene Gelegenheit, alles auf einmal beobachten zu können. Denn da drängelt sich der dicke, große und sauber glänzende Schlitten (natürlich mit getönten Scheiben) zwischen verbeulten kleineren Autos, abgeranzten uralten Linienbussen, unzähligen Auto-Rikschas, Motorrädern und manch mutigem Fahrradfahrer hupend seinen Weg frei. Das Ende der Kette bilden dort wohl die Straßenhändler und verstümmelte Bettler oder Kinder, die an den Ampeln umher laufen, um Kleingeld zu schnorren.
Ansonsten wird die Arm-Reich-Bandbreite nur sichtbar, wenn man unterschiedliche Stadtviertel besucht – denn die Menschen leben hier eher segregiert, v.a. anhand der Tätigkeitsart und dem entsprechendem Einkommen. Die Wohngegenden unterscheiden sich v.a. durch den Grad der Sauberkeit, Architektur und Größe der Häuser, Breite der Straße, Höhe der Mauern, Anzahl der Autos im Hof, Menge an postierten Wachpersonal sowie der Anzahl an Menschen, die auf einen Schlag sichtbar sind. Vis a vis betrachtet, bilden v.a. der Kleidungsstil, die Schmuckdichte und die Dominanz im Auftreten im öffentlichen Raum gute Indikatoren für die Dicke des Portemonnaies und den Status der Menschen. Und im Haus drin ist es neben der Inneneinrichtung v.a. die Anzahl der Hausangestellten, die darüber Aufschluss geben.
So weit so gut. Klingt gar nicht so besonders und anders als bei uns, sagt ihr vielleicht. Mag sein, sofern wir die riesige Menge an Menschen, die in extremer Armut leben müssen, hier ausklammern. Und dementsprechende Gegenmaßnahmen wie hohe Mauern und Wachpersonal bei den extrem Gutverdienenden.
Wieso, weshalb, warum?
Dennoch habe ich das Gefühl, dass diese Gegensätze hier offener ausgelebt werden und sichtbarer sind. Auch und vielleicht weil sie unwidersprochener nebeneinander stehen können? Denn außerhalb der Universitätskreise höre ich nichts von sozialen Kämpfen. Sehe keine Demos auf den Straßen. Zudem habe ich erfahren, dass sich nur Wenige bspw. in Gewerkschaften organisieren. Woran liegt also die scheinbar geringe Bereitschaft gegen diese soziale Ungleichheit aktiv zu werden?
Liegt das nur am Fehlen eines großen klassischen „Industrieproletariats“ zugunsten eines riesigen informellen Sektors voller Einzelkämpfer? Oder gibt es keinen Glauben an mögliche Veränderungen durch aktives und gemeinsames Handeln einer Zivilgesellschaft? Inwiefern ist eine solche bisher überhaupt gewachsen (jenseits parteipolitischer Seilschaften)? Oder ist die gesellschaftliche Fragmentierung und das Reproduzieren von extremer Ungleichheit eine Nachwirkung des immer noch eine Rolle spielenden Kastensystems? Oder der ebenso sehr ausgeprägten Clan-Identitäten aufgrund von Regions- und Familienzugehörigkeiten? Oder liegt es am inzwischen verinnerlichten kapitalistischen Versprechen, dass jeder den materiellen Aufstieg schaffen kann, wenn er nur hart genug dafür arbeitet?
Arbeit ist das ganze Leben
Ohne Zweifel, die Leute hier arbeiten ziemlich viel und vor allem lang – in jeder Gesellschaftsschicht. Alle Geschäfte und Straßenstände in meinem Viertel haben täglich von 8 oder 9 Uhr morgens (so genau weiß ich Langschläferin das leider gar nicht….) bis 22 Uhr geöffnet – und das sieben Tage die Woche. Es stehen auch immer die selben Leute hinterm Ladentisch. Eine Autorikscha kannst du rund um die Uhr ziemlich leicht finden, denn oftmals ist sie zeitgleich auch Schlafplatz ihrer Fahrer. Und selbst die ärmsten Omas versuchen bspw. durch Süßigkeitenverkauf vor der Haustür ganztägig zum Familieneinkommen durch Kleinstbeträge beizutragen (siehe Bild). Aus einem spannenden Buch von Rana Dasgupta (1) habe ich gelernt, dass auch in der aufstrebenden Mittelklasse der Arbeitsplatz zum Familienersatz und neuen Zuhause geworden ist. Was lange Arbeitszeiten und eine sehr hohe Identifikation mit dem Beruf und dem dazugehörigen Status impliziert. Nicht zuletzt seien auch noch die vielen Hausangestellten erwähnt, die ab mittlerem Einkommen eigentlich in allen Haushalten zu finden sind und das Putzen, Kochen, Waschen, Abräumen usw. übernehmen. Je nach Status und Einkommen in unterschiedlicher Anzahl. Oftmals leben diese auch dauerhaft bei ihren Arbeitgebern und sind dementsprechend auch rund um die Uhr verfügbar.
Kurzum, die Arbeit und Erwerbstätigkeit definiert hier das Leben der Menschen in besonderem Maße – und die Menschen definieren sich selbst über diese. Auch eine Auswirkung des Kastensystems, in dem die Menschen nach ihrer Tätigkeit unterteilt wurden? Oder liegt es eher an den wirtschaftlichen Veränderungen, die mit der Marktöffnung Anfang der 90er begannen und derzeit das Land in einen extremen Wirtschaftsboom versetzen? Oder doch einfach an den existenziellen materiellen Notwendigkeiten der Bevölkerung, die bei uns dank (marodem) Sozialnetz zumindest nicht so extrem sind? Aber was treibt die Leute aus höheren Schichten an, ihr ganzes Lebensglück über ihre Erwerbsarbeit und dementsprechende Luxusgüter und Status zu definieren?
Arrangierte Ehen
Eine Erklärung könnte die starke Bindung an und traditionelle Identifikation über Clan-/Kasten-Familienzugehörigkeit sein, die sich meist über das Tätigkeitsfeld definiert. Generell spielt die familiäre Bindung in Indien eine große Rolle, meist leben verschiedene Generationen unter einem Dach und Söhne treten oft in die beruflichen Fußstapfen ihrer Väter.
Eine weitere Erklärung könnte ich in der (zeitgleichen) Flucht vor der eigenen Familie finden. Aber stopp, da muss ich aufpassen, nicht mit meiner eurozentristischen Brille den Leuten was unterzujubeln, was sie vielleicht gar nicht fühlen. Und dennoch ist folgendes wichtig, um die indische Familie besser zu verstehen: Die allermeisten Ehen werden noch immer durch die Familie initiiert und arrangiert. Und die allermeisten werden auch verheiratet während ihrer 20er. Oftmals lernen sich die zukünftigen Paare bei zu diesem Zweck veranstalteten Familienzusammenkünften zum ersten Mal kennen. Unterschiede gibt es jedoch in der Art, wie viel Mitspracherecht die zu verheiratenden Menschen selbst haben. Und wie viele potentielle Partner_innen sie sich angeschaut haben. Und wie lange sie vorher miteinander Zeit verbringen dürfen, bis es entschieden wird. Was aber nicht heißt, in dieser Zeit miteinander leben zu dürfen.
Insgesamt fühlen sich die Eltern dafür verantwortlich, ihr Kind unter die Haube zu bringen, machen Vorschläge (ggf. unterstützt durch unzählige Kuppelbörsen), arrangieren Treffen und achten v.a. darauf, dass möglichst Status-/Clan-/Kasten-/Einkommensgleich geheiratet wird. Neben dem Materiellen spielen auch Äußerlichkeiten – wie die Helle der Hautfarbe – nicht selten eine sehr wichtige Rolle. Ich bekam die Gelegenheit für zwei Tage bei einer indischen Hochzeit eingeladen zu sein und allen Ritualen beizuwohnen (meine helle Hautfarbe machte mich dort quasi zum erwünschten Ehrengast (2)). Generell zählen Hochzeiten zu den größten Feierlichkeiten in einem indischen Menschenleben und werden dementsprechend groß und lang zelebriert und treiben (insbesondere die Familie der zu verheiratenden Frau) nicht selten an die Grenzen des Ruins. Die bei dieser Hochzeit zu verheiratende Frau aus einer auf dem Land lebenden Jat-community hatte ihren Zukünftigen zweimal zusammen mit den Eltern getroffen – weiterer Kontakt war unerwünscht. Spannend und befremdlich zugleich waren auch die etlichen (streng eingehaltenen) Rituale und Zeremonien – die alle irgendwie mit dem Geben und Nehmen von Geld verbunden waren. Das öffentliche Küssen hingegen ist in Indien verboten – selbst auf der eigenen Hochzeit. Während also die Frau bis auf wenige Auftritte den Haupttag der Hochzeit abgeschirmt im Zimmer verbrachte, feierten mehr als 1000 Gäste auf einem riesigen Gelände – bis der Bräutigam auf einer Kutsche gegen 22 Uhr mit seiner Familie in die Feststätte geritten kam. Danach schrumpfte die Gemeinschaft auf ca. 100 Familienangehörige, die gegen Null Uhr der hinduistischen Trauungszeremonie beiwohnen durften. Der Bräutigam saß davor und danach v.a. mit den männlichen Familienmitgliedern beider Familien zusammen, um Geld und Juwelen in diversen Ritualen entgegenzunehmen – inklusive Mitgift. Am Ende gegen 4 Uhr nachts fuhr das Brautpaar dann mit dem Auto in die Heimat des Ehemannes. Ein tränenreiches Abschiednehmen, denn damit verschwindet auch die Tochter aus dem Elternhaus zur Familie des Mannes. Zwar ist sie dort nicht zwangsweise zur Hausfrau und Mutter verdammt – zunehmend mehr Frauen bleiben auch nach ihrer Hochzeit erwerbstätig (oder sind schlichtweg aufgrund ihrer Armut gezwungen zu arbeiten), aber bleiben dennoch hierarchisch dem Mann und auch dessen Eltern untergeordnet.
Interessanterweise erfährt diese Tradition wenig hörbaren Widerstand von jungen Menschen – obwohl sie alle von der Liebesheirat träumen, was auch in vielen Bollywood-Filmen kolportiert wird. Einige Leute (eher junge Bildungselite) berichten auch von einem gesellschaftlichen Wandel hin zu reinen Love-marriages. Andere erzählen, dass die Liebe dann mit der Zeit gewachsen ist, und dass sie dementsprechend eine Mischung aus love-marriage und arranged-marriage haben (3). Warum lassen sich eigentlich so viele darauf ein? Ist es der Wunsch nach Familie und Sicherheit? Die geringeren Möglichkeiten, jenseits familiärer Beobachtung vorher mit dem anderen Geschlecht Zeit zu verbringen und herum zu experimentieren? Oder die starke familiäre Bindung, verbunden mit finanziellen Abhängigkeiten, der man sich nicht zu widersetzen traut? Oder wird einfach auf das Schicksal und die Weisheit der familiären Entscheidung vertraut? Heißt das aber dann nicht auch, dass die jungen Leute ebenso implizit dem Identitätsdenken gemixt mit religiösen Schicksalsvorstellungen folgen? Oder rebellieren sie nicht (lautstark), weil sie es einfach nicht anders kennen? Und weil ein Ausbruch mit gesellschaftlicher Missachtung und Diskreditierung bestraft werden würde? Auch Scheidungen sind leider gesellschaftlich verpönt. Zwar sind diese prinzipiell legal, dennoch haftet danach – vor allem an der Frau und der dazugehörigen Familie – ein großer Makel. Demzufolge ist der familiäre Druck oftmals sehr groß, und viele nehmen lieber ihre Ehe als unglückliches Schicksal an, als sich zu trennen. Flucht aus dem tristen Liebesschicksal könnte dann entweder eine geheime Liebschaft sein (ich habe mehrfach vernommen, dass das sehr stark verbreitet ist, aber eben streng geheim) – oder eben die Erfüllung durch Arbeit und kollegiales Miteinander.
Aber vielleicht ist solch eine Kausalkette zwischen Arbeit und Familie auch nur ein Konstrukt meiner westlich geprägten Weltsicht? In jedem Falle ist sie weder monokausal noch pauschal zu ziehen – denn für die allermeisten Menschen in Indien ist der permanente Verkauf der Arbeitskraft schlichtweg notwendig, um sich und die Familie ernähren zu können.
Kapitalismus trifft Kaste
Zusammenfassend ist also das, was mir hier in Delhi ins Auge sticht, einerseits die stark ausgeprägte Bindung zur eigenen Familie und die Identifizierung mit einer bestimmten community oder Gesellschaftsschicht/Kaste. Und andererseits die Auswüchse eines kapitalistischen Systems ohne soziales Auffangnetz.
Ersteres führt allerdings auch zu Abgrenzung und Misstrauen gegenüber Inder_innen, die nicht zur Familie oder gleichen Berufsgruppe/ Gemeinschaft/ Kaste gehören. Egal ob arm oder reich. Wie oft ich gehört habe, dass ich keinem vertrauen soll, weil 70-90% der Inder böse/ schlecht/ hinterhältig seien…Stimmt aber nicht – so viel kann ich mit Sicherheit sagen! Derlei Misstrauen aber könnte ein tatsächlicher Grund sein, dass größere soziale Bewegungen schwer organisierbar sind.
Das stark ausgeprägte kapitalistische Wirtschaftssystem hingegen beeinflusst nicht nur den (Arbeits-)Alltag, sondern auch die formulierten Bedürfnisse – die abgesehen von der Liebesheirat ziemlich materialistisch sind, insbesondere bei der jungen Generation. Da ist es irgendwie extrem wichtig, welche Marke die Kleidung hat, dass das Handy ein Smartphone ist und dass man sich irgendwann mal einen Mercedes Benz leisten kann. Genährt wird die Sehnsucht nach dem materiellen Glücksgefühl wohl durch die allgegenwärtige Werbung (vorzugsweise mit weißen Models), riesige Shopping-Malls und einen Präsidenten, der zu den Apologeten des indischen Aufschwungs durch Wirtschaftswachstum gehört.
Vielleicht ist das, was ich hier wahrnehme aber gar nicht so ungewöhnlich und vielleicht ist es auch gar nicht so viel anders als bei der deutschen Mehrheitsgesellschaft. Vielleicht fällt es mir nur deshalb so auf, weil ich selbst zu Hause meine Zeit meist in einer kleinen Blase voller toleranter Idealist_innen verbringe… Anyway, es fällt mir hier auf. Und Rana Dasgupta bestärkt das, wenn er die aktuelle Delhi-Gesellschaft als materialistisch und egoistisch (außerhalb der Familie) beschreibt.
Aber stopp, das so stehenzulassen und mit meinen Eindrücken zu bestätigen, widerstrebt mir total. Und es stimmt so auch nicht. Denn die Diversität der Menschen ist überall auf der Welt so groß wie hierzulande, und ich habe auch ziemlich idealistische (bettelarme) Künstler_innen kennengelernt, für die Geld zwar ein tägliches Thema ist (aus der Notwendigkeit heraus), die aber dennoch ihr Lebensglück in der Zwischenmenschlichkeit suchen und große Idealist_innen sind. So bleibt am Ende also die Einsicht, dass die Gesellschaft in Indien sich von unserer strukturell zwar an einigen Punkten stark unterscheidet, und sie auch prägt, die Menschen als solche hingegen doch überall gleich und zugleich ganz unterschiedlich sind. Und wenn man ihnen mit offenem Herzen begegnet, dann sind sie ebenso offen herzlich.
Zugleich steht das, was die indische Gesellschaft meines Erachtens nach strukturell so prägt – die gruppenspezifische (traditionelle) Identität und der (moderne) Kapitalismus – an vielen Stellen auch konträr zueinander und trägt sicher maßgeblich zu Konflikten in Familien und Lebensplanung bei. Beispielsweise, wenn junge Frauen sich aus der traditionellen Abhängigkeit und Hierarchie zur Ehemannfamilie durch eigene Berufstätigkeit befreien wollen. Oder wenn die Verfolgung des kapitalistischen Traumes, dass jede_r reich werden könne, mit der Haltung kollidiert einen beruflichen Weg einzuschlagen, den schon die Ahnen beschritten haben. All diese Konflikte und noch viel mehr davon gibt es auch. Zugleich ist die Gesellschaft auch in stetiger Bewegung und Veränderung.
Leider stoße ich hier wieder an die Grenzen meines Tellerrandblickes. Nicht nur, weil ich zu kurz da war, um wirklich tiefgründig all die vielen Zusammenhänge zu verstehen und noch immer zu wenig Hintergrundwissen habe. Sondern auch, weil ich immer von meinem Teller aus auf das Außen blicke, ich eine ganz andere Sozialisation erfahren habe und dementsprechend das, was ich wahrnehme, immer eine Konstruktion der Wirklichkeit aus meiner Sicht bleibt. Eine objektivere Wirklichkeit darzustellen, ist (wenn nicht von vornherein als methodologisch unmöglich abgelehnt) hier nicht leistbar. Dennoch war dieser Artikel nicht umsonst (auch wenn eine grundlegende Unzufriedenheit mindestens bei mir bleibt). Denn durch ihn konnte ich all die verschiedenen Eindrücke mal sortieren, reflektieren, mit meiner Sozialisation in Beziehung setzen. Auch wenn sich dabei mehr Fragen als Antworten auftun, bringen sie mich weiter. Und dem Verständnis anderer Welten näher. Ich hoffe euch geht es auch ein wenig so. Egal ob Indien, Ghana oder Nicaragua: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben – nicht nur mit dem faszinierenden Außen, sondern auch mit sich selbst.
momo
(1) Rana Dasgupta (2014): „Capital“. Darin porträtiert er anhand zahlreicher Interviews die Menschen in Delhi quer durch alle Schichten im 21.Jahrhundert.
(2) Eine Form der „positiven Diskriminierung“, die mir hier begegnet ist und sicherlich auf das von den Briten implementierte Kastensystem zurückzuführen ist. Denn die Zuordnung dieser bemaß sich auch an der Helle der Hautfarbe.
(3) Ich denke auch, dass die weitestgehende Alternativlosigkeit zum besiegelten Eheleben einen großen Einfluss auf die positive (liebenswertes suchende) innere Einstellung gegenüber dem Partner hat und die Bereitschaft dafür die eigenen Grenzen weit zu dehnen. Demgegenüber bringt uns hierzulande die stärker gelebte Individualität und Autonomie viel mehr dazu solche Bünde in Frage zu stellen, wenn das Gefühl der Liebe schwindet.