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Editorial FA! #27

Wie die Zeit vergeht… Der Herbst ist wieder da, die Blätter verfärben sich und fallen zu Boden. Die richtige Jahreszeit, um melancholisch zu werden und nostalgisch der Vergangenheit hinterher zu trauern. Der Feierabend! ist mittlerweile schon 5 Jahre alt. Dieses Jubiläum haben wir nicht gebührend gefeiert, ist irgendwo zwischen Prüfungen, Arbeitsamt und Fünf-Jahres-Plan, ähm, Kritiktreffen verschütt gegangen. Die Weltrevolution macht sich schließlich nicht von allein und auch unsere #27 hat wieder viele Stunden Feierabend! gekostet. Keine Zeit zum dekadenten Vokü essen und Sterni trinken also.

Einer der Schwerpunkte dieser Ausgabe ist aus aktuellem Anlass das Thema Repression – unser Innenminister tut eben alles, damit wir uns unsicher fühlen können. Doch nicht nur Herr Schäuble ist ein Unsicherheitsfaktor, ebenso die braunen Kameraden, weswegen auch unsere NazisNixHier-Rubrik etwas fetter ausfällt als sonst. Nachdem die Schildkröte Resi Stenzia den Job als Covergirl hingeschmissen hat, hofft nun Ratte Horst auf eine erfolgversprechende Laufbahn, viel Glück dabei! Der Ehrentitel „Verkaufsstelle des Monats“ geht dieses mal an die Similde! Ganz neu dabei ist die Denksport-Ecke unter et cetera, der Renner für jeden verregneten Herbsttag. Viel Spass beim Kopfzerbrechen und Lesen natürlich!

Eure Feierabend!-Redaktion

Äddi the Torial

Bierdunst und der Rauch dutzender Zigaretten wabert durch die Redaktionsklitsche. Die Uhr tickt.

0 Uhr Francis fängt einen Tag vor Druckschluß seinen letzten Artikel an

1 Uhr wanst durchsucht das Netz fieberhaft nach passenden Bildern

2 Uhr hannah und bäh stürzen sich auf clov, der sich seit drei Stunden an seinem Computer festbeißt

3 Uhr A.E. schiebt das letzte Knobibaguette in den Ofen

4 Uhr der Versuch, das Titelbild zu diskutieren scheitert und wird verschoben

5 Uhr allgemeines Rumdämmern, die ersten schlafen vor ihren Monitoren

6 Uhr nur noch soja und güzel sind am Ball und wundern sich, daß sie für jedes Wort zehn Minuten brauchen

7 Uhr die beiden Härtesten verlassen als letzte stinkend und mit glasigen Augen den Tatort

So oder ähnlich könnte eine Nachtschicht der Feierabend!-Redaktion aussehen. Wieviele es von diesen braucht, um 36 Seiten (und das zum selben Preis!! Wahnsinn!!!) in den Druck zu schieben, bleibt unser Geheimnis. Die Erhöhung der Seitenzahl hat seinen Ursprung in dem Material, daß sich durch unsere Verspätung angesammelt hat. Diverse gesellschaftliche Zwänge und unser Engagement im StudentInnenstreik haben das Erscheinen im Februar verhindert.

Unsere Erfahrungen schlagen sich vor allem auf den sechs Seiten zum Thema „Bildung“ nieder. Dort finden sich auch entsprechend viele subjektive Eindrücke, die zu einem möglichst wirklichkeitsnahen Rückblick mit Perspektive beitragen sollen. Beim Durchblättern wird den Langzeitlesenden aufgefallen sein, dass wir auch diesmal über viele scheinbar unaufgeregte Themen berichten. Beispielweise über so „gewohnte“ Dinge, wie Streß beim Ämtergang, Arbeitsalltag, Selbstzurichtung, Überwachung und Kriege. Etwas, was sich auch im zugegebenermaßen deprimierenden Titelbild niedergeschlagen hat. Als Grundoptimisten setzen wir dem allerdings etwas entgegen: Selbstorganisierung und gemeinsames Lösen von gemeinsamen Problemen, leider noch immer nicht selbstverständlich. Alle, die sich dem im Herzen und Geiste verbunden fühlen, sind erneut aufgerufen, ihren Senf beizutragen, denn Feierabend! ist schließlich keine Ein-Weg-Kommunikation.

Die Verkaufsstelle des Monats ist El Amir, weil dort der FEIERABEND! schon mehrmals ausverkauft war. Verliebte Streik-Pärchen können hier ihren Haloumi kalt werden lassen. Also kann der Frühling ja mit all seinen Nebenwirkungen kommen! Her mit dem schönen Wetter.

Euer FEIERABEND!

Editorial FA! #13

Äh ja, hallo! Endlich kann man sich wieder ungezwungen bewegen gehen! Wochenlang haben wir uns nicht einmal mehr getraut einem öffentlichen Verkehrsmittel nachzusprinten, geschweige denn, die tollen pinkenen Trainingsjacken mit der springenden Gazelle aus dem Spind zu holen und uns zur gemeinsamen Aktivität zu verabreden. Und das alles aus Angst, eventuell zur Pro-Olympia-Sekte gezählt zu werden, die ja bis vor einem Monat noch jede pulssteigernde Aktivität mit ihrem Makel belegt hat.

Daß wir dieses Mal noch mehr Beiträge aus dem wilden Osten auffahren, liegt nicht daran, daß unsere Schreiberlinge letztes Mal massenhaft den Endredaxtermin verschlumpft haben. Zu vielen Themen kommen jetzt die Nachbereitungen, wie zum Beispiel zu den Ereignissen um den EWF-Gipfel in Warschau (siehe S. 10-13). Wieder einmal haben wir einen Anlaß gefunden, unsere verzichtbarsten Leute, wenigstens für eine Weile, dorthin abzustellen. Vor Ort trafen sie, neben extremen Trinkgewohnheiten und ungewohnten Sprachbarrieren, u. a. auf die schlesischen „Bieda Szyby“ („bjeda schübie“)-Bergarbeiter (siehe FA!#12). Ein Interview mit ihnen konnte leider, aufgrund der eben aufgeführten Extreme & Umstände, nicht rechtzeitig geführt werden, ist aber heftigst in Vorbereitung. Daß das Einholen weiterer Infos zum Thema „Kohlenspechte“ durchaus Sinn macht, beweist ein kritischer LeserInnenbrief (siehe S. 28). Mißverständnisse dieser Art werden sich wohl nie ganz ausschließen lassen, erst recht dann, wenn wir sogenannte Fremdtexte, wie den der Osteuropa-AG (siehe S. 14) abdrucken, die wir in der Kernaussage gut&wichtig finden, manchmal aber Details beinhalten können, mit denen wir nicht 100% übereinstimmen.

Wahlen kommen und gehen. Auch im Super-Wahljahr unsere Meinung dazu: Wer wählt ist selber Schuld – das gilt auch für die Vereinigten Staaten von Europa. Wer sich trotzdem immer noch ins Schwanken bringen lässt, dem/der seien nachträglich die Artikel auf Seite 1 und ab Seite 16 zur Linderung empfohlen.

Obwohl das Heft wieder dick wie selten ist, fallen diesmal verschiedene unserer Traditions-Rubriken aus: Wer braucht zur Zeit unsere Theorie(n), wenn doch eh alle praktisch unterwegs sind? Wer hat – nach mehrtägigen Odysseen auf deutschen Autobahnen & zähen Bakshish-Verhandlungen mit bulgarischen Grenzern – noch Nerven mit den Großstadtindianern zu fiebern? Und wer braucht letztendlich eine Rezension, wenn die empfohlene Lektüre im, eher auf großformatig bilddominiertes Souvenir-Gut ausgerichteten, Strand-Kiosk in Baabe eh erst ein mehrtägiges Bestellungsprozedere durchlaufen müßte? Wir halten lieber die Augen nach dem Eismann (siehe wichtiger Auftritt S. 3) offen und sehen das Ganze als Chance in uns zu gehen, oder als Gelegenheit gewissen Leuten mal konsequent solidarisch die Beine hochzulegen.

Verkaufsstelle des 1½monats ist diesmal Klee-Naturkost. Leider verzich­tete das Verkaufspersonal auf die Chance, durch uns vielleicht einmal fürs Schrot&Korn-Titelbild entdeckt zu werden. Stattdessen setzte sich ein sympathischer Stammkunde spontan mit seiner Freude über das derzeit außergewöhnliche Südfrüchte-Angebot in Ostdeutschland in Szene.

Na denn…

Eure Feierabend!-Redax

Editorial FA! #12

Hier ist er – der Platz im Heft, an dem mensch auch mal der Erleichterung Luft machen kann, dass der Frühling endlich da ist! Leider wurden Initiativen zur Einrichtung einer entsprechenden Rubrik für solche Gefühlsaufwallungen bisher immer erfolgreich abgeschmettert. Wer beim FA! mit Herzzerriss&Emotionalien kommt, muss ein Gedicht draus machen …oder halt das Editorial schreiben.

Ansonsten kann es dann schon mal passieren, daß so ein Text einfach im „Making Of…“ landet. Auf alle Fälle ist es höchste Zeit, die in den letzten Monaten teilweise etwas eingemotteten bzw. aus klimatischen Gründen nur konspirativ als Unterwäsche getragenen FA-Ripphemden wieder an den Start zu bringen. Clov&lydia recherchieren jetzt regelmäßig bei befreundeten Frührentnern in Stötteritzer Schrebergärten, Kater Murr streunt wieder unter­nehmungslustig durch die Südvorstadt und hat wie in jedem Frühjahr einen fetten Grundsatzkastrationsdiskurs am Hals und verdünnisiert sich lieber nach Süden. Redaxtreffen können wieder in un­gezwungener Atmosphäre auf einer IKEA-Decke im Auenwald stattfinden, ohne dass man sich gleich diverse Unterleibskrankheiten, für die auch wir noch viel zu jung sind, einfängt. Kurz – es weht ein angenehm lauer, aber frischer Wind durch die monatelang vermieften Redaktionsflure&-hirne.

Falls ihr dieses Heft nicht wie gewohnt von dem emsigen kao im Handverkauf oder anders aufgedrängt bekommt, so hat das hauptsächlich damit zu tun, dass auch wir uns teilweise aus dem Staub gemacht haben werden, um u.a. am emsigen Treiben im wilden Osten teilzunehmen. Grosse Dinge werfen, anläßlich der EU-Osterweiterung am 1. Mai, ihre was auch immer von dort herüber und voraus. Allerdings wollen wir uns nicht so sehr auf die institutionelle Ebene einlassen, sondern werden wieder meist aus dem Alltag der Leute dort plaudern. Desweiteren haben wir uns auch nicht nur auf die aktuellen Beitrittsländer beschränkt. Aufgrund des völlig unerwartet massenhaft eingegangen Materials zum Thema blieb uns sogar nichts mehr anderes übrig, als einen Teil des aktuellen incipitos anzumieten.

Der im letzten Heft so ausführliche behandelte Studistreik ist Mitte April nicht fortgesetzt worden. Das Streikkomitee macht jedoch weiter – und wir bleiben für Euch und uns dran. Auch gibt es Zuwachs bei den Rubriken. In unregelmäßigen Abständen, wird uns ein gewisser Albrecht Pallutke mit seinen, meist zu nächtlicher Stunde entstandenen, Gedanken zur Lage der Welt bedrücken.

Imbiss… ääh…Verkaufsstelle des 1½monats ist das Bistro-Delal – manchem vielleicht auch noch bekannt als der Imbiss-Irak. So ein neues Wetter macht bekanntlich auch Lust auf manches neue – so auch auf einen neuen Namen. Schon wieder eine Dönerbude, schon wieder ein Glatzkopf wurde im Redaktionskindergarten gemosert. Na und… wir haben jedenfalls keine Angst vorm Dönermann!

Editorial FA! #15

Bevor ihr euch auf dieses Heft stürzt, lest hier das Letzte der Redaktion. Die Nr. 15 erscheint wieder ein wenig verspätet, doch im Angesicht der miserablen Bezahlung der Redaktionsmitarbeiter/innen und der chronischen Unterbesetzung ist das neue Heft wieder mal eine Glanzleistung. Trotz energischer Bemühungen, die Seitenzahl unter 28 zu drücken, hat auch die Nummer 15 zu unserem (und unseres Finanzmenschen) Leidwesen wieder 32 Seiten. Schuld an der Misere sind nicht nur die Faschos, deren Namen wir hier nicht alle einzeln aufzählen wollen, sondern auch ein VW-Manager, dessen Name wohlbekannt ist. Ferner nervt der Opportunismus des europäischen Sozialforums und die Unwilligkeit der Polizei Wagenplatzbewohner in Ruhe zu lassen. Doch es gibt auch ein Licht am Ende des Tunnels in Form eines Vorschlags zur radikalen Arbeitszeitverkürzung.

Verkaufsstelle der diesjährigen Weihnachtssaison (siehe S. 31) ist das Zeitkaufhaus (www.zeitkaufhaus.de) in Stötteritz. Herr Bayer schaut, entgegen anders lautenden Gerüchten, nicht etwa der Montagsdemo hinterher – weil die hat der Herr Paluttke ja nur geträumt (siehe S. 29) – sondern hält einfach nur Ausschau nach DER Lösung, wie er der Platzprobleme in seinem vor genialen Liebhaberstücken überquellenden Laden Herr wird.

Wir möchten an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen, zum wiederholten Male darauf hinweisen, daß Herr Paluttke nicht berechtigt ist, auf Kosten der „Feierabend Umsturz AG“ kitschige Wohnzimmerlampen u.ä. zu erwerben und wünschen ansonsten gutes Gelingen beim Aufräumen.

 

Die Feierabend-Redax

In letzter Minute erreichte uns noch die Meldung, dass LVB-Geschäftsführer Hanss einen „Erfolg“ zu vermelden hat: die Vereinbarungen mit ver.di „führen zu einer Gesamteinsparsumme in Höhe von ca. 26 (sic!) Millionen Euro.“ Für die FahrerInnen heißt das u.a. 60% Abzug von künftigen Tarifergebnissen, einen Tag weniger Urlaub, statt Urlaubsgeld eine Leistungsprämie … so verschlechtert sich nicht nur die materielle Lage der FahrerInnen, sondern auch die soziale. Konkurrenz und Individualisierung verzehren jede Solidarität!

Editorial FA! #18

Allen plötzlich hereinbrechenden tech­nischen Wi­drigkeiten zum Trotz hat es der neue Feier­abend! auf die Straße geschafft. Dies­mal gibt es sogar im Artikel „Der Irak nach 25 Jah­ren Be­­satzung“ (S. 21) nicht nur billig-aus-goo­gle-ge­zo­ge­ne Bildchen, sondern Fotos von ei­nem Vor-Ort-Fotografen. An dieser Stel­­le: Dan­ke!

Auf unser Preisrätsel aus der letzten Aus­ga­be, in dem wir nach Verkaufs­stellen der Na­tio­nal-Zei­tung fragten, haben wir leider nur ei­ne Ant­wort erhalten. Positiv ge­deutet, könn­ten wir freu­dig meinen, diese Stadt sei fast frei von sol­chen Publikationen; rea­lis­tisch…na ja. Dann doch lieber an die guten Din­ge des Lebens den­ken: nach vier Wochen Ur­laub, wird die #19 An­fang Sep­tem­ber die Druc­ker­schwärze er­blicken.

Also haltet nochmal Ausschau, nach rechten Zei­tungen, und macht und lest auch an­sons­ten weiter Feierabend!

Eure Redax

Editorial FA! #41

Puuuh… Draußen wird’s immer heißer, und hier drinnen in der Layout-Höhle qualmen die Köpfe unserer auf den Minimalkonsens reduzierten Redaktion. Im Ernst, zahlentechnisch krauchen wir gerade auf dem Zahnfleisch! Alle Le­ser_innen sind also hiermit herzlichst dazu aufgerufen, die Seiten zu wechseln und selbst zu Schreiber_innen zu werden. So schwer ist das gar nicht: Meldet Euch einfach (unter feierabendle@web.de), wenn Ihr ein Thema habt, dass Euch interessiert. Und keine Sorge, auch die mystische Kunst des Zeitungsmachens ist einfacher zu erlernen, als mensch vielleicht denkt.

Doch trotz unseres stillen Bedauerns über die Abwesenheit einiger treuer Mit­streiter_innen bleiben noch genug Gründe, um sich zu freuen. Zum Beispiel über die gelungene Kontaktaufnahme ans andere Ende der Welt – nach Japan nämlich. Von dort flatterte uns kurz vor knapp noch ein Text (S. 19ff) ins Postfach. Vielen Dank dafür an unsere Auslandskorrespondentin!

Nun gilt es bloß noch, die letzten Komma­fehler zu beseitigen, bevor auch wir uns kopfüber ins Sommerloch stürzen können. Noch etwas vergessen? Höchstens noch den Hinweis auf unsere Verkaufsstelle des Monats, den Videoverleih FORMAT in Halle. Denn auch dort gibt es seit kurzem das beste libertäre Monatsheft aus Leipzig zu erwerben, das auch ihr gerade in den Händen haltet. Aber wir wollen Euch nicht weiter aufhalten – viel Spaß beim Lesen!

Eure Feierabend!-Redaktion

Editorial FA! #17

SO. Da isser wieder, der alte/neue Feierabend! Nach einem kleinen Winterpäuschen mit einigen neuen MitstreiterInnen und frischem Wind. Bei unserem (stets) kühnen Spagat zwischen Konkretem und Allgemeinem ist das Gewicht des aktuellen Heftes diesmal klar auf die Seite der konkreten Initiativen („Leipziger Kameras“ S. 4f, CULDT S. 6, Global-Space-Odyssee S.7, Aktionsnetzwerk Schulkritik S. 8, Mobilisierung zum Ersten und Achten Mai S. 12ff, G8-Mobilisierung S. 23 ) hin verlagert. Das liegt nicht nur an der grassierenden Sommerlaune, die allüberall wie der Bärlauch sprießt, auch nicht an dem erwartbar heißen Mai, sondern gehört eben zum Konzept unseres Zeitungsprojektes. Solange nämlich weder im Rathaus, in Dresden oder in Berlin, noch in Brüssel oder New York die Bedürfnisse und Interessen, die progressiven Ideen und der emanzipatorische Gehalt dieser Initiativen nicht verhandelt werden, sehen wir unsere Aufgabe auch darin, solchen Initiativen Gehör zu verschaffen und das eklatante Scheuklappendenken der herrschenden politischen Elite selbiger wie Bärlauchbutter auf die schnöde Bemme zu schmieren. Folgerichtig knallen bei uns auch nicht die Kronkorken angesichts der neuesten technokratischen Ergüsse (Stichwort EU-Verfassung), die nun über uns gekommen, bald in Brief und Siegel ratifiziert, rechtskräftig, sprich sanktionierbar werden. Anstatt beim Europäischen Projekt von emanzipatorischen Entwicklungen zu träumen, schwant uns hier vielmehr ein bürokratischer SuperGAU mit erheblichen Altlasten. Gegen diesen Größenwahn der „ersten“ Europäer nimmt sich das Urgestein institutionalisierter politischer Macht in Europa (Stichwort Katholische Kirche) derzeit geradezu menschlich aus. Bleibt zu hoffen, daß das Tränenmeer fern der Hysterie eher einem verstorbenen Menschen galt, als seiner funktionellen Position. Denn auch auf die Gefahr hin, sich im Laufe der Jahrhunderte zu wiederholen: Wer braucht eigentlich Päpste? Ruhe in Frieden Karol, Deine Verfehlungen seien Dir verziehen.

Grabe tragen müssen wir leider auch einen Unterstützer der ersten Stunde. Die B12 hat den Verkauf unserer Zeitung eingestellt, die Begründung werden wir auf unserer Internetseite www.feierabend.net.tc veröffentlichen. Mancher wird es schon ahnen, es geht um unsere Auseinandersetzung mit den antideutschen Ideologemen, wie sie verschiedentlich in Leipzig kursieren. Zwischen Nebelkerzen, Vorurteilen und Mißverständnissen wollen wir nochmal ganz klar sagen, daß wir den Abdruck des Eichmann-Zitats, wie er im Heft #14 im Kontext einer Lenni-Brenner-Lektüre geschah, in verschiedener Hinsicht als schweren Fehler betrachten, in jedem Fall hat es eine konstruktive Auseinandersetzung behindert. Dennoch stehen wir weiterhin hinter der politischen Linie des Artikels „Zum antideutschen Kommunismus“ (s. FA! #14), diffusen Nationalismus und Verbürgerlichungs­tendenzen in politischen Initiativen und Projekten zu kritisieren. Dazu zählt unseres Erachtens eben (leider) auch die omnipräsente, antideutsche Kurzschließerei. Gleichungen wie Holocaust=Shoa, Zionismus=Judentum, Deutschland=Barbarei, USA/Israel=Emanzipation, andere Meinung=falsch gehen auf unseren Rechenzetteln einfach nicht so klar auf. Trotzdem schätzen wir das Engagement und den Elan, mit welchem sich viele politisch Involvierte hier einbringen, um die Erinnerung und Analyse der nationalsozialistischen und faschistischen Vergangenheit des deutschen Staates bewußt zu halten. Gesellschaftliche Veränderung als Ergebnis sozialrevolutionären Handelns kann unseres Erachtens aber nur das Ergebnis konkreter Kämpfe sein. Deshalb unterstützen wir u.a. Genossinnen und Genossen, die sich in Israel um eine kritische Auseinandersetzung mit dem Zionismus bemühen, wie er als staatstragendes Moment propagiert wurde und propagiert wird. Die AktivistInnen innerhalb der deutschen Staatsgrenzen dagegen sind zur radikalen (Selbst-)Kritik und zu entschlossenem Handeln aufgerufen: Gegen Nationalismus, Faschismus, Antisemitismus, gegen deutsche Staaterei und deutsches Kapital.

Ach ja … noch ganz pragmatisch: Die VS-Stelle des Monats muß diesmal wieder entfallen. Grund sind diverse technische und logistische Unzulänglichkeiten, an denen wir weiter arbeiten …

Wir sehen uns am 1. und am 8. Mai

Eure Feierabend!-Redax

P.S.: Das Foto im Vordergrund der Titelmontage wurde von Bruno Barbey an einem 12. Juni geknipst: die letzte Barrikade von 68 in Paris.

Editorial FA! #8

Überall Radikalisierung und Extremismus! Selbst die Sommer sind seit dem 11. 09. 2001 nicht mehr das, was sie mal waren. Wie schon im letzten Jahr hat sich auch diesmal der August etwas besonders Gemeines einfallen lassen, um wieder negativ in Erscheinung zu treten.

Mittlerweile hat es ja eventuell auch der – sicher auch bald für solchgeartete Abnormitäten zuständige – Jahresbericht 2002 des Amtes für Verfassungsschutz geschafft, in einer Druckversion in den bundesweiten Umlauf zu kommen. Selbst die immer zuerst erscheinende Internetversion trat ja, wie auch in den vergangenen Jahren, erst wieder im April/Mai auf den Plan. Deshalb ging es uns in dieser Zeit – neben den Frühlingsgefühlen – wie so vielen nicht ganz staatskonformen Projekten: Die Erwartung von Nebenkostenabrechnung und Verfassungsschutzbericht des Vorjahres sorgte für ein allgegenwärtiges Kribbeln. Für dieses bzw. letztes Jahr hatten wir noch einmal Glück: wir haben die Heizung immer rechtzeitig abgedreht und nicht zu sehr am Sender. Nächstes Jahr kann das natürlich schon wieder ganz anders aussehen. Mit der Verschärfung der Kriminalisierungskriterien, wodurch z.B. antirassistische AktionscamperInnen zu Angehörigen von internationalen Terrornetzwerken (siehe Seite 8) werden, wird dann wohl bald sogar unsere Kultverkaufsstelle SHAHIA mit einer Erwähnung im VS-Bericht rechnen müssen.

Noch ein Wort zu Unpünktlichkeit und nicht haltbaren Endredax-Terminen: wir haben da ja auch so unsere Erfahrungen. Mit der ersten Ausgabe war der FA! noch als Monatsheft geplant, was dann aber mit der von uns propagierten Arbeitsmoral natürlich schlecht zu halten war. Wir empfehlen somit auch dem VS-Bericht, lieber einen 1 1/2-Jahres-Rhythmus anzustreben.

Die Verkaufsstelle des 1-1/2monats ist das tulamahash in der Nonnenstraße, welches sich der Pflege jahrhundertealter afrikanischer Stamm(es)Kneipenkultur verschrieben hat. Am 08. 09. feiert der Laden nun seinen 4. Geburtstag, was natürlich auch wir nützen werden,um dort mal richtig auf ein Jahr Feierabend! die Trommel zu hauen. D.h. für unsere Leserschaft:die einmalige Chance zu nutzen, vorbeizukommen und unsere Lydia beim Stepp(en)tanz bzw. – wenn Ihr lange genug durchhaltet – Francis Murr als Kater am Morgen danach zu erleben. Daß sich unser libertäres Wohlfühlprojekt nun schon seit einem Jahr erfolgreich gegen den Einzug von und durch provate Arbeitsvermittlung bzw. incipito-AussteigerInnen behaupten konnte, erfüllt auch uns mit Stolz, heißt aber auch, daß wir uns und Euch jetzt und hier definitiv nicht auch noch mit irgendwelchen schwülstigen Rückblicken aufhalten werden, sondern nun endlich zum Ernst des Heftes übergehen. Viel Spaß beim Lesen und bloß keine Eiskrem reinschmieren!

Eure FA!-Redax

Editorial FA! #24

…großstadtflair kommt in diesen tagen kaum auf. die meisten redaxlerInnen entfleuchten in entferntere gefilde und die verbliebenen changierten zwischen der option, zu lernen oder als unverwüstliche geburtshelfer der schmalen #24 in die annalen des FA! einzugehen. der im letzten heft angekündigte schwerpunkt emanzipation läßt sich eher zwischen den zeilen lesen als in den überschriften, weil unser aller zeitgeschehen und die anzunehmende schreibfaulheit unserer leserschaft so schwer berechenbar sind.

letztlich mussten auch wir uns endlich eingestehen, dass das leben selbst die spannendsten geschichten schreibt und vorsätze sich im wind der zeit bewegen, weswegen es keinen vorabschwerpunkt gibt. und dennoch haben wir das diesmal ausdauernde sommerloch überlebt und hoffen auf frischen herbstwind um unsere verstopften nasen. für einen blick in den globalen raum gibts neben einem artikel zu „g8“ auch noch ne schmucke beilage „für die menschheit“ vom ya-basta-netz. der alltägliche kampf bleibt hart, weil emanzipation nunmal kein freizeitpark ist, aber herzlich, weil nun doch ein weiteres mal „die propaganda getan“ worden ist – viel spass beim lesen und sonstigen taten wünscht

eure Feierabend!redax.