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Das Vokü-Rezept (FA! #52)

Hey, bei der letzten Ernte im Gemeinschaftsgarten sind urst viele Kürbisse rausgekommen, die wir gern bei einer Vokü verarbeiten würden. Aber immer nur Kürbissuppe ist langweilig. Gibt es da nicht auch noch was anderes?

Herbstliche Grüße, Matze“

Liebe Matze,

klar doch! Kürbisse eignen sich für so viele leckere Gerichte, dass ein ganzer Feierabend! damit gefüllt werden könnte! Hier die Vokü-Idee (für ca. 25 Personen):

Gang 1: Feldsalat mit gebratenem Kürbis

Zutaten:

1,5kg Kürbis

400g Zwiebeln

10 EL Balsamico

10 EL Kürbiskernöl

750g Feldsalat

400g Tofu

5 EL Kürbiskerne, gehackt

Salz

Pfeffer

Kokosfett oder Margarine

Zubereitung:

Kürbis in dünne (ca. 0,5cm) Scheiben schneiden und stückeln. In Fett von beiden Seiten anbraten. Zwiebeln fein würfeln, in Fett dünsten, Kürbis dazu geben. Essig, Öl, Salz und Pfeffer mischen und über den Kürbis geben. Alles eine Stunde ziehen lassen.

Tofu fein würfeln, kurz anbraten, leicht salzen. Feldsalat waschen. Kürbis mit Marinade dazu. Tofuwürfel unterheben. Fertig.

Gang 2: Kürbiseintopf mit Bohnen und Räuchertofu

Zutaten:

1kg weiße Bohnen, trocken

1kg Soja-Schnetzel

4kg Kartoffeln

3kg Kürbis

2kg Lauch

1kg Tomaten, geschält, gestückelt

10 Zwiebeln

5 Zehen Knoblauch

2,5l Gemüsebrühe

2 Bund Majoran

Kokosfett oder Margarine

Salz

Pfeffer

Zubereitung:

Bohnen über Nacht einlegen, kochen bis sie weich sind (frisches Wasser). Soja-Schnetzel einweichen, abgießen. Kartoffel schälen, würfeln und in Salzwasser garen (bissfest). Kürbis entkernen, bei Bedarf schälen und in 2cm-Würfel schneiden. Zwiebeln und Knoblauch fein hacken, in Fett dünsten. Soja-Schnetzel hinzugeben, leicht anbraten. Kürbis unterrühren. Majoran waschen, zupfen und hinzufügen. Tomaten und Brühe dazu und 20 Minuten köcheln lassen. Lauch putzen, in feine Ringe schneiden, dazugeben. Bohnen hinzufügen und 10 Minuten bei geringer Hitze ziehen lassen, immer wieder umrühren. Zum Schluss noch die Kartoffeln dazu, mit Salz und Pfeffer abschmecken, 5 Minuten ziehen lassen. Fertig.

Gang 3: Kürbiskuchen mit Walnuss-Streuseln

Zutaten (für 2 Springformen):

60g Margarine (Alsan – kalt)

160g Walnüsse, gehackt

120g Rohrohrzucker

1 TL Zimt

250g Margarine (Alsan– raumwarm)

300ml Agavendicksaft

400g Kürbisfleisch, gekocht und püriert

Vanille von 2 Vanilleschoten

200ml Soja-Joghurt

500g Mehl

1 Pk. Backpulver

4 EL Sojamehl mit 4 EL Sojamilch

Zubereitung:

Die kalte Margarine mit den Walnüssen, Zimt und Zucker zu einer krümeligen Masse verarbeiten.

Margarine schaumig rühren. Agavendicksaft, Sojamehl mit Sojamilch und Vanille hinzugeben. Kürbis und Soja-Joghurt unterrühren. Mehl und Backpulver einsieben und schnell zu einem glatten Teig verarbeiten.

Den Teig auf zwei Springformen aufteilen. Die krümelige Masse als Streuseln über beide Kuchen geben. Alles für 45 Minuten bei 180 Grad in den vorgeheizten Ofen. Kurz auskühlen lassen. Fertig.

mv

Lyrik

Was ist los, was soll das hier?
Ist das eine Welt noch mehr?
Seht euch an, die ganzen Leute,
diese riesengroße Meute.
Auf Geld sind sie aus,
den großen Erfolg.
Das beste Aussehen
und ach – was solls.
So denken heute alle nur.
Die Welt ist nicht mehr bunt und schön,
grau ist sie,
man kann nichts mehr sehen.
Doch wartet,
es ist noch nicht zu spät,
ein kleiner Funken Hoffnung späht.
Die Menschen sind noch nicht verloren,
sie sind noch nicht ganz eingefroren.
Nun kommt schon her und glaubet mir,
was ändern, das kann jeder hier.

(R!)

HaiKu

Der Staat ruft zum Krieg
Heckler und Koch frohlocken
Oh, Pöbel tritt an!

(carlos)

Die perfekte Welt

Man stelle sich vor, wir lebten in der perfekten Welt.

Alles ist so, wie mensch es sich wünscht.

Aber es gibt keine erstrebenswerten Ziele mehr.

Ist das wirklich ein wünschenswerter Zustand?

Wir schreiben das Jahr 2345 – eine perfekte Zahl, nicht wahr?

Aufgrund ausgefeilter, technisch-soziologischer Rafinessen kann jeder Mensch so leben, wie er es sich wünscht.

Nein, das ist keine Glanzleistung des Kapitalismus…

Wie genau das funktioniert will und kann ich hier nicht verraten. Schließlich handelt es sich um einen Bericht aus der Zukunft!

Umfragen hatten ergeben, dass die perfekte Welt für jeden Menschen anders aussieht.

Detailiertere Befragungen ergaben sogar so große Unterschiede, dass sie nicht auf einem,

vielleicht nicht einmal auf 10 Planeten realisierbar wären.

Allein der Fakt, dass es für jede Menschengruppe – und jeder Mensch ist mindesten einer zuordbar – wiederum Menschen gibt, die deren vollkommene Auslöschung wünschten, schien das Projekt zum Scheitern zu bringen.

Doch – und jetzt verrate ich ein Detail – die Möglichkeit, Menschen zu täuschen, erwies sich hier als sehr hilfreich, wenn auch ethisch-moralische Bedenken aufkamen.

Man mag mir vorwerfen, ich hätte noch nicht beschrieben, wie die Welt – die perfekte Welt – im Jahre 2345 denn nun aussieht.

Nun, die Erde ist immer noch eine „Kugel“, es leben viele verschiedene und ähnliche Menschengruppen auf ihr – also die, die leben wollen, denn die Selbstmordsekten konnten z.T. finale Erfolge „feiern“.

Es wissen aber nicht (mehr) alle voneinander…

Mehr kann ich nicht sagen. Den Rest musst du selber wissen bzw. herausfinden.

Wie?

Stelle dir die Frage: „Wie sähe die Welt aus, wäre sie für mich perfekt?“

(n.o.)

Streit der Körperteile

Ein Körper hatte Langeweile

da stritten sich die Körperteile

gar heftig und mit viel Geschrei,

wer wohl der Boss von ihnen sei.

Ich bin der Boss – sprach das Gehirn,

ich sitz‘ ganz hoch hinter der Stirn,

muß stets denken und euch leiten.

Ich bin der Boss, wer will‘s bestreiten?

Die Beine sagten halb im Spaße,

„Gib nicht so an, du weiche Masse!

Durch uns der Mensch sich fortbewegt,

ein Mädchenbein den Mann erregt,

der Mensch wirkt doch durch uns erst groß, ganz ohne Zweifel, wir sind der Boss!“

Die Augen funkelten und sprühten:

„Wer soll euch vor Gefahr behüten,

wenn wir nicht ständig wachsam wären?

Uns sollte man zum Boss erklären.“

Das Herz, die Nieren und die Lunge,

die Ohren, Arme und die Zunge,

ein jeder legte schlüssig dar:

„Der Boss bin ich – das ist doch klar!“

Selbst Penis strampelte keck sich bloß

und rief entschlossen: „Ich bin der Boss!“

Die Menschheit kann mich niemals missen, denn ich bin nicht nur da zum Pissen.“

Bevor man die Debatte schloß,

da furzt das Arschloch: „Ich bin Boss!“

Hei, wie die Konkurrenten lachten

und bitterböse Späße machten.

Das Arschloch darauf sehr verdrossen

hat zielbewußt sich fest verschlossen –

es dachte konsequent bei sich:

„Die Zeit, sie arbeitet für mich.

Wenn ich mich weigere zu scheißen,

werd` ich die Macht schon an mich reißen.“

Schlaff wurden Penis, Arme, Beine,

die Galle produzierte Steine,

das Herz, es stockte schon bedenklich,

auch das Gehirn fühlte sich kränklich.

Das Arschloch war nicht zu erweichen,

ließ hier und da ein Fürzchen streichen.

Zum Schluß, da sahen‘s alle ein:

„Der Boss kann nur das Arschloch sein!“

Und die Moral von der Geschicht:

Mit Fleiß und Arbeit schafft man‘s nicht.

Um Boss zu werden hilft allein,

ein Arschloch von Format zu sein,

das mit viel Lärm und ungeniert

nichts – als nur Scheiße produziert.

Lyrik

Castor-Oil

In Zeiten des immer größer werdenden Konkurrenzdrucks im Leipziger Blätter­wald muss man sich schon etwas Beson­deres einfallen lassen, um wenigstens ei­nen Teil der Druckkosten wieder in die Kasse zu bekommen. Das incipito legt neuerdings Gute-Laune-Tonträger bei und selbst das Leipziger Amtsblatt kommt meist zusammen mit irgendeinem tollen Zettel, wo man billig seine Pizza ordern kann. …und was tun wir?! Hoch schlugen die Wellen der Redax, was zu tun sei. Anfangsideen wie einen Gutschein für einen warmen Händedruck an Zoro-Tre­sen oder Uni-Imbiss, haben sich aus unterschiedlichen Gründen & Bedenken schnell zerschlagen. Dann kam uns der glorreiche Gedanke einer Kosmetikprobe – Aufbaucreme für Tag & Nacht! Gesagt getan, die entsprechende Geschäftsverbindung war schnell hergestellt. Die preiswertesten Lieferantlnnen kennt immer noch lydia (auch wenn sie sich bei solchen Dingen immer ungern in die Karten schauen lässt) und schon am nächsten Tag, wurden alle Redax-Mitglieder zu einer Nacht&Nebel-Entladeaktion zum Plagwitzer Bahnhof bestellt. Glücklich zurück in den trauten Redax räumen wollte natürlich erstmal jede(r) die auflagensteigernden Wunderpräparate bestaunen bzw. dann sogar am eige­nen Leibe auspro­bieren. Die Unge­duldigsten hierbei waren jedoch nicht, wie vielleicht vorurteilhaft vermu­tet, die doch eher kosmetikkritischen Redax-Damen, sondern ausgerechnet Schachmat kao. Noch ehe ihn irgendjemand zu­rückhalten bzw. die Anwendung der ge­orderten Präparate erklären konnte, hatte er schon drei davon aufgerissen und sich mit einem grunzenden: „Aufbau..Mhm!“ den Inhalt in den Rachen geschoben. Nach einer anfänglichen der Phase der Euphorie, wurde es im Laufe der nächsten Stunde zusehends stiller um un­seren Chef-Rezensionisten und bald dar­auf verabschiedete er sich mit einem et­was glucksigen „Gute Nacht..“

Die anfängliche Sorglosigkeit („So ein bisschen Cremeschlucken hat noch kei­nem geschadet… ich als Kind…“ etc.) war schnell dahin, als kao auch nach einer Wo­che noch nicht wieder auftauchte und schlug gar in helle Panik um, als der Ter­min des Redaxschlusses ohne eine verwert­bare Rezension oder ein Schachrätsel her­ankam. Mittlerweile mehrten sich die Be­denken gegenüber der Aufbaucreme, und so kam es, dass wir uns nicht mehr, wie Anfangs, nur an der schönen bunten Plastikfolie erfreuten, sondern endlich auch einmal begannen die Liste der Inhaltsstoffe kritisch zu beäugen. Nun… was ist eigentlich Castor-Oil?! Groß war das Entsetzen, was sich unser lieber Kol­lege da unwissentlich angetan hat. Sollten wir wirklich einen lieben Freund & Weg­gefährten an die gewissenlosen Machen­schaften von Kosmetikindustrie und Atommafia verloren haben? Wer schreibt in Zukunft unsere Rezensionen? Was hat lydia damit zu tun? …und wo verdammt, steckt der Typ jetzt eigentlich?

The Making Of…

Die Bastelecke

Anstelle eines Fertigproduktes wollen wir uns heute selbst mit der Herstellung eines Kommentars beschäftigen. Dazu benötigen wir vier Zutaten. Man nehme:

1. Aus dem Wahlwerbespot der SPD zur Bundestagswahl:„Seit dem Regierungsantritt haben wir wirklich hart gearbeitet. Mehr Geld für Bildung, bessere Förderung der Familien und natürlich Abbau der Staatsschulden. Aber das reicht mir nicht. Deshalb werden wir dafür sorgen, daß die Steuersätze weiter sinken, insbesondere für die kleinen und mittleren Unternehmen. Das wird die Wirtschaft weiter ankurbeln und wird helfen, mehr Arbeitsplätze zu schaffen.“… oder wahlweise auch „Wir schaffen das.“

2. Aus der Einkommenssteuererklärung für unbeschränkt Steuerpflichtige: „Ich versichere, dass ich die Angaben in dieser Steuererklärung wahrheitsgemäß nach bestem Wissen und Gewissen gemacht habe. Mir ist bekannt, dass Angaben über Kindschaftsverhältnisse und Pauschalbeträge für Behinderte erforderlichenfalls der Gemeinde mitgeteilt werden, die für die Ausstellung der Lohnsteuerkarten zuständig ist.“

3. Zitat Altbundeskanzler Konrad Adenauer: „Was geht mich mein Geschwätz von gestern an.“

4. Aus dem eigenen Bücherschrank nach eigenem Geschmack einen schönen gutabgelagerten alten Krimi. Weniger empfohlen sei etwa Agatha Christie wegen der fehlenden Note des politisch-wirtschaftlichen Eigengeschmacks oder ein Sherlock Holmes, bei dem die Missetaten im Wesentlichen das Werk von Einzelnen sind. Besser wäre da etwas von Raimond Chandler, etwa eine Stelle mit korrupten Politikern, beinharten Cops, dollarschweren Spielbankinvestoren und einem Spielcasinoschiff, dass außerhalb der offiziellen staatlichen Hoheitsgewässer satte Gewinne einfährt.

Der Rest ist ganz einfach: Die so gefundene Stelle auf einen Kopierer legen, ausschneiden und hier einkleben – fertig. War doch gar nicht schwer.

Bleibt bloß noch das blöde Gefühl, sich selbst strafbar gemacht zu haben: Wegen der Unterstützung einer kriminellen Vereinigung am Wahlsonntag.

winnie puh

et cetera

Kunst am Rande der Südvorstadt

Am Ende der Südvorstadt in Richtung Connewitz versteckt sich in der Kantstraße 18 ganz unauffällig das alte Gebäude einer ehemaligen Kunst und Bauschlosserei. Diesen verlassenen Ort nutzten die Mitglieder des Kulturvereins „artpa“, um dort eine Plattform für Kunst, Künstler und die die es werden wollen zu installieren. Seit dem Austellungsbeginn im Oktober 2004 können gerade junge Künstler, ihre Konzepte vorstellen und die verfügbaren Räume nach ihren er­ar­bei­te­ten Programmen ausgestalten und in die Öffentlichkeit tragen. Ziel soll es auch sein,neue Strömungen und Ideen zu fördern und diese ebenso breiten Schi­chten zu eröffnen. Die Mitglieder des Vereins wollen die Ausgestaltung und den Ent­schei­dungsprozess den Künstlern selbst­be­stimmt überlassen und lediglich unter­stützend zur Seite stehen. Das Projekt ist als allgemeinnütziger Verein organisiert und finanziert sich über Spenden, Miet­ein­nahmen für das Atelier und den Cafébetrieb. An der Aufstellung des Programms sind alle Mitglieder gleicher­maßen beteiligt.

Zu Beginn jeder Ausstellung gibt es eine Er­öffnungsfeier, wo neben der Ausstellung auch Livemusik undoder Theater gezeigt wird. Die Ausstellungen selber laufen im 6 Wochen Takt und können immer während der Cafézeiten zwischen 18 und 22 Uhr jeden Mittwoch bis Sonntag be­wundert oder kritisiert werden. Stellt auch die Malerei den derzeitigen Fokus dar, bleibt das Spektrum der Künste nicht da­rauf beschränkt, sondern beinhaltet Kunstformen von Musik, Theater, Photo­gra­phie und Tanz über Lesungen und Film bis Performance und Installation. Dafür gibt es eine Fläche von 680 Quadratmeter mit einem Hof und zwei Gebäudeteilen.

Ver­schiedene gelungene Ver­anstaltungen hat der Ver­ein bisher schon durch­­­­­­­geführt, darunter ei­ne interkulturelle Aus­stellung mit dem Namen Grenzen PassageHorizont, wo u.a. Künstler aus Kroatien oder der Ukraine vertreten waren, sowie Gastspiele von Theatergruppen aus den Connewitzer Kammerspielen oder dem Kulturhaus „Villa“, die im Rahmen des Sommertheaters in der Kantstraße auf­ge­tre­ten sind.

Derzeit präsentiert das Kunstprojekt Kant­straße einen einstündigen Film über das Le­ben und Wirken dreier Leipziger Künstler und einer Band aus Sachsen-An­halt im Rahmen der Veranstaltung „TU!“. Ini­tiiert und Gestaltet wurde das unab­hängige Projekt von hiesigen Filme­machern mit Unterstützung der HTWK Lei­pzig. Im Film werden einzelne In­ter­views mit den Künstlern in eine Rahmen­handlung eingebettet. Der Pro­tagonist ist auf einem Streifzug durch die Stadt und rich­tet seinen Blick auf die In­dus­trie­ro­man­tik Leipzigs. Die Hand­­­­­lung kommt da­­­bei auch ohne Spra­che aus und lässt allein die Bil­der spre­chen, wel­che das manch­­mal schwere Dasein zwischen Stein und Beton ein­fangen ohne im Molochkitsch zu lan­den. Mittendrin werden die ein­zelnen In­ter­viewsequenzen mit den hiesigen Künstlern collagenartig in dramaturgisch zu­gespitzter Form zwi­schen­geschaltet und ge­ben Einblicke in ihr Denken und Schaffen. Die Interviews enthalten Fragen über Gott und die Welt, das Wohin und Wo­her, das Wozu und Warum, eben alle großen Fragen des Menschen. Der Film ver­meidet es, vor­ge­kaute Antworten zu lie­fern die abgespickte Weisheiten ver­mitteln sollen. Darin steckt auch seine Stärke. Er ist ein me­lan­cholischer Blick auf eine Existenz, auf eine Stadt, auf das Leben, auf die Welt. Die mitunter scharfen Schnit­te und weit­läufigen Aufnahmen so­wie die satte musikalische Untermalung fü­gen sich zu einem dichten Gesamtbild, was sich die 60 Minuten Filmlänge auch durch­gängig trägt. Da kann mensch auch ge­­trost drüber hinweg­sehen, dass der Film sei­ne An­kündigung als „Mu­­sik­film“ ni­cht kon­sequent be­die­nen kann, da das Musikalische des Films eher im Hin­ter­­grund bleibt und damit eben „nur“ unter­stützend auftritt. Auch ist teilweise bei der Einarbeitung der Interviews in die Rahmenhandlung keine dramaturgische Fortführung zu sehen, sodass sich bestimmte Teile unnötig strecken. Fazit bleibt aber das der Film sehenswert ist, schon allein, weil mensch, sofern er Leipzig kennt, Stationen im Film wiedererkennt.

Gleich im Anschluss des Films gibt es die Möglichkeit die Werke der Künstler auch live in der Ausstellungshalle der Kant­straße zu begutachten. Die Aus­stellung läuft noch bis 4. 9. und der dazugehörige Film eventuell noch den ganzen Sep­tember über.

Des Weiteren gibt es von 9.9. bis 2.10. eine Ausstellung mit dem Namen „Intro–section“ mit Malereien von Antje Herold und Photographien von Kai Kovacs mit Live-Musik zu Ausstellungsbeginn. Wer am 30.9. die Kantraße besucht, bekommt eine Lesung von Kurt W. Fleming aus seinem Buch „Ein Schwejk in der NVA“ zu hören. Und schließlich findet am 22.9. in der Kantstraße ein Lifekonzert mit dem Sylke Peter Projekt aus Leipzig und den Deti Desti aus Prag statt. Die Kantstraße öffnet jeden Mitt­woch bis Sonntag ihre Tore und lädt zur Auseinandersetzung mit jeder Dimension von Kunst ein.

karotte

www.artpa.de

Jugendumweltkongress

Geht nicht? – Gibt‘s nicht! – Utopien ausprobieren

Der Jukss ist ein Experiment gleich­berechtigten, selbstbestimmten Zusam­men­lebens. Hier begeg­nen sich alle Altersklassen und diskutieren die Themen, die ihnen unter den Nägeln brennen, knüpfen Kontakte, starten gemeinsame Projekte, planen Aktionen, spielen Theater oder Tanzen auf Kon­zerten…

Umwelt umfasst für uns das Geflecht sozialer, wirtschaftlicher, politischer, ökologischer u.ä. Umstände, in denen wir leben. Diese Umstände zu hinterfragen und die vielfältigen Zusammenhänge zu verstehen, sind erste Schritte zur Ver­änderung.

Du kannst auf dem Jukss fast alles erwarten, aber eines bestimmt nicht: ein fertiges Produkt vorgesetzt zu bekommen! Die Gruppe, die den Jukss im Vorfeld geplant hat, gibt am ersten Tag ihre Verantwortung ab. Die organisatorischen Aufgaben werden von den Teilnehmenden selbst übernommen. Zur Entschei­dungs­findung werden verschiedene Me­tho­den ausprobiert.

Für diesen Jukss haben wir das Ober­stufenkolleg Bielefeld – eine staatliche Experimentierschule – gewonnen. Dessen offene Architektur mit Sitzecken, be­pflanz­ten Galerien, Glaswänden, mehre­ren Ebenen und verschieb­baren Trenn­wänden eignet sich her­vorragend für die bunte Vielfalt an Workshops und Diskus­sions­­runden.

Das abendliche Kulturprogramm soll neben dem inhalt­lichen Teil keinesfalls zu kurz kommen: ob Bands, Theater, Akro­ba­tik-Perfomance oder Klampfen­runde… Auch hier sind wieder alle gefragt…

Themenplattformen sollen ein Rahmen sein, der The­men­gebieten wie Selbstorga­nisation, Bildung, Informations­freiheit oder Öko­technologien zu einer intensive­ren Auseinandersetzung verhilft, wie Ausstellungen, Büchertische, Dis­kus­sionen etc. Diese Themen sollen die Vielfalt nicht einengen, sondern erwei­tern! Auch du kannst Work­shops, Er­fahrungs­austauschrunden und Dis­kus­sionen anzetteln, oder Leute einladen, die sich mit einem Thema besonders gut ausken­nen. Dazu musst du keinE Spe­zialistIn sein.

…mehr auf www.jukss.de

Streik around the clock

Kurz nach dem Arbeitskampf der Lon­doner Belegschaft des Catering­unter­nehmens Gate Gourmet auf dem Lon­doner Flughafen Heathrow sind seit dem 7.10.05 nun die Düsseldorfer Arbeiter­Innen im Ausstand.

Knapp sechs Wochen, nachdem der Solidaritätsstreik am Londoner Flughafen Heathrow mit einem Abfindungs­pro­gramm zu Ende ging (FA! #19, S. 16), rumort es erneut bei dem Flughafen­versorger, diesmal in Düsseldorf.

Ähnlich wie in London, wo die Firma Gate Gourmet ihre Personalkosten – durch 667 Kündigungen und Änderungsverträgen mit schlechteren Bedingungen für die restlichen 1400 ArbeiterInnen – senken wollte, geht es auch in Düsseldorf um die Lohnzettel und gegen organisierte Beleg­schaften. Statt einer Lohnerhöhung von 4,5 Prozent, die die DGB-Gewerkschaft NGG (Nahrung Genuss Gaststätten) fordert, schweben dem Management ganz andere Änderungen vor. Lieber sähe man verlängerte Arbeitszeiten, gekürzten Jahresurlaub und reduzierte Zuschlags­zahlungen.

Der bei Redaktionsschluß bereits drei­wöchige Streik zeigt derweil erste Ergeb­nisse: Die Solidarität unter den ca. 90 Streikenden wächst – trotz der Streik­brecher, die aus Frankfurt herangekarrt werden – beständig, da die ArbeiterInnen sich an der Streikkette ohne Schichtdienst und Arbeitshetze begegnen und aus­tauschen können. Kampfgeist ist eben doch ansteckend.

hannah

Zwergenhafte Richtigstellung

So schnell kann es gehen: Eben noch meinten wir, uns mit der Entlarvung des Zwerges als kleinbürgerliches Subjekt („Der innere Zwerg“, FA! 39) auf der höchsten Höhe der Kritischen Theorie zu befinden, ja, das falsche Ganze und den trügerischen Schein der deutschen Gemütlichkeit unerbittlich auf den Begriff gebracht zu haben. Aber Pustekuchen! Auch in diesem Fall war uns der Meisterdenker Theodor W. Adorno mal wieder um Jahrzehnte voraus, wie wir mit tiefer Zerknirschung bemerken mussten. Neben der Strahlkraft der von ihm verfassten messerscharfen Analyse des Hauffschen Märchens „Zwerg Nase“ können wir nur neidvoll erblassen. Aber überlassen wir lieber dem Meister selbst das Wort:

Transzendentaler Schein

Das Subjekt als Ideologie ist auf den Namen der Subjektivität verzaubert wie Hauffs Zwerg Nase auf das Kräutlein Niesmitlust. Ihm wurde dies Kräutlein geheimgehalten; niemals hat er darum die Pastete Souzeraine, die den Namen von Oberherrlichkeit im Verfall trägt, bereiten gelernt. Keine Introspektion allein brächte ihn auf die Regel seiner deformierten Gestalt wie seiner Arbeit. Es bedarf des Anstoßes von außen, der Weisheit der Gans Mimi. Solcher Anstoß ist der Philosophie, und der Hegelschen am meisten, Ketzerei. Immanente Kritik hat ihre Grenze daran, daß schließlich das Gesetz des Immanenzzusammenhanges eines ist mit der Verblendung, die zu durchschlagen wäre. Aber dieser Augenblick, wahrhaft erst der qualitative Sprung, stellt einzig im Vollzug der immanenten Dialektik sich ein, die den Zug hat, sich zu transzendieren, nicht durchaus unähnlich dem Übergang der platonischen Dialektik zu den ansichseienden Ideen; schlösse Dialektik total sich zusammen, so wäre sie bereits jene Totalität, die aufs Identitätsprinzip geht. Dies Interesse hat Schelling gegen Hegel wahrgenommen, und sich damit dem Spott über Abdikation des Gedankens sich dargeboten, der zur Mystik flüchte. Das materialistische Moment in Schelling, der dem Stoff an sich etwas wie treibende Kraft zuschrieb, mag an jenem Aspekt seiner Philosophie teilhaben. Aber der Sprung ist nicht zu hypostasieren wie bei Kierkegaard. Sonst verlästert er der Vernunft. Dialektik muss sich einschränken aus dem Bewußtsein von sich selbst heraus. Die Enttäuschung darüber jedoch, daß gänzlich ohne Sprung, in eigener Bewegung, die Philosophie aus ihrem Traum nicht erwacht; daß sie dazu dessen bedarf,was ihr Bann fernhält, eines Anderen und Neuen – diese Enttäuschung ist keine andere als die des Kindes, das bei der Lektüre von Hauffs Märchen trauert, weil dem von seiner Mißgestalt erlösten Zwerg die Gelegenheit entgeht, dem Herzog die Pastete Souzeraine zu servieren.“

(T.W. Adorno, Negative Dialekik)